blatt Mk. 1.40 frei ins Hauß. urger Altgemeiner Anz erſcheint jeden Dienstag unb Freitag Abend. Neeis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhallung Fit die Redaktion verantwortlich: Karl Noliter, Ladenburg. 5 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus- Zeile oder deren Na 10 Pfg., Lokale Geſchüfts⸗ und Privatanzeigen 8 Pfg. Samſtag den 17. Sepfember Torpuszeile, Neelamen 20 Pfg. 1892 Politiſches. Karlsruhe, 17. Sept. Das jüngſte freu dige Ereignis in der Familie unſeres Kaiſers, die in den frügen Morgenſtunden des Dienſtag erfolgte glackliche Geburt einer Prinzeſſin, iſt in weiten Kreiſen unſeres Volkes mit beſonders herzlicher Teil⸗ nahme begrüßt worden. Man weiß ja, daß es der Oieblingswunſch der erlauchten kaiſerlichen Eltern War, ſich auch eines Töchterchens erfreuen zu dürfen, ein Wunſch der nunmehr durch des Himmels Gnade in Erfadung gegangen iſt, das hochwillkommene Er⸗ eignis wurde der Bevölkerung Berlins durch Abgabe der üblichen 36 Salutſchüſſe ſeitens der zu dieſem Zwecke eigens in Berlin zurückbehaltenen Garde ⸗ Feld⸗Artillerje⸗Batterie kundgegeben. Für die Ein⸗ wohnerſchaft der zweiten Reſidenz Potsdam geſchah das Gleiche durch die Geſchütze der Matroſenſtation dei Potsdam. Die Mitglieder der königlichen Familie ſowie die verwandten und befreundeten Höfe wurden dom Kaiſer telegraphiſch von der Geburt der erſten Aallerlichen Prinzeſſin in Kenntnis geſetzt. Die Bul⸗ 225 2 letins über das Befinden der hohen Wöchnerin wie rt f. Wer dasjenige der neugeborenen Prinzeſſin lauten Seim u andauernd günſtig. i N — In der brennenden Frage der Seuchenab⸗ * 7 weir ſind fitens des Reichskanzlers endlich die keſten entſchiedenen Schritte erfolgt. Zunächſt hat Heaf Capri auf Grund von Att. 4 der Reichs⸗ 2 8 verfaſſung (Oberauffichtsrecht des Neiches in Sachen des Medizinalweſens) ein Reichskommiſſar für die Geſundheitspflege im Stromgebiete der Unterelbe in der Perſon des preußiſchen Oberregierungsrates v. Richthofen ernannt. Derſelbe iſt angewieſen worden, unberweilt mit den Behörden derjenigen Amtsbezirke, welche durch ſeine Thätigkeit berührt werden, in Verbindung zu treten. Hoffentlich wird die Wirk⸗ ſamkeit des neuen Reichskommiſſars den auf ſie ge ſetzten Erwartungen entſprechen. Weiter aber iſt das Reichsgeſundheitsamt vom Reichskanzler mit der Ausarbeitung eines Reichsſeuchengeſetzes beauftragt worden, eine Maßregel, die man nur mit aufrich⸗ tigſter Genugthuung begrüßen kann, die ſchauder⸗ haften Zustände in Hamburg haben gezeigt, wie dringend nötig wir in Deutſchland eine reichsgeſetz⸗ liche, alſo einheitliche Regelung der Abwehr von Menſchenſeuchen haben. Verſchiedenes. — Ladenburg, 15. Sept. Heute begann in der Höheren Bürgerſchule das neue Schuljahr. Von den neu angemeldeten Schülern konnten 37 aufgenommen werden. Die Schule wird nunmehr von 141 Schülern beſucht, einer Zahl, die ſeit 19 Jahren nicht mehr erreicht wurde. — Mannheim, 15. Sept. In Rhein⸗ gönnheim ſchlug bei dem früh um 5 Uhr niederge⸗ gangenen Gewitter der Blitz in die Scheune des Ackerers L. Gimy und zündete, dieſelbe brannte voll⸗ ſtändig nieder. Die Flammen ergriffen auch die an⸗ grenzende Scheune des Ackerers Chriſtoph Frey, welche ebenfalls in ganz kurzer Zeit vollſtändig ein Raub der Flammen wurde. Die beiden Scheunen waren mit Erntevortäten, reichlich gefüllt und iſt in⸗ folge deſſen der Schaden ein ſehr bedeutender. Handſchuhsheim, 14. Sept. In der Gartenwirthſchaftslaube des Gaſthauſes zum „grünen Hof“ (Befitzer Herr Ziegler) find zwei ſtöcke, 29 Jahre alt, welche einen Raum von 135 qm einnehmen und dieſes Jahr 11,000 Trauben ſog. Iſabella haben und jetzt reif find. — Karlsruhe, 11. Sept. Ein reicher Ham⸗ burger, der im Süden weilte und auf der Heim⸗ relſe begriffen war, ſchrieb unterwegs an ſeine An⸗ Trauben⸗ gehörigen nach Hamburg; er erhielt keine Antwort, auch auf Telegramme nicht. Er wandte ſich an einen Freund und erhielt hierher in eines der erſten Hotels die betrübende Antwort, daß ſeine ganze Familie, Frauund 2 Töchter an der Cholerageſtorben ſel. — Pferdeverlooſung in Baden⸗ Baden. Es wird wiederholt darauf auſmerkſam gemacht, daß die Gewinner von Stutfohlen in der vom Internation⸗ alen Trabrenn⸗Comite in Baden⸗Baden veranſtalteten Pferde⸗Lotterie falls ſte die Fohlen nicht behalten wollen, di⸗ſelben mit Sicherheit preiswürdig in der am 26. September ſtattfindenden Auction abſetzen löͤnnen. da bereits eine größere Anzahl von Käufern für die Fohlen ſich gemeldet haben und vorgemerkt find. Von einem Verkauf der Fohlen ſeitens der Gewinner vor der Auction iſt deshalb dringend abzurathen. Rimbach, i. O. Am 1. und 2. Oktober d. J. findet dahier eine Viehſchau abgehalten von dem landw. Verein der Provinz Starkenburg, ſtatt, welche eine recht zahlreiche Beteiligung erwarten läßt. In Verbindung mit dieſer Viehſchau veranſtaltet der landw. Bezirksverein Heppenheim gleichzeitig eine Ausſtellung landw. Erzeugniſſe und Hilfsſtoffe, zu welcher bereits zahlreiche Anmeldungen vorliegen. Ebenſo wird eine Verlooſung abgehalten, die zahl⸗ reiche, recht wertvolle Gewinne in Ausſicht ſtellt. Vooſe, das Stück zu einer Mark, können vom landw. Bezirksverein Heppenheim bezogen werden. Wiederverkäufer erhalten auf je 10 Looſe ein Frei⸗ loos. Wie aus dem nunmehr veröffentlichten Schau⸗ programm hervorgeht, werden nur Thiere, welche der Zuchtrichtung des Ausſt llungsbezirks entſprechen, prämirt. Für Rinder wird gefordert: ein milcher⸗ giebiges, maſt und arbeitsfähiges Rind mit einem den wirtſchaftlichen und Bodenverhältniſſen des Aus⸗ ſtellungsbezirks angepaßten Gewicht und der Form, Hin Sieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann. Die Infoſſen der Equſpage waren wirklich Herr von Ende und beſſen Tochter. Dieſer Edelmann war n Alterer ehrwürdiger Herr mit grauem Haare und Hatte und ſehr feinen Manleren. Schon auf den keſten Blick erkannteman in ihm den ehemaligen Offizier, denn er konnte in Gang, Haltung und Sprach weiſe den Militär nicht verleugnen. Eine zierliche, lieb⸗ liche Etſcheinung war die Tochter des Herrn von Ende, fie trug indeſſen einen Schleier, ſodaß Baron Andberg iür anmutiges Antlitz nicht genau ſehen konnte. Aber er bewunderte im Stillen das feine Pofft und das goldig ſchimmernde Haar der jungen Dame. Der Klang ihrer Stimme und ihr unge⸗ Jwungenes natürliches Weſen bezauberte den jungen Baron, welcher der jungen Dame galant den Arm geboten hatte und ſie in das Schloß geleitete, bald derartig, daß er anfing, den glücklichen Bräutigam des Fräuleins von Ende zu beneiden. Auch der o ſtreng blick nde, aber ſehr jovial plaudernde Herr don Ende gefiel dem Baron ſehr gut. Das Frühſtück, welches Lindberg den Herr⸗ casten im Erkerzimmer des Schloſſes anbot, lehnten dieſelben höflich ab, da fie bereits gefrühflückt hätten, e Kanten nur ein Gläschen Portwein, um der R Gaſtfreundſchaft des Barons genüge zu thun, und wünſchten dann das Schloß und die dazu gehörigen Befttzungen zu befichtigen. Baron Lindberg machte zuvorkommend ſelbſt den Führer und der biedere Schloßverwalter Werner ging immer voraus, um ſeinen Herrn bei der Führung zu unterſtützen. Das Sch oß gefiel den Herrſchaften ſehr gut und ganz beſonders gefeſſellt ſchien Fräulein von Ende von dem Ahnenſaale, von welchem ſie ſich gar nicht trennen konnte, und immer und immer wieder die alten Bilder der lindberg' ſchen Ahnen in Augenſchein nahm. Dann beſichtigte man die Gutswirtſchaft, wo hauptſächlich Herr von Ende mit dem Inſpektor ſorgfältige Prüfung vornahm, während Fräulein von Ende ſich von dem Baron den Park und die Faſanerien zeigen ließ. Hierauf unternahmen die Herrſchaften zu Wagen einen Ausflug, um die Wälder und Felder zu befichtigen. Herr von Ende inſpicirte dann auch noch mit dem Schloß verwalter die zu dem Ritter⸗ gute gehörigen induſtriellen Anlagen und der Baron unterhielt während dieſer Zeit das Fräulein über die Reize der Umgebung. Sehr gefeſſelt von dem Weſen und der Erſcheinung der jungen Dame und beſtrebt, ihre nähre Bekanntſchaft zu machen, wagte dann Lindberg die Frage: „Sie find verlobt, gnädiges Fräulein, ich richtig unterrichtet bin und Ihr Herr Vater wenn wünſcht Schloß Lindberg für Ihren Herrn Bräu⸗ tigam zu kaufen.“ „Verlobt bin ich gerade noch nicht,“ erwiederte die junge Dame erröthend, „aber es iſt ein Lieb⸗ lingsplan meines Vaters, daß meine Verlobung mit einem gewiſſen Herrn, deſſen Namen ich jetzt nicht nennen datf, ſtattfinden ſoll, und da mein Vater, der Meinung iſt, daß nach der Verlobung bald Hoch⸗ zeit gemacht werden muß und mein zukünftiger Bräutigam nicht gerade mit Glücksgütern geſegnet iſt, ſo will mein Vater ſchon itzt eine ſchöne Be⸗ fitzung kaufen, welche vielleicht im Herbſt dann unſer Eigentum werden ſoll.“ 5 5 „Das iſt ja ſehr großmütig und edel von Ihrem Herrn Vater gedacht,“ bemerkte Baron Lindberg. „Dieſe Beſitzung wird wohl auch Ihrem künftigen Gatten gefallen.“ „Das hoffe ſch wenigſtens,“ erwiederte Fräu⸗ lein von Ende lächelnd. „Aber Herr Baron,“ fuhr die Dame naiv wie ein Kind plaudernd fort, „ich glaube gar nicht recht daran, daß Sie uns dieſe ſchöne Befitzung wirklich verkaufen wollen. Der Kauf wird Ihnen wohl leid thun.“ Dem Baron brachte dieſe treuherzige Aeußer⸗ ung des Fräuleins in einige Verlegenheit, doch er ſagte, ſich raſch faſſend: „Bedauern muß ich es aller dings, verkaufen zu müſſen, ich habe aber zu viele Schulden. Meine Ingend, mein Leichtſinn machten aus mir einen ſchlechten Wixrtſchgfter. Bekomme ich