blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. 7 für Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Moliter, adenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Politiſches. Ladenburg, 9. Sept. Der Kaiſer hat auf Grund von Vorträgen des Reichskanzlers, des Staatsſekretärs im Reichsamte des Innern und des merkorps in Anbetracht der Chaleragefahr aus⸗ plenten Reiſen des Kaiſers nach Coblenz und Metz unterbleiben. Der Statthalter der Reichslande hat . afſermanndver ſei erfolgt, weil Sr. Majeſtät in warmer landes väterlicher Fürſorge für das Wohl der Bevölkerung vermieten wiſſen wolle, daß durch das Zuſammenſtrömen der patriotiſchen Bevölkerung Gefahr für ihre und ihrer Famlien Geſundheit entſtehe. Seiner Majeſtät bedaure ſchmerzlich, die zugedachten Huldigungen der braven lothringischen 155 nN Bevölkerung nicht entgegennehmen zu können. — Schon wiederholt iſt im Verlaufe der berzogz gegenwärtigen Choleraepdemie in Hamburg in der Piiſſe die Vermutung ausgesprochen worden, daß 1 die hierüber amtlicherſeits mitgeteilten Z ffern, ſpeziell 6 was die Zahl der Toden anbelange, der Wirklichkeit Ju Fire nicht entipeäch⸗n, ſondern hinter derſelben weit zu. 1 kückbleiben. Nun erklärt das „Hamb. Fremdenblatt“ unter Zahlennachweis, daß ſeit dem 20. Auguſt Privaten, reſp. von Aerzten nicht als Choleraleichen gemeldet und daher nicht veröffentlicht wurden. Die amtlichen Cboleraliſten ſeien daher wertlos, doch Nen hierbei das Medizinalbureau keine Schuld zu reffen. der Cholerakommiſſion des Senats und der Bürger⸗ zufallen haben. Infolge diſſen werden auch die ge⸗ im kalſetlichen Auftrage die Abbeſtellung der großen NMannöver in Lothringen öffentlich bekannt gemacht. Die Kundgebung betont, dieſer Verzicht auf das tund Zweitauſend an der Cholera Geſtorbene von Die Sache iſt offenbar richtig, denn von ſchaft iſt der Vorſtand des ſtatiſiſſchen Bureaus der Steuerdeputation beauftragt, ſämtliche bisher ver⸗ ö öffentlichte Zahlen über Erkrankungen und Todes⸗ N N fälle an Cholera einer Rev ſion zu unterziehen und Kriegsminiſters verfügt, daß die Kaiſermannödver beim 8. (eheiniſchen) und 16. (lothringiſchen) Ar⸗ dann an Stelle des Medizinalbureaus die Cholera⸗ meldungen zu erſtatten. Der Vorſtand hat ſich ſchleunigſt der ihm gewordenen Aufgaben unterzogen und feſtgeſtellt, daß bis zum Abend des 6. S ptem⸗ ber in Hamburg rund 5000 Perſonen an der Cholera geſtorben find. Und noch der am Morgen des 6. S plember bekannt gegebene Cholerabericht des Medizinalbureaus ſprach von nur 2940 Toden während der bisherigen Choleracpidemie. Hoffentlich wird dieſe Reformm im Meldeweſen auch Ordnung in das Chaos der ſich widerſprechenden Hamburger Mitteilungen über die täglichen Cholerafälle bringen. So wird z. B. für Sonntag die Zahl der neuen Cholerakranken auf 296, diejenige der Choleratodten auf 180 Tode in einer Depeſche vom 6. S'ptember angegeben. Unmittelbar hinterher aber beziffert die⸗ ſelde Depeſche die am letzten Sonntag in Hamburg an der Cholera Erkrankten auf 304 und die Ge⸗ ſtorbenen auf 214 — woher dieſer W derſpauch und wo liegt da die Wahrheit? Nun kommt aber noch ein amtlicher Cholerabericht vom 6. Sept mber der für Sonntag wiederum ganz andere Ziffern enthält, nämlich 674 Choleraetkrankungen und 264 Cboleratodesfälle, ſollte vielleicht letzterer Bericht Recht behalten? Im Uebrigen waren noch am Dienſtag in Hamburg 1300 Choleraleichen laut amtlicher Meldung unbeerdigt, woraus auf's Neue die entſetzlichen Zuſtände erhellt, die in der ſchwer⸗ geprüften Stadt durch die furchtbare Seuche hervor ⸗ gerufen worden find. — Die Frage des geplanten handelspolitiſchen in Fieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann 7. ich glaube Sie zu verſtehen,“ ſagte ſie dann mit ihrer ſympathiſchen Stimme. „Sie find früh Efſte e. berwaſſt, Ihr Befitztum wurde lange Z it von fremden bands fab Händen verwaltet. Sie waren auch lange Zeit nicht dort, Sie beſitzen für Ihr Rittergut nicht das won⸗ geit nige Heimatsgefühl, es fehlt Ihnen dort das Trau⸗ liche, Fe ſſelnde.“ „O, wie Sie mir aus dem Herzen ſprechen, 1 en gnadiges Fräulein!“ rief Brunner erregt. „Ja, Sie 0 fühlen, was mir fehlt.“ fuhr er leidenſchaftlich fort . und die günſtige Gelegenheit benutzend. „Soll ich 0 ie mit wenigen Worten ausdrücken, und darf ich 1 Dhnen gegentber offen ſein, ſo muß ich ſagen, daß ö mir eine brave, gute Frau fehlt für meine Beſttz⸗ 1 ung, für mein vereinſamtes Herz und für mein in be. den letzten Jahren ſehr öde gewordenes Junggeſellen⸗ 10 leben. a * Erſchrocken über den leidenſchaftlichen Ton in Brunners Stimme ſah dieſen die junge Dame 175 ſtaunend an. Brunners große braune Augen begegneten ſich voll und klar mit ihren lieblichen blauen Augen⸗ ſtetnen und ſie ſah verwirrt zu Boden. Dann er- widerte fie leiſe mit zitternden Lippen; 3 inen Capalier, wie Si Baron. Jexx 0 „O, theuerſte Hedwig, Sie hat fich vielleicht wird ſich ja wohl eine Frau finden.“ ſchon gefunden, denn Sie, wenn Sie 7 2 Brunners Stimme ſtockte und Hedwigs Hand leidenſchaftlich erfaſſend fuhr er endlich fort, „wenn Sie mich glücklich machen und meine Frau werden wollen?“ „Das Antlitz der jungen Dome erglühte purpur⸗ rot und der zärtlichſte Blick ihrer blauen Augenztraf ſich mit denen Brunners, aber ihre Oppen blieben ſtumm, denn dieſe Erklärung Brunners war ihr ſo plbtztich gekommen, „O, um Gotteswillen, reden Sie, tbeuerſte Hedwig, erhören Sie mich, ſagen Sie nicht nein, ich glaube feſt daran, daß wir ein glücklich s Paar werden,“ rief jetzt Brunner in einer wahren Seelen⸗ angſt, denn in ſeiner Aufregung hatte er den zärt⸗ lichen Blick Hedwigs, der ihm ſeine glückliche Werb⸗ ung verraten, überſehen. ö „Ich will Ihre Frau werden und Ihnen mit Gottes Segen zu einem häuslichen Glücke verhelfen,“ erwiderte endlich die junge Dame mit bebenden Lippen und reichte Brunner ihre zarte rechte Hand, welche dieſer mit heißen Küſſen bedeckte. Dann umarmte er das geliebte Mädchen und rief freudetrunken: „Du biſt alſo meine liebe Braut, Hedwig!“ „Aber noch fehlt die Einwilligung meiner Eltern, Herr Baron,“ ſagte das junge Mäochen leiſe und zärtlich, „reden Sie ſo bald als moglich mit meinem Samſtag ben 10. September des Großherzogs allüberall im Lande und im Reiche Abkommens zwiſchen Deutſchland und Rußland Vater, ich hoffe, daß er unſerem Glück kein Hinder⸗ auch eine Beichte abzulegen, denn meine lange Jung⸗ geſellenwirtſchaft iſt für meine Vermögensverhältn ſſe 1892 kann endlich einen nicht unwichtigen Fortſchritt ver⸗ zeichnen. Laut einer Meldung aus Petersburg wird daſelbſt in den allernächſten Tagen die zur Berat⸗ ung der zwiſchen Deutſchland und Rußland ſchwe⸗ benden wirtſchaftlichen Fragen eingeſetzte Commiſſion beſtehend aus dem Finanzminiſter, dem Miniſter des Innern, und der Domainen, ſowie dem Mini⸗ ſter des Auswärtigen, zu ihrer erſten Sitzung zu⸗ ſammentreten. Da Herr v. Giers zur Z'it auf franzöſiſchem Boden weill ſo wird ihn vermutlich Herr Schichkin, der gegenwärtige intermiſtiſche Leiter des Petersburger Auswärtigen Amtes, auch bei dieſen Commiſſionsberatungen vertreten. Den Gegen⸗ ſtand derſelben werden wohl die inzwiſchen nach Petersburg gelangten deutſchen Forderungen bilden. Karlsruhe 9. Sept. Am heutigen Tage begeht das badiſche Volk die Wiederkehr des Geburts⸗ feſtes ſeines erhabenen Landesfürſten. a Wie vor wenigen Monaten anläßlich der Feier des vierzigjährigen Regierungsjubiläums Sr. K. die Verehrung und Liebe, welche dem weiſen Herr⸗ ſcher aus erfülltem Herzen entgegengebracht wird, zum erhebenden Ausdruck gelangt iſt, ſo gedenkt auch auch an dieſem Tage das badiſche Volk der Seg⸗ nungen, welche die Regierung dieſes edlen Fürſten in reichſter Fülle über ſein Land und ſeine Unter⸗ thanen gebracht. Soweit die deutſche Zunge erklingt, ſchlagen unſetem Füeſten die Herzen entgegen, wird Groß ⸗ herzog Friedrich von Baden als das hehre Vorbild eines weiſe waltenden Herrſchers geprieſen, und ſeine thatktäftige Mitarbeit an der Wiedergewinnung des großen, die deutſchen Stämme in unaufloͤslicher Einigkeit verbindenden Reiches gefeiert. In die Tafeln der Geſchichte bleibt für immer ⸗ niß bereiten wird,“ „Ja, noch heute werde ich mit Deinem Vater ſprechen, meine liede Hedwig. Er iſt mein alter Freund und Goͤnner und wird mir meine Herzens⸗ bitte wohl nicht abſchlagen. Freilich habe ich ihm nicht gerade günſtig geweſen.“ „Wenn wir beſcheiden und einfach auf Ihrem Gute Elzberg uns einrichten, dann werden wir ſchon unſer Auskommen finden. Meine Mutter iſt eine gute Wirthſchafterin uud ich glaube, daß ich auch etwas von ihr in dieſer Hinficht gelernt habe.“ „Ja, Du liebes Mädchen ſollſt mein Schutz ⸗ geiſt nunmehr ſein,“ entgegnete Brunner beinaye mit Rührung. „Du ſollſt mich vor den Thorheiten des Junggeſellenlebens bewahren, aber nun bitte ich Dich auch ein für alle Male, Hedwig, nenne mich Du, wie es ſich zwe ſchen Verlobten ziemt, ich kann es nicht mehr ertragen, daß Du mich Sie und Herr Baron nennſt, ich heiße für Dich Eduard.“ „Ich werde es verſuchen,“ erwiderte holdſelig errötend das junge Mädchen, „aber ich werde mich wohl noch öfters verſprechen mein Glück iſt zu neu.“ „Im Triumph möchte ich Dich mein liebes Bräutchen nach dem Herrenhauſe führen,“ rief dann Baron Brunner, „aber es ſchickt ſich noch nicht, ich babe noch nicht mit Deinem Vater geſprochen und