N erſo⸗ klatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ für Sadenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Nau 10 Pfg., Lokale Geſchüfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Ar. 72. ate bil - Miktwoch den 7. September 1892 Volitiſches. Berlin, 5. Sept. Kaiſer Wilhelm wohnte am Freitag Vormittag dem Manöver des Gardecorps in der Gegend von Hygrütz bei und reißte dann Mittags üder Hargard nach Swinenmünde weiter. Bei der Keitick auf dem Manöverfelde hatte der gllethöchſte Kriegsherr dem commandirenden General b. Meerſcheid“ Hülleſchem gegenüber ſeine volle Zufriedenbeit mit der Haltung der Truppen, ſowie ſeine Freude darüber, gerade am Sedantage, bei denſelden verweilt zu haben, ausgeſprochen. Sofort nach der in der fünften Nachmittagsſtunde erfolgenten Ankunft in Swinenmünde begab ſich der Kaiſer an Bord des „Kaiſeradler“ und fuhr ſpäter mit dem „Meteor“ dem bei Heringsdorf ankernden, aus nicht weniger als 51 Kriegsſchiffen beſtehenden Mandver⸗ ſchwader entgegen. Am nächſten Tage nahm der Noiſer über dieſe überaus ſtattliche Flotte die Parade ab. Seine Rückkehr naz) Potsdam von der Flotten ⸗ beſchlgung wurde im Laufe des Montag erwartet. unt u 88 10 0 . 300 . offieiel am 26 9. i ja ein Unglück, wenn er der Comteß würde,“ entgegnete der — Der Rath der Stadt Leipzig giebt öffent⸗ lich bekannt, daß die dieſijähriger Michaelis Meſſe S ptemberf beginnt und am 15. Oktober entdigt. Angeſichts der drohenden Cho⸗ eragefahr muß indeſſen noch immer angenommen werden, daß dieſe Bekanntmachung nur eine formale deutung beſitzt and daß die Leipziger Meſſe diesmal doch unterbleibt. Andernfalls würde der Lelpziger Rath eine geradezu ungeheuerliche Verant⸗ workung auf ſich laden, wellte er trotz der Cholera⸗ gefahr die Abhaltung der Meſſe wirklich geſtatten. Berlin, 5. Sept. Dem neuen Cabinet Glad⸗ done in England droht plötzlich eine ernſte Ver⸗ wicklung mit Rußland, was bei der bekannten Hineigung Gladſtones zu Rußland eine überaus Aittere Pille für den „grand old man“ wäre. In Sibirien ſollen nämlich engliſche Schiffe beſchlagnahmt und ihre Beſatzungen grauſam behandelt worden ſein. Die deshalb entrüſt te öffentliche Meinung Englands verlangt die ſofortige Entſendung briti⸗ ſcher Kriegsſchffe nach Sibirien, um Genugthuung wegen dieſer Vorgänge zu erzwingen. Ia Londoner politiſchen Kreiſen bezeichnet man den Zwiſchenfall als ernſt es wird ein energiſches Auftreten des Cabinets Gladſtone erwartet. Wien, 5. Spt. Die offic dien Blätter kün⸗ digen heute di: Verlobung der Peinz'ſſin Elementine von Belgien, jüngſten Tochter des Königs Leopold, mit dem muthmaßlichen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand d'Eſte, dem älteſten Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, Bruders des Kaiſers an. Verſchiedenes. Ladenburg, 5. Sept. Nach Mitteilung der Direction der Main- N ckar⸗Bahn werden ſämmt⸗ liche Durchgangswag en, welche bisher zwiſchen Frank⸗ furt am Main und ſchweizeriſchen bezw. italieniſchen Stationen verkehrten, nur noch bis an die ſchweizer⸗ iſche Grenze befördert. An den Grenzſtationen iſt deshalb Umſteigen erforderlich. Der zwischen Hamburg und Baſel bisher be⸗ förderte Durchgangswagen iſt ſchon ſeit mehreren Tagen ausgefallen. Ladenburg, 6. Sept. hier ein Stromer durch die reitende Gensdarmen verhaftet und nach Mannheim abgeführt. Derſelbe wurde in der Nähe der. Stadt von dem Gensdarmerie nach ſeinen Papieren befragt, ſtatt dieſelben abzu⸗ geben, ergriff er die Flucht, wurde aber wieder er⸗ griffen. Jedenfalls hat derſelbe kein gutes Gewiſſen. — Hopfenbauausſtellung Schwetzin⸗ gen. Das Komitee der bad. Hopfenausſtellung in Lin Sieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann. Bel ihm iſt jeder Tag ein Feſttag, jeden Tag braucht er ſopſel wie andere beſcheidenere Edelleute in einem Monat, und wenn er am Rande des Bankerottes ſeht, wenn er nicht weiß, wie und wo er einen anderen Rettungsweg finden lann, dann wird er ſich erinnern, daß er eine reiche Couſine hat, deren Hand er bekommen kann, ſobald er ſeine Hand danach aus⸗ fteeckt, und dann wird es eine lustige Hochzeit auf Schloß Kronburg geben. Glauben Sie mir das, mein lieber Herr Adminiſtrator! Das heißt, ich rede nur im Vertrauen zu Ihnen und bitte, der Comteß keine Silbe davon zu ſagen.“ Dem biederen Körner wurde es eiskalt und dann wieder heiß vor der Stirn bei dieſer ſchon ungsloſen Kritik des Barons Lindberg und er wurde einige Augenblicke ganz verlegen. „Wenn Baron Lindberg wirklich ein ſo leicht⸗ finniger Lebemann iſt, wie Sie ihn ſchildern, ſo wäre Gemahl unſerer Adminiſtrator dann erregt. „Im Uebrigen glaube ich auch, daß noch andere Gründe vorhanden find, daß Comteß Bertha und Baron Franz kein Paar werden.“ nicht weiter ein. Heute Mittag wurde f Schwetzinpen hat im Einverſtändniß mit der Großh. Regierung und dem Deutſchen Hopfenbauverein be⸗ ſchloſſen, von einer Ausſtellung in dieſem Jahre abzuſehen und dieſelbe auf nächſtes Jahr zu ver⸗ ſchieb en. Die Gründe, welche die Maßnahme beſtimm⸗ ten, find einerſeits die durch die große Trockenheit eingetretene Feühreife der Hopfen, in Folge deren di? Hopfenanlagen ſo raſch wie möglich geräumt werden mußten, und auf die Pflücke und Behand⸗ lung des Hopfens nicht die fonſt übliche Sorgfalt verwendet w'rden konnte, wodurch das Bild der Leiſtungsfähigkeit des badiſchen Hopfenbaues nach⸗ theilig verſchoben worden wäre; anderſeits konnte es bei der unſichern Preislage den Ausſtellern nicht zugemuthet werden, ihte Hopfen bis zu dem Aus⸗ ſtellungstermin aufzuheben. Das Komitee ſpricht hiermit nochmals allen, die Beiträge gezeichnet oder zur Ausſtellung ange⸗ meldet haben, öffentlich ſeinen Dank aus und giebt ſich der Hoffnung hin, daß der nächſtjährigen Aus⸗ ſtellung dasſelbe lebhafte allſeitige Intereſſe entge⸗ gengebracht werde. Die dom Deutſchen Hopfenbau verein in Aus⸗ ficht genommene öffentliche Verſammlung mit einem belehrenden Vortrage über Hopfenbau und die Ziele des Deutſchen Hopfenbauvereins findet am Sonntag den 25. September, Nachmittags in Schwetz ngen ſtatt. An dieſelbe ſchließt ſich dann am Montag 26. September die Ausſchußfitzung des Deutſchen Hopfen⸗ bauvereins. Neuenheim, 3. Sept. In tiefe Trauer wurde geſtern unerwartet ein her in der Brücken⸗ ſtraße wohnende angeſehene Familie verſetzt. Die Frau des Hauſes war in der Küche beſchäftigt, ne ben ihr ſpielten ihre beiden Kinder, ein Knabe von 4 und ein Mädchen von 1⅛ Jahren. Plötzlich wurd⸗ über dieſe Gründe erfahren, um ſeinem Freunde dem Baron Lindberg, entſprechende Mitteilung machen zu können, aber der kluge Körner ging auf dieſes Thema Er wendet ſich zu den Damen ließ ſich von ihnen in dem Parke die neueſten Produkte der Kunſt⸗ des Hauſes und herumführen und gärtnerei zeigen. Dann ſetzten ſich die Herrſchaften zur Abend- tafel, bei welcher auf Anordnung des Hausherrn Baron Brunner zur Rechten der Tochter des Hauſes und der Adminiſtrator an der Seite der Frau von Katten ſaß. Die Unterhaltung war ſehr lebhaft und die Damen lenkten das Geſpräch bald auf die befremd⸗ liche Thatſache, das Comteß Lindberg allen Freie rn Körbe gebe und entſchloſſen zu fein ſchiene wie einſt Königin Eliſabeth von England unvermählt durch das Leben zu gehen. „Die Comteß iſt vielleicht von übermäßig fiolzem MWeſen und männlichem, ſelbſtſtändigem Geiſte,“ bemerkte Brunner, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. 5 „O, dies iſt durchaus nicht der Fall,“ er⸗ widerte Frau von Katten eifrig, „Comteß Bertha ift vielmehr eine ſanfte, liebenswürdige und für ihren hohen Rang und ihren großen Reichtum ſehr be⸗ ü ſcheidene Dame. dabei iſt ie im hohen Grade edel⸗ mütig und barmherzig, ſie wirkt wie ein Engel in Baron Brunner hätte gern noch etwas Nähres g ihrer ganzen Umgebung.“ Ein glückliches Lächeln ſtrahlte bei dieſer glänzen⸗ den Vertheidigung der Comteß durch Frau von Katten auf dem Antlitz: Köners, denn der wackere Mann war dadurch der für ihn peinlichen Lage enk⸗ boben, ſelbſt ſeine verehtte Herrin gegen ungerechte Verdächtigungen vertheidigen zu müſſen. „Aber warum in aller Welt bleibt da die Comteß, die nicht mehr ſo jung ſein ſoll, unvermählt und weiſt alle Freier ab?“ frug etwas malit bös Baron Brunner. „Hier ſcheint ein Geheimniß ob⸗ zuwalten.“ „Der Schleier wird ſich bald von dieſem Ge⸗ heimnit lüften,“ erklärte Körner mit trockenem Humor. „Ei, was Sie ſagen Herr Adminiſtrator,“ rief Frau von Katten lebhaft, „da ſteht wohl auf Schloß Kronburg eine Verlobung in Ausſicht. Und ein ſolches Ereigniß voll zieht ſich ſo geheimnißvoll.“ „Es iſt eigentlich gar kein Geheimniß dabei, ſondern Comteß Bertha will aus Putät gegen ihren ſeligen Vater nur deſſen Teſtamentsbeſtimmungen bei ihrer V rmͤhlung beachten. Im Uebri gen kann die Comteß ganz frei entſcheiden, welchen Cavalier fie zu ihrememahl wählen will, denn das Teſtamen. will die eigenen Entſchließungen der Comteß nich. aufheben. Ich kann darüber nicht weiter reden, 1 einigen Monaten wird man aber Alles erfahren un. dann werden auch einige thörichte Gerüchte ver- ſchwinden, welche böͤſe Zungen über die angeblich