une mn ie 00 dichte iu N dens din 50 At ih 5 70 N * Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Matt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 5 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Nr. 70. Niltwoch den 31. Auguſt Volitiſches. — Karlsruhe, 29. Aug. Da nach zuver⸗ läſſigen Mitteilungen die aftatiſche Cholera ſich auch in anderen Ländern als Rußland und Frankreich guszudehnen beginnt, iſt zu möglichſter Verhütung und Weiterverbreitung zunächſt eine eingehende und genque Ueberwachung des durchfahrenden Fremden⸗ berkehrs der Großh. Staatseiſenbahnen ſanitätspoli⸗ zeilich geboten. Das großh. Miniſterium des Innern hat daher ſich veranlaßt geſehen, die großh. General⸗ direktion der Staatseiſenbahnen zu erſuchen, die Maßnahmen, wie ſolche durch die Erlaſſe vom 11. und 22. Juli 1884 angeordnet wurden, im allge⸗ meinen wieder in Kraft treten zu laſſen. Was die Art und Weiſe der notwendig werdenden Desinfek⸗ konen betrifft, ſo find entſprechend einem Erlaſſe des Miniſteriums des Innern die Beſtimmungen der Verordnung vom 2. Auguſt l. J. in der Weiſe als maßgebend zu betrachten, als zunüchſt eine tägliche Reinigung der Abtrittröhren der größeren Stationen mit Ralkmilch ſtattzufinden hat, ſowie eine Abwaſch⸗ ung des Stzbrittes mit Kaliſeifenlöſung. Bezüglich der Reinhaltung der Zugsabtritte in den nachgehen⸗ den Zügen werden die Wagenwärter anzuweiſen ſein, dieſe Einrichtung bei jedem längeren Aufenthalt an einer Station zu krontrolliren und nötigenfalls mit Ralkmilch zu reinigen. Ferner find die Bezirks⸗ ämter Lörrach, Konſtanz. Waldshut, Freiburg, Offenburg, Lahr, Baden, Raſtatt, Karlsruhe, Pforz⸗ heim, Bruchſal, Heidelberg beauftragt, im Benehmen mit den großh. Bezirksärzten für Bereitſtellung der zur Aufnahme von an Cholera oder choleraverdäch⸗ ligen Erſcheinungen erkrankten Reiſenden erforder⸗ ichen Lokalitäten, Transportgelegenheiten, Desinfek⸗ lonsmittel, Wärterperſonal u. ſ. w. ſofort Sorge iu tragen und auch den betreffenden Bahnämtern hievon Mitteilung zu machen. Die Gaſtwirte werden aufgefordert, von jeder in ihren Räumen vorkom⸗ menden verdächtigen Krankheit ſofort dem Bezirks ⸗ amt Anzeige zu erſtatten. Das Bezirksamt Mann⸗ heim iſt überaus ſchon beauftragt, den Geſundheits⸗ zuſtand der von dem Niederehein kommenden Schif⸗ fer im Benehmen mit der Hafenbehoͤrde einer be⸗ ſonderen Aufmerkſamkeit zu unterziehen, erkrankte Schiffer aus dem Hafengebiet zu entfernen, und in beſtimmten Iſolirräumen unterzubringen. Dieſelben Vorſichtsmaßregeln treffen für Heidelberg, Mosbach, Eberbach und Raſtatt für Schiffsmann⸗ ſchaften und Flößer zu. Sodann iſt überdies nöti⸗ genfalls für ärztliche Beauffichtigung der Reiſenden auf den Grenzbahnhöfen vorzuſorgen. — Berlin, 29. Aug. Eine ſoeben veröffent⸗ lichte amtliche Mittheilung des Geſundheitsamtes lautet: In Hamburg find am 27. d. M. an der Cholera 128 Erkrankungen und 162 Todesfälle vorgekommen. In Altona am 27. d. M, 22 Er⸗ krankungen und 11 Todesfälle, am 28. Auguſt von Mittag bis Mitternacht 17 E krankungen und 9 Todesfälle gemeldet. In 11 Orctſchaften in der Nähe Hamburgs kamen 18 Erkrankungen und 9 Todesfälle vor. In Perver (Regierungsbezierk Magde⸗ burg) iſt eine Erkrankung vorgekommen und in Berlin am 28. Aug. eine Frau geſtorbenz aus Striegert⸗ Mecklenburg wird ein Todesfall gemeldet. In allen Fällen ſcheint es ſich um die Einſchlepp⸗ ung der Krankheit aus Hamburg zu handeln. — Hamburg, 29. August. Aus zuverläſ⸗ ſigſter Ouelle verlautet, daß die Cholera am Sams- tag allein 273 Tote als Opfer gefordert habe, dar⸗ unter mehr Frauen als Männer. Der Sonntags⸗ f verkehr war gering. ö — St. Petersburg, 28. Aug. Nach amt⸗ Weg den Rheinſtrom entlang nehmen und 2 1892 licher Mittheilung iſt die Cholera nunmehr auch im Gouvernement Lublin aufgetreten. Es erkrankten bis zum 26. d. M. 14 Perſonen. 7 ſtarben. Am 26. d. M. erkrankten oder ſtarben in den Gouvernements Samara 1120, bezw. 521. Sarotow 330, bezw. 121 Perſonen, im Dongebiel erkrankten am 26. und 27. 1823 und ſtarben 556 Perſonnen. Verſchiedenes. — Mannheim, 28. Auguſt. In Anbetracht des lebhaften Verkehrs, den unſere Stadt mit den holländiſchen Handelshäfen vermittelt, iſt vielfach die Befürchtung aufgetreten, die Cholera könnte den auch unſere Stadt in Mittleidenſchaft ziehen. Obwohl bislang kein einziger verdächtiger Fall vorgekommen iſt, ſo hat man doch im ſtillen jene Vorſichismaß⸗ regeln ergriffen, die geeignet ſein dürften, einer Ein⸗ ſchleppung dieſer garſtigen Seuche vorzubeugen. Eine Desinfektion der hier vor Anker gehenden Fracht⸗ ſchiffe hat man zwar noch unterlaſſen, da ja dieſe Sch ffe vorher verſchiedene andere Rheinhäfen, die ebenfalls geeignete Vorſichtsmoßregeln ergriffen haben, paſſieren müſſen. Aber man hat im Iſolier⸗ ſpital eine Anzahl Betten bereit geſtellt, dieſelben, ſowie die Räume desinfiziert und daſelbſt vor allem für gutes Trinkwaſſer geſorgt, Sollte ſich die Ein⸗ ſchleppungsgefahr vergrößern, ſo wären natürlich Quarantäne⸗Maßregeln nicht ausgeſchloſſen (Pfarrer Kneipp's Cholerareg⸗ln.) Pfarrer Kneipp erläßt folgende Vorſchriften: Bei Ausbruch der Cholera vertraue auf Gott und ſei unverſagt! Waſche zur Vorſchrift jeden Morgen und Abend kräftig die Bruſt und den Unterleib mit 18—22 grädigem Waſſer; kaue täglich 10— 12 Wachholder⸗ deeren. Notwendig: friſche Luft und reizloſe Koſt, gutes Trinkwaſſer, Entfernung allen Unrates und 4 Lin Sieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann. Sehr berühmt waren deshalb bei den paſ⸗ fonirten Jägern der Umgegend die gräflich Lindberg! ⸗ ſchen Jagden, denn auf denſelben gab es einen ſonſt nirgends mehr vorhandenen Wildreichtum. Und einige Zimmer und Säle des Schloſſes Kronburg wieſen aus gleichem Grunde eine ſolche Menge Prachtepemplare von Hirſchgeweihen und Rebgehöͤrnen auf, daß mancher in die Nähe des Schloſſes kom⸗ mende Jäger ſich die Gunſt erbat, dieſe reiche Sammlung ſchöner Jadtrophäen in Augenſchein nehmen zu dürfen. Die Comleß Bertha lebte auf dem Schloſſe mit einer entfernten Anverwandten, der Frau von Lingen. Dieſe Dame vertrat ſeit langen Jahren der Comteß gegenüber Mutterſtelle, da dieſe ihre Mutter bereits verloren hatte, als die Comteß erſt zehn Jahre alt war. Der Vertraute der Comteß war außerdem der alte Administrator Körner, ein ehe⸗ maliger Offizier, welcher in Folge eines unglücklichen Sturzes ſehr frühzeitig den Militärdienſt hatte quit⸗ liren müſſen und dem die Freundſchaft des ver⸗ ſtorbenen Grafen Lindberg den Vertrauenspoſten eines Adminiſtrators der großen gräflichen Güter bor vierundzwanzig Jahren verſchafft hatte. Der Lleutenant a. D. und Adminiſtrator l ——— — Koͤrner war ein ſehr ehrenwerter, im treuen Dienſte der gräflichen Familie ergrauter Herr, aber in Folge des in den letzten Jahren ſehr geringen Verkehrs mit der Außen⸗ welt etwas beſchränkt in ſeinen Anſchauungen und pedantiſch. Da Korner ebenfalls der Vertraute des verſtorbenen Grafen geweſen war, kannte er natür⸗ auch deſſen Teſtament und die in demſelben enthal⸗ tenen Klauſeln in Bezug auf die geplante Ver⸗ heiratung der Comteß Bertha mit ihrem Vetter, den Baron Franz von Lindberg. Dieſe Klauſeln und die daraus Verhältniſſe waren die Urſache großer und oft, noch größeren Aergers für den alten Admi⸗ niſtrator. Denn der biedere Mann bedauerte nicht nur oſt, daß die Comteß durch das Teſtament des Vaters in ihren freien Entſchließungen in Bezug auf eine Verheiratung gebunden war, ſondern er war auch im bohen Grade darüber entrüſtet, daß der Petter der Comteß Baron Franz v. Lindberg, ſeine im Range viel hoher ſtebende Couſine vollſtändig ignorirte und die große Gunſt, die ihm durch das Teſt⸗ ment des Onkels und ſeine etwaige Verheiratung mit der Comteß Bertha erwieſen werden ſollte, gar nicht zu ſchätzen ſchien. Dazu rückte der Termin immer näher, an welchen es ſich entſcheiden mußte, ob Comteß Bertha und Baron Lindberg in Erfüll⸗ ung des teſtamentariſchen Wunſches des Grafen Lindenberg ein Paar werden würden, und der Herr entſtandenen Betrübniß Hauſes, daß Comteß Bertha bereit iſt, den Willen Vetter hatte in Schloß Kronburg noch immer nicht ſeinen Anſtandsbeſuch gemacht, ſich überhaupt ſeit ſeinen Knabenjahren nicht dort ſehen laſſen. In ſehr mißmutigen Gedanken über dieſen ärgerlichen Zuſtand ſchritt der Adminiſtrator Körner in ſeinem Zimmer auf und ab, als plötzlich an die Thür geklopft wurde und auf Körners Hereinruf Frau von Lingen, Comteß Berthas Tante eintrat. „Entſchuldigen Sie, Herr Adminiſtrator, wenn ich vielleicht ſtöre,“ ſagte die Dame, als ihr Körner galant den Platz auf dem Sopha anbot, „aber ich muß Sie in einer ſehr wichtigen Angelegenheit allein ſprechen.“ „Ich ſtehe zu Dienſten, gnädige Frau,“ wiederte Körner freundlich. Nun, ich brauche keine lange Einleſtung zu machen, Herrn Adminiſtrator,“ fuhr Frau von Lingen halb⸗ laut fort, „Sie wiſſen als Vertrauter des gräflichen er⸗ ihres ſeligen Vaters zu erfüllen und ihren Vetter, den Baron Lindberg zu heiraten, wenn dieſer ſelbſt in dieſe Ehe willigt und Ihnen iſt auch bekannt, in welche peinliche Verlegenheit uns die bisherige Halt⸗ ung des Barons, der ſeine Coufine ſeit faſt fünf⸗ zehn Jahren nicht geſehen, gebracht hat, der ent⸗ ſcheidende Tag rückt näher und näher und Comteß Bertha und Herr Vettlr kennen fich ſo gut wie nicht. Es iſt ein wahrer Slandal, daß Baron Lindberg do taktlos ſein kann, und ſich nimals hier ſehen läßt.