3 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Bur die Nedaltien perantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 5 r Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile 5 1 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. oder deren Naum Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg — — Nr. 69. Volitiſches. Karlsruhe, 23. Auguſt. Zu den Kaiſer⸗ Ranövern trifft der Kaiſer hier am 17. September ein und wird in den folgenden Tagen als Gaſt des Großherzogs im Schloß wohnen. Die Kaiſer⸗ darade wird auf dem Forchheimer Exerzierfelde bei Rastatt abgehalten. Die badiſchen Kriegervereine nehmen in Stärke von 5000 Mann an der Parade tell. In Ottersweier bei Bühl iſt bereits eine Feld⸗ häckerei mit fünf Backöfen im Gange, welche während der Mansdverzeit! täglich 3000 Brote liefern ſoll. Bockſtuben und Brotmagazine find aus waſſerdichtem einwandſtoff. Buckareſt, 25. Auguſt. Gerüchtweiſe ver⸗ gutet, daß in Moskau eine große Verſchwörung gegen das Leben des Zaren und des Großfürſten Thronfolger entdeckt worden ſei. Der Zar ſollte ge⸗ egentlich eines bevorſtehenden Jagdausfluges ermor⸗ del werden. In Moskau ſollen 16 Offiziere und 120 Studenten verhaftet worden ſein. St. Petersburg, 23. Auguſt. Durch inen kaiſerlichen Ukas wurde die Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und jeder Art Kleie wieder freigegeben. Verſchiedenes. — Ladenburg, 26. Aug. Ein gefürchteter Haft, der bereits ſeit längerer Zeit in Aſlen einge⸗ lehrt iſt, die Cholera, hat nun auch auf deutſche Erde feinen Fuß geſetzt und zwar iſt ſein Auftreten in größerem Maßſtabe zunächſt in Hamburg konſta⸗ Urt, wohin die Krankheit ohne Zweifel auf dem Seeweg eingeſchleppt wurde. Amtliche Mitteilungen über die Zahl der in den letzten Tagen daſelbſt vorgekommenen Erkrankungen und Todesfälle find noch nicht erfolgt und die aus privaten Quallen berührenden Zahlenangaben der Zeitungen weichen ſtark von einander ab, indeſſen wurden erſtere für morgen verſprochen. Mittwoch Mittag ſollen 240 Erkrankungen gemeldet ſein, der Prozentſatz der Todesfälle ſei noch unverändert. Die Erkrankten werden durch Krankenwagen ſofort in eine beſon⸗ dere Abteilung des Krankenhauſes übergeführt, die Geſtorbenen ſofort in die Leichenhallen gebracht, welche voll beſetzt find, und die betreffenden Woh⸗ nungen desinfiziert. Während des Transports der Kran⸗ ken und der Leichen werden die Häuſer abgesperrt. Die Bebörde engangirt Hilfsärzte für die Hospitäler und erprobte Krankenträger. Hilfsparacken für die Spi⸗ täler ſollen errichtet werden. Die Sanitätskolon nen find mit beſonderen Anweiſungen vom Medizin al⸗ amte ausgeſtattet und bedeutend vermehrt worden. Die engeren Straßen, beſonders die am Waſſer, wo bis jetzt die meiſten Fällen vorkommen, find mit Chlorkalk desinfiziert worden und an den Anſchlag⸗ ſäulen ſtehen ausführliche Bekanntmachungen und das Weſen der Erkrankungen, über Desinfektions⸗ maßregeln und Ratſchläge an praktiſche Aerzte über Hilfeleiſtung im Notfalle. Das Krankheitsbild iſt das gewöhnliche der aſiatiſchen Cholera. Beſonders charakteriſtiſch iſt das ſchnelle Hinſterben der Kran⸗ ken in den meiſten Fällen. Der Tod tritt oft ſchon nach 1—6 Stunden nach dem erſten Anzeichen ein. Wiewohl dies ein recht bedenkliches Zeichen für den Grad der Krankheit iſt, ſo iſt doch bei den ausge⸗ dehnten Sicherheitsmaßregeln der Behörden hoffent⸗ lich ein größeres Umfichgreifen ausgeſchloſſen. — Karlsruhe, 24. Auguſt. 2 Taglöhner welche am geſtriegen Nachmittag mit einem ſtellen⸗ loſen Hausburſchen in verſchiedenen Wirtſchaften hier herumzechten, nahmen denſelben mit in den Hardt⸗ wald zu einem Spaziergang, wo ſie ihn in der Nähe der Kadetenanſtalt zu Boden warfen, ſchlugen in Fieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann. Du biſt ihr Vetter und Dir kann es nicht 5 fallen, eine Begegnung zwiſchen uns herbeizu⸗ ren.“ „Alles kann ich thun, aber dieſen Dienſt ver⸗ mag ſch Dir nicht zu erweiſen, Eduard,“ entgegnete mit komiſchem Ernſte Baron Lindberg. „Wie, Du ſchlägſt mir Dein Coufine Comteſſe Andberg als Partie vor und kannſt oder willſt mich Güter werden und den Grafentitel erhalten ſoll. Da ihr nicht einmal vorſtellen 2 Ja, was ſoll das heißens“ „Das heißt auf gut deutſch, das ich mit meiner Coufine Lindberg ſeit Jahren verfeindet bin.“ gab der junge Baron lachend zurück. „Sie hat mich, es war allerdings vor vierzehn Jahren tödtlich be⸗ ihres Lieblingshundes Das vergeſſe ich ihr leidigt, ſie hat mich wegen mit der Reſtpeitſche geschlagen. vie!“ „Das iſt allerdings eine ſehr ſchlimme Sache, die Comteſſe lange warten. nicht und erkläre ich ihr rundweg, daß ich auf ihre Hand verzichte und den Willen des Onkels auszu⸗ aber Du wie Deine Coufine wart wohl damals noch Kinder und da dücfen dergleichen Affairen nicht als tödtliche Beleidigungen aufgefaßt werden.“ „Nun Comteſſe Bertha iſt vier volle Jahre alter als ich und war damals gerade kein Kind mehr.“ „Aber, liebet Lindberg, wi kommſt Du auf ie ſeltſame Idee, mir zu empfehlen, mich um die Hand Deiner Coufine zu bewerben, wenn Du ſelbſt mit ihr verfeindet biſt, ſie wohl gar bitter haßt?“ frug Baron Brunner. „Nun, Comteſſe Lindberg⸗Kronſtedt iſt ſehr reich und wenn es Dir gelingen ſollte, ſie zu heiraten, ſo wäre uns Beiden geholfen.“ „Uns Beiden? Wie meinſt Du das, Lindberge“ frug Baron Brunner erſtaunt weiter. „Dir kann ich es anvertrauen, Eduard,“ er⸗ „Der ver⸗ ſtorbene Graf Lindberg⸗Ktonſtedt hat ein Teſtament widerte der junge Baron geheimnitzvoll. mit der Beſtimmung hinterlaſſen, daß mich ſeine einzige Tochter heiraten und ich Beſitzer aller ſeiner ich die Comteſſe nun nicht heiraten will, ſo wäre das Teſtament ohne jedes Intereſſe für mich, wenn nicht eine Klauſel beſagte, daß die Hälfte des gräf⸗ lichen Vermögens mir zufällt, wenn die Comteſſe es ihrerſeils ablehnt, mich zu heiraten. Sie wartet nun off nbar auf eine Erklärung miinerſeits, die nach dem Teſtament an meinem nächſten Geburts⸗ tage ſtattfinden ſoll, aber auf meine Erklärung kann Heiraten will ich ſie fühcen mich weigere, ſo erbe ich von der großen ein großes Intereſſe daran, daß die Comteſſe auf eine Verbindung mit mir verzichtet, daß ſie einen Famftag den 27. Auguſt d N Zeit des Jahres wohnen ſoll, gräflichen Erbſchaft gar nichts. Ich hätte alſo e und traten, auch durch Meſſerſtiche verletzten, ſo daß er erheblich verletzt wurde. Die Thäter wurden in Haft genommen. 5 — Waghäuſel, 23. Auguſt. Heute Nacht brach in unſerer Strontianofenanlage ein größeres Schadenfeuer aus, das aber, Dank der Windſtille und thatkräftiger raſcher Bekämpfung, auf ſeinen Herd beschränkt blieb, ſo daß nur unſere Melaſſe⸗ Entzuckerung eine, vorausſichtlich aber n icht lange Un terbrechung erleiden wird, wogegen die eigentliche Raffinerie, ſowie die Rohzuckerfabrik, wie auch alle übrigen Gebäude von dem Brande unberührt blieben. Der angerichtete Schaden, gegen welchen wir ſelbſt⸗ verſtändlich vollſtändig verfichert find, iſt verhältnis⸗ mäßig von keinem gioßen Belang. — Freiburg, 22. Aug. Zwei Kinder im Alter von 9 und 11 Jahren aus einem Orte bei Breiſach gebürt'gt, begaben fich am Samſtag Abend vom hiefigen Bahnhof auf die Reiſe nach — Amerika. Dieſelben waren ohne jede andere Begleitung und trugen je ein Täfelchen auf der Bruſt, worauf Namen und Beſtimmungsort verzeichnet ſtand. Ein Verwandter hatte die Kinder, die arm und elternlos find, kommen laſſen. Aus Baden, 23. Aug. In Wehr fiel vorgeſtern Abend ein 2 Jahre altes Knäblein in einem unbewachten Augenblick ins Güllenloch und ertrank. — In Waibſtadt brachte die 15 Jahre alte Tochter eines dortigen Landwirts den rechten Arm in eine Handdreſchmaſchine, wobei ihr die Hand gänzlich abgeriſſen wurde. Wee die Staatsanwaltſchaft Köln mitteilt, iſt der Poſtverwalter Johann Michael Jaeſchke aus Dütſcheid, welcher am 3. Juni 1861 zu Grotz⸗ Weide bei Marienwerder geboren iſt, nach Unter⸗ ſchlagung amtlicher Gelder entflohen. Jaeſchke hat Edelman kennen lernt der ihr begehrenswerter er ⸗ ſcheint als ich, daß ich ein Verſchwender, ein toller Lebemann bin, daß ſie ſich förmlich fürchtet, meine Gemalin zu werden. Dann leiſtet die Com⸗ teſſe ihrerſeits Verzicht ſich mit mir zu verheirathen und ſie muß mir alsdann die Hälfte der väterlichen Erbſchaft herausgeben. Die Erbſchaft iſt ſehr groß, es blieb der Comteſſe Vermögen genug, um ſtandes⸗ gemäß leben zu können. Gelänge es alſo Dir, lieber Eduard, die Gunſt der Comteſſe zu gewinnen und ihr gleichzeitig einen Schrecken vor mir beizu⸗ bringen, ſo wäre uns beiden geholfen. Du würdeſt die reiche Comteſſe zur Frau bekommen und ſch würde die Hälfte der gräflichen Erbſchaft erhalten.“ „Das klingt ja ſehr verlockend,“ erwiderte Baron Brunner, „aber auf welche Weiſe ſoll ich mich der Comteſſe nähren, wenn Du die Bekannt⸗ ſchaft nicht ermitteln willſt Ich kenne wahrhaftig keinen Edelmann, der mich bei einer paſſenden Ge⸗ legenheit der Comteſſe vorſtellen könnte.“ „Das iſt freilich ſchlimm,“ meinte Baron Lind⸗ berg. „Aber ſchließlich wirſt Du ſchon ſelbſt einen plaufibeln Grund fiaden, um die Comteſſe kennen zu lernen. Begieb Dich nur ſobald wie moglich nach Schloß Kronburg, wo die ſtolze Dame die größte und verſuche Dein Glück. Oder wenn Du es nicht gleich wagen willſt, mutig einen Beſuch in Schloß Kronburg unter irgend einem Vorwande zu machen, ſo kannſt Du ja in der