Katt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion derantwortlich: Karl Molitor, —— Ladenburg. Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Neis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ — — 2 E 2 —5 7* — * — 2 — — 2 2 7 2 2 2 2 — * D — — 7 2 * — + 2 2 1 2 — — — 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. r Nr. 66 Mittwoch den 17. Ruguſft 1892 Volitiſches. 8 Berlin, 13. Auguſt. Der „Reichsanzeiger“ ſchreibt: Der Kaiſer hat auf Grund des von dem Reichskanzler erſtatteten Berichts entſchieden, daß dem Plane einer Weltausſtellung in Berlin von Reich swegen nicht näher zu treten ſei. Der „Reichs⸗ anzeiger“ veröffentlicht den betreffenden Bericht des Reichskanzlers. Derſelbe lautet: „Wie Eurer Majeſtät aus meinem Allerunter⸗ khänigſten Vortrage bekannt iſt, find die Bundes ⸗ teglerungen um eine Aeußerung darüber erſucht worden, welchen Standpunkt ſie dem Projekt einer Berliner Weltausſtellung gegenüber einnehmen und welche Anfichten in der Induſtrie über die zweck⸗ mäßigkeit einer derartigen Ausſtellung beſtehen. Die . — nunmehr eingegangenen Antworten laſſen erkennen, f daß die inländiſche Induſtrie nur zu ihrem gerin⸗ geren Teile eine ſolche Ausſtellung für wünſchens⸗ 75 wert erachtet. Die überwiegende Mehrzahl der „* deulſchen Induſtrien, vor allem auch aus dem Be⸗ reiche der Groß⸗Induſtrie, ſteht dem Unternehm n, wo nicht entſchieden ablehnend, ſo doch durchaus Erfolge für die Erweiterung unſerer Handelsbezieh⸗ ungen davon nicht verſprechen zu können. Wirt⸗ Außſtellung hin drängten, liegen nach ihrer Anficht nicht vor. Allerdings hat fich auch in dieſen Kreiſen eine große Zahl von Induſtriellen mit anerkennens⸗ werter Hingebung bereit erklärt, zu dem Gelingen der Ausſtellung nach Kräften beizutragen, falls es aus anderen als rein wirtſchaftlichen Gründen zu derſelben kommen ſollte. Aber überall, und auch dort, wo das Unternehmen warme Befürwortung Ain Fieg des Herzens. Novelle von R. Hofmann. 5 (Nachdruck verboten.) Die goldene Lenzſonne warf ihre Morgen ⸗ ſrahlen auf das ſtattliche Schloß Lindberg und be⸗ leuchtete deſſen Gemächer herrlich in Purpurfarben. Die ſchöne Beſitzung erſchien dem Auge wie ein Märchenſchloß, in welchem nur das Glück wohnte, denn zu dem Schloſſe gehörten auch große Güter und Wälder, und Baron Lindberg, der Schloßherr, beſaß auch Fabriken und andere induſtrielle Anlagen in der Umgegend. Der äußere Glanz dieſer ſchönen Beſſtzung ſtand aber in großem Gegenſatze zu den wirklichen Verhältniſſen des Schloßherrn, der ein toller Bankerotte entgegeneilte. i Seufzend trug eben der alte treue Schloßver⸗ walter eine Anzahl Briefe in das Zimmer ſeines noch ſchlafenden Herrn. „Großer Gott, wie ſich das Glück und der Wohlſtand von uns gewandt haben!“ klagte der alte Mann. Vor einigen Jahren hertſchte hier Herr am Abgrunde. lich wieder lauter Unglücksbotſchaften, denn ſie kom⸗ men von Rechtsanwälten und Gläubigern. Wenn 11 Nich Bey nn 8 1 11. J kühl gegenüber und glaubt ſich einen nennenswerten ſchaftliche Gründe, welche auf die Veranſtaltung der Verſchwender und Lebemann war und blindlings dem noch der Reichthum und jetzt ſteht mein lieber junger Dieſe Briefe enthalten ſicher⸗ gefunden hat, iſt der Vorausſetzung Ausdruck gege⸗ ben worden, daß der Induſtrie nicht zu hohe Opfer würden angeſonnen werden, und daß daher nicht nur die geſamten allgemeinen Koſten des Unter⸗ nehmens aus öffentlichen Mitteln beſtritten, ſondern auch denjenigen Induſtriellen, welchen die ſelbſtſtän⸗ dige Aufbringung der aus ihrer Beteiligung erwach⸗ ſenden Koſten ſchwer fallen würde, Beihilfen von ſeiten des Reichs oder der Einzelſtaaten gewährt werden müßten. Die Bundesregierungen haben, da⸗ von ausgehend, daß die Frage frei von allen poli⸗ tiſchen Erwägungen, nach rein wirtſchaftlichen Ge⸗ fichtspunkten beantwor et werden könne, in ganz überwiegender Zahl das wirtſchaftliche Bedürfnis zu einer Ausſtellung verneint. Insbeſondere hat auch Preußen, deſſen Urteil auch deshalb, weil in ſeiner Hauptſtadt die Ausſtellung ſtattfinden müßte, be⸗ ſonderes Gewicht beanſprucht, fich gegen dieſelbe aus⸗ geſprochen. Im großen und ganzen ſchließt die Be⸗ duſtriellen Kreiſe ſich an, wenn man das Ergebnis nach der Zahl der Stimmen zuſammenfaßt, welche den Regierungen verfaſſungsmäßig im Bundesrat zuſteht, ſo find vierzig Stimmen, „gegen“ und ſieben Stimmen „für“ die Ausſtellung abgegeben, während elf Stimmen unentſchieden lauten. urteilung der Bundesregierungen derjenigen der in⸗ Eine erfolgreiche Durchführung des Unternehmens hat die allgemeine und einmütige Ueberzeugung von dem Nutzen desſelben für die deutſche Induſtrie und das opferwillige Zuſammenwirken aller betefligter Kreiſe zur unbedingten Vorausſetzung. Da beides fehlt, ſo muß ich von einem Eintreten des Reichs abraten. Eure Maßeſtät bitte ich ehrfurchtsvoll, zu einer ent ſprechenden Kundgebung mich Allergnädigſt ermächtigen zu wollen.“ — Karlsruhe, 14. Aug. In der kleineren, ——ͤ—j—ä— ——ä — Beſſtzungen baldigſt zu verkaufen, da könnte er eine ſchöne Summe retten. Unter den j tzigen traurigen —.— f Umſtänden verſchlingen ja die Hypotheken und ſonſtigen Schulden noch das ganze Vermögen. Ja, ſo mußte es kommen, als unſer alter Herr die Augen ſchloß. Ein kaum ſiebzehnjähriger Jüngling wurde der ein⸗ zige Erbe der großen Befitzungen. Adminiſtratoren mit großem Gehalt und kleinen Verſtand verwalteten die Fabriken, die Güter und Wälder, Schmeichler und Schmarotzer umgaben den neuen jungen Herrn, der noch nichts von dem ernſten Geſchäftsleben ver⸗ ſtand. So lange der junge Herr noch nicht groß⸗ jährig war und der Juſtizrath Hagen, ein Freund des alten Herrn, die Pflichten eines Vormundes übte, da ging es noch leidlich, aber ſeit der junge Baron majorenn geworden, o, lieber Gott, wie iſt es da mit uns bergab gegangen.“ ö Ein Pochen an der Thür unterbrach jetzt den Schloßverwalter in ſeinem traurigen Selbſtgeſpräch. Faſt erſchrocken fuhr der alte Mann zuſammen und flüſterte: „O, vielleicht kommt ſchon ein ungeſtümer Gläub ger. Ich werde ihn abweiſen, damit der Herr Baron nicht gleich am frühen Morgen Aerger hat.“ Einige Sekunden ſpäter trat ein hagerer, ält⸗ licher Mann mit langem, ſpitzem, roͤtlichem Barte 5 in das Zimmer. 05 Norxger 0 * Wery 100 ö 7 aus der Stadt zurückgekehrt und iſt noch nicht zu⸗ ſprechen, Herr Leonhard,“ erwiederte Werner. vornehmlich auf dem Lande geleſenen Preſſe wird jetzt von Leuten, die offenbar an der Förderung der Auswanderung nach Amerika ein geſchäftliches Intereſſe haben, der Verſuch gemacht, im Hinblick auf die Beobachtungen der in den Poſener Anfied⸗ lungen entſandten badiſchen Regierungskommiſſio n die Erwerbs⸗ und Bodenverhältniſſe in Amerika in glänzenden Farben zu ſchildern. Die „Bad. Korr.“ erachtet es für dringend notwendig, vor der Aus⸗ wanderung nach Amerika zu warnen, da, ganz ab⸗ geſehen von den gegenwärtig bedeutend erſchwert en Einwanderungsbedingungen, die Lage der nach Amerika neu zuziehenden Auswanderer unzweifel⸗ haft eine weit ſchwieriger und ſelbſt im günſtigen Falle weniger ausſichtsvolle iſt, als ſie nach den offen zutage liegenden Verhältniſſen in den Poſener Anfiedelungsbezirken Dank der den Koloniſten zu Teil werdenden außerordentlichen Vergünſtigungen thatſächlich iſt. — Karlsruhe, 14. Aug. Dem Vernehmen der „Bad. Korr.“ zufolge beabfichtigt das Großh. Miniſterium des Innern alsbald nach der noch für den Monat Auguſt in Ausficht genommenen Veröffent⸗ lichung der neuen Vollzugs verordnung zum Kranken⸗ verſicherungsgeſetz und zum Landesgeſez vom 7. Juli d. J. eine neue amtliche Ausgabe des Kranken⸗ berſicherungsgeſetzes zu vrranſtalten, in welcher auch die Muſter für die Verwaltungsbvorſchriften und für die Statuten der Orts⸗ und Betriebs- (Fabriks⸗) Krankenkaſſen abgedruckt ſein werden, — Wien, 13. Auguſt. Einem Bericht der Polit. Korreſp. zufolge ſind bis jetzt in Rußland im ganzen etwa 25 bis 30 000 Menſchen an der Cholera geſtorben. London, 13. Aug. Dem Reuter'ſchen Bureau wird aus San Paulo de Loanda von heute gemeldet. — — — zudringlicher Freundlichkeit dem Schloßverwaller zu „Ich möchte gern den Herrn Baron ſprechen“ „Der Herr Baron iſt heute Nacht ſehr ſpät „Aber meine Angelegenheit hat Eile und iſt auch vielleicht ſehr wichtig für den Herrn Baron. Ich komm im Auftrage des Conſortiums, welches die ſämmtlichen freiherrlich Lindberg'ſchen Beſitzungen laufen will. Das Conſortium wünſcht, daß moͤg⸗ lichſt noch heute der Kauf abgeſchloſſen wird. Sie wiſſen, Herr Werner, der baldige Verkauf der Be⸗ fitzungen liegt im Intereſſe Ihres Herrn.“ „Leider, leider!“ erwiderte der Schloßverwalter mit ſchmerzlicher Geberde. „Ich kann indeſſen im Augenblick den Herrn Baron nicht herbeirufen. Wollen Sie ſpäter wieder kommen, Herr Leonhard, oder wollen Sie mir das Kaufgebot des Conſortiums anvertrauen, ſo könnte ich dem Herrn Varon da⸗ von Mitteilung machen und Ihnen dann beſtimmt heute Mittag Antwort ſagen.“ „Sie find ja ein alter, treuer Diener des Barons und mit Ihnen kann man unterhandeln,“ gab Leonhard aalglatt zurück. „Das Conſortium bietet für die ſämmtilichen Bſitzungen des Barons, mit Ausnahme der Möbel, Waffen und beweglichen Schmuckſachen im Schloſſe Lindberg, neunhundert⸗ tauſend Mark.“ Das iſt vi b exmiederte de enig Schoß