Koſſe des Medicinalverbands hat zu Schulden kom⸗ men laſſen, welche fich bis jitzt auf 15,000 Mk. belaufen. Heute früh hätte die Bezahlung der Rech⸗ nungen der Aerzte und der Apotheker des Verbands erfolgen ſollen und fürchtete jedenfalls Hänsler, daß dei dieſer Gelegenheit, da zur Begleichung der Rech⸗ nungen nicht genügende Gelder vorhanden waren, ine Unterſchagungen an das Tageslicht kommen würden. Häusler ſoll ferner ſeit Januar ds. Js. die Bücher ſo unordentlich geführt haben, daß eine Ue⸗ berficht über die Lage der Kaſſe vorerſt gar nicht möglich iſt. Nach einer anderen Verſton ſoll ſich die unterſchlagene Summe bereits auf 28,000 Mark belaufen. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſich der Fehlbetrag als ein noch viel größerer herausſtellen wird. Hänsler iſt, wie ſchon geſagt ſeit Samſtag früh abgängig. Aus dieſem Vorkommniß können unſere Arbeiter wieder erſehen, was ſie von man⸗ en ſozialdemokratiſchen Zukunftsapoſteln zu erwar⸗ ten haben. Heidelberg, 7. Aug. Auguſt tagt in unſern Mauern der zweite Verbands⸗ tag des freien deutſchen Bäcker⸗Verbands. Verbunden damit iſt eine Ausſtellung der Erzeugniſſe und Be⸗ darfsartikel der Bäckerei, Konditorei und verwandter Gewerbe. Die Ausſtellung macht einen durchaus vorteilhaften Eindruck. 205 Firmen aus Süd und Norddeutſchland haben ausgeſtellt; einzelne Firmen find mit wahren Kunſtwerken der Bäckerei vertreten. Eröffnet wurde die Ausſtellung nachdem die Gäſte durch den Vorfitzenden der hieſigen Genoſſenſchaft der Bäcker begrüßt und den Förderern der Ausſtel⸗ lung Dank geſagt worden, durch den Vertreter der dadiſchen Regierung Miniſterialrat Braun mit einem Hoch auf den Großherzog und die Großherzogin. Schon am erſten Tage wurde die Ausſtellung ſtark beſucht, dieſelbe zerfällt in vier Hauptgruppen, Bäckerei und Konditorei⸗Erzeugniſſe. Getränke, Backmaterialien, und Bedarfart kel, die wiederum eine Anzahl Unterabteilungen aufweiſen. Die Aus⸗ ſtellung, die einen Ueberblick über das geſamte Bäcker ⸗ gewerbe gibt und namentlich für Süddeutſchland ein hervorragendes Intereſſe hat, wird in den nächſten Nummern eine eingehender Betrachtung in gedrängter Form erfahren. 8 5 — Karlsruhe, 7. Aug. Das Miniſterium des Innern hat ſich mit der Generaldirektion der Großh. Staatseiſenbahnen ins Benehmen geſetzt, damit von derſelben bereits jetzt alle Maßnahmen daß bei weiterer für den Fall vorbereitet werden, Vom 7. bis 14. 1 13 * Ausbreitung der Cholera die Landesgrenzen unmittel⸗ bar bedroht erſcheinen. Die zur Verhütung der Ein⸗ ſchleppung der Seuche im Bereiche der Eiſenbahn⸗ verwaltung vorzukehrenden Schutzmaßregeln werden ſich im Notfalle, wie im Jahre 1884 aus gleichem Anlaſſe, auf die Beſtellung von Aerzten auf den Bahnhöfen der Hauptgrenzſtationen denen die Be⸗ obachtung und Unterſuchung der Reiſenden obliegt, ferner auf die Desinfektion der Eiſenbahnwagen und Aborte u. ſ. w. erſtrecken. Weiter hat das Miniſte⸗ rium des Innern, dem Vernehmen der „Bad. Korr.“ zufolge, die Bu zitksämter angewiſſen, Maßregeln in Betracht zu ziehen, welche nach Maßgabe der Weiſ⸗ ungen vom Jahre 1884 und der für Großherzog⸗ tum beſtehenden Spezialverordnung vom 18. Juli 1884 (Maß cegeln die Cholera betreffend) im Ver⸗ waltungs⸗ und Polizeiwege zu treffen find. Ein jeder verdächtige Krankheitsfall iſt telegraphiſch dem Mini⸗ ſterium des Innern anzuzeigen; den Großh. Bezirks⸗ ärzten find ebenfalls Weiſungen nach dieſer Richt⸗ tung zugegangen. In den nächſten Tagen wird im Geſetzes⸗ und Verordnungsblatte eine Verordnung publizirt werden, durch welche die Beſtimmungen der Verordnung vom Jahr 1884 über die Ausführung der vorgeſchriebenen Desinfektion, der Ausleerung die Kranken, Wäſche⸗ und Kleidungsstücke und die jener Verordnung beigege ene nähere Anleitung zur Desinfektion durch die auf den neueſten Erfahrungen beruhende, im Reichs⸗ und Staatsanzeiger vom 28. Juli d. J. erſchlenene Desinfektionsanweiſung erſetzt werden. Es iſt Vorſorge getroffen, daß im Ernſtfalle bakteriologiſch ausgebildete Hilfskräfte (Aerzte und ſonſtige Sachverſtändige) zur nähren Unterrichtung über die Natur der Seuche u. ſ. w. herangezogen werden können. Alle dieſe Maßregeln haben, wie wir ausdrücklich betonen wollen, einen vorbereiten⸗ den Charakter; zu ernſten Beſorgniſſen liegt bisher kein Anlaß vor. Breslau, 8. Auguſt. Aus Neurode wird berichtet, daß ein Kutſcher der Thienel'ſchen Brauerei daſelbſt mit zerſchmetterten Schädel todt aufgefunden wurde. Die Unterſuchung ergab, daß er der von ihm einkaſſirten Gelder beraubt worden iſt. — Kaſſel, 4. Aug. Auf Wilhelmshöhe er⸗ ſchoſſen ſich heute zwei Soldaten, zuerſt der Füffilier Schellenberg aus Salzungen, der im Parke Poſten ſtand. Der erſte Schuß, der die Bruſt traf, hatte nicht die erhoffte Wirkung. Sch. lud zum zweiten ⸗ male, dieſer Schuß ging durch den Kopf der Tod traf ſofort ein. Sch. hatte in einer Fabrik einen Arbeiter ſchwer berletzt und ſollte vor dem gericht demnächſt abgeurteilt werden. Den zweiten Selbſtmord beging in der Nähe der Löwenburg der Huſar Phemke. Er tötete ſich mit drei Schüſſen aus einem Revolb r. Unglückliche ebe iſt nach einem hinterlaſſenen Briefe die Urſache dieſes Selbſtmordeg, — Bremen, 8. Aug. Im benachbarten Dotfe Brinkum wüthete ein verheerendes Feuer, 12 Häuſer wurden eingeöſchert. f — Roſtock, 5. Aug. Ein Tiſchler ermordeſe heute in Mirow (Mecklenburg⸗Strel tz) den Schuh⸗ macher Träger nebſt Frau und 3 Kindern. Ein viertes Kind wurde ſchwer verletzt neben den Leichen gefunden. Der Mörder iſt nach Begehung der Thal flüchtig geworden. — Norderney, 8. Auguſt. Kalſer Wilhelm Wilhelm traf auf dem „Kaiſeradler“ heute Vor⸗ mittag 11 Uhr in Sicht von Norderney ein, wo⸗ rauf ſich der Kronprinz Wihelm ſowie die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert mittelſt Torpedobooſez an Bord des „Kaiſeradlers“ begaben. Ein Dampfer mit Kurgäſten ging zur Begrüßung des Kaiſers in See. — Saintes, 8. Aug. Der Expreßzug Po⸗ tis⸗Bordeaux iſt entgleist und einen Damm hinunker geſtürzt. Die Wagen bilden einen Trümmer haufen. Der mit Reiſenden angefüllte Reſtaurationswagen iſt vollſtändig zertrümmert. Der Zugführer und der Lokomotivführer find bis zur Unkenn lichkeit gequelſcht. Dem Heizer wurde ein Bein und ein Arm abge⸗ trennt. Es gab eine große Anzahl Todte und Ver⸗ wundete. Die genaue Ziffer fehlt noch. Foligno, 8. Auguſt. Der Biſchof von Foligno wurde in einem Coupe erſter Klaſſe des Florenzer Erpreßzuges hier todt aufgefunden, Schwere Kopfwunden an der Leiche zeigen an, daß der Biſchof ermordet wurde. Ein der That Verdächliger iſt verhaftet worden. 0 Seidenſtoſſe (ſchwarze, weiße u. farbige) v. 95 Pf. bis 18.65 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuffert (ca. 380 verſch. Qual. u. 2500 verſch. Farden) — verſendet roben⸗ und ſtückweiſe porto⸗ und zollfrei G. Henneberg, Seidenfabrikant (R. u. K. Hoflief) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporte nach der Schweiz. Seidene Fahnen⸗ und Steppdeckenſtoff, 125 Ctm. breit. 1 Willensſtärke, die auch der Alte bewunderte. Hatte er doch geglaubt, durch ſeine Zauberbilder den Mut des Hertſchers zu beugen, ſo hatte er ſich ſehr ge⸗ irrt: Friedrich hing mehr als je an ſeinem Lieb⸗ lingsplane. Später meinte er, auf und abwandelnd: „Komiſch, Rambo, mir iſt, als hätte ich ge⸗ ſchlafen und geträumt!“ „Möglich kaiserlicher Herr; die Hitze, der Marſch! — ich habe geduldig gewartet, bis Ihr, kaiſerlicher Herr, geruhtet, mich anzureden!“ „Höre, Rambo, was denkſt Du von Sylbeſter IV.? Sollte ihm der Adel wohl folgen 2, 5 „Glaub's kaum gnädiger Herr; doch traut Eurem Kanzler Pietro delle Vigne nicht zu ſehr, ich habe Beweiſe, daß er Euch verräth!“ „Nicht moglich, Rambo; Deine Sorge läßt Dich zu ſchwarz ſehen: felſenfeſt wie des Aetna Gipfel dort — und er zeigte auf den Vulkan — ſo feſt ſteht Pietros Treue!“ „Er iſt ein Italiener!“ „Gleichviell In der Treue jedenfalls eine Aus⸗ nahmel Doch es wird Zeit, Rambo, zum Mahle; Du bleibſt doch?“ „Wie mein Herr beſiehlt!“ Sogleich ward zur Tafel geblaſen, die das Kloſter mit großer Pracht ausgerüſte't. Rambo und Hamork faßen in der Nähe des Herrſchers, ſcharf be⸗ obachtet vom Pietro dem Kanzler. Als jedoch die Tafel aufgehoben, verließen die beiden Sarazenen nach kurzer Zwieſprach mit dem Kaiſer das Kloſter, um heimzukehren. 10 Der Weg war lang und beſchwerlich. Drei Tage mußte man dem Brande der So trotzen, drei Tage dem Hunger und Durſt. 5 5 Rambo ritt verſchloſſen dahin; Hamork folgte ihm mechaniſch, ſeine Gedanken weilten bei Joftanen, der Blinden Endlich ſchien der Alte ſeinen Plan gefaßt zu haben. „Hamork,“ begann er, „höre genau zu, was ich Dir ſage: In uralten Zeiten ſchon gehörte Sizilien, dieſe Perle des Mittelmeeres, den Sarazenen. Ihr Reich war mächtig und ging über die ganze Welt. Da wichen die Kalifen ab und Koran und Allah ſtrafte ſie und gab ſie in die Hände ihrer Feinde. Heute gehört dieſes Land dem Kaiſer. Ich hoffte von ihm, der ſich ſo duldſam gegen Islam verhalten, wenigstens die Wiederauſrichtung des Reiches der Sarazenen auf Sizilien, aber ſeit geſtern weiß ich, daß dieſes vergebliche Hoffnungen find. Aber noch lebt ein Nachkomme der alten Kallefen; unbekannt iſt ihm ſelbſt wie allen ſeine Abkunft; ihm allein gehört Sizilien!“ „Wirklich, Oheim?“ „Ahneſt Du nicht Hamork, wer es ſein könnte?“ „Nein, Vater Rambo!“ „Du biſt Hamork, Kalief von Sizilien und Arabien!“ Dabei ſtieg der Alte vom Maulthiere und beugte das Kniee vor dem Jüngling. „Um Allah willen, Vater Rambo, was thut Ihr? Stehet auf!“ „Du biſt der Herr, ich Dein geringſter Diener. — Aus den Händen der Feinde habe ich Dich, einen Säugling, heimlich entriſſen, habe Dich fort⸗ getragen, Deine Schätze vergraben, Dich groß ge⸗ zogen und zum Schein einen Arzt aus Dir gemacht Dennoch biſt Du der rechtmäßige Herr von Sizilien!“ „O Allah!“ rief Hamork beſtürzt. Bald aber wurde aus der Beſtürzung Fteude⸗ als Rambo ihn an Joſtane erinnerte. Der Alte hatte längſt des Jünglings auflo⸗ dernde Neigung zu der Blinden bemerkt. Sie war des Kaiſers Tochter; lonnte mit ihr nicht auf ge⸗ ſetzlichem Wege das Königreich an Hamork kommen Der Jüngling ergriff das alles mit der den Sarazenen eigenen Schlauheit in einem Augenblick; als ihm dann Rambo das Pergament Friedrichs aushändigte, da küßte er es entzückt und ſteckte es ſorglich zu ſich. Gleich nach ihrer Heimkunft verſorgte ſich dann Hamork heimlich mit großen Reichthümern aus den geretteten Schätzen der Kalifen, ſteckte ſeine chirur⸗ giſchen Inſtrumente ein und eilte zu Pferde in Begleit⸗ ung ſeines treuen Dieners Badur zu Joſtanen. Dieſesmal fand er das Thor geſchloſſen und erſt des Kaiſers Pergament öffnete ihm die Pforle. Den Pächtersleuten war es recht, daß auf Befehl des Kaiſers dem ſarazeniſchen Arzte und ſelnem Diener Zimmer im Hauſe angewieſen wurden. Hamork aber ſuchte ſogleich die Blinde auf. Er wurde mit Entzücken von Joſtana willkom⸗ men geheißen, und die tiefe Uebereinſtimmung ihrer Seelen führte bald beiden jungen Leuten zum Ges ſtändniß der gegenſeiti gen Liebe. — Nun ging Hamork voran, die Braut mit dem Zartſinn, den nur die Liebe lehren kann, darauf dorzubereſten, daß eine Operation an ihren Augen vollzogen werden müſſe. Es war ein kurzer Kampf in Jofianen: dem Geliebten wollte ſie gern beide Augen hinhal⸗ ten und wenn er den Stahl noch ſo tief hinein⸗ ſenken müßte. 0 Krieg. gag cberf N. Die At I n Düt 1 ue