ausgearbeiteten Entwurf angegangen worden. Der Vadiſche Landwirtſchaftsrat wird in ſeiner nächſten Tagung mit der Behandlung dieſer Frage befaßt werden. — Karlsruhe, 18. Juli. Heute Nacht wurde in der Wohnung, Spitalſtraße 8, der ver⸗ heiratete Taglöhner Hitzelberger in ſeinem Bette er⸗ mordet aufgefunden. Demſelben war der Hals durchſchnitten und fanden ſich bei demſelben weitere drei Stiche in der Bruſt vor. Bei dem H tzelberger wohnte die ledige Grohman, deren Liebhaber Krott war. Die Frau des Ermord ten, eine kleine un⸗ anſehnliche Perſon im Alter von 22 Jahren, ſtand in dem Rufe einer leichtfinnigen Dirne, und der von der Arbeit heimkehrende Mann, dem von den Nachbarleuten das beſte Zeugniß ausgeſtellt wird, mußte des Ofteren vor der Thür warten bis die Liebhaber entlaſſen worden waren. Hitzel⸗ berger iſt ſeit 3 Jahren verheirathet und Vater eines Kindes. Zwei übel beleumundete Individuen, Namens Abendſchön, hatten ſeit längerer Zeit Ver⸗ kehr mit Hitzelberger und trieben ſich den ganzen Tag in der Wohnung derſelben herum. Auch in der fraglichen Nacht waren die beiden Abendſchön bei der Frau des Ermordeten und haben ſich erſt nach 12 Uhr aus der Wohnung entfernt. Gegen 1 Uhr hatte Frau Hitzelberger nach Hilfe geſchrieen und fand man den Mann todt neben dem Bett auf dem Stuhl; der Stich in den Hals ſcheint der tödtliche geweſen zu ſein. Die Verhaftung der gan⸗ zen Geſellſchaft erfolgte heute früh. — Karlsruhe, 19. Juli. Um unſere Aus⸗ fuhr an Arbeits⸗(Zug⸗)Ochſen welche nach Mittel und Norddeutſchland gehen zu vermehren, iſt es der „Bad. Korr.“ zufolge beabſichtiat, Zugproben ge⸗ legentlich der in Stockach und Oſterburgen abzuhal⸗ tenden Ochſenmürkte vorzunehmen. Man verſpricht ſich von dieſem Mittel nicht allein zu größeren Ab⸗ ſatz, weil die Käufer die ſich von der Leiſtungsfähig⸗ keit der feilgebotenen Tiere üb erzeugen können, ſon⸗ dern auch, wenn es nicht andere Umſtände, wie z. B. Futtermangel, verhindern, eine Steigerung des Preiſes, ähnlich, wie es auch vor 4 bis 5 Jahren abgehal⸗ tenen erſten Zugproben der Fall war — Zur Ver⸗ mehrung und Verbeſſerung des Stutenmaterials werden vom Landespferdezuchtverein mit Unterſtützung der Gr. Regierung an die Landwirte, welche als⸗ dald die Beſtellung bei dem Vorſtande des Landes⸗ pferdezuchtvereins Hrn. Hauptmann a. D. Fiſcher Aeußerungen über den im Juſtizminiſterum in Baden⸗Baden machen, anderthalb 8 b ſohlen abgegeben, welche für die Zuchtbezirke mit edlem Blut aus Oſtfriesland und Oldenburg und für die Zuchtbezirke, in welchem das kaltblütige Pferd gezüchtet wird, aus Belgien bezogen werden. Die Käufer haben bei der Uebernahme nur ein Drittel des Kaufpreiſes baar zu erlegen, die übrigen zwei Drittel werden in den zwei folgenden Jahren an die Staatskaſſe zurückbezahlt. Für die U⸗bernahme von Edelſtutfohlen iſt das Kaufgeſchäft noch inſofern erleichtert, als der Lieferant die Stutfohlen in den Monaten September und Oktober zur Auswahl nach Karlsruhe oder Raſtatt liefern muß. Die Koſten der Ankaufskommiſſion, des Transportes, ſowie der ſonſtigen Speſen werden aus den der Regierung zur Beförderung der Pferdezucht zur Verfügung geſtellten Mitteln beſteltten. Der Preis für ein gutes Stut⸗ fohlen wird auf etwa 600 Mk., gleichviel ob Ol⸗ denburger oder belgiſcher Abſtammung zu ſtehen kommen. — Karlsruhe, 19. Juli. Die Beteiligung der badiſchen Weinhändler aus den Hauptgebie ten des badiſchen Weinbaues an der Weltausſtellung in Chicago wird nach den neueſten Mitt⸗ilungen, die an zuſtändiger Stelle der „Bad. Korr.“ zufolge vor⸗ liegen eine ſtarke, ſo daß eine würdige Vertretung des badiſchen Weinbaus geſichert erſcheint. Die Großh. Regierung hat, um auch von ſich aus einen günſt⸗ igen Erfolg der badiſchen Weinausſtellung zu fördern und dadurch das Abſatzgebiet unſerer Weine zu er⸗ weitern, eine nahmhafte finanzielle Beihilfe zugeſagt. — Konſtanz, 15. Juli. Geſtern Nacht legte ſich ein ziemlich gut gekleideter junger Mann im Alter von ca. 25 Jahren in der Nähe der Kaſerne beim Einfahren des letzten Zuges auf die Schienen, wobei ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. Beim Abgehen der Bahnſtrecke wurde der Leichnam vom Bahnwärter gefunden. Der Name des Be⸗ treffenden iſt noch nicht feſtgeſtellt; der Selbſtmörder trug nur eine Uhr mit Kette bei ſich. — Gunzenhau ſen, 16. Juli. Heute der herbeigeholten Hilfsmaſchine den Kopf abfahren. N — Berlin, 14. Juli. Die Clever Gerichts⸗ verhandlung gegen den jüdiſchen Schlächter Buſchhof wegen des Knabenmordes von Tanten hat mit der Freiſprechung des Angeklagten ihr Ende gefunden, womit eine Senſationsaffafre, die ſeit Jahr und Tag Morgen um 4 Uhr entgeiſte bei Windfeld ein Güter⸗ zug. Maſchinenführer, Bremſer und Heizer find ge⸗ tödtet. Der ſchuldige Wechſelwärter ließ ſich von die weiteſten Kreiſe unſerer Nat hielt, ihren Abſchluß wenigſtens vor den Schranke des Gerichts erreicht. Schwerlich würde indeſſe der Proceß Buſchhof eine derartige ſenſatſonelle Be deutung erreicht haben, wenn nicht der Kantene Fall von Anfang an in gehäſſigſter Weſſe zur För derung einſeitigſter Parteſbeſtrebungen ausgebeutet worden wäre. Von dieſer ſelben Seite iſt es au unternommen worden, den Gang der Verhandlunge des Clever Schwurgerichs zu beeinfluſſen und hier möglichſt zu trüben, ein Unternehmen, das durch die überaus correcte Haltung der Richter wie der ſchworrenen allerdings vereitelt worden it. Lelde ſcheint es nicht als ob jene Elemente, welche daz Drama von Kanten von Beginn an zu parteipoli⸗ tiſchen Zwecken ausnutzten, in ihren bedenklichen Beſtrebungen nunmehr aufhören würden, wollen doch die Berliner Antiſemiten die Freiſprechung Buſchhof's einem Volksgericht unterbreiten wohin — ſoll eine ſolche weit über das Ziel hinausſchleßende Kritik eines Richterſpruches führen? Im Uebrigen hat der Proceß Buſchhof, ganz abgeſehen davon, daß er eine wirkliche Aufklärung über den Mord⸗ fall von Kanten zu bringen vermochte — was gewiß bedauerlich genug iſt — doch nach gewifßen Richtungen Mängel in unſerer Rechtspflege hervortreten loſſen, Mängel, deren Beſeſtigung schwerlich mehr lang hinausgeſchoben werden kann. — London, 19. Juli. Das Bureau Reuter meldet gerüchtweiſe aus Sydney den Ausbruch einez Vulkan. Derſelbe zerſtörte die zwiſchen Celebes und Mindanao liegende Inſel Sangi vollkommen. Die Bewohner. angeblich 12000, wären umgekommen. — St. Petersburg, 16. Juli. Nach dem amtlichen Cholerabericht ſtarben am 13. d. Mis. in Aſtrachan 264, in Sſaradow 25, in Zahn 46, in Sſamara 11, in Baku 58, im Dageſtan⸗ Gebiete 25 und in Tifl's 3 Perſonen. Seiden-Vengaline (ichwarz⸗, weiße u. farbige, nnr Mek. 1.85 bis 11.65 — glatt, geſtreift und gemuſtert — (ca. 32 perſch, N Qual.) verſendet roben⸗ und ftückweiſe porto ⸗ und zollfrei das Seidenfabrikant G Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend. Doppelkes g Briefporto nach der Schweiz. 135 „Weine nicht, weine nicht,“ hauchte ſie ängſt⸗ lich. „Wenn es doch ſein muß, iſt es beſſer, Du trauerſt nicht ſo ſehr. — Ach Noman. in Deinen. Armen ſtirbt es ſich ſo ſchön!“ Ein Lächeln ſeliger Befriedigung verklärte ihr wachsbleiches Geſicht. Sie öffnete noch einmal die Augen, ihr letzter halbgebrochener Blick gehörte dem geliebten Manne an. „Roman, mein Freund,“ flüſterte fie faſt un⸗ hörbar, „es wird dunkel, ich ſehe Dich nicht mehr, Roman!“ — Ihre Stimm erloſch mit ſeinem Namen. Dann ſtand der Athem ſtill. Sie war ſanft und friedlich entſchluumert, ohne Kampf und ohne Ringen. Das Sterben war ihr zur Erlöſ⸗ ung geworden. 5 Er drückte ihr ſanft die Augen zu, heiß und unaufhaltſam floſſen ſeine Thränen in das ſtille, blaſſe Geficht der todten Frau. 8 Ueber dem Garten breitete ſich das Dunkel der Nacht. Der Vogel hatte ſein Lied beendet, er hob ſeine Schwingen und flog über das Meer. Und in den Wipfeln der Palmen flüſterte und rannte es wie leiſer Kirchengeſang. * *. Spiridia war ſeit einer Woche begraben, unter den Pinien und Palmen Mentone's wie ſte es gewünſcht hatte. Eine Roſenhecke umſchloß ihre Gruft, und Roſen in reicher Fülle waren darüber geſtreut, auch das ſchwarze Eiſenkreuz, das ihren Namen trug, war mit Roſen umkränzt und die goldenen Sonnenlichter huſchten darüber hin und her und küßten den duftenden Roſenhügel. Gräfin Antonia, durch Unpäßlichkeit verhindert früher zu reiſen, war gerade zur rechten Zeit nach Tochter beiwohnen. Sie hatte ihr einziges Kind verloren, ſie hatte es anſehen müſſen, daß man ihr das Liebſte auf den Kirchhof trug, ach, ſie war un⸗ tröſtlich. Aber ſie litt ſchweigend und ohne Klagen, ſte ſchloß ihren Schmerz in ihr tieſſtes Herz, wie es ſtets ihre Gewohnheit war. Sie wußte nichts davon, daß Roman eine ſo übe raus unglückliche Ehe mit Spiridia geführt hatte, ſie konnte es nicht wiſſen, da Beide ſich niemals bei ihre darüber beklagt hatten. Auch Frau Cafimira hatte ihr triftigen Gründe gehabt, zu ſchweigen. Denn obgleich ihr mitunter das Zuſammenleben mit den ſo wenig harmonirenden Kindern unerträglich war, ſo wußte ſie ſich doch immer mit den mannig⸗ fachen Vorzügen und Genüſſen, welche der Reich⸗ tum ihr jetzt bieten konnte, zu entſchädigen und zu troͤſten. Nun war Spiridia todt, nun war Alles vor⸗ über, ſie ſtarb verſönt. Wer hätte es gewagt, j'tzt noch den Schleier von der Vergangenheit zu ziehen und das bekümmerte Mutterherz mit noch groͤßerem Schmerz zu kränken! Der Tag der Abreiſe war beſtimmt. Roman beſuchte noch einmal die letzte Ruheſtätte ſeiner Frau, um Abſchied zu nehmen. Er ſtand lange regungs⸗ los davor und begrub ſein Geſicht in beide Hände. Nun war Alles vorbei, die trübe Vergangenheit lag hinter ihm. Er litt wohl noch unter dem heißen Weh, das in den erſten Tagen jeden Troſt von ſich gewieſen hatte, ja, er bedauerte Spiridia aufrichtig, die ſich wie ein Engel ſanft; ſchmerzlos und mit dem Kuſſe der Verſoͤhung anf den Lippen in den Himmel geſchwungen hatte, aber Mentone gekommen, um der Beerdigung ihrer heit geſehnt, und ſeltſam, nun, wo ſie ihm zu Teſl geworden war, fühlte er ſich vereinſammt. Eine Lücke war in ſeinem Leben entſtanden und die große weite Welt wehte ihn kalt und öde an. Das Alles fuhr ihm durch den Sinn, als er ſo ſtill und in ſich gekehrt vor dem Grabe ſeine Gattin ſtand. Doch allmälig wurden alte und liebe, nur eine Weile vergeſſene Bilder in ſeiner Serle wach und lebendig. Er dachte an die Heimat, an das trauliche Herrenhaus von Lygotta, das ſo eben⸗ verlaſſen und vereinſamt war wie er. Das paß le gerade für ihn, dort würde er den Frieden wieder finden. Und noch andere Traumgebilde rauchen vor ihm auf — eine hehr, blonde Mädchengeſtalt kehrte immer und immer wieder. Er kniete in Gedanken vor ihr nieder und küßte den Saum ihres Gewandes; er ſprach die Worte zu ihr: „Jadwiga, ich habe vier Jahre mein Martyrium getragen, aber Du wirſt wollen, daß ich ewig leiden ſoll. Ich habe auf Erden Niemand ſo heiß und innig geliebt wie Dich — wenn ich Dich vergeſſen wollte, ſo habe ich Dich doch immer, immer geliebt. Oft fluchte ich dem Schickſal, das mich ſo grauſam von Dir krennte, ich bin der Verzweiflung, dem Verbrechen nahe ge⸗ weſen — aber immer war es das Gedenken an Dich, was mir Kraft gab, mein freudenarmes Loos zu tragen. Doch nun will ſch die vertrauerten Jahre aus meinem Gedächtniß ſtreichen. Werde mein Weib, Jadwiga, mache mich glücklich, vertraue mir Dein Leben an. Ja, Geliebte, werde endlich mein!“ Roman ſtand wie ein Steinbild da, nur die Gedanken lebten in ihm und flogen im raſchen er war jetzt frei, frei, erlöſt von tauſendfache Qual. Ach wie oft hatte er ſich früher 100 525 Fluge über Land und Meer in eine lockende und Zukunft hinein. F. f mit das Bild des Proceſſes vor der Oeffentlichlett 10 den 24 2 beigen jut Je 10 Varkderen 15 bieden mim gefellt 5 1 Neß lm heſſde n Juſamme i Abend Luger. G Mega: pf. mig bil