5 welcher auch der Karlsruher Metzgernoſſenſchaft An⸗ 10 . 12 laß zu einer an das Großh. Miniſterium des Innern l gerichteten Petition gab, richtig würdigen zu können, f 15 1 U ſſt es nötig, daran zu erinnern, daß durch dieſen „ 10 1 int 11 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Erſcheint jeben Dienstag und Freitag Abend. Preis viecteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder dere 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. — Samstag den 16. Juli 1892 Die badiſche Fleiſchſchauordnung. Der jüngſt von uns beſprochene Erlaß der Königl. Preußiſchen Regierung, den Verkauf von perlſüchtigem Fleiſch betreffend, hat bei uns vielfach daß durch denſelben für Preußen günſtigere Ver⸗ kaufsbedingungen für das Fleiſch von mit Perlſucht behafteten Schlachttieren geſchaffen wurden, als ſie in Baden zu Recht beſtehen. Die „Bad. Korr.“ hat bereits darauf hingewieſen, daß dieſe Annahme eine durchaus irrige iſt, weil die Handhabung der ein⸗ ſchlägigen Beſtimmungen unſerer Fleiſchſchauordnung dom 16. November 1878 von dieſem Zeitpunkte ab bereits für Baden jene Verhältniſſe geſchaffen hat, die jetzt erſt für Preußen anerkannt werden. Um den Erlaß der Kgl. Preußiſchen Regierung, Erlaß die weitere Ausübung einer vom Regierungs⸗ präftdenten zu Minden (Weſtfalen) ergangenen ſehr einſchneidenden Verfügung verhindert werden ſoll. Dieſe vom 5. Mai 1891 dadirte Verfügung hat durch Entscheidung des Kgl. Preußiſchen Miniſteriums der geiſtlichen, Medizinal⸗ u. ſ. w. Angelegenheiten beſtimmt, daß das Fleiſch eines Schlachttieres, wel ⸗ ches von einem Sachverſtändigen als mit Perlſucht behaftet befunden worden iſt, in keinem Falle als vollwertig, ſondern in jedem Falle, in welchem das⸗ ſelbe als noch genießbar feſtgeſtellt worden iſt, als minderwertig zu behandeln iſt und nur unter poli⸗ zeilicher Aufficht und unter der ausdrücklichen An⸗ gabe, daß dasſelbe von einem mit Perlſucht behaf⸗ ſeten Tier herſtammt, verkauft werden darf. Das waren allerdings Beſtimmungen, die an Strenge zu der unrichtigen Annahme Veranlaſſung gegeben. 1 nichts zu wünſchen übrig ließen, Beſtimmungen, die in Baden niemals und in keiner Form zu Recht beſtanden. Wenn jetzt die Kgl. Preuß. Regierung dieſe Mindener Verfügung aufhebt, ſo iſt das un⸗ zweifelhaft ein Vorteil, den die preußiſchen Intereſ⸗ ſenden gewinnen, in Baden haben aber derartige Beſchränkungen überhaupt nie beſtanden. Das er⸗ hellt aus der neu⸗ſten der „Bad. Korr.“ vorliegen⸗ den Perlſuchtſtatiſtik für das erſte Vierteljahr 1862. Darnach find von 529 perlſüchtigen Tieren 310, (58,60%) für bankwürdig, 159 (30,06%) für nicht bankwürdig aber dennoch genießbar und nur 60, alſo 13,34% für ungenießbar erklärt worden. Der neueſte Erlaß der Kgl. Preuß. Regierung er⸗ klärt nur das Fleiſch eines perlſüchtigen Tieres für genießbar (nicht geſundheitsſchädlich), wenn das Tier gut genährt iſt und 1. die Perlknoten ausſchließlich in einem Organ vorgefunden werden oder 2. falls 2 oder mehrere Organe daran erkrankt find, dieſe Organe in derſelben Körperhöhle liegen und mit einander direkt oder durch ſolche Blutgefäße verbun⸗ den find, welche nicht dem großen Kreislauf, ſon⸗ dern dem Lungen- oder dem Pfortad rkreislauf an⸗ gehören. Da aber von den oben bezeichneten im erſten Vierteljahre 1892 in Baden als perlſüch⸗ tig befundenen 829 Tieren 335 nur an einem Organ, 41 an mehreren Organen einer Körperhöhle dagegen 116 in mehreren Körperhöhlen und 37 an allgemeiner Perlſucht erkrankt waren, ſo hätten nach der preußiſchen Miniſterialverordnung als genießbar nur die den zwei erſtgenannten Kategorien an⸗ gehörenden kranken Tiere (335 und 41 ſind 376) erklärt werden dürfen, während nach der badiſchen Fleiſchſchauordnung von den Fleiſchbeſchauern 469 für genießbar erklärt wurden. Dieſes auf den neueſten ſtatiſtiſchen Erhebungen beruhende Beiſpiel mag un⸗ ſeren badischen ö Viehb'⸗ſitzern zeigen, daß ihre In“ tereſſen bei unſerer Fleiſchſchauordnung ausreichend geſchützt find. Verſchiedenes. — Ladenburg, den 14. Juli. Heute wurde in der Höheren Bürgerſchule die mündliche Abgangs prüfung unter Leitung des Herrn Oberſchulrats von Sallwürk vorgenommen. Dieſelbe hatte das erfreuliche Ergebnis, daß ſämtliche Schüler der oberſten Klaſſe für beſtanden erklärt wurden. Hie⸗ durch wird denſelben auch die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Militärdienſt zuerkannt. — Heidelberg, 12. Juli. Für die mit dem 2. Verbandstag des freien deutſchen Bäckerverbandes hier ſtattfindende Bäckerei Ausſtellung hat ſich ein vortreffliches Lokal in einer auf dem Jubiläumspla erbauten großen Halle dargeboten. Die Aus ſtellun wird demzufolge in dieſem Raume und nicht in de urſprünglichen dafür in Ausſicht genom menen ſtädt. Turnhalle ſtattfinden. Ihre Eröffnung und diejenige des Verbandtags iſt aus Gründen die mit dem Er⸗ werd des Locals zuſammenhängen, auf 7. Auguſt verlegt worden. Die Ausſtellung wird in vier Haupt⸗ abtheilungen mit zahlreichen Unterabtheilungen Bäckerei⸗ und Conditoreiwaaren, Getränke Materialien zu Backen und Hilfmaſchinen umfaſſen. Mehrere Back⸗ öfen vorzüglicher Conſtruktion werden im Betrieb zu ſehen ſein. Zahlreiche Ehrenpreiſe find beſtimmt, das vielverſprechende Ausſtellungswerk zu krönen. Von der Großherzogin von Baden, der Stadtgemeinde Heidelberg, der hieſigen ſowie der Karlsruher Bäcker⸗ genoſſenſchaft, dem freuen deutſchen Bäckerverband, dem badiſchen Bäckerverband, verſchiedenen außer badiſchen Genoſſenſchaften und zahlreichen Privaten find ſolche Ehrenpreiſe zugeſagt und theilwelſe ſcho Die Wallfahrt nach Czenſtochau. 35. Roman von Johanna Berger. 5 Roman klomm durch ein Labyrinth winkliger, enger Gäßchen, welche oft nur durch ſchmale Treppen den Zugang ermöglichten, bergaufwärts. Ein nied⸗ riger gewölbter Thorbogen ſchloß das verzwickte und in einander geneſtelte Häuſergewirr und eröffnete den Weg zu einer weit in das Meer vorſpringenden felfigen Landzunge, auf welcher ſich die Jandhäuſer det Fremden, der „Ingleſi“ befanden. Faſt wie an den Berg geklebt, mit freier Aus⸗ ſicht auf das weite blaue Meer, lag inmitten eines hübſchen Gartens, das villenartige Gebäude, welches Frau von Bielinska nebſt Spiridia und einiger Dienerſchaft bewohnte. N Als Roman vor dem Landhauſe anlangte, traf er ſeine Mutter im Garten. Sie war hoch erfreut, ſie hieß ihn freundlich willkommen, ſie küß te und herzte ihn. W Wie geht es Spiridia?“ fragte er. 9 „Nichts beſonders, ich habe viel Laſt und Plage mit ihrer Pflege gehabt und bin matt und elend davon. Aber ſeltſam, ihr Weſen iſt ganz ver⸗ ündert. Du wirſt erſtaunt ſein; ſie klagt nicht mehr und zankt anch nicht mehr, ſie iſt weder eigenfinnig noch verdroſſen. Mit einem Worte, ſie uldig wie ein Lamm 10 0 „Ich werde jetzt bei meiner Frau bleiben und Dich ablöſen, Matuſchka,“ ſagte Roman ſchnell. „Du mußt Dich erholen, Du mußt morgen ſchon nach Rom abreiſen. Gräfin Antonia kommt auch in nächſter Zeit, ich habe ihr geſchrieben, daß Spiridia's Zuſtande Beſor gniſſe erregt.“ . „Das iſt gut, denn ſie ſehnt ſich zuweilen nach ihrer Mutter, ſie wird ſich freuen. Ach Roman, Spiridia iſt wirklich recht krank, während, und weint ſich die Augen rot. Ich glaube, wenn es nicht bald beſſer wird, machte ſie es nicht lange mehr!“ Ehe Frau Cafimira zu Ende wandte Roman ſich dem Hauſe zu. Er ſchritt raſch durch die Vorhalle und öffnete leiſe die Thür zum Salon. iſt ſanft und 0 und Spiridia ſaß in Kiſſen und Polſter gepackt, am Fenſter, eine warme Decke über ihre Knie ge⸗ breitet und die kleinen marmorweißen Händchen ſpielten mit einem halbwelken Blumenſtrauß. Die bleiche, zarte Frau erſchien beim erſten Anblick noch lieblich und anmutig, nur bei näherer Betrachtung mußte man bemerken, wie verheerend die ſchleichende Krankheit gewirkt batte. Auf ihren Wangen brannte eine hektiſche Röte und die ſchwarzen Sammetaugen glänzten fieberhaft; hinfällig geworden. geredet hatte, ſie fiebert fort⸗ ſie war mager ls Roman in das Zimmer trat, blicke ſie ſie geſprozzen wurden, überwältigten Roman r legte müde zu ihm auf, aber fie ſchien dennoch erfreut durch ſein Kommen. „Das iſt ſehr freundlich von Dir, lieber Roman,“ ſagte ſie ſanft. „Willſt Du nun bei mir bleiben und Geduld mit mir haben — bis Alles zu Ende iſt?“ N Er ſtreckte erſchüttert die Arme nach ihr aus, er faßte die kleinen kalten Hände und küßte ſie. „Ich verlaſſe Dich nicht wieder,“ erwiederte er im ernſten Tone. „Aber denke nicht an den Tod — Du wirſt leben, Spiridia, leben und geſund werden!“ . — Ihre, Hand lag zitternd in der ſeinen. „Nein Romen, diesmal wird es Ernſt, ich fühle es — Und es iſt gut ſo. — Du kannſt keine Frau brauchen, die — die — — Aber ich wollte Dich dan noch einmal ſehen und Dich um Verzeihung itten.“ 5 „Ich habe Dir nichts zu verzeihen. längſt verziehen und vergeſſen!“ „Ich danke Dir, Roman, mein guter liebe Mann,“ hauchte ſie mit ſtockendem Athem. „Und jetzt wirſt Du mich noch ein wenig gern haben, nur noch ein klein wenig — und ſehr lange ſoll nicht dauern. Aber bis dahin ſei gut zu mir, ich bitte Dich darum.“ Eine feine Rothe ſtieg in blaſſes Geſicht. Dieſe Worte und noch mehr der Ton, in dem Alles iſt