des Wirkungkrelfes der Anſtedlungs⸗Kommiſſton in Poſen nicht in Ausſicht ſtehen, die in den anderen preußiſchen Provinzen gewährten Erleichterungen vielmehr weſentlich auf die Möglichkeit des Kaufs gegen Rente auf Grund der Rentengütergeſetze von 1890 und 1891, der annuitätenweiſen Tilgung der Rentenſchuld und der Gewährung von Darlehn zu Zwecken des Aufbaues der Hofſtätte beſchränkt find Damit ſoll ſelbſtredend nicht geſagt ſein, daß ge⸗ gebenenfalls der Erwerb von Rentengütern auch in dieſen Provinzen für Anſiedelungsluſtige aus Baden je nach der Preislage der Grundſtücke und der von den Verkaufenden Großgrundbefitzern etwa in Aus⸗ ſicht ſtehenden Mitwirkung bei der erſtmaligen Ein⸗ richtung der neuen Wirtſchaft ſich empfehlen mag. — Vor einigen Tagen iſt ein Bauer aus der badiſchen Gemeinde Büchenau in den Poſener Anſtedlungsbe⸗ bezirk zur Beſichtigung der für ihn von der badiſchen Kommiſſion ausgeſuchten Koloniſtenſtelle abgereiſt. Verſchiedenes. — Heidelberg, 6. Juli. In dem Stadt⸗ theil Neuenheim ſchoß ein Knecht aus Hockenheim auf ſeine daſelbſt als Kellnerin bedienſtete Geliebte. Jedoch durchſchlug der Schuß nur die Hand Der Burſche wollte hierauf auf ſich ſchießen, jedoch ver⸗ ſagte jetzt die Waffe den Dienſt. Der Mord⸗ und Selſtmordkandidat wurde feſtgenommen. — Villingen, 6. Juli. Mehrere in lang⸗ ſamem Tempo erfolgende Schüſſe erſchreckten heute Mittag die Bewohner und Beamten des Rathauſes. Im Korridor des 2. Stockes hatte ſich Schutzmann Kammerer, der noch den ganzen Vormittag ſeine Dienſtgeſchäfte beſorgt hatte, durch Schüſſe in den Unterleib, Hals und Mund getödtet. Man hat ſchon längere Zeit ein ſchwermüthiges Benehmen an ihm bemerkt, und vermuthet, daß er durch fällige Wechſel zu dieſer That veranlaßt worden ſei. Unbegreiflich iſt, wie er nach ſo anniafachen! Verwundungen noch die Kraft beſaß, den Revolver in ſeine Taſche zu ſtecken. Eine Frau und mehrere Kinder ſtehen . niedergeſchmettert an der Leiche des Unglücklichen. e Q Entſprechend den Erklärungen, die der Vertreter der Großh. Regierung im Badiſchen Landwirtſchafts⸗ rat abgegeben hat, iſt mittlerweile die Reorganiſa⸗ tion der Hochburger Anſtalt in eine Ackerbauſchule nach württembergiſchem Muſter erfolgt, und es ſoll die neue Gutslehranſtalt mit Beginn des Monats November d. J. erſtmals ihre Wirkſamkeit eröffnen. Mit der Reorganiſation ſteht, wie der „Bad. Korr.“ mitgeteilt wird, die Herabſetzung des ſeitherigen n Penſtonspreiſes von 540 Mk. auf 950 Mk. einen zweijährigen Beſuch (175 Mk. jährlich) im Zu⸗ ſammenhang, eine Erleichterung, welche unſere Land⸗ wirte, die ihren Söhnen eine gründliche therretiſch⸗ praktiſche Ausbildung zuteil werden laſſen wollen, gewiß mit Genugthuung aufnehmen werden. Es iſt zu hoffen, daß ſich das Intereſſe für die Hochburg ⸗ er Anſtalt fernerhin in erfreulicher Weiſe in bäuer⸗ lichen Kreiſen bemerkbar machen wird. — Badenweiler, 6. Juli. Geſtern Vor⸗ mittag trug ſich in der Nähe des 10 Minuten von hier gelegenen Haus⸗ Baden ein ſchwerer Unglücksfall zu, indem ein in der Nachbarſchaft bedienſteter, ver heiratheter Mann aus Hertingen, Amts Lörrach, unter einen ſchwer beladenen Gypswagen, deſſen Sperrvor⸗ richtung brach, kam und unter ſchrecklicher Verunſtal⸗ tung des ganzen Korpers ſofort getödtet wurde. Der Verunglückte der als braver Mann bekannt war, bezw. deſſen Frau und Kinder werden allgemein bedauert. i — Aus Baden, 4. Juli. Bekanntlich weilt gegenwärtig das Großherzogliche Paar zum Kurau⸗ fenthalt in dem im ſüdlichen Schwarzwald gelegenen Kurort St. Blaſten. Dieſer Tage war daſelbſt Jahrmarkt, und da ſtrömte eine Menge Landleute zuſammen, hauptſächlich auch noch deshalb, um den verehrten Landesherrn zu ſehen. Ein vornehmer Herr in ſchwarzer Z vilkleidung ſpazierte an den Verkaufsſtellen her, beſah ſich die verſch'edenen Waren, blieb bei einem Rechen⸗ und Gabelnhändler ſtehen und fragte nach dem Preiſe eines Rechens. Der Händler, welcher meinte, der Herr wolle ihn zum Beſten halten, antwortet etwas unwillig: „Ach was, Ihr kaufet ja doch keine Reſchen !“ Der Herr wollte weiter gehen, als ein anderer danebenſtehender Herr dem Händler etwas in's Ohr flüſterte. Der Mann war wie vom Blitze getroffen, ſprang dann dem vornehmen Herrn nach und entſchuldigte ſich wegen ſeines vorigen Betragens, da er ihn als den Landes⸗ vater nicht erkannt habe. Lächelnd kam der Groß⸗ herzog wieder zurück und kaufte dem überraſchten Händler ein Dutzend Rechen, Gabeln und mehrer Körbe ab und gab Weiſung, die gekaufte Ware ſo⸗ gleich nach der Inſel Mainau zu verſenden, weil er ſie dort gut verwenden könne. Die künſtlichen Dünger und die natürlichen Mine⸗ raldünger. Aufgepaßt! Der Herr anonyme Artikelfabrikant in dem im für jüngſt erſchien enen Ladenburger Wochenblatt t rückten Angſtprodukt „Aufg⸗ paßt“ u den Mineraldünger in einer ſolch polemiftrenden Weiſe, das ſich inhaltsreich an Widersprüche und Verſtändnisloſigkeit auszeichnet, um ein Bſld als Vrgleichnis hervorzaubern zu laſſen fel folgendes bemerkt: Der künſtliche Dünger, in ſeinen primitſpen An⸗ füngen entwick lte ſich allmälig zu einem behäbigen Maſtdünger, der ſich leider im Laufe der Zelt auf Koſten der landwirtſchafttreibenden Bevölkerung zu einem Ungeheuer herausbildete, das aus Haß, Neid, Bosheit und Habſucht ſeinem jungen Nebenbruder dem natürlichen Mineraldünger gerne den Garaus machen mochte, eingedenk deſſen Warnung. Hochmut kommt vor dem Fall, was ſich bald bewahr⸗ heiten dürfte! — Man hat es nur noch mit einer gefallenen Größe zu thun, denn der Stern dez künſtlichen Düngers iſt im erbleich n begriffen und die Morgenröthe des Völkerfrühlings bezſebungs⸗ weiſe des landwirtſchaftlichen Frühlings in Geſialt der neueſten natürlichen Mineraldüngererſcheinung dämmert heran, ſobald der ſtille Zauber der unſer⸗ gehenden Sonne erloſchen iſt. Der Mineraldünger wird fich trotz aller Verläumdungen, Anfeindungen, und Gegenbeeinfluſſungen Bahn brechen!“ Blſchen Sie nur nach der Rheinpfalz. Großartige Erfolge wurden durch die Anwendung und Wirkungen dez Mineraldüngers erzielt. Dafür ſprechen Hundert von Beweiſen ſchon durch Namensunterſchrifth⸗ftall⸗ gung. Die Gegner müſſen und werden ſchlie verſtummen. Wir wollen es nunmehr dabei bewenden la und in einer kurzen Schilderung das Meſſer Critik an dem vom Stapel gelaſſenen Artikel legen. In die Augen ſpringend charakterifirt ſich ſcharf begrenzte chemiſche Analyſe (keine Anna über die Zuſammenſetzung des Mineraldüngers, den Bauersleuten Sand in die Augen ſtreuen imponiren ſoll. Wenn die verſchiedenen Düngerle es wagen, eine anerkannte europäiſche Autor wie Julius Henſel auf dem Gebiete der Chemle Phyfik, deſſen Schriften unbegründeter Weiſe in Rat zu ziehen oder abfällig beurteilen, ſo kann! nur die Blafirtheit aus einer derartigen Diag ſprechen. Schade nur, daß die Herren Düngerleh nicht ſo viel von ihrem eigenen Dünger produzie können, um denſelben der landwirtſchaftlichen völkerung zum vollſtändigen Beſtellen ihrer e Wieſen etc. aufzuhalſen. Ohne Zweifel würden d genheit umgeben, in denen das Polentum noch in vollſter Blüte ſtand. Das gräfliche Paar brachte regelmäßig den Monat Juni bei Roman und Spiridia zu, um am Wallfahrtstage die ſchwarze Madonna von Czen⸗ ſtochau mit reichen und koſtbaren Opfergaben zu be⸗ ſchenken. An dieſer Reiſe nahm Jadwiga niemals Teil. Es war ihr peinlich, den Schauplatz ihrer Leiden wiederzuſehen. Die Eltern begriffen das und machten keinen Verſuch ſie mitzunehmen. Gräfin Antonia ahnte übrigens, was in dem Herzen des jungen Mädchens kämpfte; ihr kluger Sinn ließ ſie Manches errathen. Aber ſie that vollkommen harm⸗ los und vermied jedes vertrauliche Geſpräch über Roman und die Vergangenheit. Spiridia war ſeit ihrer Vermählung mehrere Male im Elternhauſe geweſen, aber ſtets nur auf kurze Zeit. Ihre Geſundbeit war immer noch ſehr zart, ſie kränkelte oft und fürchtete die feuchten Nebel, welche des Abends aus dem See ſtiegen, ſie fand die Lage des Schloſſes ungeſund und ängſtigte ſich, daß ihr der Aufenthalt in den kühlen, etwas dumpfen Räumen deſſelben ſchaden könnte. Spiridia hatte ſich ſehr zu ihrem Nachteil ver⸗ ändert. Aus dem einſt ſo kindlich nolven, ſchüchternen und zur Schwärmerei geneigten Mädchen war eine unzufriedene, launiſche, ewig klagende, nervöſe Frau geworden, welche dem eigenen Ich und ihren teil⸗ weiſe eingebildeten Leiden ihre völlige Beachtung zu⸗ wandte und der die Angelegenheiten Anderer wenig oder gar kein Intereſſe erweckten. Sie ſah trotz ihrer Jugend bleich, verfallen und elend aus, ſie fühlte ſich ſchwach und war immer verſtimmt. Dabei plagte ſie ihre Umgebung mit kindlichen Grillen und Eigenfinnnn. 5 „% Nachdem ſie mit der Zeit über den Punkt klar geworden, daß Roman nur „eine Geldheirat“ mit ihr vollzogen hatte, um ſeine derangirten Verhält⸗ niſſe zu verbeſſern, quälte ſte auch ihn. Er war ihr einſt als das Ideal eines Vertrauten für ihr junges, damals ſo bekümmertes Herz erſchienen, er war ihr ſympathiſch geweſen, und ohne Bedenken hatte fle ihm ihr Jawort gegeben. Nun hatte er ſich in ihren Augen als kühl berechnender und ſeinen Vor⸗ tell erwägender Egoiſt entpuppt. Und das machte ſte bitter und ungerecht, Für ſeine Motiv: hatte ſte kein Verſtändniß, ſie urteilte nach dem Schein. Das Empfinden ihrer Seele war auf das Toöͤdtlichſte verletzt, ſie hielt ſich für das unglücklichſte und be⸗ klagenswerteſte Geſchöpf auf Erden, grämte und härmte ſich ab und ſuchte ihr gekränktes Herz faſt täglich mit Thränen und Klagen zu erleichtern. Roman war ſtets gefällig, hoͤflich und zuvor⸗ kommend gegen ſeine Frau, aber es lag nicht in ſeiner Natur, ihr Zuneigung oder Liebe zu heucheln, bon der ſein Herz nichts wußte. Das wäre über ſeine Kräfte gegangen. i Nach Beendigung der Hochzeitsreiſe hatte er ſich mit großer Energie und Schoffensfreude der Bewirthſchaftung ſeines Gutes angenommen. Er fand Zerſtreuung und Behagen in dieſer Thätigkeit, die jetzt von reichen Mitteln unterſtützt, die beſten Erfolge lieferte. Spiridia war es überlaſſen, ſich ihren Wirk⸗ ungskreis als junge Edelfrau von Lygotta im Herrenhauſe zu verſchaffen. Aber das Hausweſen war unter der bewährten Leitung der alten Michalina vollſtändig geregelt, und Frau Caſimimra litt auch nicht, daß die junge Frau ſich um Küche und Keller bekümmerte. So etwas wäre durchaus umpaſſend und undelſcat für eine Dame vom Stande, ſo ihr Ausſpruch: laſſen, denn ſolche Arbeit mache gemein. Spiridia hatte mit der Schüchternheit, die damals eigen war, den Kopf dazu geſenkt und dann beinahe vor Langweile geſtorben. Sie träumte ihre Tage auf der Chaiſelongue ih Boudoirs, las franzöfiſche Romane und naf Bonbons, bis ſie ſich den Magen berdarb. Sie ma es wie ibre Schwiegermama und andere ke polniſche Damen. Sie dämmerte ihr Leben in Tr heit dahin. Was hätte ſie auch Beſſeres vollbrin können? Das junge Ehepaar war nur bel den M zeiten zuſammen. Roman blieb faſt den gan Tag draußen auf den Aeckern und Feldern Abends in ſeinen Zimmern wo er ſich mit Lell beſchäftigte. Er rauchte leidenſchaftlich gern, fe Frau haßte den Cigarrenduft, da ließ er ſie alle Er hatte keine Ahnung davon, wie er d zarte Treibhausblüte behandeln mußte; er war l ungefälliger Gatte, durchaus nicht, aber es fiel ihm nicht ein, Opfer zu bringen. Ihr ewig weinerliches und ſcheues Weſen langweilte ihn. Er konnte fich nicht zwingen, ſie zu lieben, ſie poßte ſo gar nicht für ihn und er hatte der Hoffnung ein glüchl Leben mit ihr zu führen, längſt entſagt. Er ha geglaubt, die Erfüllung der ſchweren Pflichlen, er ſich zur Lebensaufgabe gemacht, würde ihm lel ter werden, aber es war ein Irrthum geweſen. Mit der Zeit als Spiridla's Kränklichkeit nahm, veränderte ſich ihr Charakter noch mehr. wurde empfindlich, reizbar und unfreundlich. Sie faſt immer aufgeregt und ſchlechter Laune. 5 (Fortſetzung folgt.) 9 ergeht ſich über das müſſe man den Leuten üben“ — 1 Nn