Huſor⸗nregiment Nr. 18, deſſen Chef er bekanntlich iſt, ſowie über die anderen Truppenteile der Gar⸗ niſon Frankfurt ab. Später begab ſich das Königs⸗ paar nach Homburg zu einem Beſuch der Kaiſerin Friedrich. — Kaiſer Wilhelm iſt am Sonnobend früh in Kiel eingetroffen, woſelbſt er bis zum Abend des 29. Juni weilen wird, um dann ſeine diesjährige Nordlandsfahrt anzutreten. Am 7. Juli ſoll die Ankunft des hohen Herrn in Stockmarkäs, einem Hafen der Lofoten⸗Inſeln, erfolgen. — Die großartigen Huldigungen, welche dem Fiürſten Bismarck auf ſeiner gegenwärtigen Sommer⸗ reiſe namentlich in Dresden, Tetſchen und Wien zu Teil wurden, haben ſich in München wiederholt. Den Glanz⸗ und Höhepunkt der Ovationen, welche man dem Altieichskanzler in der bayriſchen Haupk⸗ ſtadt bereitete, bildete der ihm zu Ehren am Freitag Abend ſtattgefundene impoſante Fackelzug der Münchener Studentenſchaft, an welchem 1600 Fackel ⸗ räger und 22 Mufikcorps Teil nahmen. Fürſt Bis⸗ maick dankte vom Balkon der Villa Lenbach aus für dieſe Huldigung und ſagte hierbei, 8 gelte, an dem deutſchen Reiche, wie ſolches unter dem alten Kaiſer Wilhelm und ſeinem »rlauchten Kriegskameraden dem Prinzregenten Luitpold, gegründet worden ſei, eſtzuhalten. Eine größere Anſprache hielt Fürſt Bismarck bei dem Empfange der vom Oberbürger⸗ meiſter Dr. v. Widemah er geführten Abordnung der ſtädtiſchen Collegien Münchens; der Fürſt dankte unächſt für den ihm in München bereiteten herz⸗ ichen Empfang und erklärte, er könne denſelben ur als einen Ausdruck uneigennützigſter Freund⸗ chaft gegen ihn betrachten. Denn er habe keine Macht mehr, Intereſſe und Wünſche zu befriedigen, auch bei ſeinen Freunden werde er nicht immer zu⸗ immende Anerkennung für Alles, was er gethan, efunden haben. Der Fürſt warf dann einen Blick in die Vergange heit und meinte, der Act deutſcher Einigung habe ſich naturgemäß aus dem Streben der deutſchen Stämme nach dieſer nationalen Einig⸗ ung vollzogen. Hieran wären alle Stämme gleich⸗ äßig beteiligt geweſen, als ein großes Glück be⸗ eichnete es Fürſt Bismarck, daß dieſer ungsprozeß nicht gleich nach 1866 vor ſich gegangen ſei, das Werk hätte alsdann geringere Ausficht auf Erfolg gehobt. Fürſt Bismarck ſchloß mit der Rede mit der koſtbaren Veꝛſicherung, er halte die deutſche Einigung für ein vom Wechſel der Zeiten und Ver⸗ ältniſſe unantaſtbares Werk. — Am Sonntag reiſten Fürſt Bismarck und ſeine G⸗mahlin den München nach Kiſſingen weiter. Verſchiedenes. — Ladenburg, 27. Juni. Der hieſige Gesangverein veranſtaltet am nächſten Sonntag, den 8. Juli, einen Ausflug nach Weinheim. Daſelbſt wird nach einem Spaziergang in der waldreichen Umgegend eine Abendunterhaltung im Saale „zur Eintracht“ ſtattfinden. Zu letzterer hat der Geſang⸗ verein Weinheim ſein Erſcheinen und ſeine Mitwirk⸗ ung in freundlichſter Weiſe zugeſagt. Auch ſeitens des hiefigen Vereins wurde ein entſprechendes Pro⸗ gramm vorbereitet; es dürften ſich alſo den Mit⸗ gliedern genußreiche Stunden bieten. Wegen alles Näheren verweiſen wir auf das Inſerat in der heu⸗ tigen Nummer unſeres Blattes. — Ladenburg, 28. Juni. An allen Ecken und Enden regt ſich das erholungs bedürftige Publi⸗ kum, um Bäder und Erholungsplätze aufzuſuchen und ſich von ſeinen Strapazen, welche ſeſt Jahres ⸗ friſt durchzumachen waren, wieder zu erholen. Am Tollſten geht es dieſes Jahr in Wörishofen (Bayern) zu, wo ſeit Jahren der vielbelannte und beſprochene Pfarrer Kneipp weilt. Hier iſt der Sammelort Tau⸗ ſender von Menſchen aus aller Herren Länder, na⸗ mentlich Ausländern, um in der Kneipp'ſchen Waſ⸗ ſerkur Heilung zu ſuchen. Der Ort hat etwa zwölf ⸗ hundert Einwohner liegt abgelegen von der Bahn und iſt an und für ein oͤder Platz ohne etwas Reiz⸗ volles, und doch ſtrömt eine wahre Völkerſchaar dahin. Die meiſten dorthinkommenden Hilfeſuchenden müſſen wegen Platzmangel wieder abreiſen, da ſich die An⸗ weſenden ſchon an und für fich mit den primitivſten Wohnungen und Nachtlager begnügen müſſen. Es ſucht nun Pfarrer Kneipp dahin zu wirken, daß Anſtalten nach ſeiner Methode in allen Gegenden errichtet werden und find auch in Anbetracht der ungemein großartigen Heilerfolge, die mit der Waſ⸗ ſerkur erzielt werden, bereits mehrere Anſtalten ent⸗ ſtanden, welche alle unter ärztlicher Leitung ſtehen. ein Beweis, wie ſich die neue Kurmethode trotz deren intriguirenden Gegnern, welche größtentheils wieder aus Aerzten beſtehen, Eingang verſchofft. Es wird nicht mehr lange dauern, ſs wird dieſe Kur eine allgemeine ſein und Pfarrer Kneipp in ſeiner Natur⸗ heil⸗Wiſſenſchaft obenan ſtehen. Als eine vorzüglich eingerichtete Kneipp'ſche Waſſerheilanſtalt, welche un⸗ Viele Aerzte haben ihr Studium in Wörishofen durchgemacht; in Deutſchland allein giebt gegenwärtig ſchon mindeſtens an 300 ſolcher Aerzte. Es iſt dies Einig⸗ 8 ler der danlichen getlung eine Dr Nudehauſet 5 0 ö — ſteht, iſt das in reizender Gegend, mit Bergen ud Wäldern umſtellte Weinheim an der Bergſtraße un⸗ l, ter dem Namen Stahlbad bekannt. Dieſe Anſſal 7 1 beſteht ſchon ſeit 2 Jahren und iſt eine der eren e die nach Pfarrer Kneipp'ſchem Heilverfahren einge richtet wurde. Dieſelbe verſendet auf Verlangen Proſpekte über ihre Heilanſtalt gratis und fraue an Jedermann. — Schriesheim, 28. Junſ. In Großſachſe und Leutershauſen koſtet 1. Qualität Rindflelſ . nur 60 Pfennig das Pfund, während pier 70 Pf. bezahlt werden muß. . — Mannheim, 26. Juni. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich in dem denach baren Seckenheim. Derſelbe iſt wieder eine eindringliche Warnung, mit Schießwoffen vorſichtig umzugehen und ſie namentlich nicht in die Hände der Kinder gelangen zu loſſen. Der 11 Jahre alte Sohn des Landwirths Frey daſelbſt wollte dem etwa Z jährigen Söhnchen des Landwirths Seitz an einer Bogelflnte deduziren, wie Spatzen geſchoſſen werden. Hier 15 e an! entlud ſich unglücklicherwelſe das Gewehr und di in um. Schrotlodung drang dem Zjährigen Raaben in die Stirn. Das arme Kind gab ſofort ſeinen Weſſt auf, 1 bit — Kehl, 24. Juni. Eine entſetzliche Fam ⸗ 1 lien⸗Tragödie hat ſich bier abgespielt. Der in den ee 30er Jahren ſtehende Landwirt Faulhaber ſchoß auf L. Ner ſeine 65jährige Schwiegermutter. Die Kugel drang unter dem Arm ein, ohne daß ſie den Tod der Ber⸗ wundeten verurſacht hätte, Der Schwiegervater, anf den es der Thäter ebenfalls abgeſehen hatte konne n fich der Gefahr erſchoſſen zu werden, durch die Fluch nel Jen entziehen. Gleich nach der That erhängte ſich Faul⸗— haber. Den Tod erleichterte ſich der Selbstmörder durch drei Schüſſe, die er ſich theils in die Bruſt, theils in den Unterleib beibrachte. Herbeigeeilte Nach⸗ barn fanden ihn bereits todt vor. Der Unglüchiche deſſen That man auf Geiſtesgeſtörtheit zurfckfährt hinterläßt eine Frau und vier unmündige Rinder. Ball-Seidenſtoſfe v. 65 Pfg. bis 14.80 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſert — verſ. roben⸗ und ſtückweiſe porto⸗ und zollfre das Fabrik⸗Depot von G. Henneberg (K. u. f. Hoflief.) Zürich Muſter umgehend. Doppellel Briefporto nach der Schweiz. 0 5 Die Landſchaft war welt und breit in ein weißes, blendendes Leichentuch eingehüllt, jedes Leben war erſtorben und feierliche Ruhe lagerte über dem Grabe. Nur der Winterſturm kobte und heulte und die Bäume bogen ſich unter ſeinem Anprall ſaſt zur Erde, er wühlte die ſonſt ſo träge Wartha in ihren tieſſten Tiefen auf, daß die mit weißem Giſcht ge⸗ krönten Wellen ſchäumend über die Ufer brachen. Ueber dem heiligen Berge wälzten ſich ſchwarz graue Wolken, die der Sturm in unheimlichen Mirbel⸗ tänzen umeinander drehte, dazu ſtöhnten die Wetter ⸗ fahnen auf den Kloſterthürmen, die Fenſterläden klapperten und es rauſchte und brauſte in der Luft, als ſolle die Welt untergehen. Immer ſchneller jagte der Schlitten dahin. Von Czenſtochau nach Poſen war eine weite Strecke zu durchfahren, beinahe zweihundert Werſt. Eiſen⸗ bahnen gab es in Polen jener Zeit noch nicht viel und die Reiſenden wollten raſch zum Ziele gelangen. Dabei die fibiriſche Kälte und ſo weit das Auge reichte, nur Schnee, ſchimmernder friſchgefallener Schnee und brauende wallende Nebel. Mitunter drang ein greller, gelber Sonnenblitz durch die wirbelnden Dunſtgebilde, dann hoben ſich die unab⸗ ſehbaren Tannenwälder wie ſchwarze Schatten von dem bleifarbenen Himmel ab. Als der Schlitten bei der Rochuscapelle an⸗ kam, hemmte Franuſchek den raſenden Lauf des Ge⸗ ſpanns. Um das kleine Gotteshaus tobte der Sturm in ſeiner ganzen Wildheit und Stärke. Er polterte, pfiff und raſſelte mit voller Gewalt durch die Luken des ſchmalen Glockenthurmes und ſchleu⸗ dere das kleine Gloͤcklein hin und her, daß es wimmernd und klagend ſeine eherne Stimme erhob. Es llang ſchaurig wie Geiſtergeſang! Und in das Heulen und Brauſen des Schneeſturmes in das wimmernde Klagen des Glöckchens miſchte ſich das heiſere Gelräch; der Raben, welche unruhig den Schlitten umkreiſten. Frau v. Bielinska erbleichte, ſie fühlte kalte Schauer ihre Glieder durchrieſeln und wickelte ſich feſter in ihren Pelz. „Heilige Jungfrau, beſchütze uns!“ rief ſie ent⸗ ſezt, „Hören Sie Antonia, das iſt der Rochus der nach ſeinem Opfer ſchreit. Er ſitzt in ſeiner Kart⸗ hauſe und finnt auf Verderben! Hören Sie, wie er ruft, das giebt ein Unglück, ſage ich!“ Die Gräfin zuckte ſpöttſſch die Schultern. „Aberglaube Cafimira, thörichter Aberglaube, wie kann nur ein vernünftiger Menſch an ſolchen Un⸗ finn denken!, Der Graf erhob ſich von ſeinem S tze, et blieb hochaufgerichtet im Schlitten ſtehen und blickte zur Seite, wo der Kirchhof lag. Seine dunklen, traurigen Augen ſchweiften über die Gräber, zwi⸗ ſchen denen ein fahlgrauer Dunſt wogle und wallte. Dann entbößte er das Haupt und murmelte ein kurzes Gebet. Gleich dacauf ſchleuderte er mit dem Rufe „Gott ſei ihrer armen Seele gnädig“ den Roſenſtrauß über die Grüfte. Die Damen folgten ſeinem Beiſpiel und die rothen Roſenblätter flatterten wie Blutstropfen über den weißen Schnee. Das war ein Opfer, das man nach alter polniſcher Landesfitte zur Winterzeit den verſtorbenen brachte. Und wieder ließ Franuſchel's derbe Fauſt die Geiſel ſp elen und wieder jagte der Schlitten durch Sturm und wildwirbelndes Gewölk. Graf Stanislaw's Züge hatten ſich erhellt, er lächelte ſtill vor ſich hin. Von der Todten flogen 5 ſeine Gedanken weit, weit hinaus in die neblig Ferne, ſie wa dien ſich von der Trauer und dem Kummer der Gegenwart ab und lebten ſich in freun liche Zukunftsträume hinein. Mit halb geöffnet Lippen athmete er die kalte Winterluft, ſie erfriſcht und ſtärkte ihn. Und in den Stimmen der empörlen nordiſchen Natur hörte er nur immer ein Wort, el einziges Wort. Es tönte wie ſüßes kindliches Schmel cheln in ſeine Seele hinein, um mit harmonische Nachhall darin auszuklingen. Und dieſes Zauberwor hieß, Jadwiga! — und Jadwiga, Jadwiga! — hallte es im Sturm und immer wieder in ſein lau⸗ ſchendes Ohr. — — N. 4 *. 5 Der Lieutenant Wytel war nach dem ſchn Aufbruch der Herrſchaften allein im Salon zurck geblieben. Niemand kümmerte ſich um den alten Mann. Er lehnte noch in ſeinem Seſſel und ſtarrte mit trüben Augen gegen den Plafond; auf feinem Antlitz lag tiefer Gram. „Nun iſt alles aus,“ murmelte er dor ſich hin, „meine Freunde und mein Glück, denn ich werde die Jadwiga nicht mehr wieder ſehen. Ich muß mein Elend und mein zerbrochenes Leben einſam welterſchleppen bis an's Ende! Freilich, der liebe Herrgott wird ſchon wiſſen, warum ſch ſo ſchwer büßen muß — aber ich ertrags nicht geduldig, das bringt mich um — das iſt mein ficherer Tod!“ Seine Worte erloschen, pfeifend ging ihm der Athem aus der Bruſt. Nach einer Weile Schnellte er auf und taſtete nach ſeinem Baſchlik. Er zog ihn haſtig über den Kopf und ſchwankte hinaus. f (Fortſetzung folgt.)