befriedigende Geſtaltung ihrer zußeren Lage erkannt werden. Die von beiden Kammern einſtimmig genehmigte umfaſſende Aenderung des Geſetzs über den Ele⸗ lem Umfang die von ihnen erſtrebte Neuordnung ihrer rechtlichen Stellung. In Verbindung mit der gleichzeitig gewährten ausgiebigen Verbeſſerung ſowohl des Dienſteinkommens der Elementarlehrer als ihrer Ruhegehalte und der Bezüge ihrer Hinterbliebenen wird die ſo geſchaffene neue Ordnung die Erwartung begründen, daß dieſe zahlreiche und zu bedeutſamer WMirkſamkeit berufene Beamtenklaſſe ihre hohe Auf⸗ gabe zum Segen unſeres Volkes treu und freudig erfüllen werde. — Den Kirchen iſt in weiterer Aus⸗ geſtaltung des geſetzlichen Grundſatzes der Selbſtſtän⸗ digkeit bei der Ordnung und Verwaltung ihrer Angelegenhenheſten nunmehr auch die Moͤg⸗ lichkeit der Beſteuerung ihrer Konfeſſtonsgenoſſen be⸗ hufs der Befriedigung allgemeiner kirchlicher Bedürf⸗ niſſe eröffnet worden. Zugleich wurde neben einer außerordentlichen gleichmäßigen Beihilfe die beſtehende Staatsdotation zur Aufbeſſerung gering beſoldeter Geiſtlicher, um die Einführung der neuen Rechts⸗ norm zu erleichtern, bis zum Ende dieſes Jahrhun⸗ derts für fortdauernd erklärt. Dem Haushalte der Kreisverbände haben Sie durch die Bewilligung ſtändiger Dotationen einen feſten Rückhalt geboten. Die Rechtsberhältniſſe der abgeſonderten Gemar⸗ kungen find neu geregelt. Durch das Geſetz über die Gewerbekammern iſt für eine geordnete Vertretung der Intereſſen des Handwerks eine rechtliche Grundlage gegeben, durch die geſetzliche Verſicherung der häuslichen Dienſtboten iſt eine wohlthätige Ergänzung und Krankenverſicher⸗ ung herbeigeführt worden. Auch der weiteren Ausſtattung und Vervoll⸗ ſtändigung unſeres Eiſenbahnnetzes hat dieſer Land⸗ tag ſeine thatkräftige Teilnahme zugewendet, dem geſunden Unternehmungsgeiſte der Gemei den auf dieſem Gebiet den nötigen ſtaatlichen Beiſtand ge⸗ währt, weitere Wünſche und Bedürfniſſe ihrer Er⸗ füllung entgegengeführt. f 5 Und während bei dieſer vielgeſtaltigen frucht⸗ baren Thätigkeit Ihre Blicke auf die Wohlfahrt des Heimatlandes im Ganzen und in ſeinen Teilen ge⸗ richtet waren, haben Sie auch unſerer Zugehörigkeit zum gemeinſamen deutſchen Vaterland nicht vergeſſen und find Sich der Pflichten bewußt geweſen, welche um der Verteidigung des Reiches, um der Erhalt⸗ ung ſeiner Macht und Ehre willen uns auferlegt mentarunterricht bringt den Volksſchullehrern in vol⸗ ſind. Möge das Schutzwerk, an deſſen Erstellung uns unmittelbar beteiligen zu müſſen auch Ihre Meinung war, zugleich als eine dem Verkehr im Frieden nutzbringende Anlage ſich erweiſen! Durchlauchtigſte, Hochgeehrteſte Herren! Seine Königliche Hoheit der Großherzog, unſer gnädigſter Landesherr, haben mich zu beauftragen geruht, in dieſer Abſchiedsſtunde Ihnen die volle Anerkennung Ihrer ausdauernden und erfolgreichen Arbeit und Seinen freundlichen landes väterlichen Gruß zu über⸗ mitteln. Indem ich mich brehre, dieſen Allerhöchſten Auftrag zu erfüllen, erkläre ſch hiermit auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit den Landtag für geſchloſſen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 23. Juni. Verfloſſenen Sonn⸗ tag abend brannte in Ettlingen das Geſchäft des Auguſt Lowinger von hier vollſtändig nieder. Durch dieſes Unglück wurde derſelbe ſchwer betroffen, um⸗ ſomehr da Lowinger jetzt ohne jede Hilfe und Mit⸗ tel in der Welt ſteht. — Schwetzingen, 22. Juni. Am Sonn⸗ tag den 19. ds., 11 Uhr vormittags, fand die 2. erweiterte Komitefizung der bad. Hopfenbauausſtell⸗ ung ſtatt. Unter den Anweſenden bemerkten wir den Vertreter der Großh. Regierung Herrn Hofrat Dr. Neßler, den Vorfitzenden des Pfalzgauverbandes, Hrn. Seipio⸗Mannbeim, den Vorſtand des Heidel⸗ berger landwirtſchaftlichen Bezirksvereins H. Dr. Herth, H. Landwirtſchaftsinſpektor Römer, die Bür⸗ germeiſter der bopfenproduzierenden Orte de. Auf der Tagesordnung ſtand die Aufſtellung des definitiven Programms der Ausſtellung, die Feſt⸗ ſetzung der zu verteilenden Preiſe und die Wahl des Preisrichterkollegiums. Der Vorſitzende, Herr Bürger⸗ meiſter Mechling, gab zunächſt Auskunft über die Korreſpondenz zwiſchen dem Vorſtand des deutſchen Hopfenbauvereins. Die in der letzten Komitefſtzung verlangte Aenderuag des § 2 des vorläufigen Pro⸗ gramms, wonach nur Ballen von 75 Kilogramm ausgeſtellt werden dürften, dahin, daß Ballen von 50 Kilogramm und außerdem Muſter von 5 Kilo⸗ gramm angenommen werden, iſt dadurch erledigt. Der Schriftführer, H. Profeſſor Treiber, gab ſodann eine kurze Ueberficht über die weitere Thätigkeit des Vor⸗ ſtandes ſeit der letzten Sitzung. Es gingen 2 Schreiben an die an der Hopfenproduktion und dem Hopfenhandel intereſſirten Kreiſe, in welchen dieſelben um materielle Unterſtützung der Ausſtellung ange⸗ gangen werd 'n. Leider ſtehen jtzt noch die Ant⸗ worten von Gegenden, die an der Hopfenproduktion ſtark beteiligt ſind, aus. Die bis ſeßt erfolgten Zu⸗ ſaogen find ſo günſtig, doß das Gelingen der Anz ſtellung in jeder W'iſe geſichert iſt. Das weitere vom Vorſtande vorgelegte Pro, gramm für die Ausſtellung findet mit kleinen Ab⸗ änderungen, welche von H. Hofrat Neßler und H. Scipio beantragt werden, einſtimmige Annahme ebenſo wie die vorgeſchlagene Anzahl und Höhe der Ehren⸗ und Geldpreiſe. Das aus 9 Mitglieder he ſtehende Preisgericht ſoll ſich aus dem Verkteler der Großh. Regierung, 4 Delegirten der vorausfichtlich ausſtellenden Gauverbände und je zwel Verfreler der Hopfenhändlern und Brauer zuſammenſetzen. Hiermit war die Tagesordnung erledigt und wurde die Verſammlung mit dem Dank für das zahlreiche Erſcheinen vom Vorſitzenden geſchloſſen. Für die Ausſteller wollen wir erwähnen, daß außer 35 wertvollen goldenen, filbernen und bron⸗ cenen Medaillen, deren künſtleriſchen Entwurf 5. Prof. Götz⸗Karlsruhe übernommen hat, noch eine große Anzahl von Geldehrenpreiſen von 100 — 10, Mk. und Anerkennungsdiplome berteilt werden, waz die badiſchen Produzenten hoffentlich veranlaſſen wird, die Ausſtellung recht zahlreich zu beſchicken, umſomehr als ſich vorausfichtlich während der Ausſtellung ein recht lebhafter Einkauf von Seiten der Händler und Brauer entwickeln wied. Wir wünſchen der Ausſtellung das beſte He⸗ lingen und können es umſomehr vorausſehen, da zu gleicher Zeit der Pfalzgauverband ſeine landwirt⸗ ſchaftliche Gauausſtellung in Schwetzingen abhält. — Pforzheim, 22. Juni. Auf gräßliche Weiſe ſuchte ſich der ſchwermüthig gewordene Schuß⸗ macher G. aus dem L ben zu ſchaffen Er brach ſich mit einer Schuſterkneipe eine große Wunde an der Stirn bei, ſo daß der Knochen blosgelegt wurde, und verſetzte ſich dann mit dem Schuſterhammer wuchtige Schläge auf den Kopf. Man brachte den Unglücklichen nach der Heil⸗ und Pfl⸗geanſtalt. Seine Frau liegt ſchon längere Zeit in Folge eines Schlag⸗ anfalls darnieder. Waldmohr, 22. Juni. Auf der Grube Nordfeld verunglückte der erſt 26 Jahre alte Berg⸗ mann Johann Lapre von Mittelbexbach derart, daß ihm der Kopf faſt ganz dom Rumpf geriſſen wurde. — Mainz, 21. Juni. Der Poſtgehilfe Wind⸗ ecker aus Friedberg wurde hier wegen Unterſchlagung von etwa 14000 M. verhaftet. — Petersburg, 21. Juni. In einem heute veröffentlichten kaiſerlichen Ukas wird die Aus⸗ fuhr aller Getreideſorten und Erzeugniſſe mit Aus⸗ nahme von Roggen, Roggenmehl und Kleie geſtattet. mählung mit dem geliebten Mädchen die mir Alles geopfert. Und der Gedanke, mein Schicksal mit dem ihrigen zu verknüpfen, ſie als theure Gat 'in in mein Haus zu führen und als angeſebhener Land⸗ edelmann auf meinen Gütern ein proſaiſches, aber glückliches Daſein mit ihr zu leben, erfüllte mein Herz mit hoher Freude, denn ich liebte mein blondes deutſches Gretchen innig und treu. Daß ich als Slommerbe eines alten feudalen Magnatengeſchlechts, das früher ſogar mit Polens Königin verſchwägert war, eine Mesalliance ſchließen würde, bekümmerte mich wenig; ich war reich und unabhängig und konnte thun, was mir beliebte. „Aber es kam anders, ganz anders, wie ich wollte und dachte — und es hätte doch Alles ſo gut und ſchön werden können. „Meine Wunde geſtattete mir nicht ſofort nach Deutſchland zu reiſen, ich mußte noch warten, warten mit einem Herzen voller Sehnſucht und Un⸗ geduld. Das innere Fieber verſchlimmerte mein Leiden und feſſelte mich von Neu m an mein Bett. Und inzwiſchen trat die Kataſtrophe ein, früher, als ich vermutete. Margarethe hatte mir eine Tochter geſchenkt. „Da weinte ich wie ein kleines Kind, weinte viele Tage und Nächte hindurch; ich litt furchtbar, ich war wie wahnfinnig. Denn nun erſt, nach dem Unglück und Schmerzen mich geprüft hatten, wo das ſeurige junge Blut ſanfter und milder geworden war, kam mir mein grenzenloſer Leichtſinn, meine unge⸗ heuere Schlechtigkeit zum Bewußtſein! Denn gerade jetzt in der Not, in der Gefahr muß ich fern von Margarethe bleiben, in den ſchweren Stunden wo meine Gegenwart durch die Pflicht der Liebe durchaus erforderlich war. Mit lahmen Gliedern war ich an mein Schmerzenlager gebannt, ich konnte nicht zu ihr eilen, ich konnte nur Thränen vergießen und in ohnmächtiger Wutb mit den Zähnen knirſchen. Und mein armes blondes Lieb litt noch mehr wie ich, tauſendfach mehr. Es gab viele Klatſchbaſen in Ems, alte und junge, und ſie ſteckten ihre Köpfe zuſommen und ziſchelten mit den giftigen Zungen. Alles, was man nur Schlechtes von einem Mädchen in kurzer Z⸗it war ihr Ruf zerſtört, ihre Ehre ver⸗ nichtet, Fürsprecher hatte das arme Weſen ja nicht und ich konnte ihr nicht zu Hilfe kommen. Die Freunde zogen ſich von ihr zurück, denn die Welt iſt ja ſo lieblos und ſo hart — und bald ſtand ſie vereinſamt, verloſſen und gemieden da. Ja, ſie mußte den bittern Kelch bis zur Neige leeren und das brach ihr das Herz, das konnte ſie nicht überſtehen. Voller Verzweiflung ſchlug fle eigenmächtigen Weg ein, denn ohne mich zu benach⸗ richtigen, noch ſchwach und kran! und jedes Schutzes entbehrend, nahm ſie ihr Kindchen auf den Arm und trat die Reiſe zu mir nach Polen an. „Von dieſem Tage an blieben Margarethe und unſer Töchterchen ſpurlos verſchwunden. In da⸗ maliger unruhiger Zeit lauerte in Polen noch Ge⸗ fahr und Tod auf jedem Schritte und dabei ging manches Menſchenleben zu Grunde, ohne daß jemals die geringſte Kunde zu den Angehörigen drang. So blieben auch meine Nachforſchungen nach den ſo räthſelhaft Verſchwundenen ohne jeden Erfolg. Auf⸗ rufe in Zeitungen und anderen öffentlichen Blättern waren eben ſo nutzlos wie die Einmiſchung der Be⸗ börden, die ich zur Hilfe nahm. Auf der weiten Reiſe durch das fremde, augenblicklich ſo verwilderte und unwirthliche Land waren alle Beide berloren glauben kann, ſagten fie Morgarethen nach. Und gegangen und verſchollen. Wo und wie, habe ich niemals erfahren können. Dann kamen ein paar lange, erbarmungslos lange Jahre für mich doll Wehmuth und Trauer — endlich verwiſchte ſich Alles, was mir unverwiſchbar erſchien. Ich ſchloß mit der Vergangenheit ab, ſie erſchien mir nur noch wie ein entſchwundener Traum, und begann ein neues, von Gott begnadigtes Leben. „Aber jetzt werde ich wieder Tag und Nacht daran denken müſſen, einem armen Sünder gleich, det ſeine Schuld nicht fühnen kann, ich mag leben oder ſterben, denn meine Jugendfünde ſſt es, die Margarethe hinaus trieb in den Tod, in das Verderben. Und dos martert mir das Gewiſſen enzwei — das tödtet mich, Jeſus Maria, das überwinde ich nicht!“ Noch hatte der Graf nicht ausgeſprochen, als einen auch ſeine Gemahlin ſchon zu ihm trat und ihm die Hand auf den Mund legte. „Stanislaw, beruhige Dich,“ ſagte ſie ernſt⸗ „Gott iſt barmherzig und Reue enkſühnt! Aber das Recht der Lebenden iſt größer, wie das der Todten — und Dir lebt eine Tochter, Margarethe's Kind. An ihr kannſt Du gut machen, was Dir an jener verſagt war. Kommt die Hilfe auch jetzt erſt, ſo wird es doch nicht zu ſpät ſein. Und ich ich helfe Dir dabei!“ 5 „Mein Kind, ihr Kind: ja es lebt, 4s ff da! Ach Antonia, und Du ſelbſt mahnſt mich daran. — Du biſt ein Engel voll Güte, Du verzeihſt und richteſt zugleich den So uldigen auf!“ Der Graf ſprang haſtig auf, ſank vor ihr die Knie und preßle ſeine Lippen auf ihre Füß⸗. Gortſetzung folgt.)