Ungs ermordet und ſeines durch den Verkauf don Kartoffeln erzielten Eclöſes von ca. 120 Mark be⸗ raubt wurde, hat heute Morgen im Provinzial⸗Ar⸗ reſthaus ihre Sühne durch die Hinrichtung des Schuhmachers Chriſtian Kuhmichel don Schlierbach gefunden. — Urach, 15. Jun. In dem Nachbarorte Dettingen a. E. ſpielte ſich geſtern morgen ein gräß⸗ licher Fall ab. Glaſer Lieb von dort, Vater von 5 Kindern kaufte ſich in der Frühe hier einen Revol⸗ ver, zu dem er das Geld entlehnt haben ſoll, begab fich mit dem erſten Zug nach Hauſe und feuerte auf ſeine Frau und ſich ſelbſt nacheinander drei Schüſſe ab. Die raſch herbeigeeilten Nachbarn fan⸗ den die Ehegatten ſcheinbar tot vor. Die Frau iſt lebensgefährlich verletzt, dei dem Thaͤter Hoffaung auf Wiederherſtellung vorhanden. Derſelbe ſoll durch einen verlorenen Prozeß, der ihn einige hundert Mark koſt⸗t, zu der unglückſeligen That veranlaßt worden ſein. — Stuttgart, 14. Juni. Zwei junge Leute, welche vorg⸗ſtern vermißt wurden, find heute bei der Militärſchwimmanſtalt tot aus dem Neckar gezogen worden. Dieſelben, der 15jährige Sohn des Fabrikanten Stump und das 13jährige Töchter⸗ chen des Heilkünſtlers Schloſſer, hatten eine lebhafte Neigung zu einander gefaßt und als die Eltern da⸗ hinter kamen, ſuchten und fanden ſte den Tod im Neckar. Die beiderſeitigen Eltern werden allgemein bedauert. — Mülhauſen i. E., 15. Juni Schlau waren einige Viehhändler aus Müllheim in Baden, allein die allzugroße Schlauheit koſtete dieſelben viel Geld und wird denselben von großem Nachtheil ſein. Dieſelben kaufen im Elſaß Vieh, luden anf Station Damm'rkirch in einen Wagen 17 Stück ein, obwohl dieſe Zahl die vorgeſchriebene Ladungszuläſſigkeit be⸗ deutend überſchreitet. Dieſe U⸗berladung ſei in Folge unrichtiger Deklaration zu Stande g⸗kommen. Als die Station Mülbauſen erreicht und der Wagen ge⸗ offnet wurde, bot ſich ein graufiger Anblick dar, in⸗ dem 15 Stück von dem durchnäßt eingeladenen Vieh in dem dampfenden Wagen todt lagen und die übri⸗ gen 2 Stück bereits völlig entkräftet waren. Nun wird die Frage ſein, ob die Viehhändler neben dem bereits erlittenen Schaden nicht auch noch wegen Betrugs und Thierſchinderei belangt werden. Ein Metzger ſoll durch dieſen Unfall allein 2100 Mark Schaden zu verzeichnen haben. 5 — Prag, 14. Juni. Der Bergmann Hawelka geſtand, den Brand in dem Bergwerk von Peizibram aus Unvorſichtigkeit verurſacht zu haben. — Stetten in Hohenzollern, 13. Juni. So erſehnt und wohlthätig der heutige Gewitterregen für olle Gewächſe war, ſo betrübend iſt das Un⸗ glück, welches das Gewitter dieſen Morgen um 9 Uhr verurſachte. Drei Perſonen, eine ältere Frau, ein 25jähriges Dienſtmädchen und ein 18jähriges Kind flüchteten ſich vor dem Regen und Sturm unter eine Buche. Da ſchlug der Blitz in den Baum, tötete die Dienſtmagd und lähmte das Kind an einer Seite. Die Frau kam mit dem Schrecken und weniger bedeutenden Brandwunden dovon. In den Schulen wird zwar jedes Jahr vor dem Unter⸗ ſtehen unter Bäumen während eines Gewitters ge⸗ warnt, aber, wie dieſer Fall wieder zeigt, vergeb⸗ lich. Gerade von den Buchen glaubt das Volk, daß ſte von Blitz nicht betroffen werden. — Paris, 14. Juni. Aus Blaye wird ge⸗ meldet, daß am engliſchen Petroleum⸗Reſervoir ein Schiff explodiert iſt, wodurch gegen Zwanzig Per⸗ ſonen getötet wurden. Mehrere benachbarte Boote find abgebrannt. Die Explofion ſoll durch ein Blitz⸗ ſtrahl erfolgt ſein. — Die Kanonen der Feldartil⸗ lerie ſollen durch ſolche eines leicht⸗ren Kalibers er⸗ ſetzt werden, welche in der Minute 8 bis 10 Ge⸗ ſchoſſe mit einer Tragweſte von 5000 Meter ver⸗ ſenden. Die Kanonen werden durch Metallſchilder gegen das Feuer der Infanterie geſchützt. — Peſt, 15. Juni. Das Hochwaſſer richtet unerm⸗ßlichen Schaden an. In dem Komorner Ko⸗ mitate find viele tauſend Joch Acker überſchwemmt. In den Gaſſen der Stadt Gran ſteht das Waſſer 2 m hoch. Die Gemeinden Parkarny, Ebed, Karva, Mußla Mas und Tatu ſind zumeiſt überſchwemmt. In der Hauptſtadt erreichte der Strom eine Hohe bis zu den unteren Qlais. Unterhalh der Eiſenbahn⸗ brücke durchbrach die Flut die Schutzwehr des im Bau befindlichen Kanals, wodurch auch der Eiſen⸗ bahndamm barſt. Der Verkehr über die Verbindungs⸗ brücke iſt eingeſtellt. Die Bahn Füzitö⸗Reßmeby hat den Verkehr auf unbeſtimmte Zeit eingeſt⸗ lt. Die oberen Stationen melden weiteres Steigen des Waſſers. — New⸗ Pork, 16. Juni. Die neue Brücke, welche New⸗ ork mit Cobuilon (Kentucky) verbinden ſoll, iſt vor ihrer Vollendung zufammengebrochen. 30 Arbeiter find todt; 15 Leichen wurden bis jetzt geborgen. — Chicage, 14. Juni. Geſtern nachmittag wurde Chicago und ſeine Umgegend von einem ge⸗ — — Eigentum wird auf mehrere hundecttauſend Dollarz eſchätzt. 1 Eingeſandt. Noch nicht lange her iſt es, da machte die hiefige Bürgerſchule einen Ausflug. Bei dieſer Ge⸗ legenheit erinnerte fich Schreiber dieſes ſeiner Ju⸗ gendz⸗it und der Freude, die er als Kind dazumal empfand, wenn er von ſeinem Lehrer begleitet einen ſolchen Ausflug mitmachen konnte. Die Lehrer der hiefigen Volksſchule ſchelnen jedoch bei ihren Schülern, ein derartiges Empfinden nicht vorauszuſetzen, denn wir ſahen leider keine Volksſchulklaſſ' einen Spoziergang unternehmen, Die Herren denken vielleicht daß Pcoletarierkinder eines ſolchen gar nicht bedürfen, oder daß denfelben Gelegenheit geboten iſt, ſich auf dem Felde herum⸗ zutummeln. Einſender erlaubt ſich hierin etwas an⸗ derer Meinung zu ſein, denn was höheren Bürger⸗ ſchülern zur Erholung und Belehrung dient, iſt bez den Volksſchülern auch angebracht, da auch die Ky⸗ dern armer Eltern ganz genau ſo empfinden, glg die der Reichen, die Schier kommen auch alsdann ihren Verpflichtungen beſſer nach als durch die Piih⸗ eltorie. 5 5 Schreiber dieſes erlaubt ſich die wohlldblſchen Schulb⸗hörde zu bitten, die Herren Lehrer zu der⸗ artigen Ausflügen anzuhalten und der Dank der Jugend wird den Herren gewiß ſein. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſcht⸗ Seide (die leicht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die („Schlußfäden“ weiter wenn ſehr mit Farbſtoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Aſche die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſelt ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der üchten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht. Der Seidenfabrikant G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſter von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann u. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Schweiz. uf, und vor ſeines Geiſtes Augen reihte ſich Bild an Bild. Immer greifbarer, immer deutlicher ſah er das letzte vor ſich — das todesartige, letzte Bild, Seine Lippen öffneten ſich, er wollte ſprechen, aber wie im Krampf ſchloſſen ſie ſich wieder. Unſäglicher Schmerz zerriß ihm das Herz und eiskalter Schauer durchrieſelten ihn. Sein Kopf ſank wieder dumpf und ſchwer in die Polſter zurück. Gräfin Antonia ſprach kein Wort, nur das heftige Wogen ihres Buſens verrieth ihre tiefe Er⸗ regung. Sie beugte fich über ihren Gatten herab und küßte ihm ſanft die Stirn. Im Zimmer war es ſtill, ganz ſſtill, ſelbſt Frau Caſimira war endlich zur Ruhe gekommen. Sie wiegte ſich ſchon wieder im Schaukelſtuhl und blinzelte mit den beweglichen Aeuglein halb ſcheu zu den Kwileck's hinüber. Michaling kauerte vor dem Kamin und verſuchte die finkenden Flammen mit friſchen Material von Neuem anzufachen. Zuweilen fuhr ſie mit dem Kopfe zur Seite und ſtreifte mit zornigem Blick das gelbe verwitterte Soldatengeſicht dort an der Thür — und dann wieder die großen naſſen Flecken auf dem Teppich, dem neuen Smyrda⸗ teppich, der ſo viel Rubel gekoſtet hatte. Und draußen ſchlug der Schnee an die Fenſter — das unaufhörliche Gewirbel und Geſtöber; die kalten weißen Flocken ſetzten ſich an die Scheiben feſt und hüllten den Salon in Nacht. Dabei tobte ein wilder Sturm und raſte mit hohlem Brauſen um das alte Herrenhaus. „Stanislaw, ſoll ich Pavel zum Arzt ſchicken?“ fragte endlich Gräfin Antonia. Der Graf bob langſam die Wimpern. „Weshalb?“ fragte er. „Du biſt krank, Du liegſt da, blaß und ſtebernd und rührſt Dich nicht. Du wirſt begreifen, daß ich in ſchrecklicher Angſt um Dich bin.“ „Ich bin nicht krank, erwiederte er, „nur er⸗ ſchüttert — erſchüttert bis in's innerſte Mark hin⸗ ein!“ Und nun richtete er ſich plotzlich auf, in ſeinen Augen loderte ein ungewohntes Feuer. „Antonia, weißt Du noch, was ich Dir einſt von Margarethe Leonhardt erzählte? Es war kurz vor unſerer Ver⸗ mählung. Erinnerſt Du Dich noch daran, oder ſoll ich es Dir wiederholen?“ „Wozu — ich habe es nicht vergeſſen. Und warum willſt Du noch einmal an alten, längſt ver⸗ natbten Wunden rühren!“ Um Gräfin Antonia's ſchöngeſchwungene Lppen ſchwebte ein bitteres Lächeln und ihre Stimme klang ungeduldig, faſt rauh. „Und dennoch muß ich noch einmal darüber ſprechen; ich kann nicht anders, Antonia. Zwanzig Jahre habe ich Ruhe gehabt, zwanzig lange Jahre. Aber nun lebt Alles wieder in mir auf, verklungene Saiten ertönen. Mein Lieben und Leiden, meine Schuld, meine Reue und Verzweiflung find wieder da und was ich mit blutigen Thränen hineinſenkte in das Grab der Vergeſſenheit, iſt auferſtanden!“ Des Grafen Stimme erloſch mit einem ſchluch⸗ zenden Laut, er hob die Arme und rang die Hände verzweifelt gen Himmel. „Aber Stanislaw, das iſt ja reiner Wahn⸗ finn! Nimm Dich doch zuſamm' n und beherſche Dich! Oder biſt Du doch krank?“ fragte ſie. Ec ſchüttelte heftig den Kopf. „Höre mich nur ruhig an, ich bin nicht krank und jetzt will ich Dir die Geſchichte meiner Jugend erzählen, in anderer Weiſe wie früher. Ich habe mehr auf dem Ge⸗ wiſſen, als Du denkſt!“ Die Gräfin lächelte bitter ſchmerzlich vor ſich hin, dann machte ſie eine Geberde der Abwehr. „Laß das heute, Du biſt aufgeregt, es hat Zeit bis morgen!“ „Nein heute!“ rief er heftig, „heute, beule Ja, fiehe mich nur finſter an, ich verdiene es ſchon, denn betrogen habe ich und Dich belogen, belogen viele Jahre hindurch. Verachte mich, Antonia!“ — Die Stimme ſchlug über, er ließ ächzend das Haupt auf die Bruſt finten. „Still, Sta nislaw, ſtill! ſagte ſte bedeutungs⸗ voll. Ihr Blick fuhr erſchrocken durch's Zimmer. Frau von Bielinska hatte neugierig den Kopf er⸗ hoben, während Michalina, die Feuerzange in der Hand, mit glotzenden Augen und offenem Munde hetüberſah. „Was ich Dir zu beichten habe, kann Jeder hören,“ fuhr er lebhaft ſort. „So lange hobe ſch mein Geheimniß bewahrt, daß niemals über meine Oppen kam. Ich glaubte, daß die Zeit es ſterben laſſen würde. — Aber es iſt anders gekommen, ganz anders. Großer Gott, was haſt Du für ein Geſchick über die Menſchen verhängt, daß ſie auf Erden vollkommenes Glück nicht kennen! Erſt dann, wenn man hineinfinkt in den Tod, in das dunkle Grab, dann findet man Ruhe und Frieden.“ Schwer athmend verſtummte er und preßte beide Hände vor die überfließenden Augen als könne et damit die Bilder der Vergangenheit von fich abwehren. f Geafin Antonia glitt jetzt raſch durch das Zim. mer und fuhr die alte Köchin unwillig an, „Was ſtehſt Du mit offenem Munde, gehe hinaus, gehe, ſage ich Dir!“ . (Fortſetzung folgt.) weltigen Orkan beimgefucht; es bdertauleh gegen) Perſonen ſeien getötet 15 verletzt. Der Schaden an Einer für Viele. f 7 0 Verfälschte schwarze Seide. Doppeltes Briefporto nach der . Lat 54. Mala len zie IE u lüge. . hufalt. 1 W 1 i 8 in Russ n- 5