ſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗ Zeile . 10 Pfg., Lolale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 8 Pfg. 1 Corpuszelle. Neelamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. r Nr. 49. — Samstag den 18. Zuni 1892 Politiſches. Karlsruhe, 15. Juni, In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde der Geſetzent⸗ wurf betr. das Recht zur Ausgabe von Banknoten durch die Badiſche Bank zu Mannheim einſtimmig angenommen. Weiter gelangte zur Beratung der Kommiſſionsbericht zu dem Uebereinkommen zwiſchen dem Reich und Baden über Herſtellung einer Eiſen⸗ bahnberbindung zwiſchen Röſchworg und Karlsruhe (ſtrategiſche Bahn). Ein von dem Abg. Muſer u. Sen. eingebrachter Antrag, den Gegenſtand von der Tagesordnung abzusetzen und im gegenwärtigen Landtag nicht mehr zu erledigen, wurde abgelehnt und der Geſetz entwurf mit allen gegen 13 Stimmen angenommen. — Berlin, 15. Juni. Der wiederholt ver⸗ ſchobene Gegenbeſuch der italieniſchen Majeſtäten am Berliner Hofe, der nach einer kürzlichen Mitteilung aus Rom ſogar erſt im Herbſte dor ſich gehen ſobte, wird nun endlich in den nächſten Tagen doch 5 1 ö f g g 5 ſie ſchließlich doch zugleich ein erneutes Symbol der unverbrüchlichen Fortdauer des dem europäiſchen Frieden ſo erſprießlichen deutſch⸗italieniſchen Freund⸗ ſchafts⸗ Bündniſſes. Hie und da iſt der wieder⸗ holte Aufſchub der Deutſchlandsfahrt der italieniſchen Majeſtäten als auffällig bekrittelt worden. Es bedarf indeſſen wohl kaum des beſonderen Hinweiſes darauf, daß dieſer Verzögerung mit der bisherigen unge⸗ wiſſen parlamentariſchen Lage in Italien zuſammen⸗ hing. Nachdem dieſelbe durch den großen Sieg des Miniſteriums Giolitti in der Frage des proviſori⸗ ſchen Budgets eine weſentliche Klärung erfahren hat, iſt auch vom König Humbert der definitive Entſchluß 1 1 1 zum Antritt der längſt geplanten Berliner Reiſe gefaßt worden. f Berlin, 13. Juni. Irrtämlichen Anſchauun⸗ gen gegenüber ſchreibt die „Nordd. Allgem. Ztg.“; etfolgen. Eine anſcheinend halbamtliche Berliner Mel⸗ dung beſagt, daß der König und die Königin von Itallen am nächſen Montag Abend in Berlin ein⸗ treffen werden. Ueber die Dauer des Beſuchs liegen „Die mehrfach durch die Blätter gehende Nachricht, daß demnächſt ein Erlaß zu erwarten ſei, demzufolge alle Beſtimmungen der Gewerbegeſetznovelle vom 1. Juni 1891 über die Sonntagsruhe in Kraft treten wilden, iſt nicht zutreffend. Zum 1. Juli treten noch keine zuverläſſigen Meldungen vor, indeſſen wird in dieſer Beziehung zweifellos Näheres baldigſt deutungsloſen Umſtandes ob König Humbert auf ſeiner bevorſtehenden Berliner Reiſe vielleicht von einem Mitgliede des neuen italieniſchen Kabine !s begleitet ſein wird. Mit den Empfindungen freu⸗ digſter Genugthuung blickt das deutſche Volk dem Beſuche der italieniſchen Majeſtäten am kaiſer⸗ lichen Hofe entgegen, denn wenn auch durch dieſe italieniſche Königsreiſe zunächſt nur eine unabweis⸗ bare Pflicht der hoͤfiſchen Etikette erfüllt wird, ſo iſt Die 27 Nun war kein Zweifel mehr und der Bruder Zahlmeiſter hatte richtig gerathen; die fremde Frau muß das Schmuckſtück geſtohlen haben, denn es ge- bort beſtimmt Ihrer Familie an. Da machte ich mich gleich auf den Weg nach Ly gotta, um Ihnen dasſelde wiederzubring n. Und die Jadwiga ? — na, das Mädel war immer für das Recht, ſi: wird mich nicht auszanken darum!“ Der Lieutenant hatte gebückt, mit faſt klanglo ſer Stimme, zuweilen ganz ſtockend, ſeinen langen Bi⸗ richt zu Ende gebracht. Nun erhob er ſich und teichte dem Grafen das lleine Herz. Dieſer ergriff haſtig danach und riß es mit ſtebernden Fingern an fich. Er war ſchon während der Erzählung des Alten in groß: Aufregung geraten, die immer größer Roman von Johanna Berger. wurde; ſchließlich nahm ſein Geſicht einen Ausdruck an, der alle Anw'ſenden erſchreckte. Sein Blick hing mit wahrem Entſitzen an dem gold nen Kleinod, * ö Wallfahrt nach Czenſtochau. das ſeine Hand umkrampfte. Ja, dieſes Herz war einſt ſein Eigentum geweſen, aber wie fern, wie weit lag jene Zet! Und doch tauchte ſie plötzlich in leuchtenden Farben vor ihm auf und ein Erinnern an Jugend, Wonne und Freude, an ſonniges Glück 1 engeſane . ſüzere Ma d⸗ ! fremden Mädch velle über die Sonntags ruhe in Keaft, denen zufolge berhaupt nur dieſenigen Beſimmungen Gewerbeno⸗ im Handelsgewerbe Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter am erſten Weihnachts⸗, Oſter⸗ und Pfingftage über⸗ bekonnt werden, ebenſo auch hinfichtlich des nicht be⸗ haupt nicht, im übrigen an Sonn⸗ und Feſttagen nicht länger als fünf Stunden beſchäftigt werden. Verſchiedenes. — Lodenburg, 15. Juni. Zur Förderung der Geflügelzucht hal das Miniſterium des Innern wie ſeither, ſo auch jetzt wieder jenen landwi tſchaft⸗ lichen und Geflügelzuchtvereinen, welche ſich mit der Kieintierhaltung b öſaſfen, insbeſondere zur Errichtung von Zuchtſtationen, Einführung und Verbreitung von guten Zuchtſtämmen und zur Veranſtaltung von chenliebe durchſtrömte ſeine Bruſt — aber auch ein Erinnern an Leiden Scheiden und St rben. Es flimmerte vor ſeinen Augen und doch ſtarrten dieſelben mit einem unheimlichen Forſchen und Suchen auf das Schmuckſtück hin. Darauf flog ſein Blick angſtvoll zu dem alten Wytek der ſchon wieder in ſeinen Seſſel zuſammengeſunken war. Und immer von Neuem irrte er her, immer angſtvoller, untuhiger dunklen, ſuchenden Augen und dabei wuchs in des Grafen Innern etwas zu einer namenlos quälenden Vermuthung heran — zu einer furchtbaren Gewiß⸗ heit. War ſie es, konnte ſie es ſein?“ — Mar⸗ garethe— die hier elend geſtorben? Mit jagenden Pulſen dachte er dieſen Gedanken aus. Und doch — er hielt das Porträt in dr Hand, das ſein eignes war, den vergilbten Pap erf zen, der ſeine Handſchriſt trug. — Konnte er noch zweifeln? — Nein gewiß nicht. Uun nun ging es wie ein brau⸗ hinüber, Stütze, dann knickte er kraftlos zuſammen. hin und fragten die G flügelmärkten eine Beihülfe von circa 300 Mark gewährt. — Mannheim, 14. Juni. In einer öffent- lichen Gewerkbereins⸗Verſammlung, welche anläßlich der ſeit voriger Woche hier tagenden Delegirtenver⸗ ſammlung der deutſchen Gewerkv'reine geſtern Abend abgehalten wurde, ſprach Redakteur K. Goldſchmitt aus Berlin über: „Die deutſche Arbeiterbewegung und was lehren unſere Reſultate“. Nachdem Herr Goldschmitt in einer auf den Vortrag gefolgten De⸗ Debatte die Sozialdemokraten gründlich abgeführt hatt⸗, wurde folgende Reſolution angenommen: Die Verſammlung erklärt, daß in dem ruhigen und ziel⸗ bewußten Fortſchreiten der deutſchen Gewerkvereine und des Verbandes derſelben der thalfächlich richtige Weg beſchritten iſt, um dem Arbeiferſtande die ihm gebührenden und zuſtehenden Rechte zu erringen, zu eehalten und dauernd das Wohl des Arbeiterſtandes zu fördern. — Aus Baden, 16. Juni. In Käferthal wurde ein Dienſtmädchen in Haft genommen unter Verdacht der Brandſtiftung. Dasſelbe wollte ſeinen Dienſtherrn verlaſſen, erhielt dazu aber keine Er⸗ laubnis, man vermutet, daß es ſich deshalb rächen wollte und in ſeiner Stube Feuer anlegte, das in⸗ deſſen von den Hausbewohnern rechtzeitig bemerkt und gelöoſcht wurde. — In Heidelberg ſchlichen ſich 2 Per⸗ ſonen in das Hauptpoſtgebäude und entwendeten einen Poſtbeutel wit bedeutendem Inhalt. Einer der Diebe wurde indeſſen bald von einem Schutzmann feſtgenommen und demſelben der Poſtbeutel abge⸗ nommen, während ſein Mitſchuldiger entkam. — Darmſtadt, 11. Juni. Die Raubmord⸗ Affaire, in welcher der Landwirt Peter Arndt von Mörfelden dei Frankfurt im November v. J. meuch⸗ Alles an ihr rief ihm ja die Jugendgeliebte in's Gedächtniß zurück. Seine Bruſt hob ſich krampfhaft, Leichenbläſſe überzog ſein Geſicht und es packte ihn ein Schwindel. Mit verlöſchenden Augen ſuchte er noch nach einer Die ſo unerwartet eingetretene Kataſtrophe hatte alle Anweſenden heftig erſchreckt. Gräfin Antonia ſtieß einen Angſtſchrei aus und eilte dem Grafen raſch zu Hülfe. Mit Michalina's Beiſtand hob ſie den Ohnmächtigen vom Boden auf und brachte ihn auf einem Diwan in bequeme Lage. Sie rieb ihm Stirn und Schläfen mit einer b le⸗ ſender Sturm durch ſeine Seele, denn ſie ließ ſich nicht fortleugnen, die ſchreckliche Wahrheit, alle Um⸗ ſtünde trafen zu. Und wenn er doch noch ungläubig war, ſo war die Aehnlichkeit vorhanden, die wunder⸗ bare Aehnlichkeit Jadwiga's mit Margarethe. So viel verwandte Züge fand man nur bei zwei Menſchen, die das Blut miteinander gemein hatten. — Nun wußte er auch, warum Anblick de ö 1 benden Eſſerz, die ſie ſtets in einem Flacon bei ſich tiug. Mit ihſer gewohnten Umſicht und Energie wendete ſie alle veiſügbaren Mttel an, um ihn wieder zum Bewußtſein zu bringen, während Frau v. Bielinska in ihrer Unbeholfenheit nichts weiter zu thun vermochte, als jammernd im Z mmer um⸗ herzucennen und die Hände zu ringen. Allmählig erholte ſich der Gaf, doch noch immer flo ein nervöſes Zucken über ſein bloſſ es Geſicht. Sein erſter, noch matter unſicherer Blick ſuchte ſchon wieder das lleine Schmuckſtück auf, das ſeine Finger krampfhaft umſchloſſen hielten. Die Augen ſtartten ſo beharrlich darauf, als lönne ihm doſſelbe ein wunderbares Geheimniß offenbaren. Und mit einem Male —⸗faſt wie durch Zauber genheit vor ihm