Lage der Sache in absehbarer Zelt noch nicht darauf zu rechnen ſein dürfte. — Petersburg, 11. Juni. In Moskau ſtürzten geſtern der Page des Kaiſers, Fürſt Dmitri Wolkowky und ſeine Baſe, die junge Gräfin Klein⸗ michel, während einer Spazierfahrt aus dem Wagen, diſſen Pferde ſcheu geworden waren, und waren auf der Stelle todt. Fürſt Dmitri, der Sohn des Für⸗ ſten Peter Wolkowsty, gehört einer der vornehmſten Familien Rußlands an. Verſchiedenes. — Eberbach, 11. Juni. Der erſte Kurſus an unſerer Imkerſchule war in dieſem Jahre von 15 Teilnehmern aus ganz Baden, vom Bodenſee bis Main, beſucht, und währte vom 27. Mai bis 10. Juni. Der Unterricht in Theorie und Praxis der Bienenzucht dauerte von Morgens 7 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 7 Uhr mit je ein⸗ ſtündigen Pauſen. Geſtern fand durch den Auffichts⸗ rat der Anſtalt die Schlußprüfung ſtatt, die zur vollen Zufriedenheit ausgefallen iſt und den Leitern der Schule, den Herrn Hauptlehrer Noth und Schwarz, alle Ehre macht. Möge die Betheiligung an der hiefigen Imkerſchule, dieſer gemeinnützigen Anſtalt, ſtets eine rege ſein, zumal die großh. Staatskaſſe zur Beſtreſtung der Reiſe⸗ und Ver⸗ pflegungskoſten namhafte Unterſtützung gewährt und die Imker im Gafthaus zum Lamm hier gute Koſt und Wohnung finden. — Müllheim, 11. Juni. Der Mörder Ferdinand Grundler hat ſich ſelbſt verurteilt und die verdiente Strafe in Kürze an ſich vollzogen, in⸗ dem er ſich in verfloſſener Nacht im hiefigen Amts⸗ gefängniß erhängt hat. Er riß vom Leintuch ein Stück ab, legte es um den Hals und hing ſich an eine Ofenſtange. Nach ärztlichem Ausſpruch dürfte die That um 4 Uhr früh erfolgt ſein. Dieſe neue Handlungsweiſe ſpricht von dem klaren Verſtande des Grundler und war die anfänglich bemerkte Geiſtesftörung nur ſtmulirt. a — Eſſen a. d. R., 13. Juni Der Rheiniſch⸗ Weſtfäliſchen Zeitung wird aus Bochum von geſtern gemeldet: Als der Turnerfeßzug die zum Feſtlokal führende Straße durchziehen ſollte, in welcher zahl⸗ reiche Zuſchauer, beſonders Kinder aufgeſtellt waren, fuhr ein mit ſechs Schlächtergeſellen beſetzter Wagen vollen Laufs unter die Zuſchauermenge. Zahlreiche Perſonen wurden verletzt. Bis geſtern Abend waren ſichszehn Perſonen ermittelt, welche wegen mehr oder weniger ſchwerer Verletzungen ins Krankenhaus ge⸗ guter Dinge ſein, denn ſie haben Eſſen und Trinken in Hülle und Fülle, einen großen Weinkeller und im Winter einen warmen Ofen und eine gute Pfeife Tabak. Mit einem Wort, ſie haben weder Not noch Sorge, dafür aber alle Tage etwas Schönes zu beißen und zu brocken und nur das bischen Seelſorge und beten. Sie werden feiſt, fett und faul bei ſolchem Leben! — Als ich zu ihnen in des Refektorium trat, da glotzten ſie mich an wie ein Wunder und lachten und böhnten. „Kommſt auch einmal auf den heiligen Berg gekrab lt, Du alter Sünder, Du!“ rief mir ein dicker Schmeer⸗ bauch entgegen. „Willſt wohl Buße thun, denn der Branntwein ſchmeckt gewiß nicht mehr, ſeitdem das Mädchen fortgelaufen iſt!“ — Und nun brachen die andern in ein lautes Spottgelächter aus. Mir ſchwoll der Kamm, ich biß mir beinahe die Zunge ab, um nicht mit unehrerbietigen Reden ihren Hohn zu erwiedern, und ſchluckte den Aerger herunter. Als der Lärm zu Ende war, ſagte ich ganz ruhig: „Ehrwürdige Herren, ich bin kein frommer Kloſterbruder wie Ihr und darum jederweltlichen An⸗ fechtung ausgeſetzt, ich bitte, laßt Euern Spott. Thut mir lieber die Gnade an und führt mich zu Hochwürden dem Prior, ich habe ein wichtiges An⸗ liegen an ihn.“ Die Moͤnche machte große Augen und der Pater Euſebins mußte mich zum Abte führen. — Himmel! wie Elend ſah die Zelle des frommen Vaters aus, meine Izba iſt ein Prunkzimmer da⸗ gegen. Nichts war vorhanden als ein eiſernes Bett mit Strohſack und rauher Decke, ein Stuhl und ein geſchnitztes Bettpult mit einem Curcefix darüber. Ja, unſer Herr Prior vom Kloſter iſt ein rechter braut worden waren. Ein Schneiderlehrling iſt bereits geſtorben. Die Inſaſſen des Wagens wurden ſofort verhaftet. — Lüttich, 9. Juni. Eine Rach'that, welche die „Ehrenrettungen“ der franzöſiſchen Revolverdamen in Schatten ſtellt, ereignete ſich in dem Dorfe Amay, Cinton Huy Ein dortiger junger Mann hatte einem Mädchen die Ehe berſprochen, was ihn indes nicht hinderte eine neue Liebſchaft anzuknüpfen. Dies ließ die Verſtoßene nicht ruhen. Letzter Tage zog ſie mit drei Freundinen in den Wald, um Gras zu holen. Anſcheinend harmlos lud ſie hierbei ihre Nebenbuhlerin ein, ſie zu begleiten. Im G büſch an · gelangt fielen die vier Dorfſchönen plötzlich über ihre Nebenbuhlerin her, ſchlugen ſie ſchwarz und blau, brachten ihr eine gefährliche Kopfwunde bei und hängten ſie dann mit einem Stricke an einem Baum auf. Ein in der Nähe gehender Brieſträger hatte das Geſchrei der Frauenzimmer gehört; er eilte auf die Grupp: zu und wollte die Mißhandelte befreien. Allein die vier Megären ſtlürzten nunmehr über ihn her und zwangen ihn durch Schläge, Krotzen und Beißen zum Rückzug. Glücklicherweiſe kam in dieſem Augenblick ein zweiter Mann des Weges, der mit dem Briefträger die raſenden Frauenzimmer in di⸗ Flucht ſchlug. Der neue Ankömwling war nicht wenig entſetzt als er ſeine eigene Schweſter blutriefend an einem Baume hängen ſah. Das Mädchen lebt noch, ſchwebt aber nach Anficht der Aerzte in größter Gefahr. — Linz. 18. Juni. Auf der El ſenbahnbrücke bei Praegarten ſtießen geſtern Laſtzüge der Linz⸗ Bud⸗ weiſer Staatsbahnlinie zuſammen. Elf Wagons wur⸗ den zertrümmert; Perſonen wurden nicht verletzt. — Ulm, 11. Juni. Fabrikant Beiſelen hat eine Thomasphosphat⸗Mühle an die Firma Scho⸗ binger und Rehfus, Portlandzementfabrik für 75 000 Mark verkauft. Beiſelen verlegt ſeinen Wohnfitz an die Saar. — Haſſelt, 11. Juni. Während der Förſter Bliegen in Neerditeren bei Maescyck am Pfiagſt⸗ ſonntag mit ſeiner Frau dem Gottesdienſt beiwohnte drang ein Mana in die einige Klometer vom Dorfe gelegene Foͤrſterwohnung und verlangte von den allein anweſenden Kindern Geld. Gleichzeitig nahm er eine Flinte von der Wand und drohte die Kleinen niederzuſchießen, wenn ſie ſeinem Verlangen nicht ſofort nachkämen. Das Gewehr in der Hand, trat der Fremde darauf vor die Hausthür und ſah ſich um, ob ſich niemand dem Hauſe nähere. Die Kinder benutzten die Gelegenheit, die Thür zuzu⸗ Chriſt, ein wahrer Diener der Kirch⸗, der Frömmig⸗ keit und Endſagung alle Mönche übertrifft. Und ihm kann manſſchon ſagen, was man auf dem Herzen hat, ohne kleinlaut zu werden, denn er berdammt die ſündigen Menſchen nicht gleich, ſondern verweiſt fie auf die Barmherzigkeit Gottes. So fiel ich auch gleich mit der Thür in's Haus und brachte mein Anliegen vor. Der geiſt⸗ liche Herr machte ein ernſtes Geſicht und zog die Stirn in krauſe Falten. „Es iſt wohl zum erſten Mal, mein Sohn,“ ſagte er, „daß eine der Madonna von Czenſtochau geweihte Qpfergabe zu⸗ rück verlangt worden iſt. Da aber beſondere Um⸗ ſtände dazu Veranlaſſung find und Jadwiga ein von mir ſtets geſchäͤtztes frommes Beichtkind war, ſo will ich die ungeheuer Bitte ausnahmsweiſe er⸗ füllen. Doch nur unter der Bedingung, daß Du das Kleinod ſofort der Eigenthümerin zuſtellſt und Sorge dafür trägſt, daß die heilige Mutter auf's Rich- lichſte dafür entſchädigt wird. Und dies mußt Du mir auf das Cruciſix ſchwören!“ Ich war ſofort bereit und gelobte mit feier⸗ lichem Eid, daß ich thun würde, was der fromme Vater von mir verlangte; ich veriprach ihm auch außerdem ein Paar große geweihte Wachskerzen für den Gnadenaltar. Uno nun gab der Prior dem Bruder Zahl- meiſter den Auftrag, mir das Kleinod auszuliefern. Ich durfte ihn in die Schatzkammer des Kloſters begleiten, in der ein großer Teil der koſtbaren Opfer⸗ gaben aufbewahrt iſt. Es koſtet Mühe unter den in teicher Menge angehäuften Schätzen von Gold, Silber und edlen Steinen das kleine unſcheinbare Herzchen herauszufinden. Der Bruder Zahlmeiſter behielt es noch eine ſchlagen und zu verriegeln. Voll Wut hlerhber legte der Fremde ohne weiteres auf einen zehnjährigen Knaben an, der in der Nähe des Hauſes unter einem Baume in einem Seſſel die friſche Luft ge⸗ noß, und ſchoß ihm eine volle Ladung Rehpoſſen in die Bruſt. Während der arme Junge tot von ſeinem Sitze ſank, ergriff der Mörder die Flucht, Das hieſige Gericht begab ſich geſtern nach dem Thatorte. Vermutlich hat ſich der Moͤrder über die nahe holländiſche Grenze gewandt. E Wien, 11. Juni. Die Donau brach bel Kornenburg und Schönau den Schutz damm durch, alles überflutend. Aus Wienerneuſtadt wird gemeldel, die große Leithabrück⸗ drohe einzuftürzen. — Papia, 13. Juni. Durch die Explofſon eines Faſſes Benzin brach ein größerer Brand in einem Kaufladen aus wobei der Fußboden einſtrzte und 4 Perſonen g-tötet, 5 verwundet wurden. i — Rom, 11. Jun. Auf dem Ex- reirfelde beſ Centocelle wurden geſtern während der Uebungen der Artillerie durch einen Kanonenſchuß drei Soldalen und ein Corporal getödtet und zwei Offieire ſehr ſchwer verwundet. Dem einen Ofſſeſer, Oberſtlieute⸗ nannt Deveechi, mußten heut ein Bein und ein Arm amputirt werden. Die Bedienungsmannſchaft der Kanone wird vor ein Kriegsgericht geſtellt werden, da das Unglück angeblich infolge Hintanſetzung der mi⸗ litairiſchen Vorſchriften geſchehen ſein ſoll. — Madrid, 13. Juni. In dem Gefängnife von S'pilla kem es geſtern zu einem — ſelbſt ſche ſpaniſche Gefängnißverhältniſſe — unerhörten gräß⸗ lichen Gemetz' l. Sämmtliche Gefangenen ſpielten „Karten und geriethen dorüber in Streit. Darauf theilten ſie ſich in zwei Parteien die mit Taſchen⸗ meſſern und Eiſenſtücken gegen einander losgingen. Acht Gefangene wurden erſtochen. Die Truppen und die Guartia civil, welche den Aufſtand zu unter⸗ drücken ſuchten, erwieſen ſich den Kämpfenden gegen⸗ über als machtlos. Das Gefängnis wird militafriſch beſitzt, da man einen z eiten Tumult befürchtet. Braut-Seidenſtoffe, ſchwarz, weiß, creme ꝛe. — v. 65 Pfge. bis Mk. 22.85 — glatte und Da⸗ maſte ꝛc. (ca. 300 verſch. Qual. u. Dispof.) ber⸗ ſendet roben⸗ u. ſtückweiſe porto⸗ und zollfrei daz Fabrik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hofllef.) Zürich. Muſter umg⸗hend. Doppeltes Brieſporte nach der Schweiz. Weile prüfend in der Hand, er drehte und wendete es nach allen Seiten und beguckte es rechts und links. „Sonderbar“, ſagte er endlich, „das Herz muß einſt den Graſen Kwileck's angehört haben. Da unter dem blauen Stein, der ein echter Saphir iſt, befindet ſich das Wappenſchild der Familie. Kann möglich ſein, daß die Landſtreicherin, Jadwiga's Mutter es mit Wahrſagen verdiente, oder, was noch wahrſcheinlicher iſt, durch Diebſtahl in ihren Beſſtz gebracht hat!“ Dann reichte er mir kopfſchüttelnd das Schmuck⸗ ſtück hin und ich eilte schneller als ich gekommen, den Jasnagora wieder herab, denn die Freude gas mir Kraft. Zu Hauſe beſchaute auch ich neuglerig das glänzende, goldene Ding und den funkelnden blauen Stein darauf, ich taſtete mit den Fingern daran herum, denn ich verſpürte ein eigenthümliches Kniſtern und Knacken. Mit einem Mal ſp lang das Herz auf und aus des Höhlung deſſellben blickten mich ein Paar große ſchwarze Augen an, als woll⸗ ten ſie mir in die innerſte Seele hineinſehen. Ich ließ vor Schreck das Kleinod zur Erde fallen und ſchlug in der Eile ein Kreuz weil ich glaube, der Böſe wollte mich affen, denn die ſchwarzen ſtrah⸗ lenden Augen fchauten aus einem Geſicht das mit gut bekannt iſt — aus dem Ihren, Herr Graf — nur war es noch jünger und fru ſcher. Endich ge⸗ traute ich mich. das Herz wieder aufzuh⸗ben. Neben demſelben lag ein zuſammengerolltes Parpierchen, das unbemerkt herausgeflattert war. Ich wickelte es auf und fand eine braune Haarlocke darin und in⸗ wendig auf dem Zettel ſtanden die Worte: „Seiner (Fortſetzung folgt.) geliebten Margareihe, Stanislaw, Graf Kwileckt.“ Jaò le ene gr 160 1 51 1 time Muln Preis! f u Agen u u Aua a in egit g ſte pf urhe lin zi biber rh