Präfident Carnot traf am Dienſtag Abend don ſeiner Reiſe nach Lothringen wieder in Paris ein. Karlsruhe, 10, Juni. Heute Vormittag werden Ihre Majeſtäten der König und die Königin von Württemberg zum Beſuche des Großherzoglichen Hofes in Karlsruhe eintreffen. In herzlicher, nach ⸗ barfreundlicher Gefinnung heißt das badiſche Volk mit ſeinem erhabenen Fürſtenpaare die hohen Gäſte willkommen und es erblickt in dem Beſuche die er⸗ neute Beſtätigung der innigen Beziehungen, welche ſeit vielen Jahren die Regentenhäuſer Württembergs und Badens verbinden. Das badiſche Volk ehrt in dem Träger der württembergiſchen Krone den treuen deutſchen Fürſten, deſſen bundesfreundliche Gefinn⸗ ungen anläßlich ſeiner Thronbeſteigung in ſo beredter Weiſe zum Ausdruck gelangten und mit den Unter⸗ thanen des Königs Wilhelm vereint Baden ſich in dem Wunſche, daß die Regierung des Königs eine geſegnete ſein moge. — Mit höoͤchſter Entſchließung vom 6. Juni d. J. iſt der ſeither mit der Leitung des Miniſteri⸗ ums des Innern betraute Staatsrat Eiſenlohr zum Präfidenten dieſes Miniſteriums ernannt worden. Verſchiedenes. Ladenburg, 10. Juni. Die Schlußzeit für die Sonntagsbeſchäftigung der Gehilfen im badiſchen Handelsgewerbe iſt bei den unter der Leitung der Herren Landeskommiſſäre ge⸗ ſchehenen Berathungen der Amtsvorſtände eingehend erörtert und es iſt eine Uebereinſtimmung erzielt worden, wobei dem Geſichtspunkt Rechnung getragen wurde, daß abgeſehen von beſonderen Verhältniſſen die Schlußzeit nicht ſpäter als auf 3 Uhr Nachmit⸗ tags zu legen iſt. Als ſolche beſonderen Verhältniſſe kommen namentlich in Betracht eigenartige und nicht leicht zu beſeitigende Kaufsgewohnheiten der land⸗ wirthſchaftlichen Bevölkerung, ungünſtige Lage der Ankunftszeiten der den Verkehr in die kleineren Städte vermittelnden Bahnzüge, ſowie die Thatſache, daß in Nachbargebieten, deren Mitwirkung im Verkaufsge⸗ ſchäft von Bedeutung iſt, die Schlußzeit der Sonn⸗ tagsbeſchäftigung auf eine ſpätere Stunde gelegt wird. Im Dienſtbezirke des Herrn Landeskommiſſärs in Mannheim würde die Schlußzeit für den Bezirk Mannheim 1 Uhr, für die Bezirke Heidelberg und Schwetzingen 2 Uhr, für die Bezirke Weinheim, Wiesloch, Eppingen, Eberbach, Sinsheim, Tauber⸗ biſchofsheim, Adelsheim und Buchen 3 Uhr ſein. Für die Bezirke Mosbach und Wertheim iſt mit Rückſicht auf die Nerhältniſſe der Nach bargebiete und auf die Lage der Eiſenbahnzeiten der Schluß der Beſchäftigung auf 4 Uhr in Ausficht genommen, desgleichen könnte für die Amtsbezirke Tauberbi⸗ ſchofsheim und Adelsheim, vielleicht auch Sinsheim die Schlußzeit auf 4 Uhr verlegt werden. — Karlsruhe 8. Juni. Vor einigen Tagen hat der Verband der oberbadiſchen Zuchtgenoſſen⸗ ſchaften in Anweſenheit der beiden Herren Referen⸗ ten des Miniſteriums des Innern und des Herrn Landeskommiſſärs eine Sitzung in Singen abgehalten, in welcher u. a. die V ranſtaltung eines Zentral⸗ viehmarktes in Radolfzell in Verbindung mit einer Lotterie, deren Ziehung alljährlich am 15. Septb. ſtattfinden ſoll, befchloſſen wurde. Gleichzeſtig einigte man ſich der „Bad. Korr.“ zufolge dahin, die im Septmber d. J. in Wien ſtattfindende landwirt⸗ ſchaftliche Ausſtellung mit einer kleinen Anzahl aus⸗ erleſener Zuchttiere Namens des Verbandes zu be⸗ ſchicken und beriet ferner über die Beteiligung an der im nächſten Jahr für München feſtgeſetzten Aus⸗ ſtellung der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft. Der von dem Verbandsdirektor Sarg erfolgten Kündigung wurde unter Verdankung ſeiner bisheri⸗ gen Thätigkeit entſprochen. a — Auch in den letzten Wochen iſt wieder eine Anzahl von Ortsbviehverſicherungs⸗Anſtalten und ebenſo eine weitere Reihe von land wirtſchaftlichen Ortsvereinen nach Maßgabe der neuen Satzungen des landwirtſchaftlichen Verein ins Leben gerufen worden; die letzteren hauen ſich auf der Grundlage des im Miniſterium des Innern ausgearbeiteten Normalſtatuts auf. — Das wachſende Intereſſe an der Pferde⸗ zucht im Lande iſt daraus zu erſehen, daß für die diesjährigen Bezüge von Oldenburger Stutfohlen allein aus den Bezirken Offenburg, Kehl, und Lahr 120 Anmeldungen eingelaufen find und, wie die „Bad. Korr,“ erfährt, in Müllheim von einem dortigen größeren Grundbeſitzer die Anlegung eines Geſtüts beabfichtigt wird. — Im Laufe der vergangenen Woche haben in Anweſenheit eines Vertreters der Norddeutſchen Hagelverſicherungs⸗Geſellſchaft zumeiſt in Anweſen⸗ heit der Bürgermeiſter Beſprechungen über das von von der Regierung mit der Geſellſchaft getroffene Abkommen und die durch dasſelbe den Landwirten eingeräumten Vergünſtigungen ſtattgefunden. Wien, 10. Juni. Aus den Alpengegenden und den Ortſchaften längs der Donau wird Hochwoſſer gemeldet. Da der Regen fortdauert, werden weſtert ernſtere Nachrichten befürchtet. Der Linzer Dampfer konnte Mittags die ſteinerne Brücke nicht mehr paf⸗ firen. Unt⸗rhalb Wien iſt die Lage gefahrdrohend. Tauſend Joche Felder ſtehen unter Waſſer. Förderung der Turn⸗ und Fentermeie ſeitens der franzöſiſchen Regierung. Das Pariſer Blatt „Temps“ bringt folgende, dle Schützenkreiſe intereſſirende Mitteilung: „Man weiß, wie populär die Turner⸗ und Schützen vereine find. Nach und nach find ſie zu wahrhaft miliäriſchen Anſtalten geworden, zu einer Art boenn Vorbereitungsſchule in den Geſellſchaften der jungen N Leute und von Wiederholungskurſen in den Vereinen der Erwachſenen, die mit der Territorlal⸗Armee (od. Landwehr) in Verbindung ſtehen. Der Kriegsminiſter, von den Vorteilen betroffen, die ſich aus dleſen Geſellſchaften ziehen laſſen, hat ihnen ſeine Symathſe durch wirkſame Unterſtützung bekundet: Darleihung von Waffen Schießſtänden, Preisverleihung u. ſ. w fag u 225 f 5 75e f. Aber bisher war dieſes Wohlwollen keiner Regel — unterworfen; je nach dem Einfluſſe ihrer Vorſlände ends wurden die Vereine mehr oder weniger begünſtigt. 1 1 Der Miniſter hat jetzt eine Verfügung gelroffen, uchi welche die Rechte der Vereine beſtimmt feſiſtellt. Die 55 rein eivilen Turner⸗ und Schützenvereine werden ait 5 unter die Auſſicht der Präfekten geſt t, diejenigen der Landwehr und die Kanonierbereine unter die ufſcht der Müülörd orden, Diekenigen, de un; an ! gemischten Charakter haben, ſollen von jenen beſden n Gewalten zugleich abhängen. Die Civ lvereine dürfen weder Uniformen noch militäriſche Abzeichen haben. 5 11. Die gemiſchten und Landwehrgeſellſchaften werden zur Ermutigung die Schießplätze und das Material der Garniſonen benützen können. Ihre Mitglieder Nachele erhalten das Anrecht auf den halben Eiſenbahn⸗ Zufgle fahrpreis für ihre Verſammlungen; in einer jeden werden 4 Landwehr⸗Unteroff ziere als Leiter der Me Schießübungen eine Uniform der Armee erhalten. I epa ihn f Dieſe Vorteile werden ohne Zweifel die Mirkung 10 fh haben, der Landwehr eine große Zahl von Civilge⸗ 1 laben melt ſellſchaften zuzuführen. Jeder C vilverein erhält 5 i Fe Scheibengewehre und 15 ausgemuſterte, ſogenannte Mänövergewehre. Jeder Landwehrverein kann zehn Gewehre der Modelle 1874 bis 1875, 10 des Modells 1874 und 4 Revolver erhalten. Was die Munitionen anbelangt, ſo haben die Civilvereſne dieſelben vollſtändig zu bezahlen, den Landwehſber⸗ einen wird der Preis des Pulvers erlaſſen und es werden ihnen jährlich 30 Patronen per Kopf geliefert, „Wann wollen wir abreiſen, Stanislaw?“ fragte die Gräfin, indem ſie ihre Lectüre unterbrach. „Ich denke, wir haben vorläufig hier unſere Aufgabe ge⸗ öſt und find zu entbehren. Ein friſcher Geiſt iſt in Lygotta eingek hrt und unſere Mühen find von den herrlichſten Erfolgen ekrönt worden. errichtet ſein Geſchäfte tadellos. Roman und Spiridia werden bei ihrer Heimlehr ein ſchöͤnes, ent⸗ zückendes Daheim vorfinden, an dem ſie ſich er⸗ reuen können, und es iſt wünſchenswerth, wenn ſie längere Zeit in ihrem häuslichen Behagen unge⸗ ſtört bleiben. Sie leben ſich mit einander ein und probiren dabei, ob ſie eines Anderen zu ihrem Glücke bedürfen.“ 5 „Auch ich habe bereits an die Abreiſe gedacht,“ erwiderte der Graf. „Unſere verehrte Cafimira braucht nur noch zu beſtimmen, wann die Koffer gepackt werden ſollen, dann bin bereit!“ „Ich, warum ich?“ fragte dieſe erſchreckt. „Sie ſollen mit uns nach Inttoſchin kommen, Mirka,“ fiel raſch Gräfin Antonia ein. „Es iſt unſer herzlicher Wunſch, Sie einige Wochen bei uns zu ſehen!“ N „Ach, liebſte Antonia, ich — ich komme ja gern, aber — “ ſtotterte die Edelfr au, denn ihr Herz rebellirte bei dem Gedanken, den Edelhof ) zu erlaſſen, der ihr nach all' den Sturm- und Drang ⸗ perioden der vergangenen Jahre zum Eldordo, zum Schauplatz des ſorgloſeſten und wohlthuendſten Lebens geworden war. „Kein Aber, Sie müſſen mit,“ lacht: die Gräfin. Frau v. Bielinska ſenkte den Kopf. „Die inder brauchen mich hier,“ flüſterte ſie, „mein oman kann mich entbehren. Er braucht meine Fürſorge, meine Zärtlichkeit, ſelbſt meine kleinen Capricen und Extravaganzen. Lachen Sie Antolka, es iſt ſo, mein Sohn wird mich bei ſeiner Der Verwalter iſt zuverläſſig und Heimkehr ſchmerzlich vermiſſen!“ „Ach was, Roman hat ſeine Frau, denken Sie doch nach, er iſt verheiratet!“ n „Ja doch, ja! — Aber er hat mir eine elegante Troika verſprochen mit einem Trakehner Dreigeſpann — ich will täglich darin ſpazieren ö 1 ö 1 fahren, ich will —— „Himmel, hören Sie auf!“ rief die Gräfin, während ſie noch luſtiger lachte. „Sie können auf unſeren Gütern über ein Dutzend Equſpagen ver⸗ fügen und ſpazieren fahren, ſo oft und biel Sie wollen. Schütteln Sie nicht den Kopf, Liebe, Ihr Sträuben hilft nichts. Sie reiſen mit uns, und damit baſta !“ Die Edelfrau verſuchte noch einmal mit der Miene Märtyrerin Proteſt einzulegen, aber es ge⸗ lang ihr nicht. „Sie werden ſehr bald davon üb erzeugt ſein, daß Sie recht und klug handeln, wenn Sie das junge Ehepaar eine Zeſt lang allein in Ly gotta wirtſchaften laſſen!“ Mit dieſen Worten brachte die Gräfin die Sache zu Ende. f Die arme Pani Cafimira ſeufzte recht ſchmerz⸗ lich, aber ſie ſträubte ſich nicht länger. Zwar war ſie keineswegs überz ugt, aber daran gewohnt, ihre Freundin ſtets als beſtimmende Antorität zu be⸗ trachten, verſprach ſie, auch diesmal den Wunſch derſelben zu erfüllen. 5 Von draußen tönten plotzlich heftige Stimmen in's Zimmer herein. Dann folgte ein lebhafter Wortwechſel vor dem Hauſe, wobei ſich Michalina's nicht, hoher Diskant ſehr breit machte. Taras bellle wüthend dazwiſchen. 8 „Was iſt das ? fragte auſhorchend die Gräfin. Ziemlich unſanft wurde jetzt die Thür geöffnet und die alte Köchin erſchien aufgeregt und putt rot auf der Schwelle. Jeſus!“ rief ärgerlich Frau von Bielinska a „was fällt Dir ein, was haſt Du vor? Warum reißt Du ſo unauſtändig die Thür auf und wes halb machſt Du ſchon in aller Frühe ſolchen ſchreck⸗ lichen Lärm?“ 5 „Ach liebes Herrgottchen, der olte Wylek iſt draußen und will partout in's Haus. Und das geht doch nicht an. — Der infame Trunkenbol Mit ſolcher Package geben wir uns nicht ab, nicht wahr? — Die halten wir uns vom Halſe!“ Wir können ja anhören, was er von uns will, ſagte ruhig der Graf. „Er hat vielleicht etwas über ſeine Pflegtochter erfahren und will uns Mit⸗ teilung davon machen. Laſſen ſie den Mann herein: kommen.“ „Ach ſo, das iſt etwas Anderes. Na, f mich doch wundern, was wir hören werden,“ brummte Michalina und rannte hinaus. Nach einigen Minuten kam ſie wieder. Sie hielt den Kopf ſtolz erhoben und indem ſie den Alten in den Salon führte, muſterte fi ihn mit geringſchͤtzen⸗ den, hochfahrenden Blicken. Der Lieutenant hatte ſich furchtbar verändert. Seine Haltung war hin⸗ b fällig und gebeugt, das Geſicht blaß und abgezehrt. um u m Der graue Mantel ſchlotterte faltig und unordent⸗ an 90 0 lich um den hagern Leib herum und der offenbar derk lange nicht gereinigte Schaſchka hing ihm ſalopp und ae u verroſtet von der Hüfte herab. . 1 arg bi 5 Nan (Fortſetzung folgt.)