des Regierungsdertreters habe der Wunſch des Finanzminiſters gesprochen, ſo iſt die „Bad. Korr.“ in die Lage gesetzt, demgegenüber feſtzuſtellen, daß der Herr Finanzminiſtrr niemals und nirgends einen Anlaß oder eine Gelegenheit gehabt hat, über den Antrag des Herrn Abg. Straub ſeine Anſicht in irgend einer Form auszuſprechen. Im Uebrigen hatten ſich die vom Herrn Staatsrat Eiſenlohr be⸗ tonten Bedenken nicht gegen die finanzielle Seite des Antrags gewendet; ſie betrafen vielmehr die Möglichkeit einer durch die Subvention unter Um⸗ ſtänden naheliegenden Einflußnahme auf die Be⸗ ſetzung der Gemeindebeamtenſt⸗llen. Dieſen Bedenken gab auch in der Erſten Kammer Herr Geheimrat Haas als Berichterſtatter über die Bitte der G meinde⸗ beamten Adelsheim und Boxberg Ausdruck, indem er betonte, daß durch eine derartige ſtaatliche Bei⸗ hülfe der Staatsbehörde ein größerer Einfluß auf die Beſetzung der Gemeindeämter oder mindeſt ens auf die Gehaltsbem ſſung zuſtände, als ſie nach der jetzigen Geſetzgebung beſitzt und weiter die Befürcht⸗ ung ausſprach, daß die ſtzigen Gehalte im Falle von Dienſterledigungen um den Betrag der ſtaat⸗ lichen Zuwendung gemindert würden, was die Staatsbehörde, ohne Aenderung der dermaligen Ge⸗ ſetz'slage, nicht verhindern könnte. Kiel, 7. Juni. Die Ankunft Kalfer Wilhelms erfolgte Montag Abend 7 Uhr 45 Minuten, die des Zaren mit dem Thronfolger am Dienſtag Vor⸗ mittag 10 Uhr auf dem „Polarſtern“. Der Zar bleibt bis Mittwoch. Wahrſcheinlich findet am Mitt⸗ woch Flottenmanöver ſtatt. Es liegen 40 Kriegs⸗ ſchiffe im Hafen. Nancy, 6. Jun. Biſchof Turinaz ſtellte dem Präfidenten der Republik die Geiſtlichkeit vor. Er ſelbſt wie die Geiſtlichkeit teilten die patriotiſchen Empfindungen des lothringiſchen Volkes. Sie er⸗ füllten ihre Pflicht der Unterwerfung gegenüber der Regierung, allein ſie ſejen gewillt, auch ihrer religid⸗ ſen Aufgabe gerecht zu werden. Carnot erwiderte er begrüße die patriotiſchen Empfindungen der Biſchöfe; nichts ſei für die Machtſtellung und Größe Frankreichs ſo nötig wie die Einigung des franzö⸗ fiſchen Volkes und deſſen unterſchiedloſe Unterwer⸗ fung unter die Geſetze des Landes. Verſchiedenes. Ladenburg, 7. Mal. Am geſtriegen Pfingſtſonntag Nachmittag kurz nach 3 Uhr war hier eine großartige Naturerſcheinung wahrzunehmen, 5 82 ich eine Tromde oder Win a a iſt, daß aus einer dunkeln Wolke ein ſpitzer Zipfel zur Erde herabſank und wie 1 Kreiſel um ſeine Achſe rotirend, ſich unter ſtarkem Rauſchen ſortbewegte. Die Windhoſe nahm 1 Anfang unweit Neckarau, berührte Seckenheim, g ng am Ende der Neckarbrücke beim Wäldchen N ckarhauſen über den N dar, das Waſſer haushoch in die Höhe ziehend, auf die Ladenburger Gemarkung die Rich⸗ tung auf das Kreiserziehungshaus und die Bürger ⸗ ſchule nehmend, von da nach der Schriesheimer Landſtraße bis an den Roſenhof, wo ſie allmählich aufloöͤſte. 1 e war wohl intereſſant, aber die Verwüſtung en, die dadurch entſtanden, find ſchreckliche. Auf der Neckachäuſer Seite wurden im Wäldchen ca. 20 Bäume entwurz'lt und auf den Hopfenäckern tauſende von Hopfenſtangen um⸗ gelegt. In Ladenburg richtete die Windhoſe ca. 400 der ſchönſten Obſtbäume zu Grunde und viele Gebäude erlitten Schaden. Die nächſte Umgebung der Höh. Bürgerſchule bot ein trauriges Bild, das jeder Beſchreibung ſpottet und iſt es ein wahres Glück, daß es kein Menſchenleben koſtete. Einen nicht geringen Schrecken hatten einige Kutſcher von hier durchzumachen, welche gerade nach Schriesheim fahren wollten, aber von dem Wirbel erfaßt und ſamt Fuhrwerk in das Feld g ſchleuderr wurden. Dien Inſaſſen der Chaiſen trugen leichte Verletzungen davon. Wahrend des Sturmes fi len einzelne Eis⸗ ſtücke von 5—7 Centimeter Durchmeſſer. — Trieſt, 4. Juni. Der Dampfer des Oe⸗ ſterreichiſchen Lloy) „Eutetpe“ iſt mit dem Defrau⸗ danten Jäger an Bord heute hier eingetroffen. Jäger iſt Abends mit dem Poſtzuge nach Wien escortirt worden. f — Rom, 4. Inni. In der Via Frattina bei der Piazza di Spagna wurde gestern Nachmittag der Wechsler Phelps in ſeinem Geſchäfte meuchleriſch Überfallen. Der Thäter war unter dem Vorwande eingetreten, ein Bankbillet wechſeln zu wollen. Wäh⸗ rend Phelps, der allein war, ſich umwendete, um aus dem Geldſchrank den nothwendigen Betrag zu entnehmen, feuerte der Mörder mehrere Revolver ⸗ ſchüſſe auf denſelben ab. Phelps konnte noch auf die Straße gelangen um Hilfe rufen, ſo daß der Mör⸗ der entfliehen mußte, ohne etwas rauben zu können. Heute Nachmittag wurde der Verbrecher im Büreau des deutſchen Conſuls verhaftet. Derſelbe nennt fich Adolf Schicktanz und ſoll 20 Jahre alt und in Stotpen geboren fein. Er geſtand, eigen Raub b al 10 haben. Phelps iſt haute Abend Nun N Verwundungen erlegen. Witte. In unſerer Arbeſterkolonſe Ankenbus it de Vorrat an Bekleidungsgegenſtänden nahezu erſchöpft und deren Ergänzung dringend notwendig, wobei wir bemerken, daß insbeſondere Hoſen, Schuhwerl, Leibweitzzeug, alte Decken und Teppiche erwünscht wären. Wir richten daher an die Vertralens wanne und Freunde unſeres Vereins die Bitte, die Sam lung von für unſere Zwecke noch brauchbaren dern, Schuhen, We ßzeug etc. zu veranlaſſen, auch die Abgabe von guten Schriften, Geſangbüchern oder Heften wäre erwünſcht. Außerdem wolle man eine Sammelſtelle zur Empfangnahme bestimmen und die geſammelten Gegenſtände an Haus og Lamparter in Ankenbuck — Station Klangen dez bad. Schwarzwaldbahn — abſenden. Die Abſeng dung kann auch direkt an die Z ntralſammelſtelle g Karlsruh:, —— Sofienſtraße Nr. 25 erfolgen, von wo aus die Weiterbeförderung v ranlaßt werden wird. Das bisherige Ausbleiben von Sendungen auh vielen Orten und Gegenden des Landes erkläre wir uns aus dem Umſtande, daß häufig Kleldergabeg an Umherziehende unmittelbar abgegeben werden, Dieſe Art des Gebens hat die Gefahr, daß die Gaben nicht ſelten ſofort veräußert und der Erez verſchwendet wird, wenn ſie ihre Gaben unmittelbat der Colonie zuwenden wollten. 1 Karlsruhe, den 23. Mai 1892. Der Ausſchuß des Landesvereins für Arbeiterkolonlen im Großherzogthum Baden: Geheimrat Dr. von Stöße r. Seidene Grenadines, Crepe de Chine, Seidengaze war u. farbig len alle Lichtfarben) Mk. 1.35 p. Met. dis Mk. 14.8 (in 22 verſch. Qual) verſendet robenweſſe porte und zollfrei G. Henneberg, Seidenfabrilant (8, u. K. Hoflief.), Zürich. Muſter umgehend, Dot beltes Briefporto nach der Schweiz. f — ſtürmiſche Gluth des polniſchen Nationalcharakters entwickelten, entfalteten die Damen die graziöſe Schön⸗ heit ihrer Geſtalten, den verführeriſchen Zauber und die natürliche, liebreizende Koketterie ihres Weſens, Eigenſchaften, die den Polinnen den eigentümlichen, faſt finnberückenden Reiz verleihen. Beim letzten Mazurel wurde der bis an den Rand mit perlendem Champagner gefüllte Atlas⸗ Es war ein überaus glanzvolles, fröhliches Familenfeſt, welches am St. Michaelstage in dem alten Herrenhaufe von Lygotta gefeiert wurde, aber nicht unter deſſen Dache allein, ſondern auch draußen unter den im Herbſtgewande trauernden Bäumen, unter dem ſternenbeſäeten Nachthimmel. Nur einem wollte die echte und techte Hoch⸗ zeitsſtimmung nicht kommen trotz allen Glanzes, aller lauten Luſt ringsum. Es war Roman v. Bie⸗ linska, der junge Ehemann. Er ſaß ernſt und ſtill an der Seite ſeines lieblichen, ihm eben erſt ange⸗ trauten Weibes und aus dem Licht und Duft, der Freude flogen ſeine Gedanken in eine hoffnungsarme Zukunft hinaus. Er ſah bleich und leidend aus und eine tiefe Meloncholie war über ſein ganzes Weſen verbreitet, welche ſelbſt heute an ſeinem Ehrentage nicht gewichen war. Nach der furchtbaren Nacht, in der die Geliebte ihn verlaſſen hatte, da war er erſt nach Stunden aus der ſchweren Ohnmacht erwacht, die ihn hülflos zu Boden warf, Landleute fanden ihn auf, ganz berſtöͤrt, mit gelähmten Gliedern im feuchten Mor⸗ genthau und brachten ihn mühſam nach Lygotta zurück. Dann hatte er viele Tage und Wochen im hitzigen Fieber gelegen, in dumpfer Geiſtesnacht, und der Arzt und die troſtloſe, faſt verzweifelnde Mutter fürchteten lange für ſein Leben. Aber von dieſer Krankheit erſtand Roman als ein anderer Menſch. Die heiße ſchrankenlos begehrende Leiden⸗ ſchaft hatte der Vernunft und einem ernſten, feſten Wollen Platz gemacht. Sie hatte ihn wohl auf Stunden vergeſſen laſſen, daß vor der Thüre ſeines Hauſes bereits der Untergang, das Elend und die Noth des Lebens lauerten — daß er ſeine ganze Ktaft daran ſetzen mußte, das verſchuldete und herabgewirthſchaftete Familiengut wieder zu heben und, wie die Mutter wünſchte, durch eine „reiche Heirath“ vor gänzlichem Verfall zu retten — aber er hatte ſich noch zur rechten Zeit wiedergefunden. Und nun nahm er ſich vor, ſeine Sohnespflich⸗ ten und auch die ſeiner Standesehre zu erfüllen mit Aufopferung ſeiner ſelbſt, ſie ſollten ihm über Alles gehen, über alles Lieben und Leiden. Er wollte tra⸗ gen, was das Schickſal über ihn verhängt, bis er ſich daran g⸗wöhnt, oder bis er darüber zuſammen⸗ brach. Und wenn er unter dieſen Gedanken auch manchmal verzweifeln wollte, ſo tauchte dann Jad⸗ wiga's reines Bild, umwoben dom Glorienſchein der Entſagung, Beherrſchung und des Opfermutes, vor ihm auf und wurde ihm zum leuchtenden Leitſtern. Allmählig milderte ſich auch der wilde, leiden ⸗ ſchaftliche Schmerz um die verlorene Geliebte und wandelte ſich in ſanfte Trauer um. Frau v. Bie⸗ linska wußte Roman's refignierte Gemüthsſtimmung vortrefflich für ihre Zwecke zu benutzen. So gelang es ihr endlich, ihn mit Bitten und Schmeicheln, 1 5 3 zu bringen, daß er ei dem Grafen Kwileckk um die Hand . ter Spiridia anhielt. e Die Comteſſe war, wie die meiſten vornehmen Polinnen, nach franzöfiſchem Muſter erzogen worden, Sie war vollkommen mit dem Gedanken verlraul, daß ſie den einmaligen Gatten nur aus der Hond ihrer Eltern empfangen durfte. Die Herzensgeſchichle — „der kleive Roman“ — wie Grufin Autonſe ſagte war vergeſſen. Freilſch — ſie hatte ſich eine lange Zeit furchtbar deshalb gegrämt und nur al mälig war das ſchwärmeriſche Verlangen, in eln Kloſter zu gehen, von ihr gewichen. Nun ſollte fe Roman heirathen, es war Mama's ſehnlicher Wunsch, es blieb ihr nichts weiter übrig, als g⸗horſom zu ſein. Keine junge Dame vom Stande hätte anderz gehandelt. Und war der ihr von den Eltern bestimme Bräutigam nicht jung, ſchön und liebenswürdige Sie kannte ihn von klein auf, er beſaß ihre Achtung und ihr volles Vertrauen, er geft 1 ihr viel beſſer, als andere Herren ihrer Bekanntichaft. Da wur es doch eine rechte Thorheit, Nein zu ſagen. Aber Spiridia liebte Roman nicht und ſte hatte der Mama daraus kein Hehl gemacht. Doch dieſe lachte ſie aus und erklärte ihr, daß lebe zu einer glücklichen Ehe nicht unbedingt nötig wäre; — fie z. B. fände es im böchſten Grade undellka, wenn vornehme Leute verliebt in einander wören und fich ſchnäbelten wie die Turteltaub 'n. — Und die kluge und erfahrene Mama mußte dies beſſer wiſſen, denn ſie war ſchon ſo lange glücklich verhel⸗ 05 und auch Spiridia würde gewiß auch ohne iebe eine glückliche Frau werden. Auch e 3 nur Freundschaft für Comteſſe Spiridia. (CFortſetz ung folgt.)