Berlin, 3 Juni. Der Kreuzzeitung zu⸗ folge pioklammte der Kaiſer an der geſtriegen Abendtafel die Verlobung des Thronfolgers von Rumäaien mit der Peinz'ſem Maria von Edin⸗ burg. Hamburg, 1. Juni. Die Hamb. Korreſp. beſtätigt aus ſicherer Quelle von Berlin, daß die Begegnung des Kaiſers Wilhelm mit dem Czaren am 7. Juni in Kiel ſtattfindet. Der Czar gedenkt am Vormittag an Bord des Polarſtern in Riel ein⸗ zutreffen, und den Tag daſelbſt als Gaſt des Kaiſers zuzubringen und Nachts die Rückreiſe nach Kop'en⸗ hagen anzutreten. Nachdem der Czar den Munſch des Zuſammentreffens mit dem Kaiſer Wilhelm zu erkennen gegeben, iſt Kiel als Begnungsort verab⸗ redet worden, da der diesmalige Aufenthalt der ruſſiſchen Kaiſerfamilie in Kopenhagen ſehr kurz be⸗ meſſen iſt und die Rückreiſe nach St. Petersburg, wie die Hnreiſe direkt zur See ſtattfindet und anderſeits in Berlin für die erſten Junitage bereits ere Dispoſitionen getroffen worden find. Verſchiedenes. Karlsruhe, 3. Juni. Im Hardtwald hat unſere Gendarmerie in der Nähe der Rheinthalbahn nördlich vom Exercierplatz eine gefährliche, aus 12 Mann beſtehende Bande aufgegriffen. Die Stromer haben ſich ſchon ſeit längerer Zeit im Hardtwald um⸗ hergetrieben und ſich eine 2 Meter hohe, 4 Meter lange und 3 Meter breite Hütte aufgeſchlagen, Die Seitenwände find aus Brettern, das Dach aus Pappe hergeſtellt. Im Innern befanden ſich Stroh, Tep⸗ piche und mehrere, J denſalls geſtohlene Gegenſtände. — Frankfurt a. M, 31. Mai. Der Kl. Preſſe zufolge wurden bei der Hausſuchung bei der Mutter des verhafteten Gerloff, des Vetters Jäger's bier⸗ bis fünfhunderttauſend Mark in Scheinen zer⸗ riſſen im Cloſet vorgefunden. Auch im Keller ent⸗ deckte man eine größere Summe in Scheinen. Die Mutter und die Schweſter Gerloff's wurden berhaftet. — Kaiſerslautern, 1. Juni. In Klein⸗ karlbach (Rheinpfalz) richtete ein geſtern abend nie⸗ der gegangener Wolkenbruch große Verwüſtungen an, indem große Waſſermaſſ n infolge eines Dammbruches viele Häuſer und Brücken wegriffen. Mehrere Fabriken find eingeſtürzt. — Düren, 1. Juni. Im Dorfe Morſchenich wurde durch einen wolkenbruchartigen Regen während des geſtrigen Gewitters unb ' rechenbarer Schaden an⸗ gerichtet. An allen Feldern wurden die Saaten total vernichtet. In den Straßen und Häuſern ſtand das Waſſer 7 — 8 Fuß hoch. Ackergeräte, Schweine und Ziegen wurden vom Waſſer fortgeriſſen. 5 Prag. 31. Mai. Der Maria⸗Silbererz⸗ ſchacht, der größte und wichtigſte Schacht des Slber⸗ birgbaues (Egenthum des Staates) brennt ſeit / 5 Uhr nachmittags. Der brennende Silberſchacht war von 500 Bergleuten beſetzt. Bisher waren vier Todte und zahlreiche Verwundete geborgen. Vierzig Mann find noch in der Grube in größtet Lebensgefahr. Der Jammer der Frauen und Kinder find herzzerreißend. — Wilhelmshaven, 30. Mai. In einer Mannſchaftsſtube der Matroſen⸗Artilleriekaſerne barſt geſtern eine 3,7 em Revolvergranate, während drei Artilleriſten den Zünder aus derſelben herausſchrau⸗ ben wollten. Einem Soldaten wurde eine Hand fortger ſſen, dem zweiten einen Arm zerſchmettert und der dritte wurde leicht im Rücken verletzt. Die übri⸗ gen Mannſchaften waren glücklicherweiſe ausgegan⸗ gen. Die Sprengſtücke waren in die Wände, Schränke und in den Fußboden eingedrungen. — Metz, 30. Mai. Ein ebenſo unerhörtes als ſeltſames Verbrechen wurde geſtern begangen. Zwei junge Männer, anſcheinend etwas über 20 Jahr alt, ſchritten in Beglei tung eines gut gekleideten erwachſenen Mädchens zwiſchen den beiden Moſel⸗ kanälen dahin. Etwas oberhalb der zweiten über, den toten Kanal führenden Brücke faßten ſie, als ob es verabredet wäre, das Mädch 'n an Armen und Beinen und warſen es in das Waſſer, worin es ſofort ertrank. Die beim Offizierbade platz auf ge⸗ ſtellte Schildwache, ſowie mehrere Knaben waren Ziugen der Unthat. Letztere verfolgten die Böſe⸗ wichte, wurden aber mit einem gleichen Schicksal von ihnen bedroht, wenn ſie nicht ruhig bleiben. da aber ihre Spur verloren. doch, der Ströb. Poſt zu Folg⸗, zwei in der Kon⸗ der Tat verdächtig verhaftet worden ſein. Mädchen wurde aus dem Waſſer gezogen und Abends 5 Uhr nach der Morgue verbracht. Seine Identität iſt aber bis jetzt nicht feſtgeſtellt. In ſeinem Geldtäſchchen befanden ſich über 3 Mark, auch trug es eine werthvolle goldene Kette. Beraubung war demnach nicht die Abſicht ihrer Mörder, ſondern offenbar handelte es ſich um einen Racheakt. det. Die Grubenbefitzer ermäßigten ihre Forderung der Lohnherabſetzung von 18 ½ auf 10 Prezen, Die Arbeit wird ſofort wieder beginnen. Lemberg, 2. Jun In llanow i 102 Häuſer abgebrannt. Zwei Tote. — Agram, 2. Juni. Der Poſtzug bon 5 Agram nach Brood wurde bei Nowoska bon ehem all, wirbelſturmartigen Orkan erfaßt. Zwel Wagen wur den in den Graben geſchleudert. 22 Reſſende ah 99 1 berwundtt, darunter viele lebensgefährlich. Die Dahl, leitungen find geſtört. — — Warſchau, 31. Mal. Der amtliche Warz⸗ zawsty Du wnik meldet, daß nfolge günſtiger Sag lenſtandsberichte die Getreidecomiſſion noch dieſe Woche unter dem Vorſitz des Geheimen Staatsraths Fabaz in Petersburg zuſammentritt, um über die Aufhebung des Ausfuhrverbots von Weizen, Hafer und Gerſte aus dem geinzen Reiche endgiltig zu beſchließen, Petersburg, 2. Junl. Der große Paſſagier⸗Damfer „Alb'o “ iſt auf der Unſcha, un⸗ weit der Kreisſtadt Makarjew (Goupernement Ro, ſtroma), hute Nacht in Brand gerathen und nac mehreren Stunden geſunken, Gegen 60 Perſoneg erkranken. Nur 30 wurden gerettet. — New Pork, 31. Mal. Aus Newyorke Jackſon County (Arkanſas), wird gemeldet, daß die Stadt von einem verheerenden Wirbelſturm heimge⸗ ſucht wurde. In einer halben Stunde waren ganz Häuſerquadrate zerſtört. Viele Unglücksfälle kamen vor, Verluſt an Menſchenleben iſt jedoch nicht z beklagen. Die Stadt Arkanſas iſt überſchwemm, der Eiſenbahnverkehr und aller anderer Verkehr ff unmöglich. U⸗ber 199 Städtchen im Arkanſasthal, welche an den verſchiedenen Nebenfliſſen des Ar⸗ 1 — a 100 f 10 i n A1 1 i le Man hat die Verbrecher noch in Rozerieulles geſehen, von Inzwiſchen ſollen je⸗ v „„„—0—— ſervinfabrik von Moiſtrier beſchäftigte Arbeiter als Das London, 1. Juni. Der Streik der Dur⸗ hamer Bergleute iſt nach zwölſwöchiger Dauer been⸗ kanſas liegen find verlaſſen. Newyork, 3 Juni. Der durch die Fluthen zwiſchen Kanſas und New⸗Orleans angerſchtete Schaden vird auf 50 000 000 Dollars geſchatzt, Seidenſtoſſe (ccwarze, weiße u. farbige) V. 95 Pf. bis 18 65 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſtert (ea. 380 verſch. Qual. u. 2500 perſch. Farden) — verſendet roben⸗ und ſtückweiſe porto⸗ und zollfrei G. Henneberg, Seidenfabrifant (R. u. K. Hoflief) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporle nach der Schweiz. Seidene Fahnen⸗ und Steppdeckenſtoſfe, 120 Ctm. breit. Entſagung einer Liebe, die Bekämpfung einer Leiden⸗ ſchaft, die Beide ig's Verderben ſtürzen mußte. Und ſie beſiegelte das Ahes mit ihrer eigenen Aufopfer⸗ ung — ſie ging, um ihn vor Elend, vor Schande zu retten. Vom Jasnagora zog noch eine Pilgerſchaar in's Land hinab und nährte ſich der Rochus copelle, an der ihr Weg vorüber führte. Langſam ſchritten die Leute dahin. Einzelne ſangen ihre Pilgerlieder ab und in ſchwermütigen Weiſen ſchwebten die Töne durch die Luft. Manche beteten leiſe, noch andere ſtolperten müde und abgeſpannt vorwärts, ohne ein Wort hören zu laſſen. Doch die Meiſt⸗n waren munter und guter Dinge und wurden nicht müde, die unvergleichlichen Wunderthaten der heiligen Mutter von Czenſtochau zu preiſen und über das hehre Feſt zu reden, deſſen Glorie und Maj: ſtät nach ihrer Anſicht auf der ganzen Welt nicht feines Geeichen hatte. Die Wallfahrer hatten das Ufer des Sumpf⸗ ſees erreicht und verharrten hier kurze Zit, um aus⸗ zu ruhen Manch ängſtliches Weiblein blickte ſchaudernd auf die im Nachtthau fuulelnden, mondbeglänzten Grüfte, um ſi“ dann haſtig zu bekreuzigen und ins⸗ geheim den Schutz Maria's anzurufen. Träumeriſch flogen Jadwiga's traurige Blicke über die raſtende Pilgerſchaar. Doch plötzlich zuckte ſie heftig zuſammen, denn ſo ſchnell, wie ein greller Blitz eine dunkle Wolke durchbricht, flog auch ein glücklicher Gedanke durch ihr Hirn. Nun wußte fle, wie ſie raſch und unter ſicherm Schutz von hier fortkommen konnte. Gott ſelbſt hatte ihr Hülfe ge⸗ immer an der Copellenwand lehnte, — dann wankte ſte zu ihm hin, ſie taumelte beim erſten Schritſ. Und nun reichte ſie ihm die eiskalte Rechte: „Leb wohh,“ ſo klang es faſt tonlos von ihren O ppen. „Gott ſtärke Dich, Roman!“ Er umklammerte ihre Hand, ein paar krampf⸗ hafte Laute brachen aus ſeinem Munde hervor — ſprechen konnte er nicht. Doch ſie machte ſich ſanft von ihm los, glitt wie ein Schatten an ihm vorüber und ſchloß fich raſch dem Zuge der Wallfahrer an, um unbeachtet und unerkannt mit ihnen weter zu wandern. Bei Tagesanbruch war ſie bereits in anderer Gegend, wo ſte verſuchen wollte, durch ehrliche Arbeit ihr Leben zu friſten. Roman ſah ſie nicht gehen, er hatte wild auf⸗ ſtöhnend beide Hände vor das Gſicht geſchlagen. Als er ſich endlich ermannte, war die Geliebte ber⸗ ſchwunden. Die letzten Pilger zogen eben noch fingend an der Copelle vorüber. „Jadwiga! Jadwiga!“ ſchrie er in die Nacht hinaus. Ein paar Leute wandten verwundert die Köpfe, doch kam keine Antwort zurück. Da zog namenloſer Jammer ſein Herz zuſammen, ein dumpfes Brauſen klang in ſeinem Hirn — er wankte hülflos hin und her und ſtürzte, ſchwer auf⸗ ſchlagend, zu Boden. — — * 1 * Es war am Ende des Septembers. Der Sommer war vergangen mit ſeiner Blumenpracht, ſeinen wonnigen Tagen und Nächten. Der Voͤglein ſüße Lieder waren verklungen und der Herbſt zog ſandt, — er würde ferner für ſie ſorgen. 5 Sie warf einen langen, bangen Blick auf Roman, der in tieſſten Schmerz verſunken noch in s Land mit feuchten Nebeln und kühlem Lüften. Weiße, duftige Geſpinſte umwoben Baum und langſam über Felder und Haiden. Am Ufer der Wartha ſeufzte das dürre Schilf im Winde und Schaaren wilder Gänſe zogen ſchreiend nach dem Süden. Auf den Weiden zündeten ſich die Kinder, welche das Vieh hüteten, kleine Feuerlein an, um ſich daran zu wärmen, denn ein friſcher Nordoff ſtrich ſchon fühlbar über das polniſche Flachland hin, Da und dort lugte an ſonniger Slelle wohl noch ein vorwitziges Blumenglöckchen hervor — aber nut kurze Zeit. Die rauhe nordiſche Natur berührte die Kinder der Flora mit ihren eiſigen Koſſe und lödlel fie gewaltſom. Am St. Michaelstage hatten ſich die grauen Herbſtnebel zerteilt und die ſtrahlende und wärmende Sonne brach fiegreich durch die Wolken. Wenn auch von Norden her noch ein kühler Wind über die Fluren blies, ſo ſpannte ſich doch wieder emmal ein tiefblauer Himmel über die Landſchaft und bald lag Alles wie überſtrömt von einer Flut wormen und goldigen Lichtes und wehte eine milde ſommerlich Luft. Und an dieſem Michaelstage ohne Gleichen glitzette und ſchimmerte auch das alte Herrenhaus von Lygotta im Sonnenſchein, daß es eine wahre Luſt gab. 5 Als viele Tage und Wochen lang die Sonne verſchwand, ein düſteres Grau ſich um Erde und Himmel legte und kalter Regen gegen die Feuer klatſchte, da hatte die alte Mechaeling insgeheim alle Wetterheiligen angefleht und mit den heißesten 05 lh 5 1 hte Bitten beſfürmt, damſt endlich dieſer ſchreclliche ah 1 Wettergreuel ende. Und Michaelina konnte zuftieden 0 ſein, ihre Wünſche wurden erfüllt, schöner und 9 herilicher, als ſie begehrt und erhofft hate. Strauch, oder ſchwebten, zarten Blütenflocken gleich, 1 r Bui