ſondern nach Wahl der Kirchen ſelbſt entweder nach dem Syſem der Einlommens⸗ oder dem der kom⸗ binirten Staatsſtzuern aufgebracht werde. Uebrigens haben auch die Gegner des Geſetz's der Einführung einer allgem inen Kirchenſteuer an ſich zugeſtimmt. In der Verhandlung zeigte ſich, ohne daß Epi⸗ ſoden ganz ausgeſchloſſen geweſen wären, die wohl⸗ thuende Erſcheinung einträchtiger Zuſammenarbeit. Insbeſondere wurde dem Berichterſtatter Abgeord⸗ neten Fieſer ebenſo von ſeinen Parteigenoſſen wie von der anderen Seite des Hauſes für ſeine Be⸗ mühungen um das Zuſtandekommen des Geſetzes Anerkennung gezollt. Desgleichen wurde hervorge⸗ Fiage des Steuerſyſtem wefentlich beigetragen habe zur Vereinigung der Auffaſſungen, die in der Komm ſſion längere Zeit ſich entgegenſtanden. Das Geſſtz iſt im Ganzen nach den Anträgen der Kommiſſion ang nommen word n. Dieſe ſchloſſen ſich dem Regierungsentwurf namentlich inſofern an, verleiht, nicht aber derſelben dieſe Einrichtung etwa aufzwingen will und als er vor der Steuererhebung die Zuſtimmung einer Vertretung der Kirchengenoſſen begehrt, deren nähere Organiſation auf dem Boden des r präſentativen Syſtems der Kirche ſelbſt mit ſtaatlicher Anerkennung anheimgegeben iſt, wobei der Anſchluß an vorhandene Körper (dbangeliſche Gene⸗ ralſynode, katholiſche Steftungstäte) praktiſch in den Vordergrund tritt. De einz'g', bis zu g·wſſ em Grade prinzipielle Aenderung der Verhandlung beſtand, wie die „Bad. Korr.“ betont, darin, daß man in der Frage, wer die Steuer regelmäßig erheben ſolle, zu dem Regie ⸗ ane) zurückkehrte; der bezügliche eingehend b⸗grün⸗ dete Antrag des Abgeordneten Gönner wurde aus den Kreiſen des Centrums von dem Abgeordneten Neumann in warmer und treff nder Rede zu Gun ⸗ ſten des Grundgedankens des ganzen G. ſetzentwurfs unterſtützt. — Verſchiedenes. — Ueberlingen, 26. Mai. In unſerem Städtchen wurde eine graufige That verübt. Bäcker⸗ meiſter Lang wurde ermo dt; ſeine Frau und ein Bäckergehilfe find als der That verdächtig gefänglich eingezogen worden. Wie dieſe beide erzählen, hätte die Frau einen Schlag oder Fall gehört und den Bäck rgehilfen gerufen, um mit ihm nach der Ur⸗ hoben, daß der Abgeordnete Hug namentlich in der f als er der Kirche nur ein Richt zur Beſteuerung ungsentwurf (Erhebung duich die kirchlichen Or⸗ ache zu ſuch en dabel ſelen ſte auf die Leiche geſto 322 Ene Reihe Wirda htsgründe piechen gegen die etrhafteten. 5 e 26. Mal. Der Oberbürgermeiſter b. Forckenbeck iſt heute Nachmittag um 3 Uhr am lagfluß verſchieden. a 8 . b 25. Mai. Der e 1 us Eydkuhnen gemeldet: Ruſſ ſche Auswanderer haben r den Typhus eingeſchl'ppt. Es ſind bereits zahlreiche Toresfälle vorgekommen. Sämtl che hiefi ge Schulen find geſchloſſen. Die Behörde trifft an der Grenze umfaſſ ende Maßregeln gegen die Weiterver⸗ verbreitung der Epidemie. 1 Du r. 25. Mai. In den Wiktoria⸗Schachten des hieſigen Kohlenwerkes iſt Waſſer eingedrungen, dasſelbe iſt im Steigen. Alle Arbeiter find aus⸗ gefahren. Das Nelſonwerk hält man ebe falls für gefährdet. g i — Aus der Schweiz, 19. Mai. In Luzern 1 iſt ein Ehepaar Müller, das ſeiner Zeit auf falſche Zeugnisausſagen hin zu meh jähriger Zuchthausſtrafe verurteilt worden war, freige prochen wo den und er⸗ hält 10 000 Franken Entſchädigung. Die wirkliche Tbäterin wurde zu 12 Jahren Zuchthaus boerurteilt, ö dig Verurteilten wird nun in der Schweiz allg mein anerkannt, auch wenn ſie geſetzlich nicht vorg eſchrie⸗ ben iſt. ( Furchtbare Feuersbrünſte haben in den lizten Nächten in Paris gewüthet. Ein be⸗ dutender Brand wüthete gegen 9 Uhr Abends in einem Holzmagazin am Quai de Jemappes und ein anderer, weniger bedeutender eine halbe Stunde ſpä⸗ in der Rue des trois Cauronnes bei ein m Spece⸗ teihändler, Beide richteten großen Schaden an und bei dim eiſten warden drei Pirſonen, jedoch nicht ſehr erheblich verletzt. Ein erſchrenkenderes Schaden⸗ feuer lam kurz nach Mitternacht in der Rue de Calons unweit vom Lyoner Bahnhofe (d. h. wie die beiden anderen im öſtlichen Teile der Stadt) zum Ausbruch. Es entſtand ebenfalls in einer Holznieder⸗ lage und griff mit entſetzlicher Schnelle um ſich. Mehrere benachbarte Fabriken gingen in Flammen auf. Ueber zwölf Häuſer der Paſſage Naguinot und der Peſſage Gatbois waren bald nur Schutthaufen. Inmitten der großen Verwirrung ſuchten die Bewoh⸗ nung und die Panik erreichten den Gpfelpunkt, als die Flammen, nochdem ſie die Fouragemagazine des und die falſchen Zeugen wandern ebendahin. Die Entſchädigungspff icht des Staates gegenüber unſchul⸗ ner der Umgegend ihre Habe zu retten. Die Unord⸗ angrenzenden Lyoner Bahnhofs verzehrt Hatten die Ställe deſſelben angriffen. Man öffnete die Thüxen und die 300 dort eingeſchloſſenen Pferde ue binnausgetrieben. Sie ſtoben in wilder Flucht nach allen Seiten aus einander. Die Aufgabe der Feuer⸗ wehr war in dieſem Gewirre um ſo schwieriger, als der Brand in ſehr engen Straßen und Ooſſen wüthete. Der Schaden läßt ſich noch nicht abſchäzen, Als ein Wunder erſcheint es, daß Ni mand in dem G tümmel verwundet wurde. — Athen, 23. Mai. Nach einer Meldung aus Alexandrien hat dort eine große Feuersbrunſt gewüthet. Der Schaden wird auf 3 Milli, nen angeſchlagen. — New Pork, 25. Mal. Der Miffiſſeyy noch im Steigen. 225,000 Morgen Weizen, 300,000 Morgen Mais und 200,000 Morgen Baumwolle find vernichtet. Viele Pferde und Maulthler fi umgekommen. Mon befürchtet, daß bald eine Million Morgen unter Waſſer ſteh,, In Arkanſas ſind ge Baumwollpflanzungen überſchwemmt. Die Verluſſ an Leben und Eigenthum find entſetzlich. — New⸗Nork, 25. Maj. Man ſchätzt die Zahl der Obdachloſen Perſonen in den Niederun⸗ gen der Flüſſe St. Franeis und White im Stagle Arkanſas auf 10000; 32 Perſonen ſollen ertrunlen ſein. FFC Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müfſterchen des Stoffeg von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärbt Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz helördunlicher Farbe. Verfälſchte Seide (die leſcht ſpeckig wird beicht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die („Schlußfäden“ weiter wenn ſehr mit Farbffof erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ache die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräufel ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der Achten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht, Der Seidenfabrikant G. Henneberg (K. . K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſzer von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann n. liefert einzelne Roben und ganz: Stücke porte⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Brleſporto nach der Schweiz. — Sie preßte beide Hände auf ihre ungeſtüm wogende Bruſt, es war ihr, als ob der Boden unter ihr wanke. Der junge Edelmann kam ſchneller näher. Als er die hell vom Mond beſchienene ſchlanke Mädchen⸗ geſtalt bemerkte, war er mit wenigen haſtig⸗ n Schritten an ihrer Seite. Er faßte nach den kleinen kalten Händen, die ſie ihm willenlos üb rließ. „Jadwiga!“ „Sie, Pan Roman, Sie?“ ſagte fie hörbar. „Ja, ich! — Und Gott ſei geprieſen, ich finde Dich endlich, nachdem ich Dich lange vergeblich ge⸗ ſucht habe. Aber wie kalt Du biſt, armes, armes Kind! Wie konnteſt Du nur nach dieſem verrufenen Oxte gehen, ſo ſpät, in tiefſter Nacht? Siehſt Du nicht die giftigen Dünſte aus dem See ſteigen, die Dein Leben in Gefahr bringen?“ „Wer fragt danach?“ erwiederte ſie leiſe und traurig. „Ich, ich, Jadwiga! Ach, ich bin beinahe ver⸗ gangen vor Angſt um Dich. Aber nun laſſ' uns ſchnell heung⸗ hen, hier it's ſchaurig! Komm!“ Sie preßte die Lppen aufeinander und ver⸗ ſuchte ihre Hände aus den ſeinen zu befreien. „Laſſen Sie mich, Pan Roman,“ ſtammelte fie, „Ihr Weg iſt nicht der meine — ich kehre nicht wieder nach Ly gotta zurück — ich kann keinem Menſchen dort unter die Augen treten. Nein, nie, niemals mehr!“ Sein Geſicht ver zitternden Maͤdchenhände noch feſter. „Sprich nicht mehr davon, ich weiß Alles! Arme Jadwiga, man hat Dir entſetzlich wehe gethan. Doch von nun an ſtehſt Du unter meinem Schutz. faſt un⸗ finſterte fich, er umſchloß die Keiner ſoll wagen, Dir auch nur ein Haar zu krümwen. Und wenn man Dich verachtet, will ich Dich verehren und Dich niemals verlaſſen!“ Sie ſchüttelte abwehrend das Haupt. „Sie ſollen keine Mühe davon haben, Pan Roman, ich gehe noch in dieſer Stunde fort, vielleicht nach Poſen, wo Niemand mich kennt.“ Roman's braune Augen ruhten voller Weh⸗ mut auf ihren ſchönen, todtblaſſen Zügen. „Ich bitte Dich, gieb dieſen Gedanken auf. Du willſt in die unbekannte Ferne ziehen, — Du, die Du faſt niemals von hier fortgekommen biſt ? Du, ein ſchwaches, zartes Mädchen, willſt den Kampf mit dem Leben aufnehmen, Dich Gefahren ausſetzen, von denen Du kaum eine Ahnung haſt, um endlich unter fremden Duten ein klägliches Unterkommen zu finden? — Und haſt Du ſchon daran gedacht, was Dein Fortgehen Denen bedeutet die Dich lieb haben, die Deiner lieben Nähe bedürfen ? Hält Dich denn kein Gefühl der Pflicht, der Zuneigung für die zu⸗ rück, welche Deine Kindheit beſchützt und behütet haben?“ Sie ſchluchzte laut auf, ihr Ko die Beuſt nieder. „Sprechen Sie bricht mir das Herz. pf ſank ihr auf 1 1 1 das e ſollte jemals meine Wohlthat er vergeſſen, wie ſollte ich fe nicht lieben ? Wie ſollte ich Lygotla vergeſſen? Dort war meine Heimat, meine Welt. Gottes reichſter Segen Über Alles! Doch ich — ich muß ſcheiden, ich muß meine füße Heimat verlaſſen!“ Ihre Lippen zuckten im heißeſten Schmerz. 0 . 1 e 15 18 555 namenloſeſten ummers lag in den blauen ternen, d . voll in die ſeinen ſenkten. eng aß „Aber warum denn, warum?“ brauſte er auf. b die zuerſt darin beſteht, Deine Wohlthäter nicht durch „Warum willſt Du uns verlaſſen ?“ 3 „Ich kann nicht mehr leben hier, ſch kann? nicht!“ ſchrie ſie auf. „Die Schande bringt mich um, der Boden brennt mir untet den Füßen, ih muß fort, ſonſt erſticke ich!“ 3 „Du biſt thöricht, Jadwiga, und Deine Auf. regung reißt Dich hin, morgen wirſt Du anders darüber denken. Vor allen Dingen mußt Du Dei Vorhaben aufgeben, denn ich laſſe Dich nichl, Mie mußt Du folgen, mit mir mußt Du g hen, bringe Dich nach Ly zotta zurück, Deiner Hema, wie Du ſagteſt Komm, fol je mir, vertraue mie, 2 Du ſollſt es niemals bereuen!“ 1 „Nein, ich kann nicht, ich darf nicht!“ ſlicß ſte haſtig aus. „Es wäre ſo ſchön in Ihrer Hut, Pan Roman, aber es kann nicht ſein. Einmal werden Sie mir vielleicht noch danken für den Schmerz, welchen ich ih zen j zt bereite! Möge Holt 3 mir verzeihen, wenn ich Unrecht thur!“ — „Ja, Du thuſt Unrecht,“ entges nete er im ernſten eindringlichen Ton. „Du denkſt nut an Dich und Deine vermeintliche Schande, Du mußt das verſchmerzen und an Deine nüchſten Pflichten denken — ja Deiner Pflicht mußt Du Dich beugen, Dein Fortgehen zu berletzen und zu betrüben. Me Mutter kann Dich nicht entbehren, doch Du 4 1 in die Weite ziehen, Dir und Deinem Sto l ut Liebe, während die alte Frau Deiner Hülfe 55 i An, nt und mit Groll des undankbaren Mädchen gedentt, ln an das ſie ſchmählich verlaſſen hat!“ 1 30 (Fortſetzung folgt.) —