F. Nerkil halet ase zn gelechln ael Bi Fene kitt⸗1 man el Stauffer Ui d billg ba lg, Nüng blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Moliter, Ladenburg. W 1 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 2 a Samskag den 21. Alai Nr. 4l. Politiſches. Berlin, 19. Mai. Mit einem im wahrſten Sinne glanzvollen Bilde hat der Kaiſerbeſuch in Danzig ſeinen Abſchluß erhalten, nämlich mit der prächtigen Iuumination der alten Hanſaſtadt am Dienſtag Abend. Der Kaiſer hielt eine Umfahrt durch die im wundervollſten Lichtſchmuck erſtrahlen⸗ den Straßen, von der dichtgedrängten Volksmenge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Der Waſſerweg den Se. Majeſtät nach Beendigung der Umfahrt benutzte, um wieder nach der „Hohenzollern“ zu gelangen, war gleichfalls herrlich illuminitrt. Vor⸗ mittags hatte der Kaiſer eine Parade über die Danziger Garniſon abgenommen und Nachmittags der Taufe und dem Stapellaufe des auf der kaiſer⸗ lichen Werft erbauten neuen Kreuzers E beigewohnt; das neue Kriegsſchff hat den Namen „Kormoran“ erhalten. Am Mittwoch früh verließ der Kaiſer mittelſt des Dampfers „Gotthilf Haagen“ Danzig wieder und fuhr zunächſt nach Siedlersfähre, wo der Weich ſeldurchſtich befichtigt wurde. Alsdann fuhr der hohe Herr weichſelaufwärts weiter bis Dirſchau von wo aus er mit Extrazug nach Marienburg reiſte. Hier beſichtigte der Monarch die im könig⸗ lichen Schloſſe vorgenommenen baulichen Veränder⸗ ungen und begab ſich hierauf per Eiſenbahn nach Schlobitten zum Beſuche des Grafen Dohna. In Schlobitten gedenkt der Kaiſer einige Tage zu ver⸗ weilen. — In der nächſten Zeit wird es ſich ent⸗ ſcheiden müſſen, was es mit den ſo lange umlaufen⸗ den Gerüchten und Meldungen über den fignaliſtrten Czarenbeſuch in Berlin auf ſich hat. Kopenhagener Blätter zufolge wird ſich der Czar mit Famile am 21. d. M. in Kronſtadt an Bord der Pacht „Polarſtern“ einſchiffen, deren Ankunft man in Die Wallfahrt nach Czenſtochau. 19 Roman von Johanna Berger. Roman wies Alles zurück und ſtürmte hinaus. Michalina ſtarrte ihm kopfſchüttelnd nach und leerte nun ſelbſt das verſchmähte Glas und dann noch ein zweite s. „Du liebes Herrgottchen,“ murmelte fle bor ſich hin. „Der gnädige Herr nimmt ſich's ordent⸗ lich zu Herzen. Ja, er hält was auf die Jadwiga, das ſieht man. Und ſie iſt's ſchon werth, wenn⸗ gleich ſie nur ein ganz armſeliges Menſchenkind iſt, das der Mind in die Welt geweht hat, und Keiner weiß, woher!“ Als der junge Edelmann in den Flur hinausfrat, haͤmmerte ihm ſo ſtürmiſch das Herz, daß ihm ſchwindlig wurde. Ein Nebel legte ſich ihm über die Augen, er mußte unwillkürlich einen Halt ſuchen und nun lehnte er ſich feſt gegen die Wand. All⸗ mälig wurde ihm wieder beſſer und mit dem Gefühl des Wohlſeins kam ihm ein neuer Gedanke. Oben in ihrem Cabinet ruhte ſeine Mutter. Sollte er nicht, ehe er die Geliebte aufſuchte, an ihre Thür klopfen und ihr Alles geſtehen 2 Sollte er ihr nicht ſagen: „Ich gehe jetzt zu Jadwiga, der armen Miß⸗ handelten, und hole ſie heim als meine Braut, denn ich liebe ſie grenzenlos, bis über den Tod hinaus?“ Ja dieſes Bekenntniß war er der Mutter ſchuldig Kopenhagen für den 23. d. M. entgegenſteht. Die Zeitdifferenz zwiſchen beiden Daten iſt ſo kurz, daß innerhalb dieſer Friſt ein Abſtecher nach Berlin nicht möglich wäre, außerdem iſt nichts davon bekannt, daß der gegenwärtige Aufenthalt des Kaiſers in der Provinz Preußen abgekürzt werden ſolle. Ein Beſuch des Czaren am Berliner Hofe würde demnach erſt gelegentlich der Rückreiſe von den Kopenhagener Jubiläumsfeſtlichleiten, alſo gegen Ende Mai, zu erwarten ſein, um welche Zeit ja auch Kaiſer Wilhelm von ſeiner jetzigen Reiſe nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurückzukehren gedenkt. Uebrigens will der Berliner Lokalanzeiger wiſſen, der ruſſ ſche Bot⸗ ſchafter in Paris, Baron Mohrenheim, habe dem franzöſiſchen Cabinet die offizielle Mitteilung von der b⸗vorſtehenden Begegnung des Czaren mit dem deutſchin Kaiſer gemacht, eine Nachricht die ſelbſt⸗ verſtändlich nur mit allem Vorbehalt wiedergegeben werden kann. — Seit einiger Zeit find Gerüchte über eine angebliche Wiederannäherung zwiſchen dem Kaiſer und dem Fürſten Bismarck in Umlauf, Gerüchte, denen anſcheinend das Glückwunſchlelegramm des Kaiſers an den Grafen Herbert Bismarck anläßlich deſſen Verlobung mit der Gräfin Hayes neue Nahr⸗ ung gegeben hat. Hiermit hängen weitere gerüchts⸗ weiſe aufgetretene Nachrichten zuſammen, denen zu Folge der Wiedereintritt des Grafen Herbert Bis⸗ marck in den Reichs dienſt zu erwarten ſtüäl ide. Dieſen letzteren Nacht echt'n macht nun ein „Graf Herbert Bismarck überſchri⸗b'ner Artikel der „Hamb. Nechr.“ welche bekanntlich als Sprachrohr des Altreichskanz⸗ lers gelten, ein gründlich's Ende, und die ſcharfe Sprache, in der dieſes Deminti erfolgt iſt, geſtattet den Schluß, daß überhaupt auch von einer Wieder⸗ annäherung zwiſchen dem erlauchten Träger der und ſie würde ficher ſein Vorhaben billigen, denn fie mußte ja begreifen, daß er nicht anders handeln konnte. Und ihrem einzigen Sohne zu Liebe würde ſie gewiß das unglückliche Mädchen als Tochter an ihr Herz nehmen und ihr eine freundliche Heimat in ihrem Hauſe bereiten. Die Mutterliebe iſt ja ſo groß, ſo erhaben und unerſchöͤpflich in Opfern und Wohlthaten, und auch ſeine Mutter war ſtets voll Zärtlichkeit und Liebe für ihn und trotz ihrer tau⸗ ſendfachen Launen großmütig und gütig. — Und hatte ſie nicht Jadwiga von klein auf gepflegt und gehütet wie ihr eigenes Kind? Es war ganz un⸗ möglich, daß ſie dieſelbe unbarmherzig von ihrer Schwelle weiſen und ſein ganzes Lebensglück dadurch vernichten würde. Haſtig ſtieg Roman die Treppe zum erſten Stockwerk hinab und öffnete leiſe Frau v. Bielinska's Zimmerthür. Die Edelfrau lag noch immer auf ihrem Diwan. Als er hineintrat, hob ſie ſchläfrig die Lider. „Da biſt Du endlich, mein lleber Roman,“ ſagte ſie gänhend, „Komm her ſetze Dich da neben mich. Ich habe ſchon lange auf Dich gewartet denn ich muß über wichtige Angelegenheiten mit Dir reden.“ „Deshalb komme ich zu Dir, Matuſchka,“ er⸗ widerte er und küßte ihre Hand. „Ich will Dich um etwas bitten!“ „Bitte mein Sohn!“ „Ach, Mama!“ er ſtieß mühſam die Worte fuͤr Cadenburg und Amgegend. — 5 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Torpus⸗ Zeile oder deren Naum a 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitar, Ladenburg. Forpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1892 Kaiſerkrone und ſeinem ehemaligen erſten Ratgeber nicht die R de ſein kann. Gewiß lebt in Millionen deutſcher Herzen der ſehnlichſte Wunſch, daß die früheren guten Beziehungen zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe und Friedrichsruhe wiederhergeſt⸗üt werden möchten, der Erfüllung dieſes Sehnens ſtehen aber leider die Verhältn e ſſe entgegen und in dieſem Stande der Dinge iſt für abſehbare Zeit keine Aenderung zu erwarten. — In San Franzisko wurden Moſſenver⸗ haftungen von Chineſen vorgenommen. Die V'rhaf⸗ teten ſollen einem geh⸗imen Mörderbunde mit China als Hauptſitz angehören, es wird behauptet. daß Mitglieder dieſes furchtbzren Bundes ſeit Anfang Mai nicht weniger als 112 Mordthaten in San Franzisko begangen hätten. a Verſchiedenes. 5 — Mainz, 17. Maf. Ein ſehr peinlicher Aufteitt ſpielte ſich heute mittag auf der Kaiſer⸗ ſtraße ab. Ein von der Stadt für die dortigen Gar⸗ tenanlagen beſtellter Feldſchütze hatte den Lieutenant v. Lucxus, Sohn des eh⸗maligen pr⸗ußiſchen Landw. ⸗ Miniſters, angezeigt, weil deſſen Hunde angeblich in einem dortigen Blumenbeet Schaden angerichtet hatten. Uebet die gerichtliche Zuſtellung der Klage geriet der Offizier in ſolche Aufregung, daß er den Anz'iger aufſuchte, ihm den Säbel auf den Leib hielt bedrohte, ging ein Viehtreiber mit einem Knüppel⸗ 8 und die Zurücknahme der Anz⸗ige beg hrte, da er ihn ſonſt niederſtechen vürde. Der Offizier behaup⸗ tete, ſeine Hunde verließen dos Haus nicht, während der Schütze auf die Richtigkeit ſeiner Anzeige beſtand und deren Zurückziehung ablehnte. Da nun der Offizier wiederholt den Schützen mit dem Säbel ſtock drohend vor, und es drängten ſich noch andere hervor. „Es iſt notwenig, daß Du Alles erfährſt, Alles weißt. Es betrifft Jadwiga und — und — er ſtockte. Die Edelfrau verharrte regunglos und ſagte im gleichgültigen Tone: „Ach ſo, Jadwiga! Ja, es war ganz abſcheulich, und ich bin empört über den Vorfall. Aber das Mädchen muß es nicht ſo ſchwer nehmen und ſich tröſten, und einmal mußte fie doch von ihrer Abkunft erfahren, nur iſt es ſehr betrübend, daß es öffentſich und in ſo roher Weiſe geſchah. Doch reden wir nicht mehr davon, mich hat die Geſchichte ſchon aufgeregt und meine Nerven ertragen das nicht, ändern können wir ohnhin nichts daran, es iſt einmal geſchehen!“ „Aber wir können das arme Mädchen in dieſer ſchweren Stunde doch nicht ohne Teilnahme, ohne Hülfe laſſen. Weißt Du nicht, wo ſie jetzt weilt, Mama?“ Roman's Stimme bebte vor erhaltenem Schmerz. f „Mein Gott, wie kann ich wiſſen, wo ſi⸗ ſtckt! Sei doch vernünftig und mache nicht ſolch' verzweifeltes Geficht, Du bringſt mir ordentlich das Blut in Wallung damit, und ſolch Echauffement iſt ſehr ge⸗ fährlich bei 20 Grad Reaumur!“ Roman blickte finſter auf ſeine Mutter herab; eine bittere Empfindung ſtieg in ibm auf, aber er beherrſchte ſich denn die heiße Liebe zu Jndwiga und ſein volles überquell'ndes Herz drängten ihn dazu, ſo ſchnell wie moglich Hülfe und Beiſtand für ſie zu ſchaffen.