achten 5 zr in bi Bremerz b inden — Ng Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltung 5 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Moliter, Ladenburg. Nr. 38. Politiſches. Karlsruhe, 8. Mai. (Dank des Großherzogs). Von den dankbarſten Gefühlen beſeelt, folge ich dem Trieb meines Herzens, indem ich mich hiermit an alle Angebörigen meines geliebten Landes richte mit dem Verſuche, den genügenden Ausdruck für dieſe meine Dankbarkeit zu finden. Alle Beweiſe der Liebe und Anhänglichkeit, welche mir in ſo diel⸗ fältiger Geſtalt und in ſo zahlreichen Bethätigungen entgegengebracht wurden, haben mich tief gerührt und meine Seele zu Gott erhoben, Ihm zu danken, daß er mir ſo viele Gnadenerweiſungen hat zu Theil werden laſſen. Dieſer Dank gegen Gott iſt es, in dem ſich meine Gefühle vereinigen allen den liebe ⸗ vollen Kundgebungen gegenüber, die mir in ſo reichem Maße zu meinem Regierungs jubiläum gewidmet wurden. Ich möchte allen Denen aber noch beſonders danken können, die mir ihre Anhänglichkeit in ſo berſchiedener wohlthuender Weiſe in Wort und Bild, ſowie durch kunſtvoll gestaltete, werthvolle Gaben erz igt haben. Möchten Sie alle überzeugt ſein, daß ich den ganzen Werth dieſer freundlichen Kundg⸗ bungen hoch liche Veranſtaltungen, an denen Theil zu nehmen mir aus Geſundh itsrückfichten nicht vergönnt war. Alle die B weiſe inniger Zuſomm ng börigkeit, deren Betbätigung mich ſchon ſo oft in. Freud und Leid beglückte, find tief in mein Hiz einge ägt und werden die ferneren Tag⸗, weiche mir Gottes Gnade noch geſtetten wil meinen Pflichten zu leben, freudig erleuchten. Mochte es mir vero bant ſein, durch treue Ar⸗ beit für das Wohl m ines gelnbten Landes den Dank zu bethätigen, d ſſen Ausdrack ich in dieſen Die Wallfahrt nach Czenſtochau. Roman von Jobanna Berger. „Es ſind nun bald zwanzig Jaher ber,“ er⸗ zählte der Alte, „da ging ich mit meiner Bong. — Bott hab' ſie ſelig, ſie ruht nun ſchon lange Jahre unter dem Kicchhofsraſen, — nach einem benach⸗ barten Edelhof. Es war um die Herbſtzeit, es stürmte und regnete. Darum ſchlugen wir den nächten Weg ein, der an der Rochuskap lle vorbei⸗ führt. Als wir dort angekommen waren, hörten wir ein leiſes Schluchzen und Wimmern, wir liefen erschrocken hinzu und fanden hinter einem Mauer⸗ vorſprung der Capelle ein blutjunges, bildhübſches Weib, das herzbrechend ſeufzte und ächzte. Es lag auf dem naſſen Graſe und neben ihm, ſorgfältig in einen großen ſeidenen Shawl gewickelt, ein kleines, ſchlafendes Kind. Die Frau war krank, zum Sterben krank, ein wildes Fieber ſchüttelte ihren % iarten Leib. Als wir zu ihr traten, da richtete ſie din Paar ſchöne, doch ſchon halb gebrochene Augen mit fl⸗hendem Ausdruck auf uns hin und zeigte mit der Hand auf das Kindchen. Meine Bona hob daſſelbe liebreich empor und bettete es warman ihre Bruſt. Da warf ihr die Frau einen Blick zu, ſo rührend, ſo flehend, ſo dankbar — ach, Stelchen, den Blick vergeſſ' ich im Leben nicht. Und dann murmelte ſie ohne Unterlaß Worte vor ſich hin, die verſucht habe. Karlsruhe, den 6. Mai 1892. Friedrich Großherzog. Berlin, 9. Mal. Seit dem 6. Mai be⸗ ſizt das preußiſche Heer in der Perſon des Kron⸗ prinzen des deutſchen Reiches und von Preußen ſeinen „jüngſten Lieutenannt.“ Denn an genanntem Tage iſt Kronprinz Friedrich Wilhelm anläßlich der Nollendung ſeines z hnten Lebensjahres als O fizſer in die vaterländiſche Armee eingetreten, entſprechend einer alten Tradition des Hohenzollernhauſes. Wie Act des Eintrittes des Thronerben in die Armee in beſonders feierlichen Formen. Das erſte Garde⸗ regiment z. F. hatte hierzu Aufſtellung im Pots⸗ damer Luſtgarten genommen, mit ſeinen directen Vorgeſetzten und faſt der geſawmten Generalität und den Regimentschefs auf dem rechten Flügel. Die Mitglieder der Königlichen Familie, eine Reihe von Fürſtlichkeiten von auswärts und zahlreiche Offiziere wohnten der Feier dei, in deren Mittel⸗ punkt natürlich der Kaiſer und ſein aͤlteſter Sohn ſchätze und dankbatſt empfinde. Ich danke aber auch allen D nen, die mh erfreuen wollten durch öffent⸗ ſtanden. Nachdem Kronprinz Friedrich Wilhelm an den techten Flügel der Leibcompagnie getreten war, trat der Kaiser in die Mitte des Tluppen⸗Vier cks, zog den Säbel und übergab in längerer Anſproche, in welcher er namentlich auf die ruhmreiche Ver⸗ gangenheit des erſten Gardetegiments hinwus, dem⸗ ſelben ſeinen Sohn. En Parademorſch beichloß die milttairiſch⸗ Feier, welcher eine F ſtlch leit m O fiziers⸗ coſino des eiſten Gordrtegem ais und ſpäter eine gibz're Tafel bei dem Kas paare folgten. Bei derſelben biacht- der Ker inen Trink pruch auf den Kro penzen aus. Am Montag haben in Berlin die Verhand⸗ wir ncht begriffen, denn ſie (prach deutſch. Aber auf unſere Fragen gab ſie keine Antwort, ſie ver⸗ ſtand off nbar unſere Sprache nicht. Zuletzt, als es mit ihr ans Sterben ging, da faltete ſie die Hände über der Bruſt und betete. Meine Bona beugte ſich mitleidig über ſie und reichte ihr noch einmal das Kind an die Lppen zum letzten Kuß. Und bald darauf hatte das arme Geſchöpf ſeinen Geiſt ausgehaucht. Da ſaßen wir Beide nun wie verſteint bei der Leiche und meine Bona hielt einen kleinen zapp lu⸗ den Säugling auf dem Schooß, der vor Kälte und Hunger ſchrie. Aber ſie war ſtets ein reſolutes Weib geweſen und hatte das Herz auf dem rechten Fleck. So wußte fie auch hier bald Rath. Sie kramte aus ihrer Taſche ein Stück Zucker hervor, ließ den Regen darauf fallen und machte aus dem Zpfel ihres Tuches einen kleinen Säuger, den ſtopfte ſie dem Schreihals in den Mund und nun wurde er ruhig und ſtill. Und ich lief nach Czenſtochau hin und holte den Doktor und den Pfarrer. Der Doktor konnte freilich nicht mehr helfen. Die Frau war und blieb todt. Der Pfarrer ſprach den Segen über die Leiche und ordnete das B gräbniß an. Dort oben auf dem kleinen Gottesacker bei der Rochus ⸗ kapelle liegt ſie begraben. Meine Bona ſchmückte den Sarg mit Blumen und ließ drei Seelenmeſſen in der Kirche für das fremde Weib leſen. Und dann pflegte ſie den einſamen Grabhügel bis an ihr Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 5 Pf. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. ru und Verlag von Karl Moliter, Ladenburg. ——— lungen der von der Reichsregierung einberufenen Börſen⸗Enquet⸗⸗Commiſſton begonnen. Ueber die Ergebniſſe dieſer Berathungen wird, dem Vernehmen nach, der „Reichsanzeiger“ von Zeit zu Zeit Mit⸗ theilungen bringen Im Uebrigen iſt den Commiſſions⸗ mitgliedern Stillſchweigen in Bezug auf den Gang der Verhandlung empfohlen worden. 5 — Italien laborirt ſchon wieder an einer Miniſtererifis, nachdem das Land, wo die Citronen blüb'n, erſt in der Oſterzeit eine Woche im Zuſtand der Mimiſterlofigkeit geweſen iſt, diesmal dürfte g ſch der immet ſo vollzog fich auch diesmal der bedeutſame letzterer aber noch länger dauern, denn ſo raſch de Sturz des Cabinets Rudin! infolge des von der wieder zuſammengetretenen Deputirtenlammer der Regierung ertheilten Mißtrauensvotums erfolgte, ſo langwierig wird ſich hauptſächlich wegen der Finanzfrage die Bildung des neuen Miniſteriums geſtalten. Nach neueren Meldungen aus Rom be⸗ trachtet man daſelbſt die Wiederübernahme de Cabinetsleitung durch Crispi als nicht unmöglich. Berlin, 8. Mal. Der „Reichzanzeiger“ meldet: Der Kaiſer verlieh dem Kronprinzen den Schwarzen Adlerorden. — Die feierliche Grundſtein legung für die Auferſtehungskirche fand in Gegen wart des Kaiſers unter großer militätiſcher Pracht entfaltung ſtatt. — Der Grundſteinlegung zu Samaxiterkirche wohnte in Vertretung des Kaiſer Prinz Fri⸗drich Leopold bei. — Die königliche Eiſen Bahn⸗Dircktion Berlin teilt mit, daß für diejenige Gegenſtände, welche auf dem vom 20. Mai bis 6 Juni in Berlin ſtattfindenden erſten internationale Weinmarkt, verbunden mit einer Produkten⸗ un Nahtungsmittel⸗Ausſtellung ausgeſtellt werden und unverkauft bleiben, auf den Strecken der preußiſchen Staats iſenbahnen und der Reichseiſendahnen i Ende. Und alle Jahre am Allerſeelentage wandert ſie nach der Roch iskapelle. Sie ſteckte eine g weihte, brennende Wachskerze auf das Grab, leg einen friſchen Blumenkranz daneben und betete ei ſtilles Vaterunſer für die Unglückliche.“ Der Alte verſtummte. Er holte tief Athem un wiſchte ſich den Schweiß von der Stirn. Draußen klatſchte der Regen auf das Pflaſter, im Zimmer war nichts zu hören als das unaufhörliche Ticktack der Uhr, ſonſt blieb Alles ſtill. f „Und das Kind Vater!“ ſchrie Jadwiga plötz lich auf. „Wo blieb das Kind?“ . „Wo denn ſonſt als bei uns,“ erwiderte er, den Fadin ſeiner Erzählung wieder aufnehmend. „Meine Bona hatte es lieb gewonnen, ſie nahm das arme hülfloſe Weſen, das — wie ſie ſagte, die Madonna ihr ſandte, mütterlich an ihr Herz. Sie ließ ihm ſofort die heilige Taufe geben und wir zogen es auf wie unſer leibliches Kind. Viel Sorge und Mühe macht es ja nicht, und das Bischen Futter, was ſolch ein kleines Ding braucht, hatten wir reichlich. Um alle Schätze der Welt hätten wir es nicht wieder von uns gelaſſen, denn je älter es wurde, je lieber hatten wir es. Es war auch ein ſüßes Geſchöpf, blond, zart und fein, ſchön wie ein Engel, eine Augenweide für die ganze Stadt. Die Edelfrau auf Lygotta war völlig vernarrt darin; ſie kam jeden Tag, um es zu ſehen, zu herzen und zu Asen, fie ſpielte mit ihm und lütterte 1 mit