arme, verlaſſene Kind, deſſen Füße wund und ge⸗ ſchwollen waren von dem Marſche, den es auf der Suche nach ſeinen Eltern unternommen, wurde vom hieſigen Armenrat in Schutz genommen, und gut untergebracht. — Ladenburg, 5. Mai. Heute wurde dar hier die ſtaatliche Prämijerung von Zuchtvieb unter Leitung des Herrn Bezirkstierarztes Stadler von Waldshut vorgenommen. Als Preistichter wirkten mit die Herren: Landwirtſchaftinſpektor Römer und Gemeinderat Remelius von hier, Altbürgermeiſter Gaber, von Schreiersheim“ und Bezirkstierarzt Ulm von Mannheim. Preiſe erhielten: Die Gemeinde Ladenburg für einen bereits im Vorjahre mit 75 M. prämiietten Farren eine Prämienerhöhung auf 100 Mark. Joh. Gg. Wanner von Heddesheim erhielt für eine Kuh ein Preis von 100 Mark. Preiſe von je 50 Mk. wurden erteilt an Peter Rufer von Schreinsheim, Gg. Mich. Wanner von Heddesheim, Joh. Schmitt von Ladenburg, Heinrich Gaßner II. von Heddesheim, Weggelder für Kühe bekommen folgende: Adam Brombacher von Wieblingen 10 Mk. und Heinrich Müller von Edingen 5 Mk. — Heppenheim, 3. Mai. Eine Diebs⸗ bande, welche die Bergſtraße zwiſchen Weinheim und Zwingenberg beunruhigt, hat es beſonders auf die Bahnböfe abgeſehen. Als ſie im hiefigen Bahnhof einbrach, wurden die Thüren durch Nachſchlüſſel ge⸗ öffnet. Zwei Tage ſpäter bemerkle ein hieſiger Schloſſer, daß ihm das Sperrzeug abhanden ge⸗ kommen war. Die Unterſuchung ergab, daß das nötige Handwerkzeug zu dieſem Einbruch erſt bei dieſem Schloſſer geſtohlen war. Letzthin Nachts ver⸗ ſcheuchte der Bahnhofvorſteher zu Unter⸗Laudenbach mehrere verdächtige Individuen durch Schüſſe. In der ganzen Gegend herrſcht Beunruhigung. — Karls ruhe, 4. Mai. durch Se. Exc llenz den Herrn Staatsminiſter Dr. Turban und Herrn Miniſterialrat Dr. Buchenberger geſchloſſene Jubiläumsausſt⸗llung des Landes⸗Garten⸗ bauvereins, verbunden mit einer Ausſtellung land⸗ wirtſchaftlicher Maſchinen und Geräte, hat ſich unter den gleichartigen Veranſtaltungen einen hervorragen⸗ den Platz errungen und man wird der Hoffnung Ausdruck geben dürfen, daß die Mehrzahl der Be⸗ ſucher, namentlich die zahlreich herbeigeellte ländliche Bevöllerung, Anregung und Belehrung aus ihr ge⸗ ſchöpft hat. Die Anteilnahme, welche an den zu⸗ ſtändigen Stellen unſerer heimiſchen Landwirtſchaft, ihren Hoffnungen und Sorgen, gewidmet wird, und Die am Montag durch welche Baden in die borderſe Reihe jener Staaten geſtellt iſt, in welchen die Bedeutung der Bodenbewirtſchaftung in vollſtem Maaße gewürdigt wird, wird aus der Jubiläums⸗Ausſtellung des badiſchen Landes⸗Gartenbauvereins neue Nahrung ſchöpfen und ſo dürften, wie die „Bad. Korr.“ meint, aus dieſer Ausſtellung dem Lande Baden nicht nur Ehren, ſondern auch wirtſchaftliche Vor⸗ teile für die Zukunft erblühen. — Ko nſt anz, 4. Mai. Das Schwurge⸗ richt verurteilte die Taglöhnersehefrau Emilie Dilger von Unten krnach, welche ihr 14 Wochen altes Kind dadurch töbtete, daß ſie ihm den „Schluzer“ in den Hals hinabſtieß und den Erſtſckengstod herbeiführte, zu 13 Jahren Zuchthaus. Die Verhandlung nahm den ganzen Tag und die Nacht in Anſpruch und endete eiſt Morgens gegen 3 Uhr. — Aus Baden, 3. Mal. Die Koſten des Gewerbeſchulweſens in Baden betragen nach den budgetmäßigen Zuſammenſtellungen 277,000 Mk., wovon die Gemeinden etwa 200 000 Mk. beſtreiten; bikanntlich wird die Oberleituag des Gewerbeſchul⸗ weſens jetzt einer Neuorganifation unterzogen, welche von den Kammern bereits genehmigt iſt und welche das techniſche Element ſtärker, als bisher in den Vordergrund ſtellt. Die Froge, ob ein Zwang zum Beſuch der Gewerbeſchule geſetzlich oder ſtatufariſch einzuführen ſei, iſt eine etwas heikle und im Schooße der Regierung noch nicht entſchieden. — Kaſſel, 4. Mal. Heute morgen hat ſich denburgiſchen Artill.⸗Regiments in der Nähe des Frankfurter Thores erſchoſſen. — Saarbrücken, 4. Mai. Das Eiſen⸗ bahnbetriebsamt gibt bekannt: Nachmittags 2 Uhr ſtieß der Perſonenzug 340, von Bingerbrück kommend, bei der Einfahrt in den Bahnhof Saarbrücken mit einer leeren Maſchine zuſammen. amten iſt Niemand, ein Reiſender erh blich, zwei un' theblich verletzt. Beide Maſchinen und ein Pei⸗ ſonenwagen find erheblich, zwei Wagen unerheblich beſchädigt. — Weimar, 4. Mai. 3 Uhr ſtarb hierſelbſt der Dichter Derſelde war beſonders durch ſein Lutherſpiel in den weiteſten Kreiſen rühmlichſt bekannt geworden. Herrig war in Braunſchweig geboren und erreichte nur ein Alter von 46 Jahren. — Nizza, 5. Mai. Ein deutſches Ehepaar, das ſich auf der Hochzeitsreiſe befand, hat ſich geſtern auch gut ſein mit Dir, und ich ſchwöre es Dir bei Chriſti btutigen Wunden, daß ich nicht wieder in die Schänke gehe!“ Das Mädchen hob langſam den Kopf. Sie blickte den alten Mann verſtändnißlos an, als müſſe fle ſich erſt ſeine Worte deuten. Doch dann kam plötzlich Erinnerung über ſte. „Was mir geſtern von Dir geſchehen iſt, habe ich vergeſſen und vergeben,“ entgegnete ſie finſter. „Aber das Andere, das Schlimmere!“ Sie ſprang auf und ſtieß ihn zornig von ſich fort. Ihre bleichen Wangen färbten ſich purpurrot und in den blauen Augen glühte es unheimlich auf. — „Ja, das Andere“, flöhnte ſie, „das vergebe ich Dir nie! Du haſt mich belogen und betrogen, haſt mich aufwachſen laſſen, ohne mir die Wahrheit zu ſagen. Warum haſt Du den elenden Wurm damals nicht liegen laſſen im Felde? er wäre geſtorben wie ſeine Mutter hinter dem Zaun.“ — Sie ſtockte, nach Athem ringend. „Ja, geſtorben und verdorben, fo war es 5 beſſer!“ — Denn jetzt, jetzt.“ ſchrie ſie wild auf, muß ich's dulden, daß man mich geſchimpft, mich hoͤhnt und mißhandelt wie eine ſchlechte Dirne, daß man mich zur Verzweiflung treibt — und das iſt Deine Schuld — ſa, Deine Schuld!“ Der Lieutenant ſtand bewegungslos, mit ſtarren Augen da, als habe ihn der Schlog gerührt. Erſt allmälig wurde ihm die Bedeutung ihrer Worte klar und dann dämmerte auch die Wahrheit in ihm auf. Und nun erfaßte ihn unbändige Erregung. Er murmelte drohende Worte vor ſich hin und fuchtelte mit den Händen in der Luft umher, als ſuche er Jemand, an dem er ſeinen Zorn auslaſſen konnte. „Die Hallunken, die feigen Hunde!“ rief er ungeſtüm. „Zertreten könnte ich ſie, zuſammen wie Von den Be⸗ Emme Betriebsſtörung iſt nicht eingetreten. Heute Nachmittag Hans Herrig. . 195 in Monte Carlo gemeinſam den Tod gegeben. Dh Lebensmüden, die den größten Teil ihres Bermbgeng am Spieltiſche verloren hatten, banden ſich an den Ellenbogen mit Tüchern an einander und ſprangen dann ins Meer. Die Leichen wurden heute gefunden; die Namen der Selbſtmörder konnten bisher nichl feſtgeſtellt werden. — Tilfit, 4. Mai. Ein Dragoner erſchoß ſich hier. Die Kugel durchbohrte die Brußt, ging dann durch die Z mmerdecke und verwundete im oberen Zimmer einen im Bette liegenden anderen Dragoner ſchwer an beiden Füßen. Verviers, 5 Mai. Im vollbeſetzten Polizei⸗ lokale wurde in der vergangenen Nacht eine ange⸗ zündete Dy namitbombe entdeckt. Der Thüͤter iſt un⸗ bemerkt gekommen und ebenſo verſchwunden. Eingeſandt. Wer wack⸗lt mit der grünen Mütze daher Es iſt der kleine Fabrikherr, der ſo gern Miſliongr Er pflücket ſeine Roſen ob jung oder alt 5 O Unglück, O Jammer, er verläßt uns hald. Wer fährt ſo ſtolz in der Karoſſe daher Es iſt der kleine Fabrikherr mit dem Jagdgewehr Es iſt ein Mann von großem Rednertalent Und liebt das Schweine ganz ohne End, Wer fitz⸗t ſo verlaſſen in dem Sch ffhotel Es iſt der kleine Fabrikherr, im Kopfe ſo hell Er iſt nicht G ſelle ſondern Herr Prinzipal ein im aktiven Dienſt ſtehender Soldat des 3. Bran⸗ Und prahlt von ſeinen Millionen überab. Wer maſchiert ſo wacker in dem großen Mantel daher Es iſt der kleine Fabrikherr, der geborene Milllonur Er wär ſo gern in feiner Geſellſchaft und thät dickiern Weil es hier nicht geht, will er's wo anders problren, NB. Falls erwünſcht folgt verb ſſerte Auflag auch ſind die Herren von gleichem Kaliber für den Schreiber des Eingeſandten in Nr. 86 d. Bl. ftändig im ungeheizten hellbeleuchtetem Local des ſchwarzen Adlers zu treſfen. Tanzkurs 5 Der Unterricht beginnt am Sonntag den 8. M und werden die Schülerinnen frundlichſt erſuchk, um 4 Uhr Nachmittags und die Schüler um 8 Uhr im Saale des Gaſthauſes zum Hirſch ſich einzufinden, Achtungsvollſt 4 Frau Eliſe Götzelmann. Gerſtenſtroh! Alſo ſie haben Dir Alles verraten, ſie haben Dir geſagt, daß Du nicht mein rechtes Kind biſt! Heilige Barbara, das ſoll das Geſindel büßen!“ „Laß gut ſein Vater, es nutzt zu nichts,“ ent⸗ gegnete das Mädchen mit müdem Blick. „Und ein⸗ mal hätte ich doch Alles erfahren. Aber nun ich ſo viel weiß, bin ich neugierig auf den Reſt. Jedes Kind hat doch einen Vater und eine Mutter, und irgendwo in der Welt muß es doch auch ein Eltern⸗ paar für mich gegeben haben.“ — Sie lachte bitter auf und ihre weißen Zähnchen gruben ſich ſo feſt in die Unterlippe, daß ſie blutete. „Ja, ſag's doch, Vater, rede, jetzt iſt mir's Einerlei! Habe ich einen ehrlichen Namen, auf dem kein Makel ruht, oder ſtomme ich von Landſtreichern her, von Vagabonden, die bettelnd und ſtehlend von Land zu Land ziehen Oder gehöre ich zu Jenen, die keinen Glauben haben und gottloſe Heiden find, zu den braunen Zigeunern, die aus Ungarn kommen 7 Iſt es wahr, daß ich ein Ketzerkind bin? Du mußt 3 ja wiſſen, Vater, Warum haben ſie mich veilaſſen, meine Eltern, und warum muß ich mich ihrer ſchämen ? Sprich doch, Vater, iſt's denn ſo ſchrecklich, waz Du mir ſagen mußt?“ Jadwiga hatte haſtig, oßwei mit zuckenden Lippen. ſtoßweiſe geſprochen, . Ihre Augen ſchienen angſt⸗ voll aus ſeinen Zügen die Antwort leſen zu wollen. Der Akte ſank förmlich in ſich zuſammen, dann fuhr er ſich mit der Hand ins graue Haar. Das Mädchen dauerte ihn. Thränen des Mitge⸗ fühls drängten ſich ihm unter den Wimpern hervor. „Jadwiluſchka,“ ſagte er weich, „mein Seelchen wie kann ich Dir auf ſo vule Fragen Antwort geben, da ich ſelbſt ſo gut wie gar nichts weiß.“ „Du weißt nichts, Du weißt nichts!“ fuhr ſie auf. „Aber das Ein⸗, das Eine, daß mußt 5 doch wiſſen. Sage mir, wer meine Mutter war!“ „Deine Mutter?“ Dem Alten kamen die Worſe ganz rauh aus der Kehle. „Deine Mutter? — Jeſus, was kann ich Dir von ihr ſagen, ich kannte nicht. Ich ſah ſte nur einmal und da war ſie gerade am Sterben.“ Jadwiga ſa loß einen Moment die Augen, ein banges, thränenloſes Schluchzen erſwütterte ihte Bruſß „Mein Gott, ach mein Gott!“ murmelte ſſe vor ſich hin. Dann fragte ſie wieder: „Wie ſaß meine Mutter aus? Gehörte ſt⸗ zu, zu — jenen zu den Heimatsloſen — oder war ſte eine recht⸗ ſchaffene Frau?“ 8 „Sie war ſchön und jung — und hoffenill auch brav. Sie kam aus weiter, weiter Ferne, de ſie verſtand unſere Sprache nicht.“ a „Und ſie hat mich nicht ausgeſetzt, nicht wahr, Vater? Eine junge, brave Mutter kann doch ihr kleines Kind nicht von ſich ſtoßen. Sie derlleß mich nur weil ſie ſtarb. — Aber Antworte doch, Vater, ſprich doch ich muß mehr wiſſen — mehr, meh! Aus Barmherzigkeit, ſage mir Alles, was Du den meiner Mutter weißt!“ b Der Alte ergriff des Mädchens fi- bernde Hunde und drückte fte. „Du biſt furchtbar aufgeregt, Jad“ wiſchka, Du biſt krank,“ ſagte er traurig. „Werde erſt ein Biͤchen ruhig, dann erzähle ich's Dir. Da, sch Dich hin, armes Mädel, und böre mich vernünftig an!“ Das Mädchen ſetzte ſich ſtumm ihm gegenuber, Sie legte den müden Kopf gegen die Stuhllehne.⸗ Sie ſaß wie ein Marmorbild, ſo ſtare und fill, nur in den dunkelblauen Augen lebte ein todtbanges leidenſchaftliches Fragen. Faortſetzung folgt.) — —