3 Nation: Möge es dem „deen Fürſten vergdent ſein, noch lange für das Wohl ſeines Landes weiter zu wirken! Verſchiedenes. Ladenburg, 25. April. Heute ging von hier aus eine Petit on mit 170 Unterſchriften hie⸗ figer umlagepflichtiger Einwohner an die zweite Kammer der Landſtände nach Karlsruhe ab, welce bezweckt, von der großherz. Regierung einen höberen Staatsbeitrag zu den Koſten der hieſigen Hoͤheren Bürgerſchule zu erlangen. Dieſe Petition wurde angeregt durch den neu gegründeten demokratiſch⸗ freifinnigen Volksverein, welcher es ſich unter An⸗ derem auch zur Aufgabe macht, alle in der Gemeinde wie im Staate vorkommenden wichtigen Angelegen⸗ heiten in freiheitlichem Sinne zu fördern. Als eine ſolche Angelegenheit wurde auch der ganz unverhält⸗ nismäßig geringe Beitrag angeſehen, den die hiefige höhere Bü⸗gerſchule anderen derartigen Anſtalten gegenüber vom Staate bezieht und mögen hier die nachſtehenden Zahlen sprechen, die keines weiteren Kommentares bedürfen: a. 6kloſſige Schulen: 1. Ladenburg 113 Schüler erhielt M. 3750 Beitrag 2. Kenzingen 82 „ 4300 „ 3. Bruchſal 885 4360 „ 4. Ueberlingen 107 „ 5680 „ 5. Schopfheim 98 „ 6180 „ 6. Müllheim 108 5 7. Sinsheim 256 7100 „ 8. Emmendingen 87 7850 „ 9. Villingen 79 7430 „ Waldshut 159 „ „„ b. 4- und öklaſſige Schulen: Achern 8 69 Schüler erhielt M. 3540 Eberbach 60 3570 3. Bretten 93 f d 3940 „Rheinbiſchoffsheim 90 N 3990 Gernsbach 6 4040 „Hornberg 4090 Buchen 4270 Wiesloch 4340 Weinheim 5010 Eppingen 5895 Breiſach 6290 Schwetzingen 6590 Ettlingen . . 6940 Mosbach 5 iſt hieraus erſichtlich, daß Ladenburg von allen „10230 dieſen 24 genannten Schulen mit der ſechst höchſten Schülerzahl und mit dem drittniederſten Bei rage figurirt. Die angeführten Zablen ſind dem amtlich ſtatiſtiſchen Berichte des Jahres 1892/93 entnommen. — Wir wollen hoffen, daß die Petition, welche die gewiß beſcheidene Erhöhung des ſtändigen Staatszu⸗ ſchuſſes von nur M. 1200 verlangt, von Erfolg begleitet ſein möge. * Ladenburg, 26. April. Auf Anordnung Großb. Oberrats der Israeliten wird am Samstag den 80. April in ſämtlichen Synagogen des Landes ein feierlicher Gottesdienſt aus Veranlaſſung des Regierungsjubiläums unſeres allverehrten Großher⸗ zogs abgehalten. In biefiger israel. Gemeinde findet dieſer Gottesdienſt, in Verbindung mit dem Haupt⸗ gottesdienſt, um 9 Uhr ſtatt. — Ladenburg, 26. April. Der Herr Erz⸗ biſchof von Freiburg erläßt einen Hirtenbrief zum vierzigjährigen Regierungsjub'läum Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs, durch, welchen für den badiſchen Anteil der Erzdiözeſe die Kirchenfeier für Sonntag 1. Mai, feſtgeſetzt wird. Der Hirtenbrief zeichnet ſich in Form und Inhalt durch lohale Ge ⸗ finnung aus und muß als eine gründliche, von be⸗ rufenſter Stelle ausgehende Abweiſung der vor wenigen Tagen gleichfalls aus Anlaß dis Regierungs⸗ jubilaͤums von der badiſchen Centrumspreſſe verübten Taktloſigkeit freudig begrüßt werden. Indem der Herr Etzbiſchof dem Wunſche und der Ueberzeugung Ausdruck gibt, daß die badiſchen Katholiken dem „durch ſeine perſönliche Milde und Güte beliebten Herrſcher“ öffentlich und gemeinſam die ehrfurchts⸗ vollſten Dankesbezeugungen zum Jubiläum widmen werden, beſtätigt er die von der „Bad. Korr.“ aus⸗ geſprochene Behauptung, daß — die katholiſchen Unterthaneu des Großherzogs nichts gemein haben mit den berüchtigten Aeußerungen jener Organe, die ſich fälſchlicherweiſe als das Sprachrohr der Ge⸗ finnungen des katholiſchen Volkes bezeichnen. — Karlsruhe, 25. April. Zur Zeit beſte⸗ hen der „Bad. Korr.“ zufolge mit ſtaatlicher Unter⸗ ſtützung ins Leben getretene Rebſchulen, welche teils Unternehmungen der betr / ffenden landwirtſchaftlichen Bezirksvereine oder der lokalen Gemeindebehörden find, für den erſten Weinbaubezirk in Tauberbiſchofsheim für den dritten Weinbaubezirk in Oberkirch, für den vierten Wein baub⸗zirk in Müllheim, (eine weitere in Weil iſt in der Anlage begriffen); für den ſechſten Weinbaubezirk in Reichenau, Radolfzell und Meersburg. Im zweiten Weinbaubezirk iſt den Bedürfniſſen durch die private Rebſchule in Wiesloch, im fünften Wenz baubezirk durch ein groß Anzahl kleinerer (5äner, licher Reblchulen) in gewiſſem Umkang Rechnung getrogen. Die Anlage weiterer Staats⸗, Bezirks teing⸗ oder Gemeinde⸗Rebſchulen dürfte demnächſt im Land, wirtſchaftsrate erörtert werden, insbeſondere wird zu prüfen ſein, ob nicht die Errichtung von Peipat⸗Reh⸗ ſchulen (etwa durch Kreisbaumwarte oder einzelne Rebb fitz :) durch Gewährung von Beihilfen geförderg werden ſoll. Hiebei wäre, wie eine demnächſt dem Landwirtſchaftsrate zugehende Denkſchrift ausführl, etwa nach folgenden Geſtchtspunkten zu verfahren; 1) Zur Anlage einer Rebſchule, für welche eine „ Stoatsbeihilfe erbeten wird, find Grundfiicke von mindeſtens 9 à Bodenfläche zu verwenden, 2) Bel Auswahl des Bodens und der anzuflanzenden Reb⸗ ſorten, ſowie hinſichtlich der Art der Anlage und der Behandlung der Reben in Bau und Düngung ſind von dem Rebſchulbeſitzer die von landwirkſchaftlich⸗ chemiſchen Verſuchsanſtalt gegebenen Weſſungen z beachten. 3) Der Rebſchulbefſtzer verpflichtet ſich, die in der Rebſchule gezogenen Wurzelreben zu einem im Einvernehmen mit der landwirtſchaftlichen⸗Hemi⸗ ſchen Verſuchsanſtalt feſtzuſtellenden Preis abzugeben, 4) Für jede unter dieſen Bedingungen angelegle Rebſchule erhält der Rebſchulbeſſtzer a) die nbligen Blindhölzer zu ermäßigtem Preis; b) den erſtmalz erforderlichen künſtlichen Dünger unentgeltlich; o) einen einmaligen Zuſchuß im Hoͤchſtbetrag von 30 M. u jeden Ar des Rebſchulgeländes; d) für je 100 der während der erſten zwei Jahre des Beſtehens der Rebſchule verkauften Wurzelreben einen auf Antrag der Verſuchsanſtalt von dem Miniſterium feſtzuſchen⸗ den beſonderen Zuſchuß. Die für dieſe Zwecke erfor⸗ derlichen Mittel ſollen den im außerordentlichen Budget in der Hohe von 130 000 M. ongeforderten Mitteln entnommen werden. Arfolg durch Annoncen erzielt man nur, wenn dieſelben zwecke niſprechend abgefaßt und ſtets die richtige Wahl der geeigneten Zeitungen getroffen wird. Man wende ſich daher an die Annoncen⸗Expedition Hein, Eisler, Frauß⸗ furt a. M., Zeil 76, die es ſich zur Pflicht macht, obige Punkte in erſter Jinie zu berückſſchtigen und lediglich nur die Qriginal⸗Zeilenpreiſe der Zeile tungen unter Gewährung höͤchſter Rabatte berechnet. Jide gewünſchte Auskunft wird koſtenfrei erteilt, ſowie vorherige Koſtenanſchläge gratis und fran geliefert. heiten mit Erfolg durchzuführen. Sie haben auch keine ſchwachen Nerven wie ich, aber denken ſie ur, wenn wenn ich dieſer Sachen wegen mit Roman vielleicht Aerger, Aufregung und larmoyante Seene haben ſollte, das meine zarte Conſtitution nicht ertrag n!“ „Ach ſprechen Sie nicht immer von Nerven und zarter Conſtitution. Das iſt pure Einbildung und Sie würden gar nichts davon wiſſen, wenn Sie ſich mehr Bewegung machten! Sie Sollten nur an mei⸗ ner Stelle ſein, dann dächten Sie gar nicht mehr an Ihre Nerven! Ich muß nicht allein ſämmtliche Familienverhältniſſe regeln und in Ordnung halten, ſondern mich auch um das Gedeihen unſerer Güter bekümmern und eine Menge von Leuten controliren. — Seien Sie klug, Cafimira, was ich Ihnen biete, iſt wohl eines kleinen Kampſes werth. Auch beden⸗ ten Sie, daß ſie jederzeit auf Rath und Hülfe von meiner Seite rechnen können. Wie ein Paar treue Kameraden wollen wir unſer Ziel verfolgen, was uns hoffentlich zum Glück und Segen verhelfen wird. Alſo Vertrauen und gute Freundſchaft auch fernet! 55 Und jetzt glaube ich, wird es wohl Zeit für uns ſein, die Proceſſton anzuſehen!“ Die Gräfin deutete mit Her Hand nach, der Richtung des Klosters, von welchem es wie ein WMip⸗ fes Brauſen durch die Lüfte klang. Dann ſtand haſtig auf und winkte Pavel herzu. Frau von Bielinska lächelte verlegen, ſie war es aber ſchon ſeit Jahren gewohnt, von der Freundin unangenehme Wahrheit anhören zu müſſen. Sie erhob ſich langſam, muſterte mit kläglicher Miene den Himmel, an dem die Sonne höher geſtiegen war, und dann den ſtaubigen Weg, der bergan führte. Mit einem leiſen Aufſeufzen nahm ſie ihre Schl pp⸗ über den Arm und trippelte verdrießlich hinter der Grafing per, welche mit ihrer männlichen Energie und Thatlzaft den vollkommenſten G'genſatz zu ihrem eigenen kl iſchen, unſelbſtſtändigen Weſen, bildet⸗. Die Glockenſtimmen welche während des feier⸗ lichen Hochamts geſchwiegen, ertönten jetzt von Neuem und verkündeten den Beginn der Proceſſion, welche ſich vom Berge herab durch die feſtlich ge⸗ ſchmückten Straßen der Stadt bewegen ſollte. Noch erbrauſte die Schlußcadenz der Orgel, als durch das weit geöffnete Kirchenportal eine Anzahl von Prieſtern in ihren roten und ſchwarzen Oenaten heraustraten. In ihrer Mitte befand ſich der Biſchof, der im lang⸗ ſamen Weſterſchreiten mit lauten Segenſprüchen ſeine Hände über die zu beiden Seiten des Weges knieen⸗ den Wallfahrer erhob. Dann kamen Meßner mit den Kirchenfahnen, welche luſtig im Winde flatterten, und dahinter ein Trupp Spielleute und Poſaunen⸗ bläſer, die einen Choral blieſen. An dieſe ſeines Angefichts ein großes Cruc fix trug und der andere von Zeit zu Zeit das Rauchfaß in der Luft ſchwenkte. Um eine große Fahne mit dem Conterfei der ſchwarzen Madonna hatte ſich eine Schaar Kin⸗ der geſammelt; ſie trugen brennende Wachslichter auf buntbebänderten Stöcken und ſangen mit friſchen S en ein frommes Lied. Inmitten dieſer Kiader⸗ ritten unter einem rotſammetnen, mit terghld verzierten Baldachin zwölf weiß gekleidete Jungfrzklen daherg. Sie trugen zum Zeichen ihrer Unſchuld und Sittfamkeit weiß Roſenkränz⸗ auf den tief herabgeſenkten Röpfen. Es waren dies die Marienmädchen, die augeſehenſten und vornehmſten Edelfräulein der Umgegend, und unter dieſen be⸗ fand ſich auch die Comteſſe Spiridia. Hinter ihnen b ſchloſſen ſich Mönche mit wehenden Heiligenbildern und zwei Chorknaben an, von welchen der eine im Schweiße folgte ein unabſehbarer Menſchenſtrom im langſamen Proceſſionsſchritt. Die Wallfahrer waren meiſt polniſche Bauern in ihren langen weißen Schafpelzen, den bunken breiten Gürteln um den Leib, der dunklen viereckigen Tuchmütze auf dem Kopfe und den Schnappfock mit Lebensmitteln über den Rücken. Ihre Frauen und Tochter trugen heute die maleriſche Landeskracht, den runden ſcharlachroten Mantel, den bis an die Knöchel reichenden Rock ünd das reich mit Gold und Peslen geſtickte runde Häubchen. Doch ſah man auch ele⸗ gante Damen in ſeidenen Kleidern und Schleſerhälen, ſowie Männer im feinen Nationalcoſtüm und un zählige Bettler in widerl che Lumpen gehüllt, Alles wogte durcheinander ohne Anſehen des Ranges und Standes. Mit dem Rosenkranz in den Händen ſangen ſie größtenteils mit Andacht und Begeſſter⸗ ung, aber uncorrect, und in allen Tonarten, die zum Teil recht melodiſch klingenden Pilgerlieder ab, wo⸗ bei ein Jeder den Andern zu überſchreſen berſuchte, denn auch bei der Proceſſton galt die Regel, recht laut zu fingen und zu beten, um der Himmelskönigin dadurch wohlgefällig zu ſein. Auch Jadwiga hatte, ihrem Vorſotze getreu, dem heutigen Gottesdienſte beigewohnt. Die feſt zu⸗ ſammengefalteten Hände auf die Altarſtufen geſätzt, lag ſte vor dem Muttergottesbilde auf den Kulen und hob die thränenfeuchten Augen in ffummer Bitte zu demſelben empor. Sie hatte ein schwarzes Kleid angelegt, die blonden Flechten hingen ſchwer über den weißen Hals herab, den eine einfache Bernſteinkette zierte. 5