8 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Fur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienztag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. * Nr. 34. Mittwoch den 27. April 1892 e a Ucheber der Kafe prollomaf aß duft um 40 jährigen Negierun ita theber der Kaiſerproklamation von Verſailles zu J weſens, verſtändnisvolle Förderung der induſtriellen * N. Ma! 8 401 eee um des ſein, er ſtand auch in der borderſten Reihe der und kommerziellen Thätigkeit des Landes — dies nenn zog f deutſchen Fürſten, deren vereinigtes Hoch den ruhm⸗ und ſo manches Andere find die hervorragendſten 13 In dieſen Tagen begehen Badens Herrſcherhaus ] gekrönten Preußenkönig am 18. Januar 1871 zum J Charakterzüge in der Regierung Großherzog Fried⸗ 5 und Volk im innigen Verein ein ſeltenes und ſchönes Feſt, das 40jährige Regierungsjubiläum des Groß⸗ herzogs Friedrich, ein feſtliches Ereignis, an welchem das ganze übrige Deutſchland herzlichen Anteil nimmt. Denn der ausgezeichnete Fürſt, welcher den Thron der Zähringer ziert, hat in ſeiner langen Regenten⸗ loufbahn nicht nur zahlreiche Beweiſe eines erleuch⸗ teten Herrſcherfinnes gegeben, ſondern auch allzeit die herrlichſten Proben echt deutſchen und nationalen Empfindens abgelegt. War doch Großherzog Friedrich ſchon längſt vor den gewaltigen Ereign ſſen von 1870%1 einer der eifrigſten Befütworter eines engeren Zuſammenſchluſſes der deu ſchen Stämme unter Preußens Führung, welch 'm Gedanken unſer Monarch ja durch ſeine Haltung auf dem Fürſtentag in Frankfurt vom Jahre 1863 unzweideutigen Aus⸗ druck verlieh. Und als dann nach dem deutſchen Bruderktiege von 1866, in welchem ſich Badens weitausblickender Herrſcher nur mit ſchmerzlichem Widerſtreben auf die Seite der Gegner Preußens gedrängt ſah, die ſo notwendige Neugeſtaltung der politiſchen Verhältniſſe Deutſchlands Platz griff, da ſchloß fich Großherzog Friedrich um ſo freudiger der deutſchen Vormacht an. Die unvergeßliche vaterlän⸗ diſche Epoche der Jahre 1870 und 1871 gab dem edlen Fürſten Gelegenheit, ſeine nationalt Geſinnung in erhebendſter Weiſe zu bekunden, von der raſchen Mobiliſtrung des badiſchen Kontingents an bis zu von Preußen in der Sp egelgallerie des Verſailler Schloſſes zum deutſch 'n Kaiſer ausgerufen wurde. Großherzog Friedrich darf ſich rühmen, einer der dem denkwürdigen Tage, an welchem König Wilhelm Schirmherrn des neuaufgerichteten deutſchen Reiches erkläcte, und Badens Herrſcher war mit der erſte, der alsdann dem Hohenzollernkaiſer huldigte. In unverbrüchlicher Treue hat ſeitdem Friedrich von Baden zu Kaiſer und Reich geſtanden und die leben⸗ dige Erinnerung an dieſe wahrhaften pattiotiſchen Verdienſte, an das ganze nationale Wirken des er⸗ lauchten Monarchen iſt es beſonders, die das übrige Deutſchland ſo warmen Anteil an dem Regierungs⸗ jubiläum Großherzog Friedrichs nehmen läßt. Aber der hohe Jubilar hat ſich auch in der inneren Politik, in der Fürſorge für Land und Volk leuchtende, unvergängliche Markſt ine ſeiner nun vierzigjährigen R gi⸗rungstbätt,tit gesetzt. Als er vor vier Dezennten zunächſt nur die R gentſchaft in Baden übernahm — weil ſein älterer gemütsktanker Bruder Ludwig noch lebte — da waltete in Deutſch⸗ land faſt allenthalben der Geiſt fiaſterer Reaktion und ſchwer und dumpf lag es auf den Gemütern. Um ſo ſchärfer ſtach gegen die in den meiſten übrigen deutſchen Staaten ſich geltend machenden reaktionären Beſtrebungen gleich der Beginn der Regierungs⸗ thätigkeit des Großherzog⸗Regenten Friedrich ab, denn dieſelbe war von Anfang an im Geiſte einer wahren Liberalität, eines lebensfreudigen Fortechrittes auf allen Gebieten gehalten und in dieſem Sinne iſt ſie bis zum heutigen Tag- geführt worden. Freiheit⸗ licher Ausbau der Verfaſſung des Großherzogtums, einſchneidende zeitg⸗mäße Reformen in den verſchie⸗ denſten Zweigen der Staatsverwaltung, Gewährung größerer Rechte an die Gemeinden, we tgehende Be⸗ günſtigung der gedeihlichen Entwickelung des Schul⸗ e richs, Dank denen ſein ſo ſchönes Land emporgeblüht und in Wahrheit zu einem Muſterſtaat geworden iſt. Freilich fehlte es in Baden auch unter dem weiſen und wohlwoll nden Regime ſein s jetzigen H errſchers nicht an inneren Erſchütterungen, wie fie namentlich durch die heftigen und langwierigen kirchenpolitiſchen Kämpfe herbeigeführt wurden, aber dieſelben haben die lebenskräftige Entwickelung des Landes nicht zu beeinträchtigen vermocht und deſſen Vorwärtsſchreiten in keiner Weiſe gehindert. Seit 26. September 1856 iſt Großherzog Feiedrich vermählt mit Luiſe, der einzigen Tochter weiland Kaſſer Wilhelms I, welcher Ehe drei Kinder ent proſſen find, Erbprinz Friedrich Wilhelm die iz ge Kroapeinzeſſin Viktoria von Schweden und Peinz Ludwig. Das jähe Henſcheiden des im blühendſten Jünglingsalter ſtehenden Prinzen Lud⸗ wig vor nun vier Jahren warf einen dunkeln Schatten auf die ſo glückliche Ehe des großherzog⸗ lichen Paares, aber dies herbe Leid wurde den er⸗ lauchten Eltern weſentlich gemildert durch die tief innige Teilnahme, die ihnen aus allen Schichten des badiſcheu Volkes entgegengetragen wurde und womit dasſelbe ern⸗ut ſeine treue Anhänglichkeit an ſein Fürſtenhaus in Freud und Leid bekundete. Sie wird ſich auch diesmal anläßlich des Ehrentages des Großberzogs äußern, und nur der Umſtand, daß der hohe Jabtlar von längerer Krankheit noch nicht voll⸗ ſtändig wieder geneſen, legt der Freudenfcier gewiſſe Beſchränkungen auf. Um ſo inniger erklingen die Wünſche des badiſchen Volkes für Großherzog Fried⸗ rich und ſein ganzes Haus, ſie teilt die ganze deutſche eue 0 0 0 Re Die Wallfahrt nach Czenſtochau. 14 Roman von Johanna Berger. „Aber dieſer Liebeströdel war das Schlimmſte nicht, was geſchah. Die Votſt herin hatte dem Kinde die wahnfinnigſten Vorwürfe deshalb gemacht, fi einer Verbrecherin gleich Tage lang eingesperrt und ſie von allem Verkehr mit den anderen Penſionärinnen abgeſchloſſen. In Folge deſſen hält ſich Spiridia für eine große Sünderin, ſie iſt ſchwermütig und traurig, kränkelt häufig und ihre Reue, ihr Schmerz über die von ihr begangene Unbeſonnenheit iſt ſo groß, daß ſie keinen anderen Ausweg kennt, als in's Kloster zu gehen und Buße zu thun. Aber mein Mann und ich denken gar nicht daran, ſolche Schwärmereien gut zu heißen, wir werden vielmehr Alles aufbieten, um unſer einzig 's Kind dem Leben und der Welt zu erhalten. Eine Verbindung mit Roman, den wir achten und lieben, dem auch Sp ridia ſchon als Kind die h izlichſt: Zuneigung zeigte iſt unſer größter Wunſch und wir find Beide Überzeugt davon, eine gute Wahl getroffen zu haben!“ „O gewiß, eine gute und kluge Waul, Antolka! In der Tat, Alles, was Sie beſchließ⸗n, iſt ver⸗ ſtändig und bewundernswert! Doch — Pardon! — was wird Splridia dazu ſagen? Wenn ſie ſich ſträubt, weint, kurz, wenn ſie nicht will?“ und erwiderte ſcharf: „Spiridia iſt an Gehorſam gewöhnt und kennt keinen Wider pruch! Ich ſage ihr, Du heirateſt Roman, ich will es, und ſie nimmt ihn ſicher. Oder zweifeln Sie daran? Möͤglich iſt es wohl, daß ein paar Thränen dabei fließen, aber meine Tochter iſt zu gut erzogen ſum nicht zu wiſſen, daß ein jung 's Mädchen der haute- noblesse den Gatten nur aus der Hand ihrer Eltern empfangen darf, und daß es nichts Tackloſeres geben kann, als ſich einer ſolchen Wahl zu widerſetzn. Und nun vollends, wenn der liebe Roman, den ſie früher ſchon geen hatte, ihr Gemahl werden ſoll! Es ift rein unmöglich, daß ſie ſich als ſeine Baut noch nach Nonnenſchleier und Kloſterzelle ſehnen wird!“ „Ja, ja, Antonia, mein Roman iſt wohl der rechte Mann dazu, einem überſpannten Mädchen die thörichten Gedanken zu verſcheuchen. Aber —“, ſie blickte ein wenig unſicher und ängſtlich vor ſich hin, „aber damit iſt noch nicht alles abg⸗ macht! Er iſt nicht ſo fügſam wie Spiridig — er wird ſich viel⸗ leicht weigern — und er hat ſo eigentümliche An⸗ ſichten. Ich fürchte, wenn er erfährt, daß die Petite ſchon ein kleines Abenteuer — man muß ihn doch davon in Kenntniß ſitzen, nicht wahr? Mit einem Wort dieſer kleinen unſchuldigen Liaſſon wegen, würde er ſich vielleicht veranlaßt fühlen, die vorkteil⸗ hafte Partie auszuſchloagen und Nun zu ſagen!“ Die Gräfin wurde bleich, ſie biß zoenig die Zähne aufeinander. Eine lange peinliche Pauſe ent⸗ Die Gräfin zog die Augenbrauen in die Höhe ſtand. Endlich rief ſie heftig aus: „Wirklich, Caſimira, auf eine ſo kindiſch Auffaſſung von Ihrer Sete war ich nicht gefaßt! Nehmen Sie mir es nicht übel, aber zuweilen find ſie ſchrecklich ſchwer und dege ffen! Glückticherweiſe wird Roman wie ich ihn kenne, andere Anſichten von der Sache haben, und vor Allem daran denken, daß ſein ganzes Lebensglück dabei in die Frage kommt Er iſt hoffentlich der ⸗ ſtändig genug, um einzusehen, daß eine Verbindung mit der Tochter aus einem der vornehmſten Häuſer groß n Einfluß auf ſeine zuküaftige Stellung in der Welt hat, abgeſehen davon, daß ſeine kritiſchen peeu⸗ niäcen Verhältniſſe mit einem Schlage geändert wer⸗ den. Ein armer verſchuldeter Edelmann wird ſich gewiß nicht lange befinnen, wenn ihm ſolche brillante Ausſichten geſtellt werden, die ihm ein Paradies auf Elden eröffnen! Uad ſollte es dennoch der Fall ſein, ſollte er ſo wahnſinnige Skrupel b ſitzen, wie ich glauben kann, dann — nun dann müſſen Sie für ihn vernünftig ſein, Coſimira, und die ganze Auto⸗ rität der Mutter gegen ihn geltend machen. Stellen Sie ihm nur alle Voctheile in das rechte Licht und dann wird er ſich ſchon hüten, Nein zu ſatzen.“ Die Edelfrau machte noch einen ſchwachen Ver⸗ ſuch, einige Bedenken über Roman's Wällſäbrigkeit zu äußern, es gelang ihr aber nicht, die Gräfin davon zu überzeugen, und nun ſagte ſie endlich im ganz weinerlichen Ton: „Ach Gott, Sie haben Energie und Courage, um ſolche dellcaten Angelegen⸗