biete letztere durch Kall erbößt und durch Chlor ver ⸗ mindert wird und daß die Böden mancher Tabak⸗ gegenden, namentlich jene der Pfalz, des Elſaſſes und einiger Gegenden Schleflens zu wenig Kali und zu viel Chlor für die Erzeugung eines guten Rauch⸗ tabakes enthalten. In allen ſolchen Fällen iſt die wichtigſte Aufgabe, den Gehalt des Bodens an Kali zu erhöhen und jenen an Chlor zu vermindern; wendet man aber als Dünger irgend zu große Mengen Kaliſalz an und es tritt trockene Witterung ein, ſo wird der Tabak dick und ſchwammig und brennt auch bei hohem Kaligehalt meiſt nicht gut, wenn er aber auch gut brennt, ſo iſt er doch ſeiner ſon⸗ ſtigen Eigenſchaften halber noch nicht als gut zu be⸗ zeichnen. Düngt man mit kleinen Mengen Kali⸗ ſalzen, ſo erzielt man keinen gut brennenden Tabak; je nach Boden, Witterung und Art des Baues, 3. B. höherem oder niederem Gipfeln, erhält man auch bei der gleichen Düngung mehr oder weniger verbrennlichen Tabak. Als Dünger darf man nur ſolche Stoffe wählen, welche wenig Chlor enthalten, wenn aber der Boden reich an dieſem Korper iſt, ſo wird der Tabak, ſofern die Chlorverbindungen nicht durch Regen in den Untergrund geführt werden, anch bei Düngung mit Kali unverbrennlich. Hier⸗ nach wird der Schwerpunkt der Frage in der rich⸗ tigen Wahl und zweckentſpr⸗chenden Vorfrucht zu Tabak zu ſuchen ſein. Wenn Verſuche und Unter⸗ ſuchungen über Düngung und Behandlung des Ta⸗ bakes ausgefübrt werden ſollen, ſo iſt wichtigſte Aufgabe, den Rohtabak gleichmäßig zu behandeln und ihn vor und nach der Fermentation richtig zu beur⸗ teilen; es ſetzt dies große Räume, tüchtige und willige Fermentirer, welche ſelbſt Intereſſe an den Fragen haben und vor allem gewandte Sachkundige für die Beurteilung des Tabakes vor und nach der Fermentation voraus. Da bei der Straßburger abaksmanufaktur der „Bad. Korr.“ zufolge dieſe Vorausſ tzungen durchweg zutreffen, hat ſich, wie ſchon oben berichtet, die Verſammlung entſchloſſen, die Kaiſerl. Regierung in Straßburg zu erſuchen, die Verwaltung der Zentralſtelle der Tabakskultur⸗ verſuche zu übernehmen. — Heidelberg, 20. April. Geſtern abend hat ſich hier der Einjährig⸗Freiwillige Hegmann erſchoſ⸗ ſen. Die Urſache dieſer traurigen That iſt z. Z. noch nicht feſtgeſtellt. — Mannheim, 19. April. Heute fand dahier die diesjährige erſte Kreisverſammlung für den Kreis Mannheim ſtatt. Dieſelbe wurde von dem Krelsbauptmann, Geh Regierungsratb Fehrn. von Rütd, eröffnet“ Zum Vorſſtzenden wäblte die Ver⸗ ſammlung Herrn Altoberbürgermeiſter Moll, während die Stelle des zweiten Vorſitz enden Herr Bankpräft⸗ dent Eckart von hier übernahm. Für die landwirt⸗ ſchaftliche Rreiswinterſchule in Ladenburg, welche im beifloſſenen Jahre von 45 Schülern beſucht worden iſt freiwilligte die Verſammlung 4300 M., für die Hebung der Obfibaumzucht in unſerem Kreiſe 1550 M., ferner als Beitrag des Kreiſes für Zwecke der Hagelverſicherung der Landwirte 500 M., für Aus ⸗ bildung von Induſtrielehrerinnen 1200 M., Als Bei⸗ trag zur Einrichtung von Kochkurſen 600 M., ſowie für ſonſtige Unterichtszwcke 1200 M. Keeisabge⸗ ordneter Hirſchhorn erſuchte die Verwaltung der land⸗ wirtſchaftlichen Kreiswinterſchule, im Hinblick auf die ſtändige Abnahme des Tabakbaues in unſerem Kreiſe die jungen, die Schule beſuchenden Landwirte zu un⸗ terweiſen, in wie weit andere Erzeugniſſe an die Stelle des Tabaks geſetzt werden können. Bürger⸗ meiſter Setz von Seckenheim wünſcht, daß in dem nächjährigen Etat ein Betrag zur Hebung der Rind⸗ viehzucht eingeſtellt werden moge, was Seitens des Kreisausſchuſſes zugeſagt wird. Karl Steingötter von Ladenburg führt ous, daß der Kreisausſchuß auch der Hebung des Gemüſebaues von jetzt an eine erhöhte Aufmerkſamkeit zuwenden wolle. Abgeordneter Hirſch⸗ horn regt die Bildung bon Volksbibliotheken in den verſchiedenen Orten an, welcher Gedanke in der Ver⸗ ſammlung viele Sympathien findet. Der Vorſitzende des Kteisausſchuſſes, Geh. Rath Lamey, weist darauf hin, daß die Initiative zur Errichtung von Volks⸗ biblliotheken, aus auch von Kochkurſen, von den Ge⸗ meinden ausgehen müſſe. Der Kreis könne ſtets nur einen Beitrag zu den Koſten leiſten. Der Aufwand zur Erhaltung der Kreisſtraßen und Kreiswege hat gege über im Vorjahre in Folge der Erhöhung der Materialpreiſe und der Arbeitslöhne eine ganz bedeu⸗ tende Steigerung aufzuweiſen, und zwar beläuft fich der bierfür aufzuwendente Betrag auf 130,259 Mark 97 Pf.; die Unterſtützung an Kreisbedienſtete, Wehr⸗ leute und deren Angehörigen im Mobilmachungsfalle beläuft ſich auf 8750 M. und für die Armenpflege insgeſammt auf 124,860 M. Die Geſammtausgabe beläuft ſich in dem Voranſchlag für 1892 auf 297,919 M. 97 Pf., die eigenen Einnahmen be⸗ ziffern fich auf 109,922 M. 44 Pf., ſo daß der Reſt im Betrage von 187,997 M. 54 Pf. durch Umlagen aufgebracht werden muß. Der Umlagefuß wurde auf 2/0 Pf. feſtgeſetzt, gegen 3/10 Pf. im Vorjahr, Die Steuerkapſtallen betragen 590 59 126 Mark und haben gegen das Vorjahr eine Zunahme von 26,315,142 M. erfahren. Das Akt ivd mögen des Kreiſes betrug am 1. Januar 1892 371,879 M. 0g. Pf, wübrend ſich das Paſſdderndgen au 30,000 M. beziffert, ſo daß ein reines Vermögen von 341,379 M. 06 Pf. verbleibk. Gegen das Vor⸗ jahr bat daſſelbegdeine Vemehrung von 4320 N 35 Pf. 9 8 5 — Frankfurt, 20. Aptil. Kaſſier Rudol Jäger, im Hauſe M. a. v. nothſw un Sh ſeit Freitag vermißt, iſt mit Hinterlaſſung eines he trächtlichen Kaſſa Mankos durchgegangen, Er wg 17 Jahre im Hauſe, ſein Vater, deſſen Stele g einnahm, war ſ. Z. 45 Jahre Kaſſter bel Rolhſchl Mann ſpricht von Börſenverluſten. (An der Phet wurde erzählt, die Höhe der unterſchlagenen Sum beliefe ſich auf eine Million.) Frankfurt, a M., 21. Aprſl. Der Hauptkaſſier Jäger ſoll den Fehlbetrag durch Jahre lange Fälſchungen verdeckt und auch von zwel Miſh⸗ wen ihm anvertraute Gelder unterſchlagen haben. Heute wäre, ſo verlautet weiter, bei dem Chef des Hauſes ein Brief aus Darmſtadt eingelaufen, worn Jäger die Unterſchlagung im Betrage von 1,700,000 M., eingeſteht und die Abſicht kundgibt, ſeinem Lehen ein Ende zu machen. — München, 19. April. Der Stern Paſfeur iſt im Sinken begriffen. Seine Impfungen gegen eine verheerende und unſere Landwirtſchaft ſchwer ſchädigende Peſt der Schweine haben ſich auf den deutſchen thierärztlichen Hochſchulen nicht bewährl, Dagegen werden unſere Landwirte mit Freude die Kunde vernehmen, daß Einſpritzungen von Jodlrf⸗ chlorid nach dem Verſuchen von Prof. Dr. Schl (mitgetheilt in der Münchener Aerztlichen Rundſchau ganz vortreffliche Heilwirkungen entfalteten, ſo des ſogar wenige Blutstropfen, die von den mit Jodlei⸗ chlorid geimpften Thiere enknommen und anderen Thieren eingeſpritzt wurden, ſich als heillſam ewieſen. Dieſe entdeckung iſt für unſere deutſche Landwirtächoft von arößter Traaweite. Nohſeidene Waſtkleider Mk. 16,80 pr. Stoff zur kompl. Robe und beſſere Qualſigen — verſ. porto⸗ u. zollfrei G. Henneberg, Seiden fabrilant (K. u. K. Hoflief.), Zürich. Musen umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiß, zu Ibnen ausgeſprochen habe, werden Sie ſich wun⸗ dern, wie merkwürdig unſere Gedanken und Wünſche 5 Wbren Verhältniſſen bekannt zu ſein, combinirt a e!“ „Ach, ich wundere mich ſelten über etwas, was mit Ihnen im Zuſammenhange ſteht, theure Antonia, Sie find eine kluge erfahrene Frau und finden für Alles das Rechte!“ „Danke ſchön für Ihre gute Meinung. Und wenn Sie ſolches Vertrauen zu mir haben, dann will ich auch offen mit Ihnen reden, ganz ſo, wie es mir um's Herz iſt.“ Die Gräfin ſchwieg plötzlich, zog ihr Taſchentuch hervor und rieb eifrig an ihrem ſeidenen Kleide herum, als wolle ſie ein paar, in Wirklichkeit gar nicht vorhandene Staubflecken davon fortwiſchen, bis ſie entlich mit etwas gepreßter Stimme fortfuhr: „Sie ahnen wohl gar nicht, wel⸗ ches der eigentliche Beweggrund unſerer Reiſe nach Czenſtochau iſt ?“ 5 Frau von Bielinska riß ganz erſtaunt die Au⸗ gen auf, ſie ahnte gewiß nichts. „Ich, ich,“ ſagte ſie, — oh doch — ich denk', der lieben Spiridia zarte Geſundheit iſt die hauptſächlichſte Veranlaſſung dazu, Und ſie bofft auf die Gnade unſerer Madonna. Sie wird auch nicht vergebens hoffen, denn wenn kein Arzt mehr helfen kann, ſo iſt man ihrer Hülfe zwiß. Das habe ich kürzlich erſt bei meinen Gicht⸗ ſchmerzen erfahren, Vier Wochen curirte der Doctor an mir herum, da legte mir die Michalina ein wollenes Tüchlein mit dem Bilde der G benedeiten auf, und im Nu waren die Schmerzen fort.“ Die Gräfin lächelte überlegen. „Nun. vielleicht wird meine Tochter durch die Gnade der Mutter Gottes auch wieder geſund! — Doch ich habe noch andere Dinge bei unſerer Wallfahrt in's Auge ge⸗ wi faßt, liebe Cafimira, und was mich anbetrifft, ver⸗ Übereinſtimmen, und wie richtig ich, ohne vollſtändig laſſe ich mich mehr auf die natürlichen Zufälle des Lebens, die uns entweder verhängnißvoll, oder glück⸗ bringend werden. Wir find alte intime Freunddinnen und Sie kennen mich genau; da habe ich wohl erſt nötig, unnütze Reden zu machen, damit Sie mich völlig verſtehen!“ „Ciel! Da bin ich doch neugierig!“ rief die Herrin von Lygotta, indem ſie raſch der Gräfin näher rückte. Dieſe zog ruhig, ohne eine Miene zu verziehen, ihre Handſchuhe an und ſagte mit leiſer, halbverſchleierter Stimme: „Ihr Roman iſt ein guter, liebenswürdiger Menſch, wir lernten ihn ſchätzen, als er in Wilna faſt täglich bei uns ver⸗ kehrte. Sein Charakter iſt zuverläſſig und ehren⸗ wert, und jede Mutter und ſäße ſie auf einem Königsthron, könnte ſtolz auf ihn ſein. Ich ſtelle auch die Behauptung auf, daß, wenn er nur den Willen hätte, es ihm gar nicht ſchwer fallen würde, eines der reichſten und ſchönſten Edelfräulein zur Frau zu bekommen. Bei ſeiner beſtrickenden Perſön⸗ lichkeit würde er überall mit off nen Armen empfangen werden, deſſen bin ich gewiß. — Ja, es iſt eine große Gnade von Gott, gut und brave Kinder zu haben. Sie wiſſen gar nicht, Caſimira, welches Glück Sie in Roman beſitzen!“ Sie ſeufzte kurz auf und ſenkte einen Moment den Kopf auf die Bruſt, dann ſprach ſie haſtig weiter: „Auch wir haben ein einzig s Kind, auch unſere Spiridia iſt gut — aber ſie ſteckt voller Schwärmereien und phantaſtiſcher Ideen. Da hat ſie es ſich z. B. ſeit einiger Z it in den Kopf geſezt, eine Nonne zu werden, um ihre Sünden im Kloſter abzubüßen. Können Sie ſich ſolche Ueberſpanntheit von einem Mädchen von ſechzehn Jahren denken 2 Aber ſie muß wieder zur Vernunft gebracht werden und das beste Mittel iſt eine ſchleunige Verheiratung. Wie wil es, Cafimira, wenn wir Beide aus unſeren Kin⸗ dern ein glückliches Paar machten, dann wäre un Allen geholfen!“ Frau von Bielinska ſchlug ganz entzückt die runden Händchen zuſammen. „Ein Brautpaar! rief ſte aus. „Roman und Spirſdſa, ein glächliches Paar! Ach, Antonia, ich kenne mich nicht vor Freude Aber iſt es wirklich wahr, ſcherzen Sie nicht „Mit ſolchen Angelegenheiten ſcherze ich nicht! Im Gegenteil, ich habe Alles ernſtlich in Erwäg⸗ ung gezogen! Roman hat eine reiche Frau nötig — mein thörichtes Kind einen verſtändigen Mann, der im Stande iſt, ihr die romanhaften Grillen aus dem Kopfe zu treiben. Ich hatte unendlichen Aerger und Verdruß mit ihr. Denken Sie nur, das unbeſon⸗ nene Mädchen knüpfte hinter dem Rücken der Pen⸗ ſionsvorſteherin einen Liebeshandel mit einem deutſch'n Studenten an!“ 1 255 Jacht ban 1 * let . benin i ö 55 i dune 11 Shunt ft en Nit fl 15 0 ſachaft aich bon 2 ee eee „Barmherziger Himmel! Ia petite? Und daß i e ſagen Sie mir heute erſt ?“ Ein leichtes, ſarkafliſches Lächeln glitt Aber die Lippen der Gräfin, doch beachtete ſte den Einwurf ihrer Freundin nicht. ſondern fuhr im ernſlen 3 fort: „Das gedankenloſe Kind wußte nalllelich nich 0 was es that, es war auch nur ein ganz unſhungen Verhältniß. Er hatte ein paar ſchoͤne Reden gemacht und ſie hat dieſelbe für baare Münz⸗ 7 men. Das iſt Alles. Sie ſehen wie es 3 5 Leben geht, da führen die Kinder mituntee a Romane auf, ohne das man ſie verhindern kann! . ( ortſetzung folgt.) i