N d n — Alis pfl 1 ein l pn dn anpeen tüm N 1 u elt. fu nuter Hallang ticsh eimer 2 intiger. erſcheint Hittweek und Banstag und kopet vierteljährlich in Schriesheim 70 Pfennig mit ikuſtr. Anterhaltungsblatt 1 Ak. exel. Poſtproviſton Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden für einſpalrige Petitzeile »der deren Naum mit 10 Pf., Sskal⸗- Anzeigen mit 6 Pfg., Neclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Nabattbewilligung. — Inſerate nimmt Herr Gaßwirt Franz Fargus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit entgegen. General-Denzeiger für Schriesheim und den Odenwald. Redaktion, Dru und Verlag von Karl Moliter in Ladenburg. Mittwoch den 13. Rpril —— — 1892 Volitiſches. Berlin, 11. April Das Programm für 5 den Mitle Mai bevorſtehenden Beſuch unſeres Kaiſer⸗ paares in Stettin und Danizg iſt nunmehr feſtge⸗ ſtellt worden. Es erhellt hieraus u. A., daßdie Ma⸗ jeſtäten in der Zeit vom 15. bis zum 17. Mai in Danzig verweilen werden, was die „Nordd. Allg. Zig.“ zu der Bemerkung veranlaßt, daß hiemit das Gerücht von einer geplanten Bewegung zwiſchen Kaiſer Wilhelm und dem Czaren in Danzig keines⸗ wegs an Wabrſchinlichkeit gewinne. Unwahrſchein⸗ lich ſei eine ſolche Begegnung wenigſtens auf der Rückreiſe des Czaren von Kopenhagen, ſchon des⸗ halb, weil das Eh⸗ jubiläum des däniſchen König⸗ paares erſt auf den 26. Mai falle. — Jedenfalls bleibt auch dem jüngſten Gerücht bezüglich einer ge⸗ planten Zuſammenkunft zwiſchen dem deutſchen und dem ruſſiſchen Kaiſer gegenüber die äußerſte Zurück⸗ haltung geboten. — Die polniſchen Anarchiſten haben ſich mit dem Mordanfall auf den Dekan v. Poninski in Kogeinlec dei Inswrazlaw (Prov. Poſen) ein ſelt⸗ ſames „Heldenſtücklein“ geleiſtet. Die zahlreichen Meldungen über den ſenſationellen Vorfall laſſen fich dahin zuſammenfaſſen, daß dieſer Tage früh vier Perſonen bei dem genannten katholiſchen Geiſtlichen unter Geldforderungen eindrangen, worauf er aus dem Fenſter in den Garten ſprang; bier blieb der Geiſtliche, von den ihm nach eſandten Revolber⸗ ſchüſſen der Eindringlinge ſchwer veel tzt, liegen. Die frechen Geſellen flohen nun, ſie wurden jedoch von den erbitterten Bewohnern von Koseinlec ſofort ver⸗ ſolgt und ent pann ſich hiebei ein förmliches Feuer⸗ gefecht zwiſchen den Verfolgern und Verfolgten. Zwei der Räuber wurden im Verlaufe des Kampfes er⸗ ſchoſſen, die beiden andern tödteten ſich ſelbſt. Die Räuber trugen unter den Röcken rothe Schärpen, außerdem wurden bei ihnen rothe Zettel vorgefun⸗ den, deren Inhalt darauf hindeutet, daß die Räuber Sendlinge des Executivcomite's der polniſchen Anar⸗ chiſten waren; außerdem entdeckte man bei den Ge⸗ fallenen ein Verzeichniß der ſämmtlichen Geiſtlichen der Diöceſen Poſen⸗Gneſen. Die Räuber ſollen direct aus Berlin gekommen ſein. Von Seiten der Gerichte iſt der Thatbeſtand durch eine Commiſſion feſtgeſtellt worden und befindet ſich die weitere Unter⸗ ſuchung in der Affaire in vollem Gange. Die Ver⸗ letzungen des überfallenen Prieſters find dem Ver⸗ nehmen nach trotz ihrer Schwere nicht lebensgefähr⸗ lich. Verſchiedenes. * Ladenburg 11. Apel. Der Kriegerbund bereitete den Mitgliedern einen hr genußreichen Abend und hatte zugleich die Liebenswürdigkeit Freunde des Militärvereinweſens einzuladen. Das Ehrenmiigl ied dieſes Vereins Herr Premierleutnant Kuhn aus Mannbeim hielt einen Vortrag Über Kaiſer Fried⸗ rich III. In einer 1 ½ſtündigen Rede entrollte dieſer Herr ein Bild von dem Lieblinge des deut⸗ ſchen Volkes. Er ſchilderte die Kinder⸗ und Freuden⸗ jahre und die ſeines höchſten Ruhmes 1866 und 1870/71. Ergreifend war die Schilderung der Lei⸗ densjahre dieſes edlen Dulsers aur deu. Tron, welcher dem deutſchen Volke das erioſch: Beispiel gab, „lerne leiden ohne klagen.“ Ganz beſonders muß das großartige Zaßlengedächtnis des geſchötzten Redners bewundert werden und hoffen wir daß die⸗ ſer Herr uns in Bälde wieder mit einem Vortrag erfreut. Befremden mußte es erregen daß bei dieſem Thema einige junge Herrn? welche glauben an der Spitze der Bildung zu maſchieren, Scandal zu er⸗ regen ſuchten. Der darauffolgende Redner Herr Schauf⸗ fert geißelte zunächſt dieſen großen Mangel an Pie⸗ tät und Bildung und conſtatirte daß es keine Mit⸗ glieder des Kriegerbundes waren. Seine mit großer Begeiſterung aufgenommene Rede ſchloß mit ein m Hoch auf Kaiſer und Reich. Möge der Kriegerbund in der Veranſtaltung ſolcher Abende fortfahren und er wird ſein Ziel „Pflege der wahren Vaterlands⸗ liebe“ ficher erreichen. i — Mannheim, 9. April. Der Raubmörder Reiter von Angkofen, welcher den Wirt Dümig von Boxthal erſchoß, wurde heute früh durch den Scharf⸗ richter Müller⸗Ladenburg hingerichtet. Reiter legt: ein volles Geſtändniß ab. Der Hinrichtungsakt, der ſehr geheim gehalten wurde und welchem nur der Staatsanwalt, das Richterkollegium, der Anſtalts⸗ geiſtliche und 12 hiefige Bürger anwohnten, dauerte vom Austritt des Delinquenten aus ſeiner Zelle bis zum Fallen des Beiles kaum 5 Minuten. Reiter, welcher gefaßt und mit Reue ſtarb, hatte gleich am Donnerstag abend, als ihm von Staatsanwalt Dietz die Mitteilung gemacht wurde, daß der Großherzog vom Begnadigungsrechte keinen Gebrauch gemacht habe, ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. Sofort verlangte er den Empfang der hl. Sakram'nte, welche ihm auch von dem kathol. Gefängnisgeiſtlichen gereicht wurden. Bei ſeiner Beichte bekannte er ſeine That liche ein bon Unferer Großzgerzogin Uberfanodtes, wertvolles Kruzifix und von dieſem Augenblick an bereitete er ſich r'umütig zu ſeinem ſchweren Gange vor. Den ganzen Freitag abend brachte Reiter im Gebet zu und nur auf eindringlichen Wunſch des Geiſtlichen gönnte er ſich einige Stunden Ruhe. 1 Gegen morgen trank er ein Glas Wein, punkt / Uhr verließ er, begleitet von ſeinem Seelſorger, ſeinrne Die Wallfahrt nach Czenſtochau. 10 Roman von Johanna Berger. „So, meinſt Du? Willſt mich wohl auszanken deshalb! Kann ſein, daß die paar Gläſer Schnaps mir in den Kopf geſtiegen find bei dem Aerger, den ich alle Tage herunterſchlucken muß! Da hat der Lieutenant Baranow wieder eine Zulage erhalten, während ich noch immer mit den elenden zwanzig Rubel Traktament den Monat haushalten muß. Ein reines Lumpengeld für einen kaiſerlichen O fizier! Das reicht nicht zum Leben, nicht zum Sterben aus. Hungern muß man, Not leiden und Gott danken, wenn noch ein paar Kopeken übrig ſind, um einmal Wodki zu trinken. Aber die Ruſſen und die Herren vom Adel bekommen Zulagen,“ — ſo fügte er immer grimmiger hinzu, — „und die da drüben im Herren⸗ hauſe von Lygotta, die trinken Sekt und eſſen Lamp⸗ reten und Auſtern und allerlei Delikates; ſie borgen ſich das Geld zuſammen und leben flott!“ „Aber Vater, was redeſt Du für thörichtes Zeug durcheinander? Was hat der Edelhof mit Deinem Sold zu thun? Was kümmert Dich die gnädige Herrſchaft in Lygotta?“ „Was ſie mich kümmert? Sonderbar, daß Du noch fragſt. Stüſckſt Du nicht Tag und Nach: da drüben bei ihnen und laſſeſt meine Wirtschaft darüber zum Teufel gehen!“ „So lange ich denken kann, bin ich im Herren⸗ hauſe geweſen und früher war es Dir immer Recht. Ich vernachläſſige Dich nicht dabei, Vater, und jeden Tag ſehe ich nach dem Rechten bei Dir. Heute war es mir nicht moglich, ſei nicht böſe deshalb — wir haben Gäſte in Lygotta!“ „Ja, Gäſte, Schmaus und Zecherei, da haben wir's wieder! Aber für mich iſt Brot und Käſe gut genug! Oh, Du zärtliche Tochter! — Na warte, morgen ſage ich der vornehmen S'eppſchaft die Wache an! Ich mache der Lauferei ein Ende, ein Ende mit Schrecken. Ich will's ihnen ſchon geben — geben, ſo wahr ich Wyt k heiße! Ich will — —“ „Das wirſt Du Alles bleiben laſſen, Vater,“ fiel ihm das Mädchen in's Wort, „denn ich werde es nicht leiden! Und wenn Du verge ſſen haſt, wie viel gutes die Herrin von Lyzotta Dir ſchon er⸗ wieſen, ſo denke ich doch daran! Ohne ſie würdeſt Du heute nicht einmal etwas zum Eſſen gehabt haben, denn alles Geld, was Du einnimmſt, giebſt Du für Branntwein aus!“ i „Die Bielinskis ſind ein Lump npick.“ ſchrie zornig der Alte. „Der ganze Edelhof iſt verſchuldet, und von Rechtswegen iſt Itzig Schmul der Be ſitzer davon! Denkſt wohl, der junge Herr, der Wind⸗ bautel, wird da wieder Ordnung in die Lodderwirt⸗ ſchaft hineinbringen! Ja der iſt gerade der Rechte dazu, Und dabei thut er noch ſtolz, blickt hochnäſig zur Seite, wenn man ihn an prechen will, und trägt den Kopf hoch, als wäre er Väterchen Zar! Der Hausnarr — der!“ 1 „Pon Roman iſt kein Hausnarr, er iſt ein Edelmann! Laß das Schimpfen, Vater! Es iſt gut, 1 wenn man ſtolz iſt und ſeinen Stand beobachtet. Und was die Schulden betrifft, nun,“ — ihre Stimme bebte, — „er wird ſie in Kurzem bezahlen, denn er heiratet die reiche Gräfin Kwilecka!“ „Dummheiten, die wid ihn gerade nehmen! Das hat Dir wohl geträumt! Aber Du redeſt der hochmmtigen Bagage immer das Wort, weil ich fie nicht leiden kann. Und mir zum Aerger thuſt Du auch ſchön mit ihnen. Hier zu Hauſe brennt Dir der Fußboden unter den Füßen, aber nach Ly zotta läufſt Du hin, wenn Feuer und Waſſer vom Himmel fällt! Aber das ſoll anders werden ſage ich Dir! Von f tzt on bleibſt Du bei mit! Hier im Hauſe ſſt Den Plotz und nirgends anders! Wehe Dir, wenn Du nicht gehorchſt! Du hetrittſt den Edelhof nicht wie⸗ der, ſonſt ..“ ö „Vater!“ ſchrie Jadwiga, „Vater, hör auf, ich ertrage es nicht länger!“ Und nun ſtand ſie hoch⸗ aufgerichtet vor ihm, die dunkelblauen Augen fun: 1 kelten wie Kohlen in dem todtbleichen Geſicht. „Ich werde Dir gehorſam ſein, aber quäle mich nicht ohne Grund. Und wenn es Dich beruhigen kann, ſo will ich's Dir verrathen, daß ich vor einer Stunde ſchon für immer Abſchied von Ly gotta nahm.“ (Fortſetzung folgt.)