dell 5 Hallhe in dn 1 1 ö 55 — ö 0 4 r 0 1 1 . 1 nil 1525 125 i en 1 e F feat t 10000 2 — anti ul an 4 I. Nat han, einſpaltig Nr. 29. 72 5 Hittwech und Samstag und kopbet vierteljährlich in Schriesheim 70 Ffeunig mit ikutt. Anterzaltungsblatt 1 Ak. exel. Poſtprobiſion Zuſerate, welche am Tage dor dem Erſcheinen bis Mittags 12 ÜUbr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden für e Petitzeile eder deren Naum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Neclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechendt Nabattbewilligung. — Inſerate nimmt Herr Gaſtwirt Franz Cargus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit entgegen. General-Denzeiger für Schriesheim und den Odenwald. — — nebaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. Samstag den 9. Rpril 1892 Neue Verbrechen der Anarchiſten. Während die gebildete Welt mit Entrüſtung und Abſcheu noch vor dem ftiſchen Eindrucke der jüngſt in Paris verübten anarchiſtiſchen Verbrechen ſteht, und während die öffentliche Meinung in Europa mit wachſendem Intereſſe und fittlicher Genugthuung die Aufdeckung der anarchiſtiſchen Schlupfwinkel in Frankreich und Belgien verfolgt, kommt ſchon wieder aus Spanien die Meldung von neuen Unthaten der Anarchiſten. Am Montag Abend wurden in Madrid vor dem Eingange zur Deputirtenkammer verdächtige Perſonen beobachtet, welche kleine Packete unter den Armen trugen. Eben als der Präſident der Depu⸗ tirtenkammer aus ſeiner anſtoß nden Privatwohnung in den Sitzungssaal gegangen war, alſo man an⸗ nehmen mußte, daß zahlreiche De putirte bereits ver⸗ ſommelt waren, ſchlichen ſich auch die beiden ver⸗ dächtigen Perſonen wie böſe Dämonen in das Haus der Deputirtenkammer. Aber wenige Augenblicke darauf wurden die Mordgeſellen von den ſie bereits ſcharf beobachtenden Geheimpoliziſten ergr ffen und in ſtarte Feſſeln gelegt. Beide Verbrecher trugen in den kleinen Packeten Dynamitbomben in Form einer Flaſche bei ſich und es kann nicht dem geringſten — — Zweifel unterliegen, daß die fluchwürdigen Buben die Abſicht hatten, das Parlamentsgebäude in die Luft zu ſprengen und das Leben der Deputirten zu vernichten. Bei den beiden verhafteten Verbrechern wurde überdies auch ein Schriftſtück gefunden, wel⸗ ches die Bezeichnung „Reglement für die Arbeiten der kosmopolitiſchen Geſellſchaft“ enthielt, und worin angegeben iſt, daß der Reihe nach die Gebäude der Deputirtenkammer, des Senats, des Staatsrats, des Juſtizminiſteriums, des Kriegsminiſteriums, der Bank und zuletzt das Königsſchloß in die Luft ge⸗ ſprengt werden ſollen. Die Verhafteten haben auch ein diesbezügliches Geſtändnis abgelegt, und muß es in der chriſtlichen Welt ganz beſonders große Ent⸗ rüſtung hervorrufen, daß das Madrider Königsſchloß mit der Koͤnigin⸗Witwe und dem noch im kindlichen Alter ſtehenden Könige und den Prinzeſſinnen nach der Ausſage der beiden Anarchiſten am Palmſonn⸗ tage in die Luft geſprengt werden ſollte. Das ſeltſame Schriftſtück, welches bei den Ver⸗ brechern gefunden wurde, ferner die wahrſcheinliche Thatſache, daß dieſe Anarchiſten keine Spanier, ſon⸗ dern nach ihrer Angabe Ausländer, der eine Fran⸗ Politiſches. Berlin, 4. April. Das Befinden des Kaiſers iſt das allerbeſte. Bei dem jetzigen ſchönen Frühlings⸗ wetter macht er täglich morgens und nachmittags ausgedehnte Sparzierfahrten und Spazieritte in den Tiergarten und nach dem Grunewald, zahlreiche Menſchen ſammeln ſich zu dieſen regelmäßigen Zeiten namentlich unter den Linden und am Brandenburger zoſe, namens Devac, und der andere Portugieſe, namens Fereira, find, und endlich der Umſtand, daß ſich die Anarchiſten ziemlich gleichzeitig in Frankreich, Belgien und Spanien regen, laſſen darauf ſchließen, daß in Paris oder, wie andere Vermutungen lauten, in London eine internationale A ſarchiſtenbande hauſt, welche lediglich aus teufliſchen Verſchwörungs⸗ und Zerſtörungsluſt Angſt und Schrecken, Tod und Ver⸗ derben in den europäiſchen Hauptſtädten, und zumal in den Häuſern der Vornehmen und Reichen hervor⸗ bringen will. Mit Ekel und Abſcheu darf man da wohl fragen: „Kann es eine größere Verirrung der mit Pernunft, Gewiſſen und freſem Willen von Gott begabten menſchlichen Seele geben als wahn⸗ finnige Zerſtörungswut?“ Gegenüber ſolchen furchtbaren Verbrechen müſſen der Staat und die Geſellſchaft noch mehr als je die Urſachen zu ſolchen haarſträubenden Verirrungen zu bekämpfen ſuchen, denn der Anarchismus tritt nicht nur als eine be⸗ ſondere Spezies des roteſten Radikalismus, ſondern gerad tzu als eine Geiſteskrankbeit in gewiſſen Volls⸗ ſchichten auf, und der Umſtand, daß es vielleicht nur ein Dutzend von dem anarchiſtiſchen Komite ge⸗ dungener Mordbuben find, welche dieſe Verbrechen begingen, kann keine Beruhigung gewähren. Die Wallfahrt nach Czenſtochau. 9 Roman von Johanna Berger. „Ich Dich verachten? Dich — Dich, die Du in meinen Augen eine Heilige biſt?“ rief er mit von Neuem entflammter Leidenſchaft. „O, Du mein Lieb, mein Leben, was giebt es wohl Hoͤheres, Reineres auf der weiten Welt für mich als Du!“ Und nun fühlte ſich Jadwiga plötzlich von ſeinen Armen umſchloſſen und an ſeine Bruſt geriſſen. Die g waltſam zurück gedrängte Liebe brach mit ſtürmiſcher Zärtlichkeit bei ihm hervor, er küßte glühend ihren Mund, ihre Augen und das weiche goldige Haar, von dem die Hülle ſich gelöſt hatte — er küßte wie im wahnfinnigen Schmerz die perlenden Thränen von ihren Wangen. Das wilde, ungeſtüme polniſche Blut, die Erbſchaft ſeiner Väter, jagte ſieberheiß in ſeinen Adern und die entfeſſelte Leidenſchaft ließ ihn Alles vergeſſen. Jadwiga lag wie betäubt, faſt wie leblos in ſeinem Arme, ſie fand nicht die Kraft, ſich ſeiner Zärtlichkeit, ſeinen Küſſen zu entziehen, fich aus ſeiner Umſchlingung zu löſen, es ſchien ihr unmoglich zu ſein. und nun drang mitten durch Alles ihr Schrei — ſo bang, ſo verzweiflungs voll, wie ihn nur die Todes angſt ausſtoßen kann, und dan folgte ein heftiger Ruck, der Roman faſt zur Seite ſchleuderte. Daz Doch plotzlich kam ihr die Befinnung wieder — —— x —ͤ— 4 Thor und ſie haben dabei ſtets die beſte Gelegenheit, ſich perſönlich vom Wohlbefinden des Kaiſers aus nächſter Nähe zu überzeugen. Es iſt daher ausgeſchlof⸗ ſen, daß die Nachrichten der ausländiſchen Preſſe namentlich größerer franzöfiſcher Zeitungen, die neu⸗ erdings wieder von angeblicher Krankheſt des Kai⸗ ſers zu berichten wiſſen, überhaupt aus Berlin ſtammen. Paris, 6. Apeil. Einem amtlichen Tele⸗ gramm aus Porto Novo zufolge ziehen ſich die Da⸗ homeher aus der Umgegend von Porto Novo zurück und begeben ſich mit zahlreichen Gefangenen und ern⸗ beuteten Viehheerden nach dem Norden. — Ein Telegramm aus Senegal beſtätigt den Tod des Hauptmanns Menard. Derſelbe iſt mit 5 einge⸗ bdorenen Schützen beim Angriffe auf das Dorf Seguela, welches Samoty gehört, getödtet worden. Verſchiedenes. — Ladenburg, 8. April. Eine in den 5 letzten Jahren oft gehörte Beſchwerde der Genoſſen⸗ ſchaften hat durch die in der zweiten Kammer er- N folgte Annahme des von der Regierung in Vorlage gebrachten Geſetz⸗Entwurfs über die Abänderung der Einkommen- und Gewerbeſteuer Berückſichtigung ge⸗ funden. Bisher waren die Genoſſenſchaften ſowohl der Einkommen ⸗ wie der Gewerbeſteuer unterworfen, allerdings nicht nach dem Willen der Regierung ſon⸗ dern nach den Wünſchen der beiden Kammern, die N Mädchen hatte ſich gewaltſam von ihm losgeriſſen, und beide Hände vor das glühende Geſicht ſchlagend, ſtürzte ſie mehr, als ſie ging, in die Hausthür hin⸗ ein, die gleich wieder hinter ihr in's Schloß fiel. Der junge Edelmann war im jähen Erſchrecken aus ſeinem Liebesrauſch erwacht. Er blieb wie an⸗ gewurzelt ſtehen; Scham, Reue und Kummer packten ſein Herz mit furchtbarer Gewalt, ein dumpfer qual⸗ voller Schmerz, der aus ſeinem Schuldbewußtſein entſprang, folterte ihn. Was hatte er gethan? — Wie ein Feigling war er der Verſuchung unterlegen, er hatte Jadwiga an ſeinem Herzen gehalten und geliebkoſt, ols wär ſie ſein unbeſtreitbares Eigentum — ſeine Braut. Einen Schatten hatte er auf ein reines, unbeflecktes Menſchengemüt geworfen! — Er flöhnte laut auf und blickte ſtarr und bleich vor ſich hin. „Nein, nein“, murmelte er in bitterer Reue, „nie wieder kreuze ich Dir Deinen Weg, Geliebte, nie! Du ſollſt frei von mir bleiben, frei von meiner Leidenſchaft — beſſer, ich ſterbe daran, als daß auch Dein Glück darüber in Trümmer geht!“ Die Nacht hatte ſich jitzt vollſtändig ſchwarz auf die Erde herabgeſenkt. Droben am ſternenloſen Himmel wogte ein Nebelmeer. Grau, naßlalt, geiſter⸗ haft zogen große dunſtige Ballen vom Fluſſe zu Roman heran und durchſchauerten ihn mit Eiſes⸗ kälte. Er warf noch einen langen traurigen Scheide⸗ blick auf das kleine graue Haus, in dem ſein Laebſtes verſchwunden war, dann ſenkte er den Kopf auf die — — Bruſt herab und trat mit ſchwerem, mühe vollem Schritt den Heimweg nach Lygotta an. Jadwiga war in athemloſer Haſt, ohne ſich 8 umzuſehen, in die kleine Wohnſtube ihres Vaters geſtürzt. Sie ließ den Korb achtlos niederfallen und ſank wie vernichtet auf den erſten beſten Stuhl. Dort ſaß ſie lange regungslos und barg das Geficht in beiden Händen, zwiſchen denen die Thränen her⸗ vorquollen. Und immer heftiger wurde ihr Weinen und Schluchzen. Die ſchrecklichſten Vorſtellungen ängſtigten und marterten fie. — Was ſollte ſie thun, was beginnen, um ſich Roman's Leidenſchaft, die alle Schranken durchbrach, zu entziehen — deſſen Weib, wie er ihr ſelbſt geſagt, ſie niemals werden konnte. Ein heißes Weh durchzuckte ſie bei dieſem Gedanken, wilder Schmerz hämmerte in ihrem Hirn und es war ihr, als lege ſich plötzlich ein grauer Schleier über ihre Augen, der ihr eine Anwandluug von Ohnmacht verurſachte. Denn was Sie bis dahin ſich ſelbſt noch ab⸗ zuleugnen verſucht hatte, das wuchs jitzt rieſengroß in ihr empor: Sie liebte Roman, ſie liebte ihn innig und heiß und all' der ſpröde Trotz und die Zurüchaltung ihm gegenüber war nichts weiter g. weſen, als der Kampf eines reinen ſtolzen Mädchen ⸗ herzens, das ſeine Liebe nicht verrathen will. Doch nun mußte ſie mit Gewalt ſein Bild aus ihrer Seele reißen, ſie durfte ihn nicht mehr wiederſehen, ſie mußte fort von hier, weit fort. Denn wie ſie auch