aden Ratt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 28. urger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10⁰ Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. erſcheint jeben Dienstog und Freitag Abenb. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Far die Redaktlen berantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 8 77 17 121 Forpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Politiſches. Karlsruhe, 3. April. Heute fand die feierliche Einweihung des neuen Cadeftenhauſes ſtatt. Leider war S. K. H. der Großherzog durch ſeine Krankheit verhindert zu erſcheinen. J. K. H. die Frau Großherzogin, Prinz Wilhelm und Prinz Karl nebſt Gemahlinnen waren anweſend. Geladen waren der kommandirende General v. Schlichting, der Stadtlommandant, General v. Bröfigke, Staats⸗ miniſter Turban und die Spißen der millitäriſchen und civilen Behörden. Nachdem der Intendant, Seh. Rath Genz, vor dem Hauſe die erſte Anſprache an die detſammelten Gäſte gehalten und daran noch eine Rede des ebenfalls erſchienenen Generals Keßler, Jeneral⸗Inſpekteurs des Militär⸗Gtziehungsweſens, über die Bedeutung der heutigen Feier ſich anſchloß, wurde nach Uedergabe des Schlüſſels die Hauptthüre felerlichr geöffnet, worauf ſich die Verſammellen zur kirchlichen Feier in die belden Kirchen begaben. Dar⸗ nach fand im Speiſeſaal ein einfaches Feſteſſen der bereits bier verſammelten Kadetten ſtatt, nach deſſen Beendizung General v. Keßler ein Hoch auf Kaiſer und Sroßherzeg ausbrachte. Die ganze Feier war eine ebenſe würdige wie einfache. Anweſend find deteits die ben andern Kadettenhäuſern hierher ver⸗ ſezten Zöglinge — 120 an der Zahl — während Die neu in daß Kabettenkorps aufzunehmenden Zöͤg⸗ linge erſt zum Beginn des Unterrichts am 21. d. M. einberufen find. Im Ganzen iſt das Haus zur Aufnahme von 220 Kadetten hergerichtet. Der Bau mit ſein n N' benräumen macht bei der herr⸗ llichen Lage mitten im Wald durch ſeine ſoliden, 4 ſundheits berückſichtigenden und eleganten Einricht⸗ ungen den wobhlthuendſten Eindruck. Paris, 2. April. Ein amtliches Tele⸗ dramm meldet: 9000 Dahomeyer zerſtörten mehrere 1 Dörfer in der Nähe von Porto Novo. Der ſtell⸗ vertretende Gouverneur richtete an den König der Dahomeher einen energiſchen Proteſt und ergriff alle zur Vertheidigung geeigneten Maßregeln. — Paris, 2. April. In Buenos Aires iſt der Belagerungszuſtand erklärt worden. Nach weiter hier eingetroffenen Nachrichten wäre derſelbe in Folge der Entdeckung einer Verſchwörung verhängt worden, welche den Sturz der gegenwärtigen Regſerung be⸗ zweckte. Madrid, 3. April. Ein Komplott gegen das Palais der Königin⸗Regentin wurde aufgedeckt. Zahlreiche fremde Anarchiſten wurden aus Spanien ausgewieſen. Verſchiedenes. Ladenburg, den 3. April 1892. Vom Vorſtande des Frauenvereins dahter erhalten wir nachſtehende Zuſchrift: Nachdem die Rechnung für das Jahr 1891 ge⸗ ſtelt und geprüft iſt, hält es der Vorſtand des Frau⸗ envereins für angezeigt, ſeinen Mitgliedern über die Thätigkeit des Nereins ſowie über den Stand des Vermögens Bericht zu erſtatten. Am beſten könnte dies wohl in einer Generalverſammlung geſchehen; es könnten dann auch Wünſche und Anträge ſeitens der Vereinsmitglieder vorgebracht und beſprochen werden. Letzterer Zweck konnte jedoch bei den Gene⸗ ralverſammlungen, die wir bis jet abgehalten haben, nicht erreicht werden, da dieſelben immer nur von wenigen Mitgliedern beſucht wurden. Es ſchien des⸗ halb dienlicher, in den Tagesblättern Bericht zu erſtatten. Veränderungen im Vereinsvorſtande traten ein infolge der Verſetzung des Herrn Landwirtſchaftsin⸗ ſpektor Schmezer nach Freiburg. Für Frau Inſpek⸗ tor Schmezer hatte Frau Notar Würth die Freundlichkeit in den Vorſtand einzutreten, für Herrn Inſpektor Schmerzer, der als Beirath dem Vorſtand angehörte, wurde Herr Profeſſer Metzger gewählt. Die Thätigkeit des Vereins nahm ihren Fort⸗ gang wie in den Vorjahren. Unterſtützt wurden 36 Kranke und 11 Wöͤchnerinnen. Erſtere erhilten zu⸗ ſammen 125 Pfund Fleiſch, 121 Flaſchen Rothwein, 17 Flaſchen Weißwein, 15 Flaſchen Malaga und 124 Liter Milch. An die Wöchnerinnen wurden auf Koſten der Damen des Vorſtands 77 Portionen Eſ⸗ ſen gegeben und auf Koſten des Vereins 42 Stück —— Kindszeug. Wie bisher widmete der Verein ſeine Fürſorge der Kinderſchule. Auch bier traten Veränderungen ein, indem die ſeitherige Lehrerin an die Kinderſchule in N 6 nach Mannheim berufen wurde. Es mußte daher eine neue Lehrerin ausgebildet werden, was in der genannten Schule in Mannheim geſchah. Dieſelbe hat hier ihre Stelle am 1. Februar über⸗ nommen. Am 20. Dezember fand für die Kinder eine Chriſibeſcheerung ſtatt, welche in ſchönſter Weiſe verlief. Die Beauffichtigung der Induſtrieſchule und die Verteilung von Preiſen in derſelben geſchah in der bisherigen Weiſe. Aus dem Kafſenbericht entneh⸗ men wir: Der Kaſſenvorrath betrug am 1. Januar 1891 22 Mark 34 Pfennig. Hiezu kamen Bei⸗ träge der Mitglieder 382 M. 80 Pf. und Kapital⸗ zinſen mit 54 M. 56 Pf. Außerdem mußten von unſerer Einlage bei der hiefigen Sparkaſſe 50 M. erhoben werden. Es betragen alſo die Einahmen 509 M. 70 Pf. Ausgaben wurden für Kranken⸗ unterſtützung 310 M. 84 Pf., für die Kinderſchule 91 M. 50 Pf., für die Induſtrieſchule 14 M 48 Pf., für Wöchnerinnenunterſtützung 15 M. 24 Pf., für Unkoſten 5 M. 20 Pf. Ferner wurden oben ge⸗ nannte 54 M. 56 Pf. Kapitalzinſen bei der hie⸗ Die Wallfahrt nach Czenſtochau. Roman von Johanna Berger. 2 Und nun beugte er ſich ſo tief zu ihr herab, daß 400 ſein Mund faſt ihre Wange berührte, und während f ein kurzes ſcharfes Lachen peinvoll ihr Ohr berührte, ſprach er haſtig weiter, ſchn⸗ller, lebhafter noch, als b i bisher: „Weißt Du, zu was eine Verbindung zwiſchen 8 uns führen würde? Nein, Du weißt und ahneſt es nicht, armes Kind, aber ich muß es Dir ſagen — zu Armut, Elend, Verzweiflung und Schande! Und ich will Dich und auch mich vor ſolchen Schicksalen bewahren, ich will meiner Mutter ehrwürdiges Haupt nicht mit Kummer überbäufen, ich will mich nicht berſpotten loſſen von meinen Standesgenoſſen!“ Roman's Worte verſcheuchten jede Spur von Röthe aus Jadwiga's Geſicht, ſie ſah geiſterhaft bleich aus. „Hören Sie auf, wozu foltern Sie mich ſo!“ rief ſie leidenſchaftlich aus. „Das find ab⸗ ſcheuliche, ſchreckliche Worte, die Sie zu mir reden! Mit keinem Laut, mit keinem Blick habe ich Ihnen Grund gegeben, auf's Kreuz kann ich's ſchwören, daß ich's nicht that!“ Und nun riß ſie ung flüm itte Hand aus der ſeinen, ſprang in wilder Haſt von ihm weg und lief dann wie gejagt querfeldein. Doch Noman ftürzte ihr nach, er war vertraut mit der Umgegend und wußte, daß unweit davon der tiefe Strom dahinfloß. Wenn auch in der Dunkelheit die Waſſerfläche deſſelben verborgen blieb, ſo war doch das Rauſchen der Wellen vernehmbar. Nach wenigen Augenblicken war er wieder an ihrer Seite. Er er⸗ griff ihren Arm mit faſt ſchmerzhaftem Druck. Dann führte er ſie ohne ein Wort zu ſagen, auf den rech⸗ ten Weg zurück. Das Mädchen zitterte an allen Gliedern, ein leiſes Schluchzen kam aus ihrer angſtpoll wogenden Bruſt, aber ſie folgte ihm widerſtandslos, mit heftig klopfendem Herzen. Auch Roman war furchtbar erregt, jeder Zug ſprach von Leidenſchaft und Schmerz. „Ich habe Dich erſchreckt, bei Gott das wollte ich nicht“, ſagte er. „Wie könnte ich Dir abfichtlich etwas zu Leide thun! Glaubſt Du es aber — dann bitte, vergieb mit!“ „Nein, nein — Sie haben mich zu ſchwer gekränkt, das vergeſſe ich niemals!“ erwiderte fie heftig. Ein verächtlicher Blick ſtreifte ſein Geſicht, dann richtete ſich derſelbe ſtarr, mit qualvollem Aus⸗ druck in die nebliche Ferne. „Freilich“, fuhr ſie bit⸗ ter fort, „ich bin kein vornehmes Fräulein, Sie glauben vielleicht ein Recht zu haben, mir das bieten zu können, aber ſie wiſſen doch, daß ich ein recht⸗ ſchaffenes Mädchen bin, daß an meinem Rufe und Namen kein Makel haftet! Sie müſſen das wiſſen, Pan Roman. Trotzdem achten Sie mich ſo gering, daß — — Laſſen Sie mich allein, gehen Sie um Gotteswillen entfernen Sie ſich, es bringt Ihnen ſonſt Schande ein, wenn man uns beiſammen ſieht — ja, Schimpf und Schande, vor der Sie Furcht haben, vor der Sie zittern!“ Wieder klang ein kur⸗ zes, hartes Lachen durch die Luft, doch diesmal war es Jadwiga, die es krampfhaft hervorließ. Roman's Brauen zogen ſich finſter zuſammen, er rang nach Faſſung. „Ich habe einmal geſagt, daß ich Dich heimbringen werde, und mein Wort halte ich,“ rief er zornig. „Ich ſehe ein, es war Wahn⸗ finn, mit Dir von meinen Gefühlen zu ſprechen, und ich bereue es tief. Vergiß meine Worte, welche die Verzweiflung, die Gluth einer hoffnungsloſen Liebe, für welche Du kein Verſtändniß haſt, mir aus dem Herzen ritz! Lieber will ich in die Verbannung ge⸗ hen, ehe ich Dir wieder zu nahe trete. Darum ver⸗ giß Alles, denke, Du habeſt einen ſchweren Traum geträumt. Ich bin Dir dankbar, daß Du mich wie⸗ der zur Vernunft gebracht haſt. J tzt iſt's mir gerade, als wäre mein heißes Blut plötzlich in Eis getaucht, es iſt eben ſo kühl, ſo ruhig wie das Deine! Er brach kurz ab, aber mit einem Beben, das er mühſam zu beherrſchen verſuchte, und ſchleuderte mit einer faſt wilden Heftigkeit den zarten Arm des Mädchens von ſich fort. Langſam, mit geſenktem Kopfe ging Jadwiga jetzt neben ihm her und ſtarrte mit brennenden Au⸗ gen auf den Weg. Sie blieben beide ſtumm, was ſollten ſie auch noch weiter reden! Nach einer Weile tauchten die erſten Häuſer von Ezenſtochau aus dem Dunkel der Nacht hervor. Da und dort blitzte ein