e dorzßer, dem wir das Folgende entnehmen: Zu w derbolten Malen drangen Nachts zwiſchen ¼12 2 Uhr Geſtalten im Hemde in des Zimmer 99 der „Sechſer“⸗Kaſerne ein, um an den Re⸗ e wiſche fich beim Exerciren Fehler zu ſchulden amen ließen, eine Züchtigung vorzunehmen. In der Nacht vom 13.14. 19.⸗20. und 20.21. ſeien mehrere dieſer merkwürdigen „Geiſter“ ins Zimmer getreten und haben einige Rekruten mit ſogenannten Klopfpeitſchen auf den nackten Leib derartig geſchlagen, daß die Mißbandelten vor Schmerzen ein großes Geſchrei erboben. Von den in der Stube lieg ' nden anderen Soldaten habe aus Furcht keiner den Ver⸗ ſuch g⸗macht, ihre bedauernswerten Kameraden aus den Händen der Züchtiger zu befreien. Das oben citirte Blatt nennt die Namen der „windelweich“ geprügelten Rekruten und verlangt, daß dem Un⸗ weſen der „Geiſter“ energiſch geſteuert wird. Es darf wobl angenommen werden, daß es ſich nur um kamerodſchaftliche Hiebe handelte und nicht um auf böb⸗ren Befehl oder auch nur unter Wiſſen und Billigung der Vorgeſetzten vollzogene Soldaten ⸗Miß⸗ handlungen. — Ulm, 30. März. Der Ulmer Ztg. zufolge lietz der Kommandeur des 124. Infanterie⸗Regiments, Oberſt v. Pfitzer, am letzt'n Sonntag die 6. Kom⸗ pagnie des Regiments im Karſernenhof antreten, um den „Geiſterſpuk“ zu unterſuchen. Trotz der eindring⸗ lichen Mahnung des Oberſten, es möchten die Schuld⸗ ige ſich freiwillig melden und trotz der mehrfachen wiederholten Aufforderung, di⸗jenigen Soldaten, welche ihre Kammeraten nachts mißhandelt haben, ſollen freiwillig vor die Front treten, meldete ſich niemand. Infolge deſſen ſei der ganzen Kompagnie mit Ein⸗ ſchluß der Unteroffiziere ſolange jeder Urlaub ent⸗ zogen worden, bis die Urheber des Geiſterſpuks ent⸗ deck ſeien. — Danzig, 30. März. In Schidlitz vergif⸗ tete der Drechsler Neuman ſich, ſeine Frau und ſechs Kinder. Neuman und ein Kind find tot, die übrigen gerettet. — —.Berliv, 30. März. Die „Voſſiſche Zig“ dringt die überraſchende Mitteilung, daß die Koſten des Schloßumbaues, der gegenwärtig mit Erweiter⸗ ung des weißen Saales begonnen hat, bedeutende, in Archidektenkreiſen als bedenklich angeſehene Ver⸗ änderungen des Schloſſes b dingen und 7 bis 12 Millionen Mark betragen ſollen. Letztere Summe ſei die wahrſcheinlichere. Wer dieſe gewaltigen Koſten trügt, wird nicht geſagt. Ein überaus trauriges Famil lendrama hat ſich in Görlitz abgespielt. Letzthin Mittags gab die Frau des in der Krichelſtraße wohnenden Schuh⸗ macher Frieſe ihrem kleinen Töchterchen Schwefel ſäure ein, um es zu vergiften. Das Kind ſcheint die ſcharfe Säure nicht hinuntergeſchluckt zu haben, hat ſich aber mit den Händchen die Säure in die Augen gewischt, ſodaß er jedenfalls das Augenlicht verlieren wird. Die Frau ſſt an der Wirkung der von ihr ſelbſt genoſſenen Säure in der Nacht darauf unter entſetzlichen Qualen geſtorben. Vorgeſtern Nach ⸗ mittag nun entfernte ſich Frieſe mit ſeinem Sohn aus ſeiner Wohnung und miethete einen Kahn, mit dem er auf der Neiſſe herumgondelte. Plötzlich legte er ſeine Uhr und ein Notizbuch, in welches er noch eine Bemerkung geſchrieben hatte, in den Kahn, nahm ſeinen Sohn, warf ihn in das Woſſer und ſprang dann ſelbſt ihm nach. Beide find ertrunken und wird nach ihren Leichen noch geſucht. N — London, 31. März. Aus Calcutta wird gemeldet: Eine große Feuersbrunſt zerſtörte faſt die ganze Stadt Mandaley, daunter das Telegraphen⸗ dureau und alte Paläſte. Viele Menſchen find in den Flammen umgekommen. — Patris, 30. März. Der Anarchiſt Rava⸗ chol (der mutmaßliche Urheber der letzten Dynamit⸗ anſchläge) iſt heute mittag um 12 ¼½ Uhr in einer Weinkneipe am Boulevard Magent verhaftet worden. Der Polizeikommiſſar Dreſch und ſechs Schutzleute nahmen den Verbrecher feſt. Ravachol hatte zwei Revolver bei ſich, die Schutzleute warfen ſich jedoch über ihn und feſſelten ihn, ehe er feuern konnte. Unter dem Ruf: „Es lebe die Arnarchie]!“ ließ er ſich auf den Polizeipoſten in der Bürgermeiſterei des 10. Arrondiſſements abführen. Unterwegs ſuchte er ſich zu befreien und nur mit großer Mühe gelang es, ihn fortzuſchaffen, da er verzweifelte Gegenwehr lei⸗ ſtete. Als die Menge erfuhr, Navachol bei verhaftet, ſtürzte ſie mit dem Ruf: „Zum Tode mit Ravachol! Tötet ihn!“ nach der Wache und von dort zur Pra. mehr nöthig — meine einzige Tochter it schon dente fektur. Der Vorſtand des anthropometriſchen Dienſtes ſtellte feſt, daß ſeine Körp⸗rabmeſſungen denen ent⸗ ſprechen, die der frühere Oberſt Ravachols in deſſen Signalement angegeben hatte. Bei der Konfrontation mit kürzlich verhafteten Arnarchiſten wurde er von dieſen als Leon Leger erkannt, unter welchem Na⸗ men ſich Ravachol verbarg. Er gab zu, Leon Leger, aber nicht Ravachol zu ſein. Im Laufe des Nach⸗ mittags wurde in der Wohnung Ravachols Haus⸗ ſuchung gehalten. Man fand Apparate zur Anfertigung . von Bomben, beſonders auch Gläſer mil Sgweſch ſäure, Salpeterſäure und anderen noch nicht naher geſtimmten Stoffen. Ferner eine Spirituslampe und eine andere größere Lampe. Ravachol bewohnte allein eine Wohnung in der Grande Rue de la Re pupli⸗ que Nr. 68 in Saint⸗Mande, und zwar unter dem Namen Laurent. Am 20. März halte er dieſe Wohn⸗ ung bezogen; mehrere Fremde waren ihm deln Transport der Möbel behilflich geweſen. Alles dene darauf hin, daß Ravachol der Anſtiſter der Exple⸗ fion in der Rue Clichy iſt. Neue Verhaftungen ſtehen bevor. — Kunſt- Notiz. Die Produktionen der geheimnisvollen Daphne haben überall, wo ſie gezeigt wurden, in großen Städten Englands, Frankreichs und Deutſchlands, das größte Staunen und Intereſſe erregt, da Jeher⸗ mann ein wirkliches und leibhaftiges Wunder z ſchauen glaubt. Verſäume daher niemand, Dophne zu beſuchen, zumal da der Eintritisprez für hier ſehr niedrig geſtellt iſt. Laut Bericht des „Bruchſaler Anzeiger“ f Daphne wirklich eines der großartigſten Schaut unſerer Zeit, empfehlen deshalb aufs wärmſte dit Vorſtellungen des Herrn A. Lowinger, welcher ſein Etabliſſement am Neckarthor über Sonnlag auf⸗ geſtellt hat. Da Jedermann das Schicksal, welches den jungen Anfänger in kurzer Zeit erellt hat, be⸗ reits lennt, werden es die verehrl. Bewohner Laden⸗ buegs an einem regen Beſuche nicht fehlen loſſen, Die „Kraichgauer Zeitung“ ſchreibt; Die Pro⸗ duktionen der geheimnisvollen Daphne, die zum erſtenmal in Bruchſal ihre Vorſtellungen gab, waren wirklich von Inteeſſe und iſt die größte Schauftellung und Neuigkeit unſerer Zeit. H umoriſtiſches. — (Abgeſchnitten.) „Geſtatten Sie mir, mich Ihnen vorzuſtellen von . „Bitte, iſt nich Seidene Grenadines, Frope 15 Chine, Seidengaze car u. farbig (aug alle Lichtfarben) Mk. 1.35 p. Met. dis Mk. 14.80 En 22 verſch. Qual.) verſendet robenweiſe porte⸗ und zollfrei G. Henneberg, Seidenfobrilant (K. u. K. Hoflief), Zürich. Muſter umgehend. Doh⸗ peltes Brieſporto noch der Schweiz. ä ˙· .. men, um nicht über Stein und Geröll zu fallen. ganze Umgebung Himmel und Erde, dehnte ſich nehlige, farbloſe Fläche aus. deeg iſt in dieſer rabenſchwarzen Finſternis ganz abſcheulich,“ ſagte Roman. „Nimm meinen Arm, Jadwiga, und Du wirſt ficherer gehen.“ „Ich gehe ſicher genug, mein Auge iſt ſcharf und — ich möchte Sie nicht noch mehr beläſtigen, Pan Roman!“ „Mache nicht immer Gegenreden, hörſt Du! Ich will nicht, daß Du zu Fall kommſt. Du nimmſt meinen Arm und damit gut.“ Ohne Umſtände er⸗ griff er ihre Hand und hielt ſie feſt. Die ſeine Zit⸗ terte vor innerer Erregung. Sie bleb erſchrocken ſtehen und ſchöpfte tief Athem. Dann legte ſie ſcheu und ängſtlich. aber ohne weiteren Proteſt ihren Arm in den ſeinen, und Ro⸗ man fühlte das Beben ihrer ſchlanken Geſtalt, Ein paar Mal verſuchte ſie, ihre Hand, die er noch im⸗ mer umſchoſſen hielt, zu befreien, aber es gelang ihr nicht. Jadwiga wünſchte, daß dieſe Stunde vorü⸗ ber wäre, während Roman, wie überwältigt von Glück und Wonne, die ganze Welt zu vergeſſen ſchien. „Wir find früher diefen Weg ſo oft zuſammen gegangen, als Du noch ein Kind warſt. Damals machte Dich meine Begleitung ſtolz. Jetzt mut ich Gewalt brauchen, ehe Du mir geſtatteſt, Dich zu beſchützen. Ich merke es Dir an, wie Du Dich in⸗ nerlich ſträubſt, an meiner Seite zu bleiben. Iſt das recht, Jadwiga!“ „Ja früher, da war Alles anders,“ erwiederte ſie lebhaft. „Und wie könnte ich das jemals vergeſ⸗ ſen. Nein, gewiß nicht, Pan Roman, denn Sie wa⸗ ren ja der Schutzengel meiner Kindheit, Sie lehr⸗ en mich den Katechismus und die ſchönen polni⸗ ſchen Legenden. — Aber jetzt ſchickt es ſich nicht mehr, daß der Edelmann von Lygotia ſich die geringſte Mühe macht um ein ſo armes geringes Geſchöpf, wie ich es bin.“ Und nun brach plötzlich ein leiſes Schluchzen aus ihrer Bruſt und erftickte ihre Stimme. Eine Blutwelle ergoß ſich jäh über Roman's 0 er zog das Mädchen noch feſter an ſich eran. N „Wie Du nur ſo ſprechen kannſt,“ verſetzte er leidenſchaftlich bewegt, „und doch weißt Du es ge⸗ nau, daß ich Dich jetzt noch lieber habe, als früher! Oder weißt Du's etwa nicht? — Aber reiß doch nicht ſo an meinem Arm, ich halte Dich feſt, bis Du mich angehört haſt, wenn Du Dich auch ſträubſt! 2 Ja, obgleich ich kaum ein Recht dazu habe, von Liebe mit Dir zu reden — einmal muß ich Dirls ſagen, ſonſt vergehe ich! — Ich werde wahnfinnig, wenn ich's nicht endlich ausſprechen darf, was mir ſchon mondenlang die Bruſt zerſprengen will! Jad⸗ wiga, es zieht mich zu Dir hin mit unwiderſtehlicher Gewalt, bei Tage erfüllſt Du meine Gedanken und bei Nacht wache ich, um an Dich zu denken — ich ſehe nur Dich, nur Dich, und immer wieder nur Dich! — Ich möchte Dich etringen und Dich be⸗ ſitzen und dennoch —“ er erhob plotzlich mit einem ernſten, tieftraurigen Blick das Auge zu ihr empor und alle Farbe ſchwand ihm vom Geſicht — dennoch kann ich Dir mit meinem b e an gleich meine Hand versprechen! Wir ſind durch eine Kluft geſchieden, die niemals zu überbrücken iſt! Jadwiga, ich liebe Dich glühend, mit allem Feuer der Leidenſchaft, Du biſt mir das Höchſte aller Gitter, aber zu meinem Weibe darf ich Dich nicht machen, nein es iſt unmoglich!“ nicht vereinen!“ ö N. 5 1 en dee 1 u dle 1751 10 bn 0 f 10 den 1 2 — I ** An! a n lit 17 9 9 uin lat ind A ft de e i ber isch e 4255 III Anh tut n hui, ip — Er ſtürzte vor ihr nieder und umklammerſs ihre Kniee. Sie wich beſtürzt, erſchrocken von ihm zurück, ſie war keines Wortes mächtig, wie hülfe⸗ ſuchend irrte ihr Blick umher. „Ich weiß, daß Du mich nicht wieder liebt, ſagte er gepreßt, „darum kannſt Du Dir auch nicht vorſtellen, welche Pein mich verzehrt, welche Qual ich erdulde.“ 5 Jadwiga rang nach Athem, endlich gewann fe ſoviel Kraft, um mit bebender Stimme die Worte hervorzuſtoßen: „Sie find von Sinnen, Pan e man — ja, ich will zu Ihrer eigenen Ehre glan⸗ ben, daß Alles, was Sie ſprechen und thun, nut die Folgen des heute beim Souper zu reichlich ge⸗ noſſenen Weines ſind, denn mit Abſicht haben Se mich beleidigen und erniedrigen wollen! Troß dem iſt es ſchlecht von Ihnen und ich bin empört!“ Sie brach ab, ſie konnte nicht weiter ſprechen. „Ich bin nicht trunken, Jadwiga,“ fuhr heftig auf, „ich müßte es denn aus Diebe sein! Er faßte ſtürmiſch ihre kleine kalte Hand und preßt ſeine Lippen darauf. „Ich ſprach die Wahrhelt und es wäre reine Heuchelel, wenn ich meine Nei⸗ denſchaft vor Dir verbergen wollte! — Mein Leben gäbe ich hin, dürfte ich um Dich werben, wie es mein Herz erſehnt, vor nichts würde ich zurüc⸗ ſchrecken, um Dich für immrr an mich zu feſſeln — und die glühende unendliche Liebe eines Mannes erzwingt ſich ja immer Gegenliebe — ich würde auch Dein ſprödes Herz bezwingen, Jodwige! Aba ach —“, ſchwer, faſt krampfhaft rangen ſich 15 die Worte aus der Bruſt, „derdamme mich nicht, Mädchen, ich darf mein Leben mit dem Deinen Eortſctung folgt.) Alten fh ch 5 ue N bär. hi ung f. mn I u z 1 e