Steinbruch hat ſich ein gräßliches Unglück ereignet. Es waren drei Perſonen mit Sprengen von Felſen beſchäftigt, als durch einen bis jetzt noch nicht auf⸗ geklärten, unglücklichen Zufall ſich der Schuß von ſelbſt entlud und einen der Männer derart gräßlich zurichtete, daß er halb verkohlt als Leiche am Platze blieb. Der andere wurde ſo ſchwer verletzt, daß man an ſeinem Aufkommen zweifelt. Der dritte im Un⸗ glücksbunde kam dogegen mit weniger erheblichen Verletzungen davon. — Karlsruhe, 17. März. Ueber die Kata⸗ ſtrierung neu angelegten Rebgeländes iſt der zweiten Kammer der badiſchen Landſtände ein drei Artikel umfaſſender Geſetzententwurf zugegangen. Nach dem Entwurfe bleiben „als Rebgelände (Weinberge) kata⸗ ſtrierte Grundſtücke, wenn auf ihnen die Rebanlagen vollſtändig erneuert werden, vom Beginn des Jahres an, in dem die Neuanpflanzung vollendet wird, fünf Jahre lang von der Grundſteuer frei.“ Erſt⸗ mals ſoll „dieſes Geſetz auf die im Jahre 1892 erfolgenden Neuanpflanzungen von Rebgelände An⸗ wendung“ finden. — Lahr, 17. März. Der XIV. Badiſche Landesfeuerwehrtag findet nach Beſchluß der im Jahre 1890 in Säckingen abgehaltenen Hauptverſamm⸗ lung des Landesfeuerwehrvereins dieſes Jahr in Lahr ſtatt. Zur Einleitung der Vorbereitungen für den würdigen Empfang der verehrlichen Gäſte und für einen allſeitig befriedigenden Verlauf der Verſamm⸗ lung find bereits die verſchiedenen Einzellommiſſionen gebildet, und der aus den Vorffänden derſelben und andern Mitgliedern des Verwaltungsrats unſeres Feuerwehrkorps zuſammengeſetzte Centralausſchuß iſt in voller Thätigkeit. Im Einverſtändnis mit dem Vorſtand des badiſchen Landes feuerwehrbereins, Herrn Franzmann, hat der Centralausſchuß die Tage vom 30. Juli bis einſchließlich 1. Auguſt zur Ab⸗ haltung der Verſammlung beſtimmt und iſt derzeit mit Verſendung der Einladungen beſchäftigt. Es iſt im Lande Baden längſt bekannt, daß Lahr es ver⸗ ſteht, feſtliche Beranſtaltungen zu arrangieren und für beſte Aufnahme ſeiner Gäste zu ſorgen; es wird auch bei dieſer Gelegenheit alles aufbleten, ſeinen alten guten Ruf zu wahren und zu erhöhen. Mit Sicherheit darf deshalb, zumal auch bei der günſtigen Lage unſerer Stadt in der Mitte des Landes, auf recht zahlreichen Beſuch des Feuerwehrtages gerechnet werden. — Münzenberg (Heſſen), 19 März. In dem benachbarten Methlenreuth find elf Firſte abge⸗ brannt, Die meſſten Beſtzer verlieren ihr ganzes Hab und Gut. — Stuttgart, 20. März. Der in vorletzter Nacht verübte Einbruchdiebſtahl bei dem Juwelier und Pfandleiher Roſt in der Kirchſtraße hat in der hiefigen Geſchäftswelt große Aufregung hervorgerufen. Es müſſen in der That ſehr raffinierte Gauner ge⸗ weſen ſein, welche denſelben ausgeführt haben. In dem betreffenden Hauſe befand ſich früher nur ein Laden der dann durch eine dünne Riegeltwand abge⸗ teilt wurde. Die eine Hälfte hatte Roſt inne die an⸗ dere der Hutmacher Eberhard. Durch den Hausgang find die Diebe in den Hutmacherladen eingedrungen, haben hier die dünne Wand durchgeſchlagen und ka⸗ men ſo in den Juwelierloden. Roſt hotte die, die Auslage gegen den Laden ſelbſt abſchließenden Glas⸗ fenſter mit einem elektriſchen Klingelwerk verſehen laſſen, ſo daß dieſelben nicht geöffnet werden konnten, ohne daß das Läutewerk in Bewegung geſetzt worden wäre. Die Diebe wußten ſich aber auch hier zu helfen. Sie ſchnitten einfach mit einem Diamant die Glas⸗ fenſter aus der Rückwand der Auslage heraus und konnten dieſelbe ſo, ohne daß es Lärm gab, plündern, Daß die Diebe ſich genau ausgekannt haben, geht auch daraus hervor, daß ſie von den Beſtecken nur die filbernen nahmen, die von Chriſtofle Metall aber liegen ließen. Roſt beziffert ſeinen Schaden — es lagen auch ziemlich viel Schmuckgegenſtände mit Brillanten und goldenen Uhren in der Auslage auf 15 600 M. Jedenfalls war es unvorfichtig von Roſt, daß er, obwohl im Beſitz eines diebesfichern Kaſ⸗ ſenſchranks, ſeine Auslage abends nicht ausräumte. Er ſetzte aber gar zu viel Vertrauen in das elektriſche Läutewerk. Die Polizei hat bis jetzt noch keine An⸗ haltspunkte, die zur Entdeckung der Thäter führen konnten. f — Berlin, 20. März. Von den bei den Straßenkrawallen am 25. und 26. Februar betei⸗ ligten Angeſchuldigten verurteilte die Strafkammer acht wegen Landfriedensbruchs zu 15 bis 38 Monat Gefängnis, die übrigen wegen Beteiligung an Auf⸗ lauf und Widerſtands zu 2 bis 12 Monat Ge⸗ fängnis, einen wegen Maj ſtätsbeleidigung und Be⸗ leidigung der Schutzmannſchaft zu 2 Jahren Ge⸗ fängnis. — Das Reichsgericht in Leipzig verwarf die Reviſton des Raubmörders Witzel ols unbegründet. — Geeſtemünde, 18. März. Drei Kinder, welche von ihrer in einer Sackſtraße wohnenden Mutter, einer Witwe, als dieſelbe einen Ausgang machte, in der oberen Etage eingeſchloſſen worden waren, muß⸗ ten, da ein Brand auskam, elendiglich in ta 1 men umkommen — Breslau, 20. März. Die Schleſ 3. meldel aus Reichenbach am Eulengebirge das Nieder. brennen der dortigen Roſenberg'ſchen Spinnfabrif wodurch cg. 600 Arbeſter brodlos geworden feen, ſchoß fich in ſelbſtmörderiſcher Abſicht aus einem Werndlgewehr eine Kugel durch die Bruſt. Die Kugel durchbohrte den Kopf eines zweiten und dan Arm eines dritten Soldaten. Der Selbſimhder und der am Kopf getroffene Soldat find tot, der dritte Soldat iſt ſchwer verwundet. — Lüttich, 20. März. In vergangener Nacht entdeckte die Poliz⸗ipatrouille am Hauſe des Polizel⸗ chefs Mignon eine Flaſche, welche eine Dynamitear⸗ touche zu enthalten ſchien. Ein Zünder war angebrann aber infolge des engen Halſes der Flaſche erloſchen. Letztere wurde zur Feſtſtellung des Inhalts eſnem Artillerie-Offizier übergeben. Dem Vorſſhenden dez letzten Schwurgerichts, Renſon, ging ein neue Drohbrief zu. — Ein ſehr bedenkliches Symptom wird auß Lyon gemeldet, In der dortigen Garniſon iſt infolge der Berührung mit den ſozialiſtiſchen Arbeitern eine ſolche Disziplinloſigkeit eingeriſſen, daß das drſtte Huſarenregiment über Hals und Kopf an die Of grenze geſchickt worden iſt, wo es mit den achten Jägern zu Pferde tauſcht. Es ſcheint daß dieſe Dis, ziplinlofigkeit nicht bloß bei den Mannſchaften hertſcht, fondern daß auch das Unterofftzierskorps eine groß Unbotmäßigkeit gezeigt hat. In den Monaten Januar und Februar hatte das Platzkommando bereits per⸗ ſchiedentlich gegen das dort garniſonierende Küraffer⸗ Regiment einſchreiten müſſen. So wurde eine Raſerne eine Nacht lang von zwei Bataillonen Infanterze cerniert, um das Ausbrechen ganzer Züge zu verhin⸗ dern. Die Nachricht hat in Paris eine peinliche le berraſchung hervorgerufem. —. Seidene Grenadines, Crepe 1 Chine, Seidengaze ſcwarz u. ſorbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1.35 p. Met. bis Mk. 14.80 (in 22 verſch. Qual.) verſendet robenweſſe porto⸗ und zollfrei das Fabrik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief) Zürich. Muſter umgehend. Dop⸗ peltes Briefporto nach der Schweiz. die Gräfin geht mit dem Gedanken um, ihre Tochter mit unſerm Pan Roman zu verheirathen. Ich weiß es der Kaſcha, meiner Bruderstochter, welche Zofe bei der Comteſſe Spiridia iſt. Das wäre ſchreckliches Glück für unſern jungen Herrn Baron, nicht wahr? Die Comteſſe hat ſo viel Geld, daß man unſern tiefen Teich damit ausſtopfen kann, und wenn der alte Graf einmal ſtirbt, bekommt ſie noch mehr. Dann kann unſere Herrſchaft mit Leichtigkeit alle Schulden bezahlen. Und die Comteſſe ſoll ein wahrer Engel an Schönheit und Herzensgüte ſein. Sie wirft mit den blanken Silberrubeln um ſich her wie mit Bon⸗ bons und hielft allen armen Leuten. Und ſingen ſoll ſte können, — fingen! Fräulein Jadwiga, ich ſage Ihnen, die dickſten Tränen muß man weinen, wenn man nur von Weitem ihre Stimme hört. — Das iſt wahr, wenn Pan Roman eine ſolche Braut eroberte, wäre er wie ein König!“ i Jadwiga hörte mit bleichem Geſicht den Be⸗ richt der redſeligen Köchin an, die noch in aller Geſchwindigkeit eine Menge vorzüglicher Eigenſchaften der Compteſſe Spiridia aufzählte. Sie hatte den 5 und ſtarrte mit feuchten Augen vor in. Plötzlich tönte ein gewaltiger Lärm bon draußen in das Gemach hinein und bereitete den Herzenser⸗ güſſen der alten Köchin ein jähes Ende. Die Kutſche mit den Gäſten war vor dem Herrenhauſe angelangt. Eine große Schaar zerlumpter Kinder hatte derſelben mit Geſchrei das Geleit gegeben und überbot ſich nun in Freudenſpringen und Purzelbäumen, denn aus dem Gefährt wurde ein ganzer Sack voll von leinen Münzen über ſie ausgeſchüttet. Ein Dutzend Hunde von verſchiedener Art fuhten heulend, bellend und llaͤffend zwiſchen die Kinder und ſchnaubenden Pferde, und eine Heerde Gänſe, welche neben von der Weide kam, watſchelte kreiſchend und mit weit ausgeſpannten Flügeln zur Seite. Dazwoſchen fluchte der Kutſcher in allen Tonarten und knallte mit der Peitſche. Es war ein wahrer Hoöͤllenſpectakel. Doch nun trat Pap'l, der Diener des Hauſes mit über Bruſt gekreuzten Armen aus dem Veſtiblll, um die fremde Herrſchaft nach der Sitte ſeines Landes zu begrüßen. Er warf ſich vor der Kutſche auf die Knie, berührte mit der Stirn den Erdboden und ſprach den polnſſchen Willkommengruß. Michalina lugte durch das Fenſter. „Sie ſind da, ſie wollen gleich ausſteigen, ſch muß ſchnell in die Küche,“ rief fie aus. „Fräulein Jadwiga werden doch heute bei Tafey ſerviren? Die Gnadige meinte, Pavel wäre nicht geſchickt genug — und ſte würde Ihnen auch ein neues Kleid dafür ...“ Jadwiga ließ ſie nicht ausreden. „Die Gäſte bei Tiſch bedienen? — Aufwarten? — Nein, das thue ich nicht, das iſt mir unmöglich! Ich will jede andere Arbeit verrichten und helfen, wo ts nötig iſt. Aber das darf die Pan Caſimira nicht von mir verlangen!“ „Aber warum denn nicht? Das iſt doch keine Schande, eine ſo vornehme Herrſchaft zu bedienen. Bedenken Sie nur, was es für ein gutes Trink⸗ geld geben wird.“ „Sage kein einziges Wort mehr, ich verbiete es Dir!“ rief Jadwiga mit sprühenden Augen. „Ein A5 0 5 mir. So etwas iſt gut für „doch nicht für mich. J ehöre ni Dienerſchaft, merke Dir das.“ W . 100 10 „Ach Du liebes Herrgottchen, welch' ein Stol welch ein Hochmut!“ ſchalt die Alte und rannte aus 250 nungen und Wünſche. Zimmer. Die heftig zuſchlagende Thür fiel krachend hinter ihr in's Schloß. Das junge Mädchen achtete nicht darauf. See ſtand regungslos da, mit gefalteten Händen undfhr⸗ miſch wogender Bruſt. Ihr war ſo bang zu Mutz, ohne daß ſie doch recht wußte warum. Da wurde die große Flügelthür weit gebffge und Pavel führte die fremden Herrschaften mit bieleg bis zur Erde reichenden Verbeugungen in das En pfangszimmer hinein. Es waren drei Perſonen. Di Graf Kwileckf, eine hoheitsvolle edle Erſcheinung m ernſtem aber mildem Antlitz und einem langen an de Mundwinkeln herabgedrehten Schnurcbart. Er fe das Nationalcoſtüm der Polen, den langen, reich mi Schnüren beſetzten Tuchrock und die viereckige 1 1 abe i g beſetzte Czapka. Das feine Batiſthemd war mit kleine Brillantknöpfen geſchloſſen und die linke Brust ie das Wladimirkreuz. Gräfin Antonia, ſeine Gemahl war eine jener geiſtreſchen eleganten Frauen, welche in den Salons der polniſchen Ariſtokrakie eine wichtige Rolle ſpielen. Die Gräfin, in ihrer Jugend eine dit bewunderte Schönheit, war auch jetzt noch eine fun ponierende Erscheinung. Sie beſaß einen hellen, har fen Verſtand und eine faſt männliche Energie. Ihren Gemahl beherrſchte ſie vollſtändig und ſie wußte fich auch bei anderen Menſchen Autorität zu verſchoffen Die Beamten, Bauern und Tagelöhner der berſchle denen Gliter ſtanden unter ihrer ſpecktllen Controle und ſie führte ein ſcharfes Regiment. Der Graf Über⸗ ließ ihr gern die Oberherrſchaft, bewunderte 0 kluges, enkſchiedenes Verhalten und fügte ſich m der größten Liebenswürdigkeit in alle ihte Aorde 17 8 „ Fortſetzung folgt.) b 16