geübten Rednern herangebildet werden, zu welchem Behufe ſich an jeden Vortrag eine Diskuſſion an⸗ ſchließen wird, in der ſich jeder über die Sache zußern und Aufſchluß erlangen kann. Auch die Pflege der Unterhaltung ſoll angeſtrebt werden. Geſtern hat bereits in dieſem neugegründeten Verein Herr Realgymnaftumsdirektor Schm⸗zer einen Vor⸗ trag über die Geſchichte und Entwickelung der natio⸗ nalliberalen Partei gehalten. § Karlsruhe, im März 1892. Der ſoeben ausgegebene Geſchäftsbericht des Landesvereins für Arbeiterkolonien im Großherzogtum Baden bringt uns Kunde über den gedeiblichen Beſtand und Fortgang der badiſchen Arbeiterkolonie Ankenbuck und empfehlen wir allen denen, welchen an der Befämpfung der aus der Landſtreicherei fließenden Uebel unſerer Ge⸗ ſellſchaft gelegen iſt, den Verein und ſeine Anſtalt zur Unterſtſützung. Wir weiſen dabei wiederholt auf die in früheren Geſchäftsberichten betonte Eigentüm⸗ lichkeit der Veranſtaltung hin, kraft deren ſie nur dann ihrem Zweck gerecht werden kann, wenn ſie im weſentlichen von der Freiwilligkeit getragen wird. Die Arbeiterkolonie wird aufgeſucht auch von ſolchen — und es iſt dies der ebenſo wertvolle als unent⸗ behrliche Beſtandtell der Kolonie —, welche mit vollkommen unbeſcholtenem Vorleben in die Anſtalt eintreten, um ſich den nachteiligen Folgen des arbeits⸗ loſen Umhertreibens zu entziehen. Gerade dieſe heſſ'ren Beſtandteile können der Anſtalt nur erhalten werden, wenn ſolche ibnen nicht als ſtaatliche Zwangsbeſſer⸗ ungsanſtalt erſcheint, ſondern als eine von der ent⸗ gegenkommenden Liebe ihrer Volksgenoſſen ihnen dar⸗ gebotene Hilfe. Der gleiche Gedanke trägt auch ganz weſentlich zur ſittlichen Wiederherſt⸗llung u. Kräftig ⸗ ung der andern Beſtandteile der Kolonie bei. Dem⸗ nach handelt es ſich ganz weſentlich darum, die Kolo⸗ nie durch die Vereinsmitglieder zu erholten und dem⸗ gemäß deren Zahl zu vermehren oder doch die aus natürlicher Urſache eintretende jäbrliche Einzehrung auszugleichen. Der Vereinsausſchuß richtet daher an feine Vertrauensmänner, ſowie an alle, welche der dier vorliegenden geſellſchaftlichen Aufgabe ihre Teil⸗ nahme zuwenden wollen, das freundliche Erſuchen, durch Gründung von Ortsvereinen und Gewinnung neuer Mitglieder zur Befeſtigung der Thätigkeit des Vereins beitragen zu wollen. Die Namen neuer Mit⸗ glieder wollen zur Abgabe don Statuten und Ge⸗ ſchäftsberichten dem Vorſtzenden des Ausſchuſſes des Landesvereins für Arbeiterkolonien im Großherzog · tum Baden, Herrn Geheime Rat Dr. L. von Stößer, — Exrellenz in Karlsruhe (Softenſtraße 25) mitgeteilt n. 888 Markdorf, 14. März. Hier wurde der 88 Jahre alte Landwirt Friedrich Obſer von Hep⸗ pach, G⸗meinde Markdorf, verhaftet. Derſelbe hat feine 36jährige Frau in der Nacht vom Sonntag auf Montag ermordet und dann dieſelbe nach voll⸗ brachter That in die Güllengrube ſeines Nachbars geſchlepyt und hineingeworfen, wo ſie von dem Eigentümer der Grube gefunden wurde. Häuslicher Unfrieden und Zwiſtigkeiten ſollen ſchon längſt zwi⸗ ſchen den Ehegatten beſtanden und in der letzten Zeit wiederholt zu Thätlichkeiten ausgeortet ſein. Angefichts des erdrückenden Beweismaterials hat Obſer die That bereits eingeſtanden. — Don aueſchingen, 16. März. Am 7. d. M. begab ſich Se. Durchl Fürſt Karl Egon zu Fürſtenberg in Begleitung J. Durchl. der Prinz ' ſſin Amelie zu kürzerem Aufenthalte nach Paris. Am Sonntag früh erkrankte der hohe Herr an Influenza mit raſch ſich entwickelnder beiderſeitiger Lungenent⸗ zündung. Se. Durchl. der Erbprinz Karl Egon wurde an das Krankenlager berufen und geſtern Abend 8 Uhr konnte derſelbe Ihrer Durchl. Prin⸗ zeſſin Eliſabeth, die ihr hohes Geburtsfeſt feierte, be⸗ richten, daß noch keine Lebensgefahr zu befürchten ſei. Nachts 11 Uhr aber erlag der hohe Patient ſeinen Leiden. Tief erſchüttert vernahm die hiefige Bevölkerung heute früh den ſo unerwartet eingetre⸗ tenen Tod des bohen Entſchlafenen, in welchem die hieſige Stadt, ſowie das ganze fürſtliche Standes⸗ gebiet ſeinen treueſten Freund und erhabenſten Wohl⸗ thäter verloren. — Ludwigshafen, 16. März Das große Baugeſchäft Fafig u. Sohn iſt vergangene Nacht voll⸗ ſtändig nebſt allem Zub⸗hör abgebrannt. Drei angren⸗ zende Wohnhäuſer find teilweiſe ein Raub der Flam⸗ men geworden. — Wien, 17. März. Der Dienſibotenmörder Schneider iſt heute früh ſteben Uhr hingerichtet worden. — Ein Akt ſchändlichtter Grauſamkeit wird aus Szöreg (Ungarn) gemeldet, welcher von einem dortigen Bau rn, Namens Milefin, an ſeiner Schweſter, einer unglücklichen, ſtummen Frau, verübt wurde. Vor anderthalb Jahren machten die G⸗ſchwiſter eine kleine Erbſchaft, welche ſie zu teilen gehabt bätten. Statt ſeiner Schweſter den ihr gebührenden Teil auszufol⸗ gen, ſchleppte Milefin die unglück iche Frau in eine enge, fenſterloſe Kammer, deren Thür er vermauerte. Durch eine handbreite Oeffnung reichte der entmenſchte mein Gott, das iſt zum Raſendwerden, wir blamiren uns wirklich vor unſeren Gäſten! Keine Torte und — Mohnſtriegel mit Odeur von Citronen! Was habe ich doch für Qual und Plage auf der Melt und ich weiß wirklich nicht mehr, wo mir der Kopf ſteht. L Und Du ſagſt gar nichts dazu, Du ſtehſt da, wie eine Vildſäule! So thue doch den Mund auf und rede ein Wort! Oder noch beſſer, hole mir ein Glas friſches Bcunnenwaſſer und meinen Karmeliter⸗ geiſt. Siehſt Du nicht, daß ich beinahe vor Er⸗ ſchöpfung umfalle!“ f Das junge Mädchen war längfl an das gut⸗ mütige Poltern und Schelten der gnädigen Frau von Bielinski gewöhnt. Sie eilte raſch hinaus, um bald wieder mit dem Verlangten zurückzukehr n. Die Dame hatte ſich unterdeſſen in einen Lebnſeſſel ge⸗ worfen, die Füße bequem von ſich gestreckt und ein geſticktes Kiſſen unter den Kopf geſchoben. Sie ſah 5 ſehr erhitzt aus, ihre Wangen glüten und fie wehte ſich haflig mit dem Taſchentuche Kühlung zu. Dieſe ſeit Jahren verwitwete Edelfrau lebte wie eine Patriarchin auf ihrem Gute, denn den vor⸗ a nehmen Polinnen iſt es in ihrem Baterlande ge⸗ ſtattet zu thun, was ihnen beliebt. Der einzige Sohn, ſowie ſämmtliche Dienerſchaft war ſtets be⸗ reit, ſich in ihre tauſendfachen, oft ſehr kindiſchen Wunſche zu fügen, auf jeden Wink zu horchen und f ihr unbegrenzten Reſp⸗lt und Behorſam entgegen ⸗ zubringen. 5 Frau von Bielinski war freundlich und gut⸗ herzig. aber zugleich ſelbſtſüchtig, launenbaft und eigenfinnig. Sie gehörte zu jenen weiblichen Weſen, deren Typus man eigentlich nur unter den Polinnen und Ruſſinnen findet. Sie war heute liebenswürdig ohne Grenzen, herablaſſend, kindlich — morgen ſtrenge, fort, komme hochmütig und hart bis zur Grauſamkeit. Bald war ſie zu nachſichtig, bald lonnte das geringſte Verſeben ſie zum maßloſen Zorn reizen; ibre Launen wechſelten wie Aprilw⸗tter. Sie war jedem neuen Eindruck unterworfen und liebte die Veränderung. In Folge ihrer Unbeſtändigkeit mußten ofteihre beſten Freunde einer neuen Bekanntſchaft weichen, die nach kurzer Zeit wieder beſeitigt wurde. Da ihr der richtige Takt und die wahre Würde des Herrſchens fehlte, ſo ſchwatzte ſie häufig mit der Dienerſchaft und ließ ſich don dieſer die Neuigkeiten aus dem Städtchen erzählen, die großes Intereſſe für ſie hatten. Ihre wichtigſte Lebensaufgabe ſchlen aber darin zu beſtehen, Stunden lang auf einem Diwan zu liegen, franzöfiſche Romane zu leſen und Bonbons und Coy fitüren zu naſch'en. Trotzdem ſie den Putz liebte, machte ſie aus Bequemlichkeit nur dann Toilette, wenn ſie ausfuhr oder Beſuch em⸗ pfing. Roman, ihr einziges Kind, war ihr Abgott, ſte liebte ihn leidenſchaftlich, mit eiferſüchtiger Un⸗ ruhe; aber auch ihn konnte ſie oft mit Kleinlich⸗ keiten quälen und zur Verzweiflung bringen, denn ihr Egoismus war ſtärker, als ihre Mutterllebe. „So, nun liege ich ziemlich bequem und kann ein wenig ausruhen,“ rief ſie dem jungen Mädchen zu, welches ihr Waſſer reichte. Sie trank mit vollen Zügen. „Ach, wie das erfriſcht! Nun reibe mir die Stirn mit dem Karmelitergeiſt! — So, das iſt gut, das thut wohl!“ Sie ſchloß behaglich die Augen und gähnte. „Aber laufe doch nicht gleich wieder her und erzähle mir, was wir heute Gutes zum Souper eſſen werden. Hoffentlich hat die Köchin die gemüſteten Hühner mit Trüffeln ge⸗ füllt und die Karpfen in brauner Briüh gekocht. So lange die Kwileckis hier bleiben, darf nur echter Bruder ſeiner bedauernswerten Schweſſer dle tal Nabrung, welche aus rohen Kartoffeln, Brottind und Knochen beſtand; Waſſer erhielt die eingencl. erte Frau faſt niemals. In dichter Finſſernig und inmitten eines ekelbaften Schmutz es verbrachte zie Aermſte anderthalb Jahre. Ein Beamter begab ſch mit zwei Maurern in das Haus Mil fis. Die Pn mauerung wurde ausefnandergenommen und man fand die unglückliche Frau in einem unbeſchrelblich jammervollen Zustande. Die Unglücliche wurde iu Szegediner Spital befördert, gegen Milefin it die Unterſuchung im Gange. — Paris, 15 März. Heute feüh zwel Uhr fand in der gegenwärtig zu ſtädtiſchen Verwaltungszw ehm dienenden ehemaligen Kaſerne Lobau eine wahrſcheinlih durch Dynamit veranlaßte Exploſion ſtatt. de Knall war ſehr heftig, dagegen beſchränkt ſich de Schaden auf zerſprengte Fenſterſchelben. — Petersburg, 16. März. Aus Rafe wurde bier dringend um Hilfe zur Bekämpfung der Flick yphus⸗Epidemie, welche dort graufig heiſche erſucht. Im Gouvernement Raſan ſollen gag Dorfer durch Hunger und Typhus ausgeſtorben en, Die Geſellſchaft des Roten Kreuzes organffet ir Kafan eine aus Aerzten und barmherzigen Schweſſemn beſtehende Sanitätskolonne. — Athen, 16. März. Nach Telegrammen aus Lariſſa wird die Ebene Theſſalſens von Myrfahem Feldmäuſen heimgeſucht; die geſammte Erne ff bedroht. 5 — Madrid, 16. März. Die geſamte Um gebung Mureio's iſt vollſtändig überſchwemmt. De Guadalquivir hat in Aranju⸗z die Königlichen Far ten überſchwemmt, der Palaſt ſelbſt iſt bedrohl, Humoriſtiſches. — (Auch eine Kur.) Hausfreund (un zehnjährigen Ella, die von einer Somme rreiſe zurich⸗ gekehrt iſt): „Saperlot, Du fiehſt jg prächtig aug mein Kind. Wo haſt Du Dir denn dies frische Nel Deiner Backen gebolt?“ — Ella: „Vom Toſleſten⸗ tiſche der Moma!“ ie Seiden-Damaſte ann we farbige v. Mk. 2 35 bis Mk. 12.40 p. Met. (es, 35 Qual.) — verſendet roben⸗ und ſtlckw⸗ e porto⸗ und zollfrei das Fabr'ik⸗Depot G. Henneberg (K. u. K Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend, Dopp : ſt⸗s Bri⸗fporto nach der Schweiz. — — Karawanenthee genommen werden, es mülſſen no zwei Pfund davon vorhanden ſein. Hörst Du, mut echten Thee. Stelle auch Seltersweſſer auf daz Büffet, denn es iſt eine Hitze zum E flicken, Podeſ muß auch Eis aus dem Keller holen, damit der Champagner abgeküblt wird. Jeſus, an was Alles denken muß, und Niemand unterſtüßt mic darin!“ „Die gnädige Frau braucht ſich keine Sorgen zu machen,“ ſagte freundlich Jadwigg. „Ich habe bereits Alles zur Aufnabme unſerer Gäſte in Ord- nung gebracht, auch Michalina wird es an Nacht fehlen laſſen. Die gnädige Frau kann wirklich noc ein Bischen ausſchlafen, bis ſie kommen.“ „Ja, Du b ſt ein gut⸗s Mädchen, ein woher Schatz für mich! Was ſollte ich arme geflache Frau wohl ohne Dich in der großen Wirthſchaft anfangen? Freilich, ich habe es auch verdient un Dich, denn als ich Dich zu mie nahm, wort du noch ein unnütz 's Aeffchen und konnteſſ kaum feh n, Ich habe unendlich viel für Dich gethan, Jadwigg, vergiß das niemals!“ 0 9 Die Edelfrau liebte es ſehr, dem jungen M chen bei paſſ enden Gelegenheiten die Wollen die ſie ihm erwieſen, in's Gedächtniß zu rufen un ſich ſelbſt dabei in eine gerührte Stimmung zu her⸗ ſetzen. So blickte ſie auch jetzt wit schwimmenden Augen zur Decke empor. Nach einer Weile 9 70 ſte weiter: „Ich freue mich doch ungemein, daß di Kwileckis endlich einmal nach Lygolta 2 das wird eine angenehme Abwechſſelnng in unſert f einförmigen Leben ſein. Es ist oſt ſchreclich 115 weilig bel uns, kein Menſch vertreſbt uns die Zelt. Gortſctzung folgt.) e 1 Altec 122 155 0 n Un Dat eum nihrend Sladthior 1 an Senburg, u Fir de er in Nuten ur Fu l flniche Tua ern Ein fen Nunbutg, lur g int eie 4 g, gd l Lan Eibe, dannen — Wal, Amun N n W 1 2 N. 0 llt d. fa dunn Sup 0 Mihalgl. N