flit d Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ ea blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. 1 0 Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. * Allgemeiner Anzeiger erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1 Nr. 22. 1 Mittwoch den 16. Mär 5 . i Politiſches. helm, ſodaß der Großherzog mit dem preußiſchen [und Schöne haben ihm ein dauerndes Denkmal der — Mannheim, 13. Mürz. Der Neſtor E der badiſchen nationalliberalen Partei, Herr Bank⸗ 1 präfident Eckhard, beging heute ſeinen 70. Geburts⸗ len, lub! tag. Bei der hervorragenden Stellung. welche der miu Jubilar ſeit einem Menſchenalter in der badischen natſonalliberalen Partei einnimmt, und bei den großen Verdienſten, welche ſich derſelbe ſeit den ſechziger N Jahren im öffentlichen Leben erworben, ſowie bei der ten e, entſchiedenen Rolle, welche er in der badiſchen Ge⸗ ſeßgebung Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre ol geſpielt, war es vorauszuſehen, daß Herrn Eckhard 'onditt. zu ſeinem 70. Geburtstag aus allen Teilen des dadiſchen Landes ſowie aus den außerbadiſchen deutſchen Landen zahlreiche Glückwunſchſchreiben und Telegramme zugehen würden. Die Wohnung des 4 Jubilars war heute in einen wahren Blu engatten 7 verwandelt. Sowohl die Staats- als auch die a ſtödtiſchen Behörden ſandten Vertreter. Gegen 10 offe N Uhr erſchien eine Abordnung der hiefigen national⸗ leider liberalen Partei, um dem Jubilar im Namen des ene und Wahlkreiſes Mannheim ⸗Weinheim⸗ Schwetzingen eine in den wärmſten Ausdrücken verfaßte, auf das Künſt⸗ leriſchſte ausgeſtattete Adreſſe zu überreichen. Darmſtadt, 14. März. Der Großherzog jach. ift dem Schlaganfall, der ibn vor einigen Tagen 1 betroffen, in der Nacht vom Samffag zum Sonntag 7 erlegen, betrauert nicht nur von ſeinen Unterthanen, — ſendern von dem geſamten deutſchen Volke, das in — ibm einen edlen Bundesfürſten von echt vornebmer Gefinnung und leutſeliger Huld verehrte. Ludwig IV. 1 war am 12 September 1837 als Sohn des Prinzen 3 Karl von Heſſen, des Bruders des Großherzogs . Ludwig III. und der Prinzeſſin Eliſabeth von Preußen geboren, einer Tochter des Prinzen Wil⸗ helm von Preußen, des Oheims des Kaiſers Wil⸗ Köͤnigsbauſe blutsverwandt war. Bereits in ſeinem 16. Lebensjahre trat er in das heſſiſche Militär ein; darauf beſuchte er die Univerſttäten Gießen, Wöt⸗ tingen und Bonn und nahm nach beendeten Stu⸗ dien ſeine militäriſche Laufbahn wieder auf. Im Jahre 1862 vermählte ſich der Prinz mit Alice Prinzeß Royal von Großbritannien, einer Tochter der Königin Viktoria, und wurde dadurch der Schwager des Kronprinzen Friedrich Wilh⸗lm. Die überaus glückliche, dem Lande vorbildliche Ehe, aus welcher fünf Kinder entſtammten, von denen der jetzige Großherzog Ernſt Ludwig, am 25, Novpbr. 1868 g⸗boren, das vierte iſt, wurde leider durch den Tod frühzeitig getrennt, die Großheriogin ſtarb am 14. Dezember 1878 und das Großherzogtum wurde durch den Verluſt der in Werken der Nächſten⸗ liebe überaus thätigen Fürſtin ebenſo wie das groß ⸗ herzogliche Haus auf das ſchmerzlichſte berührt. — Die Verdienſte des verewigten Fürſten um ſein Land und das Deutſche Rich, dem er als treuer Bundes⸗ fürſt angehörte, ſind über die Grenzen des Groß⸗ herzogtums bekannt. Mit lebhafter Dankbarkeit wird ſein Volk es ſtets anerkennen, daß der Groß⸗ herzog bedeutende Erſparniſſe in der Finanzwirtſchaft herbeifübrte, daß er ſelbſtlos mit einer Herabſetzung ſeiner Cpilliſte um 300,000 M. ein treffliches Beiſpiel gab. Die günſtige Fmanzlage, eine Folge dieſer weiſen Verwaltung, ermöglichte im Jahre 1888 die Herabſetzung der Grund⸗, Gewerbe⸗ und Einkommenſteuern und ließ bedeutende Bauten im Intereſſe von Kunſt und Wiſſenſchaft entſt hen. In der Vollkraft ſeiner Jahre iſt Ludwig IV. abberufen worden, aber ſein Gedächtnis wird nicht erlöschen, ſeine echt landesväterliche Geſinnung, ſeine edle Selbſtlofigkeit, ſein warmes Gefühl für alles Gute Die Wallfahrt nach Czenſtochau. Roman von Johanna Berger. ein Tuch von blauer Wolle ſchmiegte ſich knapp um die volle Büſte und ein ſchwarzer kurzer Rock fiel in reichen Falten auf winzig kleine Füßchen hetab, welche in roten Strümpfen und zierlichen Lederpantöff chen ſteckten. Das junge Mädchen hatte ihren Strauß fertig und hielt ihn prüfend vor ſich hin. Dann trat ſie an das offene Fenſter, um in's Freie zu blicken. arnfeh Doch jäh errötend, wich ſie raſch wieder zurück und rren⸗ 1 machte ſich von Neuem an der Tafel zu ſchaffen. ſt und! Denn aus dem Garten hatte ſich mit haſtigem Tritt ein junger Mann dem Fenſter genähert, war davor ſtehen geblieben und ſah mit offenbarer Verwunder⸗ ung in den feſtlich geſchmückten Raum hinein. Es war ein höchſt anmutiges Bild, welches dieſe beiden gt. jugendfriſchen Menſchen boten. So ſchön, ſo wohl⸗ I geſtaltet und von ſo edler Harmonie an Geſtalt und nwti, Schönheit mochte man nicht leicht zwei Menſchen finden. Der hohe, ſchlanke Wuchs des jungen Mannes wurde durch den eng anliegenden, mit Schnüren be⸗ ſezten Rock von feinem Moskauer Tuch noch mehr gehoben. Eine polniſche Mütze ſaß keck auf dem llaſſiſch geformten Kopfe mit dem üppigen braunen Kraushaar, und der dunkle, volle Schnurrbart gab dem liefgebräunten Antlitz den Ausdruck von Männ⸗ — — Liebe und Verehrung geſitzt. Er ruhe in Frieden! Darmſtadt, 14. März. Die Beiſetzung des Großherzogs findet Donnerstag Vormittag 11 Uhr ſtatt. Dem Vernehmen nach treffen die Kaiſ⸗ rin Friedrich, Prinz ſſen Margaretha und Erbprinzeſſen von Meiningen zum Begräbniß ein. Berlin, 14. März. Der Kaiſer iſt von der Erkältung, die er ſich jüngſt zugezogen hatte, ſoweit wieder hergeſtellt, daß er nur noch das Zim⸗ mer zu hüten braucht; Vorträge hat der hohe Herr indeſſen noch nicht wieder entgegengenommen. — An dieſem Montag nahm der Reichstag ſeine Verhandlungen nach mehrtägiger Pauſe mit der deſtten Leſung der Novelle zum Krankenkaſſen⸗ geſeß wieder auf. Dieſe wichtige ſozialpoliliſche Vorlage befindet ſich bekanntlich ſchon ſeit der vori⸗ gen Seſſion — oder richtiger ſeit dem vorigen S'ſſionsabſchnitte — des Reichstages auf ſeiner Tagesordnung und haupkſächlich, um die genannte Novelle zu erledigen, erfolgte im Mai 1891 die nochmalige Vertagung des Hauſes, denn ein formeller Schluß der Seſſion wäre unter den gegebenen Ver⸗ hältniſſen gleichbedeutend mit dem vorläufigen Scheitern der Novelle geweſen. In ſeiner gegen⸗ wärtigen S tzungsperiode hat nun der Reichstag die zweite Leſung der Vorlage in eingehenden und ſchwierigen Debatten durchgeführt und jetzt ſchickt er ſich alſo zu ihrer dritten Beratung an, welche in Anbetracht der langen und mühſeligen bisherigen Verhandlungen über dieſen Gegenſtand um ſo glatter verlaufen wird. Mit Erledigung der Novelle zum Krankenkaſſengeſetz wird dann der Reichstag eine Hauptarbeit hinter fich haben, es bleiben dann, was andere wichtige Beratungsgegenſtände anbelangt, nur noch die dritten Leſungen des Etats und des lichkeit und Kraft. Stwas ungemein Ritterliches und Zwangloſes in Haltung und Bewegung, ſo wie die feine Nationaltracht verrieten den polniſchen Edelmann. Einige Minuten verharrte er regungslos an ſeinem Platze. Seine lebhaften braunen Augen muſterten mit Wohlgefallen die hübſch arrangirte Taſel und dieſmit Blumen und Tannengrün geſchmück⸗ ten Wände. Doch ſchweiften ſie gefliſfentlich an dem Mädchen vorüber, als ſch'ue er fich es anzuſehen. Nach einer Weile ſchlug er ungeduldig mit der Reit⸗ peitſche an ſeine hohen Stulpenſtiefel, klirrte mit den filbernen Sporen und ſtützte beide Arme auf das Fenſterbrett. „Jadwiga“, rief er leiſe, indem er ihr Potzt voll den Blick zuwandte. böſe?“ g Das Mädchen wandte ſich um und ſchüttelte das blonde Koͤpſchen. „Nein, Pan Roman!“ „Das iſt gut“, erwiederte er. „Dein Schmollen war auch nicht auszuhalten. Das mußt Du Dir abgewöhnen, Jadwiga. Aber haſt Du hier heute Alles ſchön gemacht! Wahrhaftig, ich bin überraſcht, von dem Glanz! Nun wirſt Du Dich wohl den ganzen Tag für uns abgequält haben und kein Menſch im Hauſe dankt es Dir!“ f „Iſt gar nicht nötig, ich thue einfach meine Pflicht. Von klein auf hat man mir hier Wohl⸗ fen: erwieſen, da moͤchte ich gern erkenntich dafür ein!“ „Jadwiga, biſt Du noch „Was man für Dich that, war wenig genug! Da⸗ für mußt Du Dich von früh bis ſpät in der Wirt⸗ ſchaft tummeln wie eine Magd, Trepp' auf, Trepp' ab ſpringen, bügeln, kochen, nähen, backen und tau ⸗ ſend Sachen verrichten. Gott weiß allein, was man Dir alles aufbürdet. Wenn ich Dir nur einmal eine Laſt abnehmen oder Die belfen könnte?“ Das Mädchen lachte hell auf. „Ach, Pan Roman, ich muß lachen! So etwas würde ſich prͤch⸗ tig ſchicken für den gnädigen Baron von Bielinski. Mir eine Arbeit abnehmen? Ich bin doch kein Edel⸗ fräulein, nur die arme Waiſe vom Haufe!“ „Leider, leider, Jadwiga, obgeich Du mit Deinem wunderhübſchen Gefichtchen, Deinem Apart⸗ thun und Deinem mächtigen Trotzköpfchen nicht nur ein Edelfräulein, ſondern auch eine wirkliche Prin⸗ zeſſin abgeben könnteſt! Manchmal habe ich riefigen Reſp kt vor Dir, Du biſt immer ſo ſtolz — ſo un⸗ nabbar — ſo, ſo — nun ſo kühl — eiskalt bis an's Herz binan!“ „Wüßte gar nicht, wie ich anders ſein ſollte, es iſt einmal ſo meine Art!“ entgegnete ſie raſch. „Aber mich behandelſt Du beſondens ſchlecht! Und Du k kannſt Dich doch in keiner Weiſe über mich beklagen, ich komme Dir mit jeder Rückficht entgegen, die Du zu verlangen haſt!“ Jadwiga fenkte den Kopf auf ihren Strauß herab, den ſie noch immer in ihrer Hand hielt, da⸗ . bei bedeckten ſich ihre Wangen mit einem zarten