brocht⸗ im Landtog einen Antrag auf Abänderung des chentzes in, nach welch izterem die religi⸗ zien Orden nicht ohne die Genehmigung der Raier⸗ ung eingefübrt und einzelne Ayſtalten der eing ⸗fübr⸗ ten Orden nicht ohne Genehmigung errichtet werden dürfen. An die Stell- der Genehmigung ſoll die Anzeigepflicht treten. Ferner verlangt das Zentrum die Aufhebung des Gesetzes, nach welchem die Ab⸗ haltung von Miſſionen und die Aushilfe in der Seel⸗ ſorge durch Mitglieder der nicht eingeführten Orden verboten werden ſoll. Darmſtadt, 10 März. Heute iſt in dem M finden S.. Kgl. Hohrit des Großherzogs B ſſer⸗ ung eingeheten. Der hob Patient iſt zeitweſſe bei Mewußttenn, das Schlucken iſt weniger beſchw'rlich. ſo daß das mehr flüſſige Nahrung gegeben werden konnte. Die Läßmungserſcheinungen dauern unver⸗ ändert fort. . bin, 10 März. Laut einer Mitteilung der Voſſ. Z tung bat der Herzog von Cumberland den ſtagtsrechtlchen Zuſtand Deutſchlands anerkannt in Folge deſſen werde ibm der Welfenfond vorbe⸗ haltlich der zweifelloſen Genehmigung des Landtages Übermittelt werden. Berlin, 10. März. Der Reichsanz⸗iger mel⸗ det: Der Kaiker iſt durch leichte Erkältung aendtiat. das Bett zu hüten und nahm heute keine Vorträge entgegen. Verſchiedenes. — Mannheim, 9 März. Auf der Station Jodd⸗lon bei Darmſtadt (Ri⸗dbabnſtrck) ereianete fich g⸗ſte'rn abend gegen 7 Uhr durch den Zuſam⸗ menſtoß zweier Güterzüge ein Eiſenbahnunglück Ein von Mannbeim kommender Güterzug fuhr auf den in der Station rangierenden Güterzug. Ein Maſchiniſt und ein Heizer, ſowie ein Zugfübrer und 4 Bremſer find zum Teil ſchwer verl· zt. Den Führer des Zug ⸗ 3 ſoll kein Verſchulden treffen, da an ſeiner Maichine ein Waſſ⸗rſtandalas aebro den war und er vor dem ausſtrömenden Dampfe nichts ſeben konnte. Der Der Zuſammenprall war ein furchtbarer, beide Ma⸗ ſchinen und die unmitt⸗Ibar dahinter befindlich en Wagen wurden aus dem Geleiſe geſchleudert und 7 Wagen ſtark, 2 weniger flark beschädigt. Die beiden Maſch 'nen find unbrauchbar geworden. — Karlsrube, 9. März. Mir wollen nicht verſüumen nochmals darauf aufmerkiam zu machen, daß am 28 März der Hauptkurs für Obfibau an der Großh. Obſtbauſchule hier beginnt. In dieſen urs werden junge Leute, welch“ das 15. Vet ns. jebr zurückg⸗legt, einen guten Wumund und die für das V'rſtändnis des Unterrichts erforderlichen Kennt⸗ niſſe befitzen, aufgenommen. Weniger oder unbe⸗ mittelt: Schüler erhalten meiſt vollſtändigen Nachlaß der Verpflaaungs⸗ und Erſotz der R'iſekoſten, ſo daß der Beſuch dieſes Kurſes mit kaum nennens⸗ werten Aus lagen verbunden iſt. Da Ende April, zur Z'it des Kurſes, die Jubiſäumsausſtellung des Badiſchen Landesgartenbauvereins ſtattfindet, mit welcher auch eine Ausſtellung von Obſt, Obſtbäumen und landwirtſch. Geräten und Maſchinen verbunden wird, an der ſich die hervorragendſten Geſchäfte Deutschlands beteiligen, ſo iſt den Beſuchern dieſes Obſtbaukurſes auch die ſeltene Gelegenheit geboten, eine für ſie böchſt inter⸗ſſante und lehrreiche Aus⸗ ſtellung eingehend befichtigen zu können. Wir em⸗ pfeblen daber allen unſeren jungen Landwirten, für die ja die Obſtkultur, als eine der wichtigſten Ein⸗ nahm quellen des landw. Betriebs, von der größten Bedeutung iſt, ſich zum Beſuch des Obſtbaukurſes zu entſchließen und fich rechtzeitig bei dem Vorſtand der Anſtalt anzumelden. — Aus Baden, 8. März. In dem Kehler Bankkrach erkolgten jetzt die Verbaftungen der zum e iſt belaſt⸗ten Perſönlichk⸗ ten. Fabrikant Friedrich Wolter, der Schwiegerſohn Durains, ſowie der zweite Vor⸗ ſtand der Bank, Bierbrauer Karl Müller, haben unfreiwillig Quartier im Unterſuchungsgefängnis ge⸗ nommen. — Mainz, 9. März. Vor ca. 14 Tagen verftarb ber eine alte Frau, die ſich durch Waſchen und Putzen ernährte und auch Ge ſchenk⸗ in Baar, Naturali⸗n von wohlhabenden Leuten nicht verſchmähte. Lribliche Verwandte hatt⸗ de Frau nicht und nur einige entferntere Berwandte waren die Erben der Verſtorbenen. Ein Teſtament ſowobl, als auch Werthſachen und Geld wurden nicht vorgefunden, ob⸗ wohl die V'rwandten auf ſo etwas hofften, da die Verſtorbene auß -rordentlich geizig war und auch vor langen Jahren einmal ein kleines Sümmchen geerbt hatte. Vor einigen Tag 'n ſollte nun das Mobilar aus der Wobnung entfernt werden; als die Bett⸗ ſt lle von der Wand gerlckt wurde, entdeckte man in derſelb en ein ziemlich großes Loch und in d⸗mſelben in einem alten Popier mit Lumpen umhüllt eine Summ' von ca. 10.000 Mk. in Staatap pieren und baaren Geld. Die Geige batte ihren Schatz. um vor Dieben ficher zu ſein, in dieſem Verſt eck geborgen. — Walldtzen, 9. Mie, Gem geg, mittag fil das 11 Jahre alte Mädchen des Land. wirtbs Kaiſer hier in den zugefrorenen See und wäre ficherlich ertrunken, wenn nicht der Lehrer Brünner von hier, der auf dem See Schlittschuh lief, bei eigener Lebensgefahr in den Ser geiprungen und daſſelbe aus der Tiefe gezogen hätte. — Thorn, 8. März. 29 Jabre in einem bohlen Baum geſt⸗ckt bat die Leiche eines Mannez Roſowski aus Blamndy an der Ruſſiſchpolniſchen Grenze. Derſelbe batte 1863 in einer aufftändiſchem polnſſchen Truppe gekämpft; wahrſcheinſſch war er dor den Verfolgern in den Baum g⸗flächt⸗t und ß aug demſelben nicht wieder berousgekommen. Man fand erſt von Kurzem das Skelett des Unalücklichen, das noch mit Flinte, Säbel und Feldflaſche behängt war — In Eberswalde hat ſich ein 260füöbriger Kellner, Namens Kielblock, wegen ſeiner großen Aehn⸗ lichk'it! mit dem Raubmörder W tzel, im Mühlen teiche ertränkt. Als letzterer bald nach elner The geflüchtet, wurde Kielblock während zweier Mona nicht weniger als dreimal für Wetzel gehalten und ols dieſer in drei verſchiedenen Stöͤdten verzaſſel Dieſes entſtzliche Pech hat den früher lebensfrohen Menſchen kobfſchen g⸗macht. wozu noch kam daß er ouch von den Gäſten des R⸗ſtaurants, in denen er ongeſtellt war, wegen ſeiner Aehnlichk⸗ t mit W gal häuften a⸗bänſelt wurde. Kurz vor ſeinem Ende auß ele er einem Kollegen gegenüber, das ihn die Aehniich⸗ keit mit dem Raubmörder noch in den Tod reiben werde; er hat dieſen nun im Eberhwalter Mühlen⸗ teich geſucht und gefunden. — Bremen, 9 März. Der engliſch⸗ Dampfer Invertros von 2800 Tonnen, von Phſlad⸗Iphſg nog Kalkutta, iſt unterwegs unterg⸗gaagen. Die Halſte der Mannſchaft ertrank. i — Peſt. 8. März. Ein erſchütternder Vor⸗ fall b'rſtzte das Haus des Unt⸗rrichtsminiſzers Grafen Cſaky in die tiefſte Trau⸗r. Der Reichstags⸗ Abge⸗ ordnete Graf Stephan Cſaky, der einzige Sohn dez Unterrichtsminiſters, ein boffnungsvoller, junger Mann, bat ſich erſchoſſen. Graf St⸗phan Cſalg voll⸗ endete erſt vor Kurzem ſein 24. L bensfahr. — Madrid, 9. März. In ganz Spanſen richt 'n U-berſchwe'mmungen beträchtlichen Schoden an Namentlich der Guadolqu ver und der Toe ſind in beunruhigender Weiſe ausgetreten. e 5 W. e eee 8 Das Stärchen bietet, wenn auch ringsum von malerlich er Landſchaft umg⸗ben, keinen anmutigen Anblick. Der aroße Marktplotz, ſo wie die ſchlecht ge⸗ pfloſterten Straßen baben ein unſauber⸗s Aus ſehen, nur die alte architektoniſch ſehr schön Pfarrkirch⸗ iſt bemerkenswert. Ein⸗ Menae Israeliten b: wohnen den Ort, der ſich größtenteils durch den Verkauf von Roſenkränzen, Amul⸗tten und H'ilig⸗nbilde rn nährt. Dicht binter der Stadt fließt die Wartha da⸗ bin, ein breiter, aber träge üröm nder Fluß, deſſen ſtle Uſer von freundtichen Landbäuſern umtäumt id. in wichen die beſſer fituirten Bürger von Czen⸗ 1 wohnen, welche faſt alle polniſcher Nationalität nd. „ bolb⸗ Stunde davon enfernt, unweit der alten Backſteinmauer, welche die Stadt in einem wen Hogen umſpannt, befand ſich ſeit langen Jahren ein bübecher kleiner Ed⸗hof. Das Hö rren⸗ baus wir ein alter, aber zierlicher Bau von golbiſcher Art, deſſen ſchlanke'r Turm w'it in's polniſche Land binaus grüßte, Es machte mit ſeiner arünumlaubten Vranda einen gar traulichen Eindruck. Kunſt und Natur hatten um daſſelbe einen zwar etwas ber⸗ wilderten, aber deſto lauſchigeren Garten geſchaffen, woſelbſt uralte pächtige Lindenbäume ſtanden, in deren ſchattigen Aeſten hundert ⸗ von kleinen Süngern 15 lieblichen Lieder in die duſtgetränkte Luft ſchmet⸗ erten. Wenn man aber dem Landbaule näher kam, mußte man bemerken, daß das gute Ausſehen deſ⸗ ſelben ſich bedeut nd verlor. Stellen weiſe war der Putz von den Mauern abgebröckelt und das dichte Blättern tz des Eph'us, welcher das ganze Gebäude umrankte, vermochte die mancherlei Schäden nicht ganz zu vecbergen. Leider waren die Nachkommen der ſtolzen Magnaten, welch⸗ ſchon ſeit einm Jahr⸗ bundert von Geschlecht zu Geschlecht den Edelfſtz be⸗ ſeſſen batten, nicht mehr in der Lage, den eh' ma⸗ ligen Glanz und das Anſehen deſſ lben aufrecht zu erhalten. In Flur und Feld hatten die Landleut⸗ Feier⸗ abend gemacht; Frieden und Ruhe berrſchte Überall. Vom heiligen Berge ſchwebte melodiich feierlicher Glock nklang berab und läutete das Abe Maria ein. U bir die Stadt wirbelten blaue Rauchfäulen auf, die ſich allmälich mit den feuchten N beln, die von der Wartha kamen, zu duftig en Schleiern verwoben und langſam durch die Landschaft dahinzog n. Nur das ſtattliche Kloſter ragte, vergoldet vom letzten Sonnenſtrabl, noch klar und deutlich in die Däm⸗ merung des Abends empor. Die bohen Sp tzbogenfenſter des im Paterre gelegenen Sp'iſeſaales im Herrenbauſe ſtanden weit offen, um der friſchen Abendluft und dem Linden⸗ blüthenduft Einlaß zu gewähren. Die Wände waren mit altmodiſcher Malerei bedeckt und faſt bis zur Hälfte mit Eich ⸗nbolz g- felt. Auf dem ungeheuren Kaminofen von grünen Kacheln befanden fich eine Anzahl altertümlicher Krüge, Humpen und Schalen aus 9, brannt / m bunten Thon. Daneben thronten auf geſchnitzten Holzſimſen zwei koloſſale Bronze⸗ büſten von Mick ewe und Ktasz⸗wski. Eine Menge Hirſchgeweibe, Bärenklauen, Eberzähne und das mächtige Hörnerpaar eines wilden Stieres hingen an den Wänden herum, welche heute noch außerdem mit niedrigen Tann /n und Fichtenbäumchen dekorirt waren. En ſchön polirter W ff nſchrank mit zum Dil wert⸗ vollem Inhalt — ein groß⸗s eichenes Büff t. ein Ctedenztiſch, bochlebnige Lederſtüble und ein mächtige Lehnſeſſel bildeten das Meublement des 5 ſehr geräumigen Saales, welcher beute ein gor feſt⸗ liches Aussehen hatte. Denn üer der breiten Ein⸗ gangsthür prangte ein große Biumengurlonde und ſogar der alte, aus Rü bkronen kunſtvoll zufommen⸗ gefügt Kronl-uchter trug ein anſehnliches Känzleln von Kornblumen und Roſen und war zur Feſer des Tages mit zwölf roſenroten Wachskerzen beſteck. Mitten im Saal ſtand eine lange Tafel, welche mit einem feinen weißen Damaſtgewebe bedeckt war, Dos darauf b'findliche Geſchirr war don Mes Porzellan, doch befremdete es, daß ſich da und dent ein ordinärer Teller breit machte. Auch neben den klaren feingeſchliffenen Weinglaͤſern und Römern be⸗ fanden ſich mehrere von der ſchlechten Qualität, die auf den Jahrmärkten des Städtchens ſeſlgebeen wurden. Sogar das ſchwere altertümliche Sſher⸗ gerätb hatte man durch einige Löffel von Alfentde vervollſtändigt. Ein jungetz Mädchen war eifrig mit der Aus⸗ ſchmückung der Tafel beſchäftigt. Sie folkete die Servietten in zierliche Fäch'r, füllte m⸗hrere Kihſtal. ſchalen mit Blumen, Rirſchen und Erdbeeren und ſt/ckte in j des Weinglas ein Tonnenzweiglein und eine Roſenknospe. Dann begann ſie aus einem mit Blumen gefüllten Korbe die ſchönſten auszl⸗ wählen und einen Strauß zu binden. N Die Abend öte wob einen Pupurſchein um die ſchlanke Mädchengeſtalt und um das reiche Na Haar, das in Flechten aufg⸗bunden, ein ſelten schöne Anti umrahme, dſſen kötzer Ren der nme kennbare Ausdruck von Unſchuld und Kindliche war und aus dem zwei dunkelblaue taumeriſch⸗ Augen etwas verſchleiert unter langen ſeidenen Wimpern in die Welt blickten. 170 N (Fortſezung folgt.) 7 A 1 1 f an dul ll 5 n l