zertrümmerten Wogen ins freie Feld und mußte ſpäter eingefangen werden. Obwohl die Station Friedrichsfeld die Zentralweichenſtellung beſitzt, ſoll die Urſache in falſcher Weich nſtellung liegen. — Paſſau, 27. Febr. Ein Scheufal in Menſchengeſtalt iſt die wegen Kindstötung angeklagte, erſt 18 Jahre alte Dienſtmagd Maria Reiſchl von Sonnen. Am frühen Morgen des 5. März 1891 brachte ſie ihr neugeborenes Kind in beſtialiſcher Weiſe dadurch ums Leben, daß ſie ihm den Mund mit Fluß and verſtopfte, ihm die Zunge ausriß und den armen Wurm ſodann in die Nott warf. Als das Kind auf einer Sandbank liegend gefunden wurde, hatte die Mörderin die Frechbeit, gleichfalls dahin zu gehen und angefichts ihres Opfers mit den anweſenden Burſchen frivole Scherze zu treiben. Die verkommene Perſon wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. — In Unna (Weſtfalen) verunglückte ein faſt an der Spiße des hohen Kirchturms der evangeliſchen Kirche beſchäftigter Dachdeckergeſelle. Wie das Un⸗ glück entſtand, kann noch nicht genau angegeben werden, feſt ſteht aber, daß der Bedauernswerte eine geraume Zeit, am Seil ſich feſt halkend, zwiſchen Himmel und Erde ſchwebend, laut um Hilfe rief, die ihm leider nicht gewährt werden konnte. Als ihn die Kräfte verließen, fiel er auf den Umgang, von wo man ihn faſt leblos herunterholte. Eine große Menſchenmenge hatte ſich während der Unglückszeit leider mit Grauen teilsnahmslos das Unglück an⸗ ſehen. Der Zuſtand des Abgeſtürzlen iſt hoffnungs⸗ los. — Ein ſchauerlicher Mord iſt in Kolankowo (Kreis Inowrozlaw) verübt worden. Am 17. d. hrem Manne in Empfang zu nehmen. betrat, nichts Arges ahnend, die Wohnung ſeines Schwiegerſohnes. Da dieſer nicht in der Stube war, begab er ſich nach der Küche. Kaum aber hatte er die ſe betreten, ſo ſprang Weigelt, der ſich hinter dem Kochherde derſteckt hatte, hervor und feuerte 2 Revol⸗ derſcküſſe auf den Eintretenden ab. Von den Schüſſen in die Bruſt getroffen, wankte Wallner und Weigelt faßte ihn nun an der Kehle, um ihn am Schreien zu verhindern, und würgte in vollends zu Tode. Während ſich dieſe Mordſe ene in der Küche abſpielte, befand ſich die Ehefrau in der Stube und das 14jährige Dienſtmädchen vor der einem Eduard Reichart muß man, was die Liebe belufft, nicht gleich Vertrauen ſchenken!““ Gerhard ward rot und ſagte ſtotterndi: „Es iſt nicht das, mein Herr, es betrifft Sie!“ zu ſagen haben.“ Nun ſtotterte Gerhard ſeinen Auftrag her, wo⸗ bei der junge Herr aufgeregt ein paar Mal durch das Zimmer ſchritt. „Die Schurken!“ murmelte er. „Na, wartet!“ „Für ſo etwas laſſen wir uns nicht bezahlen, gnädiger Herr!“ Der Beſitzer von Lindenthal ſah den kleinen, berkrüppelten Menſchen verwundert an und zuckte dann die Achſeln: ö „Wie Sie wollrn!“ Dann rief er zur Thür hinaus: „Jack, Abdullah ſatteln!“ Dann nahm er zwei Piſtolen von der Wand, ge ſte und ſagte: „Sie können mich be leiten, ich laſſe ein Pferd ſatteln!“ 99 5 e „Ich kann leider nicht reiten!“ hard ſchüchtern. „Nun, ſo Pferd zügeln!“ Inzwiſchen ward es den Weg an. „Wollen der gnädige Herr den lich paſſiren?“ fragte Gerhard. „Natürlich! Sie bleiben urück, bis ich den Platz geſäubert habe.. 1 2 5 5 5 erwiderte Ger⸗ gehen Sie nebenher, ich werde mein finſtee und die beiden traten Hohlweg wirk⸗ in der Nähe der Kirche ang ⸗ſammelt, mußte aber Mis. kam die Wirthsfrau Weigelt zu ihrem Vater Wallner und erſuchte ihn, eine Summe Geldes bei Der Vater „Zum Teufel, ſo ſagen Sir doch, was Sie f Thür, um Wache zu halten und zu verhindern, daß ein Unb'rufener hinzukomme. Hierfür und für ferne⸗ res Schweigen waren ihm 150 Mark verſptochen. Der Leichnam des W. wurde zunächſt nach dem Stalle gebracht und dort unter Dung und Heu verſteckt. Der Moͤrder aber begab ſich nach einem Torfbruche und hieb dort in die Eisdecke ein Loch, um in daſſelbe den Körper zu verſenken. Abends wurde dies Norhaben ausgeführt und der Leichnam mit einem großen Steine beſchwert. Um den Ver⸗ dacht von ſich abzulenken, zeigte Weigelt vor drei Tagen auf dem Diſtrikisamte an, daß ſein Schwieger ⸗ vater ſeit dem 17. d. Mis. verſchwunden ſei. Die angeſtellten Nachforſchungen ergaben Verdachtsmo⸗ mente, und dieſe führten zur Verhaftung der Ehe⸗ frau und des Dienſtmädchens. Weigelt wurde flüchtig. Dienſtmädchen und Frau haben bereits ein offenes Geſtändniß abgelegt. Der Moͤrder iſt noch nicht ergriffen. — Wien, 28. Febr. Der Verein für Arbeits vermlitlung beziffert die zur Zeit in Wien befind⸗ lichen erwerbsloſen Arbeiter auf vierzigtauſend, dar⸗ unter diele tauſende Familienväter. Die Behörden fördern bereitwillig jene Arbeiterkomitees, welche für ihre hungernden Genoſſen öffentliche Sammlungen veranſtalten. Der Andrang zur jetzt täglich ſtatt⸗ findenden Brodverteilung an Arbeitsloſe nimmt nach⸗ gerade beängſtigende Ausdehnung an, doch verlief bis⸗ her Alles ruhig. — Wien, 29. Febr. anderen Seiten laufen zahlreiche Unterſtützungen ein. Der Bürgermeiſter Dr. Prix hat einen Aufruf er⸗ laſſen, in welchem er die Bevölktrung um Beiträge zur Unterſtützung bedürftiger Arbeitloſer bittet. — Paris, 29. Febr. Als der Portier des Hotels Princ'ſſe de Sagan im Foubourg St. Ger⸗ main heute früh mit der Reinigung des Vorflurs beſchäftigt war, explodicten zwei im Kehricht befind⸗ liche, mit einer Exploſtomaſſe gefüllte Hülſen, welche während der Nacht unter dem Eingang des Hotels niederlegt worden waren. Die Fenſter des Hotels wurden zertrümmert. Perſonen wurden nicht ber⸗ 5 — Lille, 26. Febr. In Sainte⸗Colombe liegt ſeit acht Tagen ein 22jähriges Mädchen in todähn⸗ lichem Schlummer. Die Schlafende wurde ins Kran⸗ kenhaus gebracht, wo ſie mit Milch künſtlich ernährt wird. Sie iſt vollſtändig unbeweglich, ſcheint aber die Geſpräche ihrer Umgebung zu verſtehen. „So will ich lieber ſeitab den Fußpfad gehen, um Ihnen zur Seite zu bleiben!“ „Ich fürchte die Schurken nicht!“ Schon lenkte er in den Hohlweg ein, Gerhard betrat den Fußpfad kopfſchüttelnd. Als er die Stelle erreichte, wo der Weg von Ditterau den Tiefenbacher Pfad ſcheidet, erſchien eine Er wollte Gerhard ein Goldſtück reichen, aber der Krüppel zog die Hand zurück und ſagte: Roß durchbrach 1 Haufen los. ſank zur Erde. rote Lambert die mit einem Meſſer b dunkle Geſtalt von ferne. „Biſt Du's Gerhard?“ frug eine bekannte Stimme. „Du, Arnold?“ „Jal“ „Gottlob!“ In fliegender Alles mit. Haſt teilte Gerhard dem Bruder „Um Gotteswillen,“ rief da Arnold, „der toll⸗ kühne Menſch J Komm, den Abhang hinab, ihm zur Hilfe! Hier, nimm meinen Stock und ſchlage im Notfall darauf los! Vorwärts!“ Arnold ſelbſt zog ſein Dolchmeſſer und ließ die Feder ſpielen. Da tönten laute Worte an ihr Ohr, zwei Schüſſe folgten, 5 15 Getöſe erſcholl, ein loiges einen Knäuel dunkler Geſtalten ei Menſch ſchrie ſchwach um Hilfe. e e „Das iſt er!“ rief Gerhard. ſchon, wir kommen ſchon!“ „Wir kommen Er wollte die Meuchler ſchrecken, Arnold aber war ſchon an die ringenden Männer zwei bei Seite, daß fie fielen. e heran] und warf nend in das Geſtrü Gerhard hieb wie raſend auf den diaſten Plötzlich fließ er einen Schrei aus und In demſelben Augenbl cke erhob der 75 Der Kaiſer hat für bedürftige Arbeitsloſe 5000 Fl. geſpendet, auch von — London, 27. Febr. Am Mittwoch aber bat ein Zuſammenſioß zwischen den Dampfer Foreſ Queen“ und „Loughborough“ in der Näbe bon Flamborough Head ftatigefunden. Die „Foreſt Queen“ ſank nach drei Minuten, mit allem Mann an Bord Von vierzehn Perſonen wurde nur der Kahſtön * rettet. Derſelbe, ein vorzüglicher Schwimmer, entled igte ſich im Waſſer zweier Röcke, ergriff einen Spa. ren und ſchwamm auf demſelben, bis er von einem Boot des „Loughborough! aufgefiſcht wurde, — Liſſabon, 29. Febr. Ein furchtbar: Stum hat ungeheuren Schaden angeiichle, 8 Lſſabon und Oporto giengen 6 Segelſchſfe low zahlreiche Barken unter; 2000 Perſonen id n. trunken. Humoriſtiſches. Hoch lebe der Reſervemann i Braut: „Schatz, wenn ich wüßte, daß Du mt mal untreu werden könnteſt. ..“ Bräutigam: „Nun, das Leben würde du Dir doch deshalb nicht nehmen?“ Braut; „Nein! aber dann würde ich mir f 51 ſchon einen Andern anſchaffen.“ (Auch eine Schauſtellung.) Ausrufer: „let mein Herrſchaften, ſehen Sie den Kampf eines Wide mit einem rieſigen Affen!“ — Stimme auß dem Publikum: 9 iſt 755 der Affe)“ — Ausrufer; nien „Na, den hat ja der Neger!“ 101 It Ka 1 Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffeß von dem man kaufen will, und die etwaige Urr⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein geſörth Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſchte Seide (die leſcht ſpeckg with bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Farpff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Ache die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kraufel ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der Achten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfͤlſchten nicht. Das Seidenfabrik⸗Debot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſſek von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann . liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schwez. —ͤ—ũPäß — — Lambert, Du?“ rief Arnold. „Ein Meuchel⸗ * „Verräter!“ ziſchte dieſer. das l, Aber Arnold wehrte die Stöße ab und ſelgſe dem Fliehenden auf der Ferſe. In demſelben Augenblick flammten Fackeln auf, ein Fuhrwerk erſchien, bewehrte Leute betraten den Kampfplatz. Da trat der rote Lampert ins Gebüsch und rtef Arnold zu: „Paß auf, wir ſehen uns weder!“ daun wor ee im Dunkel verſchwunden. Als Arnold, die nutzloſe Verfolgung aufgebend, an den Ort der That zurücklehrte, fiel ſein eie Blick auf die lebloſe Geſtalt Gerhard s, um den ie mehrere Arbeiter bemühten. Mit einem entſehlichen Schrei warf er ſich über die lebloſe Geſtalt; „Gerhard mein geliebter Bruder!“ Da klopfte ihn Herr Reichart ſanſt anf die „Nimm das und Schulter und ſagte: f 2 „Faſſen Sie ſich, Herr Voß! Hier it kein Hilfe mehr moglich! Sehen Sie dort, f Arnold flierte wie geiſtesabweſend auf die Kaleſche, in welche man eben den blutenden, kodlen⸗ bleichen Herrn von Arnberg hob. b „Wir lamen einen Mom nt zu ſpat !“ fuhr Herr Reichart fort, „Vorſichtig, Leute! Schnell 147 Trage für den Todten, der für uns geſtorben t! Arnold wandte ſich ſtumm dem Bruder wieder zu; Gerhard war eine Leiche und Arnolds Thränen fielen in das Haidekraut. a Langſam fuhr det Wagen mit Herm Reſchart und dem Verwundeten davon, Arnold begleitete die Leiche des Bruders. (Fortſetzung folgt.)