45 Verſchiedenes. * Ladenburg, 21. Febr. Vor zablreich verſammelten Mitgliedern fand heute Nachmittag 3 Uhr im Gaſthaus zum Adler die ordentliche General ⸗ verſammlung des hiefigen Landw. Conſumvereins und Abſatzbereins, eingetragene Genoſſenſchaft mit unbe ⸗ ſchränkter Hafipflicht, ſtatt. Aus den gepflogenen Verhandlungen geht hervor, daß der Verein im Jihre 1891 ein ſehr günſtiges Neſultat zu bir⸗ zeichnen hat. Der Waarenumſotz betrug rund 16,000 Mark und Reingewinn wurden 385 Mark 95 Pfg. erzielt, welche laut Beſchluß dem Reſerve⸗ fond zugewieſen wurden. Der Vermoͤgensſtand (Reſervefond) beträgt nun die hübſche Summe von 2795 Mk. 50 Pfg. Bei der vorgenommenen Erſatz⸗ wahl eines Vorſtandsmitgliedes wurde Gemeinderat Adalbert Schmitt II. und in den Auffichtsrat Ge⸗ meinderat G. Hartmann, Landwirt Martin Münz wieder⸗ und Landwirt Peter Müll'r neugewählt. — Leider fiel durch Unpäßlichkeit des Herrn Land⸗ wirtſchafts⸗Inſpektor Römer der angekündigte Voc⸗ trag über Tabakbau aus. — Aus Baden, 16. Febr. Es iſt von der Regierung in Ausficht genommen, für je 8 bis 5 Amtsbezirke ein Schiedsgericht für Invaliditäts- und Altersverficherung einzuſetzen, ſo daß auf jeden Schiedsgerichtsbezirk etwa 120 000 Seelen durch⸗ ſchnittlich kommen würden. Bei der Zuteilung der Amtsbezirke zu einem Schiedgerichte ſoll der „Bad. Korr.“ zufolge darauf Rückficht genommen werden, daß der Sitz des Schiedgerichts zu einem Bezirksamt verlegt wird, welches mit mindeſters zwei Beamten beſetzt iſt, damit es ſich ermöglichen läßt, die Thät⸗ igkeit des Vorfitz enden des Schiedsgerichts zu einem derjenigen der Bezirksbeamten, welche zur Abgabe der die Entſcheidung der Verſicherungsanſtalt vorbe⸗ reitenden gutachtlichen Aeußerung der unteren Ver⸗ waltungs behörde erforderlich iſt, getrennt zu halten und dadurch mißliche Koll ſtonen abzuwenden. Nach den Borſchlägen der Reglerung würden 13 bis 15, vielleicht auch 16 Schiedsgerichte errichtet und die Orte derart gewält werden, daß das perſönliche Er⸗ ſcheinen der Beteiligten, deren Zahl auf jährlich etwa 2— 3000 g.ſchatzt wird, ohne allzu große Um⸗ 5 und Koſtenaufwendung ſich ermöͤglichen ͤäßt. — Ebrrlach i. B., 18. Febr. Nach einge⸗ tretener Dunk⸗lheit am Abend des 16. d. M. de⸗ fanden ſich zwei Ifraeliten, A. Pigar alt und deſſen erwachſener Großſohn, auf dem Heimwege nach Da ſtand plötzlich eine hohe Geſtalt im Pelz⸗ rocke vor ihm. Es war Herr Leopold Reichart. „Guten Tag, mein lieber Voß!“ ſagte der Bergwerksbeftzer und reichte Arnold die Hand. „Guten Morgen, Herr Reichart!“ gab Arnold mit reſpektvoller Verbeugung zurück. „Sie find zu Beſuch hier? Ich hörte, daß Sie eine vorzügliche Stellung in dec Ditterauer Schnitz⸗ fabrik bekleiden!“ „Ganz recht, Herr Reichart!“ f Ich habe mir auch ſchon ein Ex mplar Ihrer mit dem erſten Preiſe gekrönten Gemſen verſchrieben!“ „Sehr ſchmeich⸗lhaft für mich!“ erwiederte Ar⸗ nold faſt verlegen. „Begleiten Sie mich ein wenig?“ fragte jetzt der Fabrikherr und ſeine Stimme klang rauh. Arnold nickte zuſtimmend, er ahnte ſchon was folgen würde. Stille wandelten die beiden neben einander her; Arnold hatte indeß ſeine ganze Selbſtbeherrſchung wiederge unden. „Herr Voß,“ begann Reichart plötzlich, „ich achte Sie als einen intelligenten, redlichen Mann!“ Arnold verbeugte ſich schweigend. „Sie wiſſen von der Neigung meines Sohnes füc Ihre Schweſter?“ „Seit geſtern Herr Reichart!“ „Was ſagen Sie dazu!“ „Ich billige die Handlungsweiſe Ihres Herrn Sohnes nicht, Herr Reichart, denn nur gleich und gleich giebt einen guten Klang; da aber Ihr Herr Sohn einmal um Martha's Hand ernſtlich ange⸗ halten hat —“ „Angehalten ?“ — ichen. Enfern des Ortes wurden ſie von einem . Manne eingeholt, welcher aus nächſter Nähe 3 Revolverſchüſſe auf ſie abgab und alsdann querfeldein entfloh. Pigar alt erhielt einen Schuß auf die Bruſt, doch drang die Kugel nicht tiefer ein, während der Jüngere gleichfalls durch einen Bruſt⸗ ſchuß ſchw'r verlet wurde. Der dritte Schuß ging fehl. Ueber die Urſache des Mordanfalls und den Thäter mangeln zur Zeit noch alle Anhaltspunkte. — Unterſchüpf, 20. Febr. Beim Fertigen zweier Gräber auf dem Friedhofe dahier wurden 11 Silbermünzen gefunden von der Gibße der 20 und 25 Pf. Stücke, aber ganz dünn. Das Gepräge iſt gut erhalten und ſind demgemäß die Münzen leicht zu beſtmmen: Eine Hohenloheſche, Graf Ludwig Guſtab ohne Jahr zahl, eine kleinere 1685, zwei vom Deutich⸗O' den Mergentheim, Hochmeiſter Joh. Kaspar, 1679 Eine Brandenburg'ſche, Markgraf Joh. Friedrich, 1683, drei Würzbura'ſche, Fürſtbiſchof Peter Philipp, 1680, 1689 1686, zwei Nürnberger 1676 und 1683, ein Mainzer Albus 1679. — Wie Berliner Blätter berichten, war dort in letzter Zeit der Sohn eines angeſehenen Regier⸗ ungsbeamten aus einer märkiſchen Provinzialſtadt als Kaufmann in Stellung. Sein auskömmliches Salair reichte jedoch für die noblen Paſſionen wel⸗ chen der junge Mann fröhnte, nicht aus, ſo daß er erhebliche Zuſchüſſe brauchte, die der Vater bisher ſtets bewill gt hatte. Vor einigen Wochen brauchte der junge Lebemann wiederum Geld zur Regulierung von Ehrenſchulden. Er telegraphierte deshalb an den Vater: „Lieber Papa! Ich brauche Geld! Du mußt mir helfen, ſonſt muß ich mich totſchießen!“ Schon mit dem nächſten Zuge traf der Vater hier ein und ſuchte den Sohn in deſſen Wohnung auf: „Höre“ ſagte er dem Sohne, Du brauchſt wieder einmal Geld, viel Geld! Um Dir die verlangte Summe geben zu können, müßte ich die mir anvertraute Kaffe beſtehlen und mich alsdann erſchießen. Dann würden Deine Mutter und Geſchwiſter, deren Er⸗ ſparniſſe Du bereits bis zum letzten Heller aufge⸗ zehrt haſt, vollſtändig ruiniert ſein. Ich habe jedoch keine Luſt, mich Deinethalben totzuſchießen, da Du aber das thun willſt, ſo habe ich Dir meinen Re⸗ volver mitgebracht, nimm ihn hin und thue, was Du nicht laſſen kannſt!“ Damit drückte er dem jungen Manne die Waffe in die Hand und entfernte fich ohne Abſchied. Das war vor einigen Wochen. Der junge Mann hat ſich ſeitdem bemüht, anderweitig und nun hat er don det Balerz Wafe Strang gemacht. — Aus Groß wardein wird ein Selöſtmord gemeldet, der wegen eines ganz eigentümlichen Motſog begangen worden iſt. Alexander Paßtor war Jahre hindurch der Paradekutſcher des Großwardeiner Bi ſchofs, und als ſolcher trug er echt ungarſſche Trott und den zu dieſer paſſenden ſchön gewichſten Schnur bart. Vor Kurzem trat Paßtor aus den biſchbſ⸗ lichen Dienſten in die des Barons K., wo er 3 von ſeiner ſchönſten Zierde, dem Schnurrbart, trennen mußte. Der Verluſt machte den Armen förmlich trübfünnig, und in ſeiner Verzweiflung machte er jüngſt durch einen Revolverſchuß ſeinem Leben en Ende. Der Bedauernswerthe hinterläßt fünf unver⸗ ſorgte Waiſen. — In der Nacht vom Dienstag auf Miltwoh wurde in Menim (Belgien) eine dort wohnende Witwe Leſers von Einbrechern ermordet. Dieſeſſz wurde gefeſſelt noch lebend mit Petroleum Abergoſſeh und angezündet. Der Brand wurde im Eniſehen gelöſcht. Das Opfer iſt geſtorben, die Thäter undes kannt. — Wien, 21. Febr. Die Mädchenmörder Franz und Rosalie Schneider wurden nicht begng⸗ digt und werden hingerichtet werden, — Cbiaſſo, 20. Febr. Der Gütterſchuppen ſamt Bureaux der Gotthard⸗ und der ſtalienſſchen Bahn iſt durch eine heftige Feuersbrunst mit allen Waren, die er enthielt, zerſtört worden. Der Schup⸗ pen war ein Holzbau, enthielt aber Waren bon Wert, wie Seidenartikel, Uhren, feine Gewebe, Weine ze, Alles iſt zerſtört. Der Schaden wird gegen eine Million Franken betragen. Das Feuer diach um 7 Uhr morgens aus und war um 12 Uhr troß der großen Anſtrengungen der Bevölkerung und der Pompiers von Chiaſſo und Como noch nicht gelöſcht, Seidenſtoſſe (ſchwarze, weiße u. farbige) v. 95 Pf. bis 18.65 p. Met. — glatt, geſtteift u. gemußſe (ca. 380 verſch. Qual. u. 2500 verſch. Forbden) verſendet roben⸗ u. flückweiſe porto⸗ u. zollfreſ den Fabr'k⸗Depot G. Henneberg (K. u. K. Hofe.) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporle nach der Schw o⸗iz. Seidene Fahnen⸗ und Steppdetkenſtoſſe, 120 Ctm. breit. ſeine Verpflichtungen zu begleichen, jedoch vergeblich, „Jawohl, angehalten hat er um die Hand meiner Schweſter.“ ö „Wenn Sie das Mädchen nach einem anderen Orte brächten?“ „Wohin ſollen wir das Mädchen bringen f Zu⸗ dem hat ſie die kranke Mutter zu pflegen.“ „Ich will alles bezahlen, eine Diakoniſfin für die kranke Mutter halten, Ihnen eine gute Stel⸗ lung in meinem Werke geben, daß Sie bei der kranken Mutter bleibeu können, aber Ihre Schweſter muß eine Zeit lang fort und meinem Sohne auß den Augen.“ „Und ich ſollte wobl dem Mädchen das Herz brechen? Nein, Herr Reichart! Bitten Sie mir nie wieder etwas Derartiges, wenn Sie mich nicht be⸗ leidigen wollen! Nur eines kann ich und will ich thun. Ich werde mit Martha reden, ihr nochmals alles vorft ellen und ihr raten, zu verzichten.“ „Wollen Sie das?“ fragte Herr Reichart er⸗ e 11 lohne es Ihnen! Erhalte ich Nachricht?“ Ja 85 4 ich Ihnen!“ „O, Sie haben keine Urſache mi . ſache mir zu danken, „Adieu, lieber Freund!“ art und ging. i „Freund?“ murmelte Arnold im Ge en. „We Du, Mann mit dem Standes vorurteil, 53 Nn 1 70 5 anders!“ a rnold kehrte um und traf in der Haus mit Herrn Moths zuſammen, der mit 13 9 — davonſief. Arnold fand die kranke Mutter, Gerhard und vor allem Martha in großer Aufregung. Herr Moths hatte um Martha's Hand angehalten, bei deten Verwelgerung der Menſch Redensarten ausge⸗ erwiderte Herr Reich⸗ ſtoßen, die Gerhard, den beſcheidenen Menſchen se aufgebracht hatten, daß er dem frechen Moths die Thür gezeigt. „Das haſt Du brav gemacht, Gerhard!“ ſagte Arnold. „Der freche Menſch darf unſere Schwelle nicht mehr überſchreiten!“ Es folgte nun ein Fomilienrat, der Marthe manche Thräne koſtete. Aber was kam dabei her⸗ aus? Arnold ſah daß die Verlobung Marthas mt Eduard Reichart nicht ungeſchehen zu machen wor, ohne der Schweſter das Herz zu brechen. Er gab deshalb den Plan auf, die beiden Verlobten zu trennen und ſchrieb dieſes ſofort an Herrn Reschen, Derſelbe erhielt die Nachricht eben, als Moths von ſeiner veruaglückten Werbung bei Martha berichtete, „Dann muß eben Liſt und Gewalt helfen!“ meinte Herr Reichart und verſchwand in feinem Kabinet. Am Abend batte Arnold noch eine Unkerred⸗ ung mit Eduard Reichart, dann machte er ſich guf den Weg nach Ditterau, ohne Vroni wiedergeſehen zu haben. Gerhard geleitete den Bruder, der ein Brieflein für Vroni in der Taſche hatte; Gerhard ſollte es beſtellen. a Der Krüppel ſchien eine Frage auf dem Herzen und der Zunge zu haben, doch ſchien es ihm an Mut zu fehlen, fie auszuſprechen. Zuletzt faßte er ſich doch ein Herz und fragte leiſe; l „Arnold, haſt Du mit ihr geſprochen Arnold nickte, die Kehle war ihm wie zugeſchnütt. „Was ſagte fie?“ d Aenold rang mit ſich ſelbſt, endlich brachte er mühſam die Worte hervor: „Armer Bruder, tiöſte Dich!“ (Fortſetzung folgt.) unn 1 bin * 5