145 80 erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. . tn Preis viecteljahrlich Mark 1.—, mit iußtriertem Unterhaltungs- tet fun blatt Ml. 1.40 frei ins Haus. 0 Far die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. amsta a Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. den 20. Sehr ar Anzeigen: dle 1. ſpeltige Cerbus-Zelle ber deren Naum ö 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 5 Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. 1892 ligkruſtt 8400 . Anſere Marine. „ Im Reichstage wecden in den nächſſen Tagen ddesbahn m Anſchluſſe an die gegenwärtig ſtattfindenden De⸗ Winne batten über den Militätetat auch die Verhandlungen ri. über den Marine⸗Etat beginnen, denen man allſeitig treih mit beſonderem Intereſſe entgegenſieht. Denn bei ten den bedeutenden Mehrforderungen, welche der neue 1 1 Marine⸗Etat aufweist, ſtehen ſchon aus dieſem An⸗ 5 U laſſe lebhafte Debatten zu erwarten, aber allem An⸗ tei fe ſchein nach werden ſich dieſelben nicht nur auf die 1 n 80. finanzielle Seite der Neuforderungen für unſere 541 b Marine beſchränken, ſondern auch auf die Entwickel⸗ Sch ung und den jetzigen Zuſtand unſerer Flotte ein⸗ gehen. Es iſt hinlänglich bekannt, wie man gerade in den einheimiſchen Marinekreiſen bezweifelt, daß die deutſche Flotte auf der Höhe der Zeit ſteht, und in dieſer Hinficht iſt von ehemaligen deulſchen Flotten⸗ offizieren zumteil in Flugſchriften, zumteil aber auch im Reichstage ſelbſt eine ſcharfe Kritik an dem Zu⸗ ſtonde der deutfchen Kriegsmarine geübt worden. O rootragende Fachmänner, wie Vizeadmiral a. D. d. Held, Kapitän zur See a. D. Surzel u. A. . daben öffentlich den deutſchen Kriegsſchiffen eine ganze Reihe mehr oder weniger ſchwerer Schäden und i Jahin Mängel vorgeworfen, ſpeziell iſt dies ſeitens des in as Kapitäns Sterzel geſchehen, welcher in einer vielbe⸗ aufzunthrt achteten Broſchüre ſelbſt den neueren Kreuzerſchiffen unſerer Marine beroltete Konſtruktion, ungenügende aa, enen mangelhafte Ausrüſtung u. ſ. w. tel, Leble orgeworfen hat. Auch unſere eigentlichen Schlachten⸗ Weben schiffe haben ebenfalls von ſachverſtändiger Seite her — mannigfache Vorwürfe erfahren, und ſchon der Um⸗ 1 ſtand, daß eine ſolche abfällige Kritik von Männern doch offenbar kompetente Beurteiler find, erfordert im R⸗ichstage eine klare Darlegung der wahren Sachlage. Daß dies aber geſchieht, dazu hat das deutſche Volk in Anbetracht der ſich immer ſteigernden finan⸗ ziellen Opfer für ſeine Flotte gewiß ein gutes Recht. Wenn dieſelbe in den erſten Jahren ihrer Entwickel⸗ und auch noch ſpäterhin in den Ausgaben des Reiches für maritime Zwecke eine ſehr ſtiefmütter⸗ liche Behandlung erfohren hat, ſo iſt dies ſeit ge⸗ raumer Zeit denn doch anders geworden. Im Jahr⸗ zehnt von 1880 bis 1890 bat der deutſche Reichs⸗ tog nicht weniger als 441,888,000 M. für die Flotte bewilligt, und hiervon allein im Jahre 1890 ca. 100 Millſonen Mark. Eine Ausgabe von mehr als 440 Mill. Mark innerhalb zehn Jahren für die Bedürfniſſe der Marine erſcheint für ane Flotten ⸗ macht zweiten Ranges wie es Deutſchland iſt, ſehr bemerkenswert, b ſonders wenn man den keineswegs ſonderlich günſtigen Stand der Reichsfinanzen, ſowie die zahlreichen und teilweiſe recht bedeutenden An⸗ ſprüche berückfichtigt, welche nach anderen Seiten hin an den Neichshaushalt geſtellt werden. Nun ſoll auf einmal trotz dieſer auf unſere Flotte in der ge⸗ nannten Zeit verwendeten gewaltigen Summe jene durchaus nicht den modernen Anforderungen, die man an eine tüchtige Marine ſtellt, genügen und es wäre demnach zu befürchten, daß im Ernſtfalle fich die deutſchen Kriegsſchiffe der ihrer harrenden Auf⸗ gaben nicht gewachſen zeigten, ſodaß alſo auch die vielen für Schiffsbauten u. ſ. w. verausgabten Mil⸗ lionen Mark im Grunde genommen zum Fenſter hinausgeworfen find. Kaum kann man bei der Ge⸗ wiſſenhaftigkeit und Umſicht, welche ſonſt auch die deutſche Marineleitung auszeichnet, annehmen, daß dem wirklich ſo iſt, vielmehr wird man bis auf Weiteres daran feſtzuhalten haben, daß die unſerer Flotte vorgeworfenen Mängel übertrieben dargeſtellt find. Das letztere überzeugend nachzuweiſen, wird vor Allem die Sache der Regierungsvertreter bei den bevorſtehenden Marinedebatten im Reichstage ſein, erſt dann wird die deutſche Volksvertretung on die gewiſſenbafte Prüfung der Neuforderungen für die vaterländiſche Marine herangeben und dieſelben ev. bewilligen können. Es iſt gewiß eine heilige Pflicht für die parlamentariſche Vertretung uuſeres Volkes, darüber zu wachen, daß Deutſchland auch zur See im Rahmen der gegebenen Verhältniſſe ſtark und wehrhaft ſei. Aber der Reichstag muß fich auch davon überzeugen, daß die hierfür ſchon gebrachten und noch zu bringenden ſchweren Opfer keine ver⸗ geblichen find und hoffentlich werden die Debalten über den Marine⸗Etat dieſen Nachweis voll erbringen. Politiſches. Paris, 16. Febr. Präfident Carnet hat in der heutigen Sitzung des Miniſterrats auf den An⸗ trag des Handelsminiſters einen Geſetzentwurf unter⸗ zeichnet über einen Credit von 3 250 000 Franken für die Beteiligung der franzöfiſchen Regierung an der Weltausſtellung in Chicago. Petersburg, 16. Febr. Aus den bieſigen Garde⸗Regimentern find eine Anzahl Offiziere und Untermilitär beſtimmt worden, um die Gaben des Hilfskomites unter dem Präftdium des Großfürſten⸗ Thronfolgers unter die Notleidenden an Ort und Stelle zu verteilen Verſchiedenes. * Ladenburg, 18. Febr. Der landw. Konſum⸗Verein e. G. hier hält am Sonntag den 21. d. Mis. nachmittags 3 Uhr im Gaſthaus zum Adler ſeine ordentliche Generalverſammlung ab und 0 N ausgeübt worden iſt, die in den vorliegenden Fragen 1 1% In Sturm und Drang. 1 Novelle von C. Weſtern. „So denkſt Du im Ernſt an eine Heirat mit ab Were Bog 7“ ug der Vater ſterng 3 „Ja, Vater, gewiß und wahrhaftig ;“ ind 15 „Und ich ſage nein und abermals nein! 2 Eduard denke nicht weiter an dieſen Plan! Du biſt mein Sohn, Du wirſt mir gehorchen!“ gl. 10 15 jedem anderen Punkte ja, in dieſem nicht, Vater!“ 1 % So bit Du mein gehorſamer Sohn nicht rb mehr?“ brauſte Herr Reichatt auf. Harblalk Jetzt hielt Frau Reichart dem heftig gewordenen n atten die Hand auf den Mund, denn ein eleganter lein N avaller trat ein. Es war Siegfried von Arnberg, lelia's Verlobter. Er küßte ſeiner Braut die Stirn, ſeiner Schwie⸗ germama die Hand, reichte die behandſchuhte Rechte dem Fabrikheren und nahm dann Eduard gegen⸗ ber, auch dieſem die Hand bietend, in einem auteuil Plotz. „Wir haben ſoeben ein intereſſantes Thema or,“ bemerkte Clelia. „Nate einmal, Siegfried!“ „Das Hochzeitsthema; es iſt ja bei den Damen umt das beliebteſte!“ 1 1 5 Sie lachte laut auf und rief: 69 2 Betroffen, getroffen! Was ſagſt Du aber Siegfried, zu der Streitfrage? Wenn Du auch nicht adelig wäreſt, würdeſt Du als Mitglied einer vor⸗ nehmen Familie wohl der Tochter eines Arbeiters die Hand reichen?“ „Wozu die Frage, Clelia? Du weißt doch, daß ich nie in dieſe Verlegenheit kommen würde!“ er⸗ klärte Siegfried ſtolz. Clelia blickte Eduard bedeutſam an, der wie träumend vor ſich hinſtarrte. „Die Vorſehung,“ ſo erklärte Herr von Arn⸗ berg weiter ſeinen Standpunkt, „hat ſelbſt einen Zaun zwiſchen den einzelnen Ständen aufgebaut; ihn zu brechen wäre ja Sünde!“ „Egoismus hat den Zaun erfunden,.“ gab nun Eduard zurück, „und lächerliche Titel und oft lumpiger Beſitz erhalten ihn aufrecht! Als ob wir nicht alle gleich wären als Menſchen.“ Herr von Arnberg rümpfte die Naſe: „Revolutionäre Ideen find das, lieber Eduard! Wir dürfen nicht alle gleich ſein, der Staat wütde ſonſt zu Grunde gehen.“ „Sie irren darin, Herr Schwager! In Amerika find ſich alle Bürger gleich. Der reiche Kaufmann trinkt ſeinen Wein neben ſeinem Schneider, die Dame ihren Kaffee an der Seite ihrer Wäſcherin!“ „Jeder nach ſeinem Geſchmack!“ entgegnete Sjegfried ach ſelzuckend und wandte ſich den Tages⸗ neuigkeiten zu, indem er berichtete, wie in der Wald⸗ Fenke die ſtreilenden Arbeiter wieder zuſammen ſeien. Es gehe dort ſchlimm her und man habe ihn ſelbſt bedroht. Es werde wohl noch ſchlimm werden. Herr Reichart zuckte die Achſeln und meinte: „Sie wollen es nicht beſſer, mögen Sie es tragen!“ Eduard verſchwand bald darauf ſtill aus dem Familienkreiſe. Am andern Morgen hatte Herr Reichart ein kurzes Geſpräch mit Herrn Moths. „Ich liebe die Art dieſes Verkehrs in Bezug auf meinen Sohn keineswegs, Herr Moths,“ de⸗ merkte er, „aber da Sie einmal Kenntnis von dieſer Sache b ſſtzen — Si⸗ b'rſteben mich 7 Niemand ſonſt braucht davon zu wſſen. So muß ich nochmals fragen: War mem Sohn geſtern Abend wieder dort?“ „Ueber zwei Stunden, Herr Reichart!“ „Meinen Sie ſelbſt es wirklich mit dem Mäd⸗ chen gut? Wollen Sie Martha Voß heira en, ſo gebe ich ihr eine Mitgiſt von zehn tauſend Thalern!“ Herr Moths erſchrak ſelt'am. „Zebn — tau — ſend Thaler?“ ſtotterte er dann. Ich will den Verſuch machen!“ „Gut, ich erwarte Nachricht, aber bald!“ „Recht bald, Herr Reichart!“ erwiederte Molhs und empfahl ſich. * Arnold Voß hatte ſein Wort nicht halten können; er wurde wirklich in Ditterau unablömm⸗