. , aft emden. düigzen du Ittittz III ler -O elt Hen Oeſet aten 13 preist blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Allgemeiner Anzeiger für adenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Prelt vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Seſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Moliter, Ladenburg. Torpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 5 Nr. 13. Samstag den 13. Februar 1892 Die Rot in Rußland und deren politiſche Aber Rußland leidet nicht nur an einer Brod⸗ Politiſches. olgen. Von Seiten der ruſſiſchen Regierung iſt öfters der Verſuch gemacht worden, den Notſtand im Zarenreiche in einem milden Lichte zu ſchildern, aber traurige Thatſachen, welche das ruffiſche Miniſterium des Innern inzwiſchen veröffentlicht hat, und grauen⸗ hafte Schilderungen der Notſtände, mit denen fich zuweilen eine ruſſiſche Zeitung hervorwagt, geben don der Not und deren wahrſcheinlichen Folgen für Rußland ein ganz anderes Bild. Offiziell wird nun ſelbſt zugegeben, daß 17 Gouvernements unterſtütz⸗ ungsbedürftig find, alſo der Notſtaud ſich nahezu auf die Hälfte des ruſſiſchen Reiches erſtreckt. Zur Linderung der Not wurden bereits bis zum 1. Ja⸗ nuar ruſſiſcher Zeitrechnung (alſo bis zum 13. Ja- nuar unſerer Zeitrechnung) über 72 Millionen Rubel aufgewendet, aber dieſe Summe genügte nicht, wie das Miniſterium hervorhebt, und es find weitere zahlreiche Millionen nötig, um einen großen Teil der Bevölkerung der notleidenden Diſtrikte vor dem Verhungern zu ſchüßen. Allgemein wird der Ge⸗ treidebedarf der von der Not am meiſten heimge⸗ ſuchten Gouvernements auf noch 100 Millionen Pud — ungefähr 33 ¼ Millionen Zentner bis zur nächſten Ernte berechnet. Bedenkt man, daß es in den nokleidenden Di⸗ ſtrikten der Mehrheit der Bevölkerung nicht nur an Brod, Arbeit und Geld fehlt, ſondern daß die meiſten Landwirte aus Futtermangel und Not auch ihr ſämtliches Vieh verſchleudert oder geſchlachtet haben, ſo iſt es klar, daß die gegenwärtigen Kala⸗ mitäten in Rußland kein einfacher vorübergehender Notſtand find, ſondern daß ſie einen allgemeinen wirtſchaftlichen Rückgang Rußlands und einen voll⸗ ſtändigen Ruin ungezüählter Wirtſchaften bedeuten. und Geldnot, es ſeufzet auch ſchwer unter politiſchen und ſozialen Gebrechen, und gerade die Notſtände haben in erſchreckender Weiſe die Schäden und Krank⸗ heiten des ruſſiſchen Staatsweſens aufgedeckt. Die Korruption, Beſtechlichkeit und Unehrlichkeit der Be⸗ amten iſt in Rußland zue öffentlichen zum Himmel ſchreienden Kalamität geworden, und die Verteilung der Unterſtützungsgelder an die darbende Bevölkerung iſt für viele ruſſiſche Beamten eine willkommene Gelegenheit, um ſich die Taſchen zu füllen. Solchen bodenloſen Mißſtänden kann der Zar, kann kein Oberbeamter ſteuern, weil die ruſſiſche Beamtenwelt im Großen und Ganzen korrumpirt iſt und infolge der ſchlechten Beſoldung ſchon ſeit Jahrhunderten auf „Nebenverdienſte und Trinkgelder“ angewieſen iſt. Heilmittel gegen ſolche Gebrechen könnte da nur in Rußland der Verfaſſungsſtaat, die Kritik der Regierung durch die Volksvertreter und eine freie Preſſe bieten, aber dergleichen in allen modernen Kulturſtaaten für notwendig erkannte Einrichtungen gelten ja in Rußland noch als teufliſche Erfindungen, um die Autorität des Zaren zu erſchüttern. Unter dieſen Verhältniſſen können die Mißſtände in Ruß⸗ land nur zur Unerträglichkeit und Revolution aus⸗ wachſen oder zu einer bodenloſen Verſumpfung führen. Gegenüber ſolchen Uebelſtänden iſt Ruß⸗ lands wirkliche politiſche und militäriſche Aktionskraft nach außen ſo gut wie gelähmt, wie es denn auch eine hiſtoriſche Thatſache iſt, daß Rußlands Ver⸗ hängnis bei den meiſten ſeiner kriegeriſchen Unter⸗ nehmungen in den inneren Gebrechen, der Beamten⸗ korruption, der geringen Volksbildung, der Geldnot, den ſchlechten Verkehrswegen u. ſ. w. gelegen hat. Der Notſtand in Rußland iſt deshalb für das friedens⸗ bedürftige Europa ein politiſches Ereignis erſten Ranges. Berlin, 10. Febr. Wie berlautet, find hier Nachrichten vom Kilima⸗Noſcharo angekommen, wo⸗ nach Dr. Karl Peters gewaltige Salp⸗terlager zwi⸗ ſchen dem Kilima⸗Noſcharo und dem Vulcan Donjo Ngai (am ſogen. Natron⸗See) und zu gleicher Zeit auch Quellen mit Brom, Chlor und Schwefelwaſſer⸗ ſtoffgas entdeckt bot. Es ſoll bier auch eine Send⸗ ung von einem Natron bicarbonicum apifirt ſein. Das ganze weite Gebiet zwiſchen Kilim⸗Noſcharo und Donjo Ngai ſoll ein einziges, großes Salpeterlager darſtellen. Dieſe Nachricht würde, wenn ſie ſich in vollem Umfange beſtätigen ſollte, für die Entwickel⸗ ung unſerer oſtafrikaniſchen Colonie von ungeheurer Tragweite ſein. Der weitaus meiſte Salpeter wurde bisher im nördlichen Chile gewonnen, und der Handel mit Chiliſalpeter iſt von London aus vollſtändig monopolifirt. Eine Durchbrechung jenes britiſchen Monopols würde für Deutſch⸗Oſtafrika einen enormen wirthſchaftlichen Aufſchwung mit ſich bringen. Eine Eiſenbahn von der Küſte Tanga zum Kilima⸗ Noſcharo hinauf wird gegenwärtig bekanntlich bereits tracirt. Verſchiedenes. — Mannheim, 12. Febr. Geſtern wurde hier ein Vater mit ſeinen zwei Söhnen verhaftet, welche Wie wir hören, find in in biefi⸗ger Stadt noch verſchiedene Wechſelfälſchungen entdeckt worden, indem die betreffenden Banken, durch den Fall Lang mißtrauiſch geworden, ihre Wechſel prüften. Hier⸗ dei kamen verſchiedene Fälſchungen ans Tageslicht. — Aus Baden, 12. Febr. Die fragwürdig Kindesangelegenheit in Rohrbach, von welcher wir berichteten, hat ſich aufgeklärt. Das kleine Weſen In Sturm und Drang. 4 Novelle von C. Weſtern. Herr Reichart kam ſofort, nahm das Anerbieten aller an und erteilte Anweiſung auf einen Vorſchuß m Betrage eines Wochenlohnes, dann ging er lächelnd. Das Arbeitsglockchen ertönte nun am andern Morgen wieder pünklich, Tiefenbach ein ungewohnter Klang, von vielen Familien ſtreikender Hauer aber ſymathiſch begrüßt; Lambert aber und Genoſſen ſchworen den Treulofen Untergang und Rache zu. Arnold weilte j ctzt in Ditterau. Er war dort ſchnell bis zum erſten Modelleur empotgerückt und verdiente ein ſo anſtändiges Sümmchen, daß er wöchentlich der Mutter einen Betrag ſenden konnte, denn er ſelbſt hatte ja nur geringe Bedürffniſſe. Ver⸗ geblich aber erwartete die Mutter den Beſuch des guten Jungen: er ſef nicht abkömmlich, ſchrieb er öfter und forderte Gerhard auf, ihn eines Sonntags doch zu beſuchen. So geſchah es denn auch. Mit der größten Herzlichkeit empfing Arnold den Bruder. Derſelbe wat ſtattlicher, kräftiger, ge⸗ ſünder ausſehend geworden; umſomehr fiel dagegen dem guten Arnold der Geſundheitszuſtand Gerhards auf. „Haſt Du einen geheimen Kummer, Gerhard?“ ragte er vertraulich. Jener ſchüttelte trübe den Kopf. „Doch, doch, Gerhard,“ meinte aber Arnold. Der arme Krüppel, welcher einen feingeſchnit⸗ tenen Kopf auf dem verſtümmelten Rumpfe trug, lächelte ſchmerzlich: „Ach Gott, Arnold, mir iſt ja doch nicht zu helfen! Sie kann mich doch nicht wieder lieben!“ Wer? — Vroni?“ — f „Ich Unglücklicher? — Ja! Sieh, Arnold, da fitzt's drinnen im Herzen!“ Ach, der Aermſte ahnte nicht, daß er den Tod in der Bruſt trug. e Was ſollte Arnold ſagen? . „Hoffe,“ ſetzte er nach einer Weile mitleidig hinzu, „boffe, ich ſelbſt — will — mit — Vroni — reden!“ Er wandte dabei den Kopf ab, um ſein Ge⸗ ſicht zu verbergen. ö Gerhard ſchrie laut auf vor Freude: „Wie, Arnold, das wollteſt Du thun?“ „Ich — will's, — verlaß Dich auf mich!“ Dieſes Verſprechen ſchien den bruſtkranken Krüppel merkwürdig zu beruhigen. Er ſchüttete dem Bruder ſein ganzes Herz aus. Vroni wäre ſehr freundlich gegen ihn, und er hätte ſie gern. — Im Herzen Arnold's entſtand bei dieſer Erzählung ein ſtechender Schmerz, ein Mißton, als wenn auf einem Muſtk⸗Inſtrument eine Saite reißt, aber er hielt um Gerhard's willen tapfer an fich. „Dann,“ fuhr der Krüppel fort, „komme nu bald; weißt Du, Arnold, es iſt auch wegen der Martha!“ „Was iſt mit ihr? Du erſchreckſt mich!“ frug Arnold. Gerhard erwiederte: „Es iſt nicht alles richtig mit dem Mädel, glaub' ich! Neulich ertappte ich ſi⸗, wie ſie ein Bild aus dem Buſen zog und küßte! Ich habe das Ding geſucht, aber vergeblich; ſie trägt es ſtets auf dem Herzen!“ „So!“ ſagte Arnold kopfſchüttelnd. „Auch hat ſie neulich einen Brief erhalten; ich fand einen Teil der Adreſſe, den ſie verloren hatte! Die Mutter ahnt nichts!“ „Das fieht ja bedenklich aus, Gerhard!“ „Ja, es wird Zeit, daß Du einmal nach Hauſe kommſt!“ meinte Gerhard. „Ja, Gerhard, bald!“ verſicherte Arnold. Abends trat der Krüppel den Heimgang an. — Marthas Wangen waren bleich geworden, denn die wohlige Zeit des Sommers war dahing ' flogen; Blatt um Blatt fiel von den Bäumen des Parkes uud bunte Aſtern ergötzten ſchon als die Spätlinge aus dem Füllhorn Flora's das Auge des Beſchauers auf den Blumenbeeten der Gärten; die Zugvögel hatten bereits ihre Wanderung dem ewigen Früh⸗ ling entgegen angetreten und noch immer war keine Nachricht von Eddi eingetroffen bis auf jenen einen