. Allgemeiner blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. urge Anzeig erſceint jeden Sienttag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktien verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neelamen 20 Pfg. i 1892 Politiſches. Berlin, 1. Febr. Der Reichsanzeiger ver⸗ öffentlicht an der Spitze ſeines amtlichen Teils fol⸗ genden kalſerlichen Erloß: „Die Feier Meines Ge⸗ burtstags, auf welche leider die jüngſten tiefſchmerz ⸗ ladet ein lichen Ereigniſſe in Mir nahe verwandten und eng Adam Nh befreundeten Fürſtenhäuſern ihre Schatten warfen, f hat wiederum in den weiteſten Kreiſen Anlaß ge⸗ gezeichnete geben, Mir mannigfache Beweiſe liebevoller Teil⸗ 8 nahme darzubringen. Groß iſt die Zahl ſchriftlicher denkäg und telegraphiſcher Glückwünſche, welche Mir aus allen Gauen des engeren und weiteren Vaterlandes, ben bei i ſowie von außerhalb lebenden Deutschen zugegangen rg Rläß, Si, find. Ich bin durch dieſe Aufmerkſamkeiten zu Meinem Geburtstage aufs freudigſte bewegt, kann Ich doch in Ihnen den erneuten Ausdruck treuer Gefinnung und zuverfichtlichen Vertrauens Seitens Meines Volkes erblicken, auf deſſen Wohlerg⸗ hen unausgeſetzt bedacht zu ſein die vornehmſte Pflicht Meines fürſtlichen Berufes iſt. Es drängt Mich daher, Allen, welche Meiner — ſel es einzeln, ſei es als Mitglieder von Behörden, Korporationen und Vereinen oder als Teilnehmer an feſtlichen Veran⸗ ſtaltungen — in finniger Weiſe gedacht haben, bier⸗ durch Meinen wärmſten Dank zu erkennen zu geben und beauftrage Ich Sie, dieſen Erlaß zur öffent⸗ lichen Kenntnis zu bringen. — Berlin, den 1. Februar 1892. (gez.) Wilhelm I. R. An den Reichskanzler.“ Wägelch⸗ iſt zu berlauftn, Expedition. Idunst 9. J. Null empfiehlt sel e, lackitte und en Preiſen. Berlin, 2. Febr. Der Kaiſer wird, wie in ten werden e den letzten Tagen endgiltig verfügt iſt, in dieſem berechnet. Jahre den großen Korpsmanövern des 13. (k. würt⸗ jochtungsboll tembergiſches) gegen das 14. (großherzoglich badiſch⸗) zolz, Schrein — und des 8. (rheiniſches) gegen das 16. (lothringiſche) Armeekorps beiwohnen und über jedes derſelben ream--giil große Parade abhalten. Berlin, 3. Febr. Die Zeichnung auf 160 Millionen dreip'ozentige Reichsanleihe und 180 Millionen preußiſche Konſols erfolgt am 9. Februar zum Kurſe von 83 Mark 60 Pfennig. Die zuge⸗ teilten Beträge können vom 22. Februar ab gegen Vollzahlung abgehoben werden. Die zugeteilt n Zeichnungsbeträge müſſen zu je ¼ bis zum 27. Februar, 6. April, 25. Juni, 22. September ab⸗ gehoben werden. Bis zur Fertigſtellung der end⸗ giltigen Stücke werden Interimsſcheine ausgegeben. Sanſibar, 1. Febr. Der engliſche General⸗ konſul erklärte geſtern Sanfibar zum Freihafen. Aus⸗ genommen find Waffen und Munition. Verſchiedenes. 28: Ladenburg, 5. Februar 1852 und 40. Geſtern Abend hielt die Geſellſchaft „Stillvergnügt“ ihren 2. Herrenabend mit Damenbedienung unter gleichzeitigem Einzug Sr. närriſchen Hoheit des Prinzen Carneval ab. Was Humor, Witz und Geſang aus dem alltäglichen Grieskram hervorzu⸗ bringen im Stande iſt, konnte man in den fröhlichen Geſichtern leſen. Außer den ausgezeichneten Leiſt⸗ ungen der Geſeliſchaſft „Uno“ und der närriſchen Kapelle, die ſich beide völliges Lob verdienten, müſſen wir hier auch noch unſerer 2 Mitglieder gedenken, die ebenfalls die Bretter der Welt betreten, um zur allgemeinen Heiterkeit nach Kräften beizutragen. Hoffen wir, daß bis zum Tage der Aſche und Trauer noch mehrere ſolche Abende dem geſtrigen folgen — denn Humor iſt die Schwimmblase des Lebens! * Ladenburg, 5. Febr. Eine ſaubere Geſellſchaft von noch ſchulpflichtigen Buben wurde am Dienstag hier verhaftet. Dieſelben übernachteten vom Montag auf Dienstag in einem Schopfen und machten ſich am Morgen gegen 6 Uhr mit einem Revolver verſehen auf den Weg, um in den Däden zu ſtehlen, und ſo kehrten ſie auch bei Metzgern und Bäckern ein, wurden aber in einem Bäckerladen ertappt und gelang es dem Eigentümer, einen dieſer Geſellſchaft beim Kragen zu erwiſchen und im Schweinſtall einzulogiren. Die anderen ergriffen die Flucht und kamen bis Ilvesheim, wo ſie durch Gendarmerie eingefangen wurden. Die Schlingel find teils von hier und auch ſolche, die hier in Koſt fich befinden. — Heidelberg, 3. Febr. Hier bat ſich die 21 Jahre alte Marie Hilbert aus Eppelheim ver⸗ giftet. Dieſelbe hatte vor einiger Zeit ſchon ihrem Leben durch Erhängen ein Ende machen wollen, e⸗ doch war ſie hieran verhindert worden. — Karlsruhe, 3. Febr. Wie bo rlautet, ſoll die ruſſiſche Regierung mit badiſchen Firmen wegen Lieferung von 3 Millionen Gewehrſchäften in Unterhandlung ſteben. Beffätigt ſich dieſe Nachricht, ſo liegt die Befürchtung nahe, daß die badiſche Nuß⸗ baumkultur, die infolge der außerordentlich großen Verwendung des Nußbaumholzes in der Möbelfabri⸗ kation und in den Gewehrſchaftfabrilen ſeit einiger Zeit ſchon ſehr gefährdet erſcheint, durch dieſen Auf⸗ trag bald ganz ruinirt ſein dürfte, wenn nicht durch geſteigerten planmäßigen Wiederaufbau für die maſſenhafte Fällung dieſer Bäume Erſatz geſchaffen wird. — Renchen, 2. Febr. Welche Ausdehnung die Zuckerrübenkultur letzes Jahr in unſerer Gegend erreichte, erhellt daraus, daß de Zuckerfabrik Wag⸗ häuſel, die in ihrer Fabrik nicht alles Rohprodukt unterbringen konnte, das Erträgnis hieſiger Umgeb⸗ ung in die Erde graben ließ. Gegenüber vom hie⸗ ſigen Bahnhof fand die Eingrabung ſtatt und dürfte ohn & 00., „00 gegen rauhe ud . ſtlich Damen i! onen Teints i In Sturm und Drang. 2 Novelle von C. Weſtern. ehlen. f Das ſchmeichelte natürlich vielen Arbeitern und Stüc) 50 , ſo wnede der unſelige Beſchluß auf allgemeines ilch⸗ Stift iederlegen der Arbeit wirklich gefaßt. a 5 900 Todend und fluchend ging man auseinander, on & 9 frech und brutal nahmen die meiſten Häuer den hohen auh räcktſändigen Lohn in Empfang, ſo daß der alte rackt 5 7 Wa Müller gar nicht aus dem Kopfſchütteln und Erhalt raus kau. z unetlaͤfflich f Als der olte Rupert eintrat, ſein Geld in c 50 Pfg. 1 Empfang zu nehmen, fragte Müller: - Parfüm 1 „Was find das für Geſchichten, Rupert?“ n u. Co., Bell „Weiß kaum, Herr Müller; der rothe Lambert 1 composl, hat ſie mit ſeiner vertrakten Idee alle üärriſch ge⸗ gut 1 5 1 17 vernünftigen können nicht aufkommen Parfüm fit agegen!“ 7 5 „So iſt's immer in der Welt? Aber was ſoll i 00 und 1. nun werden f 1, 85 wollen ſtreiken!“ „O weh! Ich kenne Herrn Reichart!“ D. reite Traurig nahm Rupert ſein Handwerksgeräth, 5 (a0 Arnold belud ſich mit dem ſeinigen und trotz aller ö Mal iderrede auch mit des Krüppels Gerhards Sachen elberg. nd alle drei ſchritten dem Dorfe zu, während AQambert mit dem großen Haufen nach gaſſe 7 147 um Per der Wald⸗ Aae nen Wirtsba er zog, wo der neue Bund mit einem Trunke beſiegelt wurde. Tumultariſch zogen ſie ab. Tiefenbach war ein freundliches Dorf, in welchem gegen achthundert Menſchen lebten. Zehn Bauernhöfe und die Villa „Sorgenfrei“ des Herrn Reichart, Sorgenfrei genannt, ergänzten daſſelbe und gaben den Reihen monoton aufgeführter Arbeithäuschen etwas Abwechslung und Leben. Die Villa „Sorgen⸗ frei“ war ein Prachtbau, b'ſoß auch einen großen und dohinter einen riefigen Park. An dieſem ſchritten die drei Arbeiter vorbei und kamen zu ihren Wohnungen an der anderen Seite des Dorfes. „Na, Arnold, Kopf hoch!“ meinte Rupert, „Guten Abend!“ „Ja, ja! Guten Abend, Rupert!“ riefen Arnold und Gerhard und traten in das Häuschen. a Daſſelbe war von innen ſehr ſauber gehalten und das umherſtehende Gerät bereitete einen Schein von Behaglichkeit über die Wohnung aus, obwohl man ſogleich wahrnahm, daß hier die Armut zu Hauſe ſein mußte. Der Flur diente zugleich als Küche, eine Treppe führte zu den oberen zwei Ge⸗ mächern, wo Gerhard und Arnold ſchliefen. Unten befand ſich eine Stube und Kammer, welche Frau Anna Voß, Arnold und Gertruds Mutter, und ihre Tochter Martha bewohnten. Die Wittwe ſaß in einem bequemen Lehnſtuhle, dem beſten Stück Mäb len Gaube Marth ne las liebliche Erſcheinung war eben beſchäftigt, Vorkehr⸗ ungen zum Abendbrod zu treffen. „Kommt Ihr jetzt ſchon?“ fragte Martha er⸗ ſchreckt und verbarg ſchnell einen Brief. „Es iſt heute doch nicht Samſtag und Zeit der Löhnung?“ Arnold ſchwieg, Gerhard aber rief bitter: * „Wir find ausgelöhnt! Mit uns iſt's vorbei!“ a Ein Schrei ertönte von den bleichen Lippen der Frau im Lehnſtuhl und Arnold ſagte vorwurfs voll zu dem krüppelhaften Bruder: „Da ſiehſt Du, was Deine Unüberlegtheit wieder angerichtet, Gerhard!“ Dann eilte er zur Mutter und ſagte: — „Beruhige Dich, lieb Mütterchen, es iſt nicht ſo ſchlimm; Gerhard übertreibt's. Das Unwetter wird ſich verziehen; wie die Gaſe im Schacht!“ „Und was geſchah?“ 8 „Ein Streik iſt ausg ⸗ brochen,“ warf Gerhard dazwiſchen, indem er dumpf murrend zufügte: „Lohn⸗ und Zeitabzüge. Kein Einziger hat das Protokoll unterzeichnet, alle find fie gegangen!“ 8 „Und Ihr und Rupert?“ 8 8 „Wir durften uns nicht aufl⸗hnen!“ antwortete Arnold, „Hätten wu's gethan, ſie hätten uns wie 8 räudige Hunde kotgeſchlagen! Der rote Lambert hält 3 die Leute in einem Nitz von Lügen gefangen!“ „O dieſer Menſch!“ ſeufzte die bekümmerke 2 U 11 1 * 1 * 1 1 114 2