n blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Che Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Ladenburg. Samstag den 23. Januar Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. . Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. 1892 alien ze litiſches. lie a Volitiſches Berlin, 22. Jan. Die Ausſtattung des kal⸗ Don ſerlichen Schloſſes Urville in Lothringen iſt, wie n . der Koln. Ztg. geſchrieben wird, nahezu vollendet. 1 In jüngſter Zeit wurden bei einer Mitzer Firma billigpe 21 eiſerne Oefen beſtellt. Man bringt dieſe Fertig ⸗ 5 ſtellung des Schloſſes mit Recht mit dem diesjährigen 7 Kaiſermanöver in Verbindung, da der Kaiſer aller guchyuf. Wahrſcheinlichkeit nach während des Manövers im 7 Schloſſe Urville Wohnung nehmen wird. Der Auf⸗ N ſucht k enthalt des Kaiſers in Metz dürfte ſich nur auf die Zeit der Einweihung des Kaiſer Wilhelm⸗Denkmals die für dieſe Zeit geplant iſt, beſchränken. Wie ſelbac übrigens verlautet, ſollen an dem Kaiſermanöver Fehrun nicht nur das 8. rheiniſche und das 16. Metzer 8 1 und eine preußiſche Reſervediviſton Teil nehmen, ſo ae da daß zum erſten Mal 8 Armeekorps gegen einander manöbriren werden. Berlin, 22. Jan. In der Dienſtagsfizung der franzöſtſchen Deputirtenkammer gab es eine recht anormirte Ohrfeigenſcene. Die Boulangiſten Laur und Leſſene verlangten, eine Interpellation ſtellen zu dürfen, aber ſchon die Vorfrage hierüber veranlaßte eine hocherregte Debatte. In derin Ver⸗ laufe beſchimpfte der Abg. Laur den Miniſter Con⸗ ſtans, worauf dieſer in höchſter Wuth auf ſeinen Beleidiger losſtürzte und ihn unter dem lebhaften Beiſalle der Lucken ohrfeigte. Infolge des ſich nun entwickelten Tumeltes, wobei es noch zu verſchie⸗ denen Schlägereien im Saale kam, mußte die Sitz⸗ ung aufgehoben werden. Natürlich wird dieſe Lärmſcene wieder einen Rattenkönig von Duellen zeitigen. Kiel, 20. Jan. Um 10 Uhr morgens fand im Beiſein des Kaiſers, des Prinzen Heinrich und — Jedienun der Admiräle die Vereidigung zunächſt der katho⸗ liſchen, dann der proteſtantiſchen Marine⸗Rekruten ſtatt. Der Kaiſer begab ſich zum Exerzierſchuppen und nahm das Frühſtück im Offizierkafino ein. — Der Kaiſer ermahnte im Exeizierſchuppen die Re⸗ kruten, die heutige Predigt zu beherzigen. Er ver ⸗ kündete Ordensverleihungen und den Uebertritt des Prinzen Heinrich zum Reichsmarineamt. Der Prinz verabſchiedete ſich von den Off zieren und älteren Mannſchaften. — Nachmittags fuhr der Kaiſer auf dem neuen Transportſchiff „Pelikan“ mit dem . in See und fuhr dann zum Offiziers⸗ kafino. St. Petersburg, 20. Jan. Eine Abord⸗ nung franzöfiſcher Offiziere unter Führung des Artillerieoberſten Bange behufs militäriſcher Stu⸗ dien iſt hier eingetroffen. Geſtern fand in der Kaſerne der erſten Artilleriebrigade ein Verbrüder⸗ ungsfeſt der ruſſ ſchen und franzöſiſchen Offiziere ſtatt. Verſchiedenes. — Mannheim, 20. Jan. Vor dem hieſigen Schwurgericht ſtand heute der 38 Jahre alte, ledige Schuhmacher und frühere Taglöhner Michael Reitt er von Ankofen bei Pfaffenhofen in Bayern wegen Raubmords, welchen er am 3. Nov. v. J. in dem zwiſchen Boxthal und Naſſig gelegenen Schenkenwalde an dem Bretzenwirth und Metzger Eugen Dümig von Boxthal verübt hatte. Reiter hat ein ſehr be⸗ wegtes Leben hinter fich. Schon mit dem 13. Le⸗ bensjahre betrat er die Verbrecherlaufbahn und brachte trotz ſeines verhältnismäßig jungen Alters bereits etwa 15 Jahre im Gefängniß und Zuchthaus zu. Seine h auptſächlichſte Domäne war der Diebſtahl und der Betrug, jedoch verſuchte er ſein Glück auch in Köͤrperverletzungen und Raubanfällen, bis er Bultil „ 31 Roman von H. v Limpurg. Lange bange Stunden ſchlichen dahin, Stunde um Stunde ſchlug von der Thurmuhr — aber alles blieb todtenſtill. Der Kranke war in einen fi⸗bernden Schlaf geſunken. Leiſe, angſtvoll trat Juana zu ihm und nahm die warm gewordene Eisblaſe von ſeinem Haupte; eine heiße Thräne fiel aus ihren Augen und ſte bog ſich über Leopold, um ſeine Stirn zu küſſen. „Leopold,“ flüſterte fi ſchmerzlich, „wenn Du thum mich ſchmerzt. Du follſt ja Alles, Alles erfahren!“ Gegen Morgen fuhr langſam ein Wagen vors Haus, gleich darauf ſchlich der Diener herein, athem⸗ los, todtenbleich. „Gnädige Frau, der Herr Geheimrath iſt ge⸗ kommen; aber er ſcheint nicht zu wiſſen, wo er iſt und frägt nur immer nach Sebaſtian Bach. Ich habe ihn in ſein Zimmer geführt,“ „Und wo iſt das gnägige Fräulein?“ „Gnädiges Fräulein find nicht mitgekommen und der Kutſcher wußte überhaupt nichts von einer Dame; er iſt erſt vor einer Viertelſtunde vom Po⸗ lizeikommiſſar geholt worden.“ Wie gebrochen zuckte Juana zuſammen; alſo hatte ſie ſich doch nicht getäuſcht und das Unglück Naer gelommen wie fie es geahnt. Wo war Luiſe?“ Bas Geheimnis der Frau de la Mart. ſchließlich die höchſte Stufe ſeiner Verbrecherlaufbahn erklomm und zum Mörder wurde. Am 13. Sept. v. J. war Angeklagter aus dem Zuchthauſe in Lichte nau entlaſſen worden und begab er ſich von hier zunächſt nach München, wo jedoch ſeines Bleibens nicht lange war. Ende Oktober v. J. trieb er ſich in der Würzburger und Wertheimer Gegend herum, wo er unter den verſchiedenſten Namen allerlei Be⸗ trügerelen verübte. Mit Vorliebe gab er ſich für einen großen Viehhändler aus, der in die Gegend gekommen ſei, um bedeutende Einkäufe an Vieh zu machen, welches nach den verſchiedenen größeren Städ⸗ ten Europas, wie London, Paris u. ſ. w, verſendet werden ſollte. Um ſeine Schwindeleien glaubhafter zu machen, gab er verſchiedene Male Telegramme an gar nicht vorhandene Perſonen auf, in denen er um Ueberſendung größerer Geldbeträge erſuchte. Verſchie⸗ dentlich bemübte ſich der Angeklagte, ihm bemittelt erſcheinende Perſonen zu veranloſſen, mit ihm auf den Vieheinkauf zu gehen. Da Reitter dieſe Perſonen ſteis zur Mitnahme größerer Geldbeträge veranlaßte, ſo wird von der Staatsanwaltſchaft angenommen, daß Angeklagter die Abficht gehabt hat, dieſe Leute unterwegs umzubringen und ſie ihres Geldes zu be⸗ rauben. Am Morgen des 3. Nov. kam nun Ange⸗ klagter nach Wertheim, wo er ſich einen Revolver kaufte. Von hier aus ging er nach Borthal, kehrte daſelbſt in der Bretzenwirtſchaft ein, und als er hier hörte, daß der Bretzenwirth Dümig nach dem eine Stunde entfernten Naſſig gehen wollte, um Schweine einzukaufen, erbot er ſich, Dümig zu begleiten, wel⸗ ches Anerbieten von dieſem auch angenommen wurde. Mittags gegen 12 Uhr verließen die Beiden Boxthal und ſchlugen den Weg nach Naſſig ein, welcher durch den Schenkenwald führt. Als Nachmittags gegen 2 Uhr zwei Frauen den Wald paffirten, fanden ſie Ein wahnfinniger Schmerz packte Frau de la Mare in dem Hauſe des Unglückes, in welchem der Hausherr wahnfinnig, der Sohn ſchwer krank und die Tochter verſchwunden war. Die junge Frau roffte alle ihre Kräfte zuſammen, um einen Entſchluß zu faſſen, was in dieſer entſetzlichen Lage zu thun ſei. Am furchtbarſten brannte ihr natürlich Luiſens räthſelhaftes Verſchwinden auf der Seele. Sollte der infame Linden wieder ſeine Hand dabei im Spfele haben? Juana hielt es für gut, das Verſchwinden Lui⸗ ſens unter ſolchen räthſelhaften Umſtänden der Po⸗ wüßteſt, was ich um Dich leide — wie Dein Itr⸗ lizei zu melden und ſie ſchrieb alsbald einen Brief an die Polizeibehöede, den der Diener ſofort beſorgen ſollte. Aber noch ehe der Diener ſich ſeines Auftrages erledigte ſtürzte Luiſe todtenbleich und am ganzen Leibe zitternd in das Zimmer und fiel der Freun⸗ din bitterlich ſchluchzend um den Hals. „Der Vater war auf der Polizei und kaum aus einer Ohnmacht erwacht,“ berichtete Luiſe krampf⸗ haft weinend, „gerieth er, als er mich ſah, in neue Tobſucht, ſodaß der Arzt und der Pol zeikommiſſar mir riethen, mich dem Anblicke des Vaters zu ent⸗ den Heimweg an und kaum hundert Schritte vom Hauſe überfiel mich der elende Linden und verlangte von mir, daß ich mit ihm nach Paris ſofort entfliehen ſollte, ſonſt würde er erſt mich, dann ſich erſchießen!“ „Der Elende wagt es noch, Anſprüche auf Dich zu machen,“ rief Juana mit vor Zorn flammenden Augen „Nun, ihm ſoll ſein ſchändliches Beginnen ein für alle Male verleidet werden, wir nehmen einfach den Schutz der Polizei gegen ihn in Anſpruch, denn er hat Dich ja mit dem Tode bedroht. Außerdem kommt mir jetzt noch ein guter Gedanke, Luiſe. Ich denke, es iſt gut, wenn Du in dieſer großen Noth an Hauptmann Leuthold ſchreibſt und ihn herbeirufſt. Er iſt Dein wahrer Bräutigam und Dein ritterlicher Beſchütz r.“ „Du haſt recht, liebe Juana, herzlichen Dank für Deine guten Rathſchläge, ich werde ſofort an Leuthold ſchreiben.“ „Telegraphiren iſt beſſer dann iſt er morgen hier,“ bemerkte Juana. „O, Du haſt auch dieſes Mal Recht, nur ge⸗ nire ich mich, an ihn zu telegraphiren, es könnte ihm fatal ſein von mir ein Telegram zu erhalten, ein T legram iſt ſo indicred.“ „Aber Luiſe, Du be findeſt Dich doch in ſchreck⸗ licher Noth, da müſſen alle Bedenken ſchweigen. Du braucht ja auch unter das Telegram nicht Deinen vollen Namen zu ſetzen, es genügt „L. v. Norden.“ ziehen. Mit Folterqualen im Herzen trat ich zu Fuß Luife ſetzte dann das Telegramm auf und de Diener trug es nach dem Telegraphenamt. Die Naat wache, die vorhergegangene und darauffolgende Auf tegung hatten aber Luiſens Kräfte ſo erſchöpft, da ſie beſ dem Eintritt in Leopods Krankenzimmer vo