3. 9 r Anz irſcheint Hittwoch und Samstag und koßpet vierteljährlich in Schriesheim 70 Pfennig mit ikuftt. Anterbaltungs statt 1 M. excl. Poſtproviſton Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Ubr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden für Junta In, inſpaltige Petitzeile »der deren Raum mit 10 Pf., Lokal-Anzeigen mit 6 Pfg., Neclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent f ſprechende Rabattbewilligung. — Inſerate nimmt Herr Gaftwirt Frauz argus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit entgegen. General-Jenzeiger für Schriesheim und den Idenwald. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. Nr. 6. Mittwoch den 20. Januar 1892 Die Volksſchukreform in Preußen. Von den drel großen Reformgeſetzen, welche am preußiſchen Landtag zu Beginn ſeiner vorigen zeſſton zugingen, find bekanntlich nur die Landge⸗ leindeordnung und das Steuerreformgeſetz zur Er⸗ digung und Annahme gelangt. Der nicht minder ſchtige Entwurf eines Volksſchulgeſetzes blieb da⸗ igen im Laufe der parlamentariſchen Verhandlungen ſtecken“, dafür iſt er jetzt in allerdings veränderter ſeſtalt als der erſte und bei weitem wichtigſte Ge⸗ enstand der geſetzgeberiſchen Verhandlungen auf die agesordnung des preußiſchen Parlaments geſetzt orden. Die Bedeutung des neuen Volksſchulgeſetzes hellt ſchon aus ſeinem äußerlichen Umfange, denn beſteht aus nicht weniger als 9 großen Abſchnitten lit insgeſamt 104 Paragraphen, und eine ſolche mfaffende Geſtalt pflegen nur geſetzgeberiſche Vor⸗ ige allererſten Ranges aufzuweisen. Aber dem äußer⸗ chen Gewande entſpricht auch der Inhalt des neuen leſetzes, denn ſeine Beſtimmungen find ſchwerwie⸗ lick man ufer! ! 00% ende und ſchneiden nach ſo mancher Beziehung tief J 1 das Volksleben hinein. Nicht wie der frübere intwurf des inzwiſchen von ſeinem Poſten zurückge⸗ tetenen Unterrichtsminiſters Dr. v. Goßler umfaßt i e neue Geſetzvorlage nur einzelne Teile der Volks⸗ pbulderwaltung, nein, ſie behandelt das geſammte gebene Ane, Jolksſchulunterrichtsweſen des preußiſchen Staates u. Geschäften egeltdasſelbe auf einer teilweiſe gänzlich neuen Grund⸗ gasthaus bu ige. Sowohl das Weſen des Unterrichtes in der he und daß Schule, wie auch das Verhältniß der Schule und weitttfüͤht, ollen bittet Ladenbun es Lehrers nach außen unterliegen da grundſtürzen⸗ en Neubeſtimmungen, die Unterhaltungspflicht, die Schulaufficht, das Lehrvorbildungsweſen, die Privat⸗ ind Simultanfchulen — kurz, alles und jedes in der ſo bedeutungsvollen Angelegenheit des Volks⸗ ſchulunterrichts hat eine Neugeſtaltung erfahren. Einem ſo inhalts⸗ und umfangreichen Geſetze gegenüber kann natürlich nicht gleich ein abſchließen⸗ des Urteil abgegeben werden, hierzu bedarf es einer längeren und eingehenden Prüfung. Aber die Grund⸗ züge des neuen Geſetzes treten doch ſchon bei auch nur flüchtiger Betrachtung hervor und da erſcheint wohl als ſein hervorſtehendſter Zug die ſtarke Be⸗ tonung des konfeſſionellen Charakters der Volksſchule; in Uebereinſtimmung hiermit wird denn auch in dem jetzigen Entwurf der Geiſtlichkeit ein weit größerer Einfluß auf die Schule eingeräumt, als in der von Herrn v. Goßler ausgearbeiteten Vorlage. In dieſer Beziehung treten namentlich die Beſtimmungen her⸗ vor, welche die Bildung eines konſeſſionellen Schul⸗ vorſtandes, der für jede einzelne Schule beſonders zu bilden iſt und deſſen Präfidium ein G iſtlicher führt, ferner die Vorbildung der Lehrer und den Re⸗ ligionsunterricht betreffen. In den genannten Punkten geht allerdings der jetzige Volksſchulgeſetzentwurf weit über die entſprechenden Beſtimmungen der Goß⸗ ler'ſchen Vorlage hinaus, ſo daß ſeitens der liberalen Preſſe ſchon ſchwere Beſorgniſſe hinſichtlich dieſes Teiles des neuen Schulgeſetzes geäußert worden find, ja, es iſt hierbei ſogar von einer völligen Auslie⸗ ferung der Schule an die Kirche die Rede. Daß indeſſen eine derartige Befürchtung als weit über⸗ trieben erſcheint, iſt gewiß, wie denn überhaupt noch ſehr abgewartet werden muß, ob wirklich die ſtärkere Betonung des konfeſſionellen Charakters die eigent⸗ lichen Zwecke des neuen Volksſchulgeſetzes bedenklich abſchwächen wird. Ebenſo ſchießen die auch den Be⸗ ſtimmungen über das Simultan⸗ und über das Privatſchulweſen gegenüber aufgetauchten Bedenken offenbar über das Ziel hinaus, wenngleich nicht ge⸗ läugnet werden kann, daß dieſelben in einzelnen Punkten, z. B. was die Hintanſt- ung der Be⸗ dürfnisfrage bei Errichtung neuer Privalſchulen an⸗ belangt, gerechtfertigt find. Sehr ſachlich und den Verhältniſſen angepaßt nehmen ſich im Allgemeinen die Beſtimmungen über Schulbezirke, Schulverbände, Aufbringung der Volksſchullaſten, Beſoldung der Lehrer u. ſ. w. überhaupt betreffs der äußeren Ver⸗ hältniſſe der Schule und der Lehrer, aus; nur wird auch hier noch ſo manches einzelne zweckentſprechen⸗ der zu geſtalten und zu verbeſſern ſein. Wie ſchon angedeutet, kann man einem ſo tiefgreifenden und ſo ſchwierige Verhältniſſe ordnen⸗ den Geſetzentwurfe gegenüber nicht von vornherein eine beſtimmte St: lung einnehmen, zu einem End⸗ urteile hierüber g⸗hört vielmehr eine längere, ernſte Prüfung des verwickelten und ſchwierigen Stoffes Von dieſer Erwägung wird ſich daher zweifellos auch der Landtag bei der zunächſt im Abgeordneten⸗ hauſe bevorſtehenden erſtmaligen Beratung des neuen Volksſchulgeſetzes leiten laſſen, und da daſſelbe neden ſeinem ſchwerwiegenden Inhalt einen großen äußer⸗ lichen Umfang aufweiſt, ſo werden die parlamen⸗ tariſchen Erörterungen über den neuen Entwurf des Volksſchulgeſetz's zweifellos Monate erfordern. Hoffentlich werden ſich dieſe Beratungen aber in ihren Endergebniſſen dafür um ſo erſprießlicher und gedeihlicher geſtalten und eine wirkliche lebensfähige und lebenskräftige Reform des ſo wichtigen Volks⸗ ſchulweſens zeitigen, welche zuverſichtlich nicht nur dem preußiſchen Volke und Staate, ſondern in ihren weiteren Wirkungen auch dem geſammten Deutſchen Volke und Vaterlande zum Segen ge⸗ reichen wird. gas Gcheimnis der Frau de la Mart. 30 Roman von H. v Limpurg. „So iſt ſie — um feinetwillen gekommen,“ jel er bitter ein, „o— ich wußte es wohl — ſie iebt ihn, deshalb wollte ſie das Duell verhindern!“ „Nein, mein Leopold, Juana liebt Linden nicht, ch weiß es. Aber nun lege Dich nieder und ſuche u ſchlummern, der Arzt wünſcht es dringend. Ich Heſbe bei Dir, rufe mich, wenn Du mich bedarfſt.“ 5 Hand in Hand ſaßen eine Viertelſtunde ſpäter Juiſe und Juana auf dem Sopha im Rücken des kerankenlagers und lauſchten auf die Athemzüge des Potienten, welche mehr und mehr unruhig wurden, bis ſie endlich in fi berndes Stöhnen übergingen. „Ich komme,“ rief der Kranke plötzlich ſo laut, daß Juana und Luiſe erſchrocken in die Hohe fuhren, „ich komme um Luiſe zu rächen — auch an ihr, welche jenen Schurken liebt. Ich habe ſelbſt vernom⸗ men wie ſie ihn Oskar genannt — o — und ich hit. liebte ſie ſo namenlos! Aber ſie iſt eine Schlange 84. — ſte kann nicht wirklich lieben.“ bort i, „Still, Leopold,“ flüßſerte Luiſe beſänftigend, — „hier nimm einen Schluck Eiswaſſer und laß Dir das inen Ktopfkeſſen glatt legen. Es wird noch Alles gut werden. bei Schlafe aber jetzt, Liebſter!“ „Ich kann nicht,“ ſeufzte der Kranke. ange Stunden verlebten beide Damen am l lat Bette des Kranken. Die Nacht ſank herab, der Arzt kam und blickte ernſt auf den Patienten. Der Zuſtand desſelben hatte ſich entſchieden verſchlimmert. „Nur Ruhe, gnädiges Fräulein,“ mahnte der Arzt, „ich hoffe, daß noch Alles gut wird, nur müſſen alle etwaigen Gemüthsaufregungen dem Verwundeten fern gehalten werden. Legen Sie eine Eisblaſe auf die Stirn und erneuern Sie dieſelbe öfters. Morgen früh bin ich ugeder bei Ihnen.“ * Ruhelos irrte indes der Geheimrath durch den kalten Winterabend dahin dem Parke zu; alle Men⸗ ſchen, denen er in den Straßen begegnete, ſahen ihn ſcheu von der Seite an und ſchüttelten den Kopf, denn der Geheimrath hatte ſo etwas Seltſames an Prof'ſſor Wiedemeher bog jetzt um eine Ecke, gerade auf Norden zu, den er trotz der Dämmerung erkannte. „Aber beſter Herr Colle ga,“ rief er voller Er⸗ ſtaunen, „was thun Sie hier? Wo wollen Sie noch hin?“ „Ich ſuche ihn, wiſſen Sie,“ flüſterte der Ge⸗ heimrath unheimlich lachend, „der mir die Hand⸗ ſchrift gegeben hat.“ „Nun, die iſt aber doch falſch. Der Rektor magnificus las u s Allen heue tei Schreiben vor, aus welchem bevorgeht —“ „Haha, ſo glauben Sie auch an die Verleumd⸗ f ung,“ ſchrie Norden jetzt, blaurot im Geficht, „und ich ſage Ihnen, das Lied iſt echt. — Jeden, der das Gegenteil behauptet, ſchlage ich zu Boden,“ Entſetzt wich der kleine, bewegliche Profeſſor zur Seite und erwiderte verlegen: Erlauben Sie, mein beſter Herr Kollege, das Niederſchlagen iſt doch nicht ſo ohne Weiteres geſtattet!“ „Ja doch,“ ſchäumte der Irrfinnige, „ich habe den Baßſchlüſſel Sebaſtian Bachs und damit werde ich Sie tödten — Sie und alle, welche ſein Lied für u echt erllären. — Fragen Sie doch den Baron Linden, ob es nicht wirklich von Bich ſtammt.“ Und dahm rannte der Geh- mrath in ein hohles Gelächter ausbrechend. Der Profeſſor aber ſtand verblüfft und ſchaute hinter ihm drein. „Der arme Mann,“ brummte er vor ſich hin, „der hat wahrhaftig durch die Skandalaffaire den Verſtand verloren und wundern ſollte es mis nicht, wenn man ihn morgen als Le ſche aus dem Waſſer zöge. Seine beiden Kinder thun mir aufrichtig leid. Aber von wem mag der myſteriöſe Brief nebſt Geld⸗ anweiſung gekommen ſein? Offenbar ſoll er ſelbſt nicht erfahren, daß er ſich mit dem Manuſeript täu⸗ ſchen ließ. Der Baron Linden iſt ein böſer Schwind⸗ ler und die Univerfität kann Gott danken, doß fie die hohe Summe wieder zurück hat, denn Norden hätte die Entſchädigung nicht auf ſich nehmen loͤn⸗ nen!“ Weiter eilte inzwiſchen der unſelige Geheimrath,