Hauptparthle — Herrn Joſef Lichtner — einen Künſtlerr erſten Ranges kennen lernen, der durch ſeine prächt ge Erſcheinung und ſein durch⸗ dachtes angenehmes Spiel nich; minder wirkt, als durch eine glänzende, weich: Stimme und ſeine wirklich bedeutende Geſangskunſt. Der B ſuch des Theaters moge alſo allen Jenen dringend angeraten ſein, die ein herrliches mufikaliſches Werk in trefflichſter Ausführung kennen lernen wollen. — Heidelberg, 16. Jan. Eine neue Art von Rache wandte ein hiefiger Metzgerburſche bei ſeiner Geliebten, einer Kellnerin, an. Litzten Sonntag Nachts ſchlich er ſich in das Zimmer derſelben, packte ſie und bißihr buchffäblich die Naſe ab, dabei ausrufend: „So, jetzt habe ich dafür geſorgt, daß Dich Keiner mehr anſteht.“ man erzählt ſogar, er habe, als er um Herausgabe der Naſe erſucht wurde, behauptet, er habe ſie verſchluckt. Das nunmehr zeitlebens in schrecklicher Weiſe verſtümmelte, bedauernswerte Mädchen, das nie mehr ſeinen Beruf auszuüben vermag, kam in's akadem iſche Krankenhaus und iſt es für dasſelbe ein ſchlechter Troſt, daß ihr biſſiger Verehrer wegen ſchwerer Körperverletzung in Unterſuchung gezogen wurde. — Manuh eim, 14. Jan. Für die nächſten Montag dahier ſtattfindende Schwurgerichtsfitzung für das 1. Vierteljahr 1892 iſt folgende Tagesordnung aufgeſtellt worden: Montag, 18. Jan., Joh. Adam Kettner, Küfer von Werbach, wegen Vornahme un⸗ züchtiger Handlungen. Gottlob Schlerweis von Mi⸗ chelfeld wegen Nothzuchtsverſuch. — Dienstag, 19. Jan., Heinr. Baumann Wittwe, Karoline, geborene Miltenberger, wohnhaft in Heidelberg, wegen Brand⸗ ſtiftung. — Mittwoch 20. Jan., Schuhmacher Mi⸗ chael Reiter von Angſthofen, königlich bayeriſchen Gerichtsbezirks Pfaffenhofen a. M, wegen Mords und Raubs. — Donnerstag, 21. Jan., Nikolaus Neff von Viernheim wegen Kö perperletzung mit tödtlichem Erfolg. — An der hieſigen Pferdebahn find in der vergangenen Nacht ein drittel der ſämmt⸗ lichen Pferde an der Influenza erkrankt, ſo daß der Betrieb bis auf Weiteres eine bedeutende Einſchrän⸗ kung erfahren mußte. — Mannheim, 13. Jan. Der Commis eines hieſigen Tabakgeſchäftes wurde geſtern vormittag mit einer großen Summe Geldes, man spricht von über 10 000 M. nach der Reichsbank geſchickt. Als der junge Mann außergewöhnlich lange ausblieb, ſchöpfte man Verdacht und forſchte nach. Der Verdacht war 4 unbegründet, denn das Bürſchchen war 1 0 7 Gelde wicht auf die Reichsbank, 7 anderswo hingegangen. In Frankfurt a. M. wurde aher der Durch renner bereits verhaftet. — Ein beſtialiſchet Raubmord bei Tiſchen in öſterreichiſch⸗Schleſten verübt N Der dortige Vehhändler Kubach erſuchte die Wiehhän 0 lerin Maria Kanjan, 1 10 80 Ecledigung eines rößeren Geſchäfts zu beſuchen. A 19 05 Ehefrau des Kubaſch, um mehrere Einkäufe zu beſorgen. Als nun letztere zurückkehrte, iſt in Baſchka f Als dieſelbe erſchien, bemerkte ſie die Kanjan nicht mehr und ſah nur, wie ihr Mann ein Packet Banknoten zu verbergen ſuchte. Die Frau ahnte ſofort ein Verbr' chen, ihren Eltern und theilte den Behörden ihren Verdacht mit. Da die Viehhändlerin Kanjan nirgends zu ex“ mitteln war, ſo wurden eifrige Recherchen nach ihr angeſtellt. Die richtige Spur ds Verbrechens wurde entfloh zu durch den Tagelöhner Pablan ermittelt. Derſelbe er⸗ zählte, daß er für 0 verſcharren müſſen. Man grub an der bezeichneten Stelle nach und beförderte den verſtümmelten Leichnam der Kanjan zu Tage. Kubaſch hatte ſein Opfer mit Kubaſch ein verend tes Thier habe einer Hack erſchlagen und dann auf den Boden ge⸗ ſchleppt. Nachdem die zurückgekehrte Gattin entflohen wat, hat ſich der Unmenſch wieder auf den Boden beg'ben und der Armen, die noch lebte, einen Meſſer⸗ ſtich verſetzt. Da das Opfer aber immer noch röchelte, würgte er es ſo lange, bis der Tod eintrat. Dann wurden der Leiche noch Hände und Beine gebroch'n, um ſie beſſer in ein Tuch binden zu können. Der Mörder ſowie, Pablan wurden verhaftet. 5 — Liſſabon, 14. Jan. Bei der portugieſi⸗ ſchen Eiſenbahngeſellſchaft wurden große Unterſchla⸗ gungen entdeckt. Ein Depotſchein der Lufitaniſchen Bank über 150 Millionen Reis wurde als falſch untergegangen. 414 Perſonen find * f gekom darunter die ganze europälſche Mannſchaft, 125 London, 14. Jan. Der Herrzog von Glorenez iſt geſtorben, ebenſo auch Kardinal Manning. (um Albert Viktor, Herzog von Clarenee und Avondale war der älteſte Sohn des Prinzen von Wales und wurde am 8. Jan. 1864 geboren. Ex war Dr iur. ulr. ad hon, Rittmeiſter im Regiment Prins of Wales und ſtand a la suite des preußſſchg Huſarenregiments Fürſt Blücher von Wahlſtalt 9 — Petersburg, 14. Jan. Auf der Bahn⸗ linie Sſyzrane⸗Wjasma ſtieß ein Perſonenzug mi einem Güterzuge zuſammen. 18 Perſonen blieben auf der Stelle todt, über 50 wurden ſchwer ber⸗ wundet. Gedenlet der hungernden Vögel, Vogelfutter kann unentgeldlich abgeholt werden bei 3. J. Merkel. Arfolg durch Annoncen erzielt man nur, wenn dieſelben zwecke niſprechend abgefaßt und ſtets die richtige Wahl der geeigneten Zeitungen getroffen wird. Man wende ſich dahe an die Annoncen⸗Expedition Hein. Fisker, Franz, furt a. M., Zell 76, die es ſich zur Pflig macht, obige Punkte in erſter Jinie zu berückfſchtigen und lediglich nur die Qriginal⸗Z⸗Alenpreiſe der Zehe tungen unter Gewährung höchſter Rabatte berechnet. erkannt. Die angeblich bei der Bank hinterlegten Werthpapiere wurden von Beamten der Penſtonskaſſe unterſchlagen und verpfändet. — Paris, 12. Im. Die berühmte Abtei Fecamp (Departement Seine⸗Infer.), in welcher der Benedictinere⸗L que ur fabricitt wird, iſt in der letzten Nacht vollſtändig niedergebrannt. Der Schaden wird auf zwei Millionen geſchätzt. — Rom, 14. Jan. Der Generalpräfect der Propaganda, Cardinal Simeoni, iſt heute an der Influenza geſtorben. Hongkong zufolge iſt der engliſche Dampfer Mamphow in den chinefiſchen Gewäſſern bei den Cuchinſpitzen Jede gewünſchte Auskunft wird koſtenfrel erke, ſowie vorherige Koſtenanſchläge gratis und franle gelie fert. J..... J. — Seidenſtoffe (chwarze, weiße u. fatbige) v. 95 Ff. bis 18.65 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſtert (ca. 380 verſch. Qual. u. 2500 verſch. Farden) — verſendet roben- u. ſtückweiſe porto⸗ U. zollfrei daz Fabrik-Depot G. Henneberg (R. u. N. Hoſlief,) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brieſporte nach der Schweiz. 5 4 6 120 — London, 13. Jan. Neueſten Dipeſchen aus Seidene Fahnen und Steppdeenſſoffe Ctm. breit. —— 2 —— „Sie kommen,“ fiel Luiſe erregt ein und eilte ans Fenſter. „Dir Wagen hält — o mein Gott — jetzt wird mein armer Bruder wie todt aus dem Wagen gehoben!“ Sie eilte hinab z und knieete im nächſten Au⸗ genblick an der Seite des noch immer Bewußtloſen, welchen man einſtweilen auf eine raſch herbeigeſcho⸗ hene Gartenbank niedergelegi. „Leopold, mein geliebter Bruder, ſo kömmſt Du wieder zu mir! Und um meinetwillen bluteſt Du.“ „Baron Linden ſchoß zu zeitig, ehe die Sekun⸗ danten mit den zählen fertig waren,“ grollte Juana und ihre Hand legte ſich verſtohlen auf Leopolds Haupt. Plötzlich legte ſich eine ſchwere, eiskalte Hand auf Luiſens Schulter und des Geheimraths harte Stimme frug tonlos: „Wer iſt das? Iſt ein Un⸗ glück geſchehen ?“ „O, Papa, mein lieber, theurer Vater — Leo⸗ pold iſt verwundet, aber — er lebt und wird uns, ſo Gott will, erhalten bleiben.“ Mit ruhiger Geberde, ohne ſie nur eines Blickes zu würdigen, ſchob Herr von Norden ſeine Tochter beiſeite und blickte auf den Verwundeten, bis ein Strahl des Erkennens aus ſeinem Auge brach. f „Ich weiß es, ich weiß es,“ murmelte er un⸗ heimlich, „er hat mir heute Lebewohl geſagt — und nun traf ihn jenes Mannes Kugel. Blut, ja, da ſehe ich Blut rinnen — ſein Herzblut! und er ver⸗ goß es für mich — deſſen Ehre dahin war. Aber wo — wo iſt ſie, die an allen Schuld iſt? Einſt nannte ich ſie Tochter, aber nun iſt ſie es nicht mehr!“ g „Der Verwundete muß ſogleich ins Bett, ſagte jetzt der Arzt ſehr beſtimmt, „die Befinnung wird bald wieder zurückkehren und ich will noch beobachten, ob Wundfieber eintritt.“ als er die Augen träumend öffnete, ſtand ſein Voter an ſeinem Bett mit dem ſtieren Blick des Irrſinns den Sohn betrachtend. „Biſt Du mein Sohn, mein einziges Kind?“ klang hohl des alten Mannes Stimme durch's Ge⸗ mach, „ſie haben Dich hereingebracht — und ich weiß, daß Du meine theure Handſchrift vertheidigen fliehen — und Sebaſtian Bachs Lied mit uns neh⸗ men. Ich habe drüben eine Piſtole — ſie wird uns ſchützen — vor den Feinden —“ „Vater,“ ſeufzte der Verwundete, „ich verſtehe Dich nicht — Laß Luiſe kommen —“ Und ſchon glitt die ſchlanke Geſtalt der Gerufe⸗ nen in's Gemach. Still und umfichtig gtiff dieſelbe nach dem beruhigenden Tranke, doch als ſie ihn dem Bruder reichen wollte, ſprang mit einem la ut dro⸗ henden Ausruf ihr Vater heran. „Fort von ihm, Du S blange knirſchte er mit wild funkelnden Augen, die mageren Hände zur Fauſt geballt, „er iſt mein und Du haſt kein Anrecht an ihn. Du biſt daran Schuld, daß er jenem Manne gegenüber trat, um meine Handſchrift zu vertheidigen — Du haſt geſagt, daß ſie unecht ſei! Aber ich leide es nicht — ich zertrele Dich wie einen Wurm, wenn Du mir nahe kommſt — Du biſt nicht meine Tochter mehr — ich habe nur ein einziges Kind!“ Im nächſten Moment war der vorher im N'. benzimmer weilende Arzt an des Geheimraths Seite und nahm ihn rückſichtslos am Arm. „Bitte, Herr Geheimrath,“ ſagte der Arzt, „der Patient darf durch⸗ aus nicht erregt werden, Ihr Fräulel ai e e hr Fräulein Tochter pflegt lachend und trat in das Nebenzimmer. Bald darauf lag Leopold in ſeinem Bett und mußteſt. Aber nun komm mit mir — wir wollen „Meine Tochter?“ ſagte der alte Mann ſeltſam „Gehen Sie in Ihr Zimmer, Herr Geheimraih, Sie bedürfen der Ruhe,“ rief ihm der Arzt beſorgt nach. „Nein, nein, ich muß ins Freie, die Luft er⸗ ſtickt mich,“ ſchrie der Geheimrath faſt laut. „J will ihn ſuchen, Linden, daß er das Geld wieder nimmt — und mir meinen Sohn geſund macht — Und er ſtärmte hinaus, ohne Hut und Ueber. rock in die herabfinkende Dämmerung des Winker bendes. Kopfſchüttelnd ſah Juana ihm nach. „Welch ein Vater!“ fliſterte ſte. Er konnte kaltblütig die Tochter opfern, um des Sohnes willen und — hat ſich damit auch deſſen Zuneſgung der, loren. O mein Himmel, und der Geheimrath ſchein wahnfinnig geworden zu ſein! Wie ſoll das noch enden!“ Tiefaufſeufzend öffnete ſie die Thür zum Kron tenzimmer, aber ſie fuhr ſogleich zuräck, als ſſe ſeh daß Leopold das Haupt etwas gehoben halle und leiſe, mühſam mit ſeiner Schweſter ſprach. „Arme Luiſe! Gott helfe Dir! Aber — er f eben krank, habe Geduld mit ihm, Du Engel!“ ſogle Leopold. „Rege Dich nicht auf, Leopold der Arzt meint, das Fieber werde noch heute Abend eintreten.“ „Wenn ich nur eines wüßte,“ ſeufzte mühſom der Kranke, „als der Schuß ertönte und die Herten empört über — den Schurken herfielen, da war mirs — als hörte ich eine — andere Stimme — Jun nas Stimme. Schweſter! Aber nicht wahr, unmöglich?“ „Und wenn ſie es doch geweſen wäre,“ 13 ſterte Luiſe. 5 Fortſetzung folgt.