blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 5. Far die Redaktion derantwortlich: Karl Moliter, Ladenburg. Samstag den 16.3 Januar Volitiſches. — Ladenburg, 14. Januar. Der Kaiſer empfing am Dienstag Mittag 1 Uhr im Berliner Ref denzſchloſſe den neuen Erzbiſchof von Poſen⸗Gneſen, Dr. v. Stablewski, in beſonderer Audienz und nahm den Eid desſelben entgegen. Der Audienz wohnten DNC Küche m mieten de er Nn. 0 litt ehr billge el Alf — ſuche ch hen. ſelbal. 2 arcuſt 7 ch! 15 — . 3 t feine l und en angel ol 1 reiner N der Cultusminiſter Graf Z' dtlitz⸗Trützſchler, der Miniſter des Innern, Herfurth und der Unter⸗ taatsſekretär im Cultusminiſterium, Weyrauch, bei. ach der Vereidigung hielt Erzbiſchof v. Stablewski eine Anſprache, in der er für das ihm durch ſeine Ernennung gewordene kaiſerliche Vertrauen dankte. In ſeiner Erwiderung ſprach der Kaiſer die Er⸗ wartung aus, daß es Stablewski gelingen werde, die Gegenſätze innerhalb ſeiner Diöceſe zu verſöhnen, ſowie den Geiſt und Erfurcht und der Treue gegen den Kaiſer und die Achtung ſeiner Dideeſanen, vor uch die Ehre des Empfanges bei der Kaiſerin; päter nahm er an der Frühſtückstafel bei den kai⸗ ſerlichen Majeſtäten Teil. Am Montag Abend hatte der Cultusminiſter Graf 3 dtlitz⸗Trützſchler zu Ehren des neuen Erzbiſchof ein größeres Diner gegeben, bei welchem neben dem Erzbiſchof ſelbſt, der Kaplan Dr. v. Zichlinski, Finanzminiſter Dr. Maquel, der klommandirende General des Gardelorps, v. Meer⸗ ſcheid⸗Hyll'ſſen, Armeebiſchof Dr. Aßmann und endere diſtinquir ge Perſönlichkeiten, meiſt Parlamen⸗ tarier, anweſend waren. Im Verlaufe des ſehr an⸗ geregten Tiſchgeſpräches wurde von einem hohen Staatswürdenträger der feſten Zuverſicht Ausdruck verliehen, daß der Amtsantritt des neuen Erzbiſchofs eine neue Epoche in der Entwickelung unſerer poli⸗ tiſchen Verhältniſſe vorbereite und zum Heile des * Geſetz zu pflegen. Alsdann hatte der Erzbiſchof Bas Geheimnis der Frau de la Mart. 29 Roman von H. v Limpurg. „Sehr freundlich,“ erwiederte dieſe. „Ich fahre zu Nordens, um ſie vorzubereiten. Die beiden an⸗ deren Herren fahren wohl mit dem Verwundelen?“ „Gewiß,“ ſagte der Arzt, „und ich eile ſehr, denſelben unter Dach und Fach zu bringen, denn das Fieber muß ſehr bald eintreten.“ „Iſt — es gefährlich?“ frug Juana, den Athem anhaltend und bittend ruhten ihre ſchönen Augen auf dem Doctor. f „Nicht eigentlich, gnädige Frau, und ein wah⸗ ter Segen iſt es, daß die Kugel nicht den Knochen zertrümmerte.“ Voll todesbanger Erwartung hatte Lulſe im Erter von wo aus ſie die ganze Straße überſehen konnte, auf den Ausgang des Duells gewartet und war daher faſt gelähmt vor Entſetzen, als man ihr plötzlich Baron Linden meldete. Er trat ein, elegant und ſicher wie immer und küßte ihre Hand. „Meine theure Luiſe —“ begann er dreiſt. „Nicht ſo, Baron von Linden,“ erwiederte ſie kalt und verächtlich, „Sie wiſſen, daß meines Bru⸗ ders Reitpeitſche unſer Verlöbniß wieder aufhob.“ „Aber ich liebe Dich noch wie vor, ſüßes Mäd⸗ chen,“ rief Linden voll halbunterdrückter Leidenſchaft, zund ich werde Dich erringen, ob auch die ganze Welt fich dagegen ſtellte.“ Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. a Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Raum Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Karl Moliter, Ladenburg Corpuszeile. Necelamen 20 Pfg. geſamten Vaterlandes, ſpeziell aber der Provinz Poſen, dienen werde. Der am Dienſtag nach Ablauf der Weihnachts⸗ ferien erfolgten Wiederaufnahme der Reichstagsar⸗ beiten ging eine kurze Begrüßung des Hauſes ſeitens des Präfldenten v. Levetzow, verbunden mit dem late iniſch ausgedrückten Wunſche, daß das neue Jahr ein glückbringendes und geſegnetes ſein möge, voraus. Hierauf trat das Haus in die zweite Leſung des Etats und zwar zunächſt der Pofition „Reichstag“, ein, wozu wiederum der im Reichstage ſchon wiederholt dagewesene freiſinnige Antrag auf Gewährung von Diäten an die Reichstagsmitglieder vorlag. Namens der Antragsſteller führte der Ab⸗ geordnete Dr. Baumbach aus, daß der Diätenantrag im Intereſſe aller Parteien liege und warf dann einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte des Antrages. Des Näheren hob Abg. Dr. Baumbach nun die Gründe hervor, welche für Bewilligung von Ditten auch an die Reichstagsabgeordneten ſprechen und betonte zum Schluß, daß die Zuſtimmung der ver⸗ bündeten Regierungen zum Diätenantrage nur die Stärkung der Reichsidee und des Reiches ſelber zur Folge haben würde. Im Verlaufe der weiteren Debatte erklärten ſich die Centrumsubgeordneten Haberland und Dr. Lieber aus den ſchon vom Abg. Baumbach angeführten Gründen für den Antrag, wobei der erſtgenannte Redner beſonders betonte, im Volke empfinde man es als eine große Unge⸗ rechtigkeit, daß die Diätenlofigkeit es nur den Be⸗ mittelteren erlaube, ſich um ein Reichstags andat zu bewerben. Auch der Sozialdemokrat Bebel, ſowie die Antiſemiten Werner und Stöcker erklärten ſich für die Gewährung von Diäten. Gegen dieſelbe ſprachen ſich nationalliberalerſeits Abg. v. Bennigſen, welcher erklärte, ein Teil ſeiner politiſchen Freunde würde aus verfaſſungsreztlichen Gründen gegen den Diätenantrag ſtimmen, ferner Abg. Graf Behr von der Reichspartei und der konſervative Abg. v. Helldorf aus. Letzterer erblickte in der Be willigung von Diäten eine Schwächung des Reiches, wie des Anſehens des Reichstages. Die weitere Diskuſſion entwickelte ſich mehr und mehr zu einer unerquicklichen und perſönlich zugeſp tzten Ankiſemitendebatte zwiſchen den Abgeordneten Richter, Stöcker, Pickenbach und Singer, die ein wiederholtes Eingreifen des Präſi⸗ denten nöthig machte. Der Baumbach'ſche Antrag wurde alsdann gegen die Stimmen der Konſervativen, Reichspartei und des kleineren Teiles der National⸗ liberalen genehmigt; der Etat des Reichstages fand unverändert Genehmigung. Verſchiedenes. — Ladenburg, 15. Jan. Sonntag, den 17. d. M. nachmittags hald 3 Uhr findet im Gaſthauſe zum Adler dahier eine Landw. Beſprech⸗ ung ſtatt. Den Gegenſtand der Tagesordnung dildet Futterbau und Viehzucht. Da die Handelsgewächſe, insbeſondere Tabak und Hopfen im Ertrag immer mehr zurückgehen, während Futterbau, Viebzucht und Viehhaltung bei weniger Arbeiter immer fichere undgute Einnahmen bringen, ſo find Belehrungen hieüber den Landwirten gewiß willkommen. Herr Landwirt⸗ ſchafts⸗Inſpektor Römer wird in der Verſammlung über ſeine diesbezüglichen vieljährigen Erfahrungen im badiſchen Oberlande Vortrag erſtatten. — Ladenburg, 15. Jan. Die Beſucher der Sonntag Nachmittag im Heidelberger Stadttheater ſtattfindenden Vorſtellung der Oper „Das Nacht la ger in Granada“ werden in dem Vertreter de. „Darf ich Sie bitten, mich allein zu laſſen?“ rief Luiſe. „Ich komme zunächſt, um Ihnen ſelbſt zu ſa⸗ gen, daß Ihr Bruder verwundet iſt, aber offenbar nur leicht. Luiſe erbebte, ihre Hände umklammerten krampf⸗ haft eine Stuhllehne. „Verwundet?“ hauchte ſie kraftlos, „o mein Himmel er iſt todt — und Sie verschweigen mir das Schlimmſte; todt — durch Ihre Haud gefallen!“ „Aber, Theuerſte, erregen Sie ſich doch nicht ſo ſehr, ich verfichere Sie, daß er nur eine leichte Wunde hat. Wir werden uns verſöhnen und Alles wird noch gut werden.“ „Laſſen Ste mich allein, Baron Linden,“ rief das gequälte Mädchen und ſtreckte die Hand nach der Thür aus, „ich — danke für Ihre Mutheilung.“ „Und Sie haben kein freundliches Wort für mich, e der um Ihretwillen all dieſe Schmach eclitt?“ „Keines,“ rief ſie herb, „durch Sie find wir elend geworden, durch Sie kam Zwietracht und Un⸗ ſegen über uns, aber ich will Ihnen nicht fluchen, aber verlaſſen Sie unſer Haus — ich bitte Sie darum!“ „Ja, dies Haus werde ich allerdings verlaſſen, aber nicht Sie, Lure! Ich habe es mir zugeſchwo⸗ ren, daß Sie mein ſein ſollen — und ich wrrde mein Wort halten, darauf verlaſſen Sie ſich!“ g * Und er ſtürmte erregt davon, die Treppe hinab — um unten im Corridor gerade mit Madame de la Mare zuſammenzutreffen. Wie vor einem giftigen Reptil wich ſie zurück und ihr Blick glühte unheimlich. „Sie find hier — feiger Mörder in dieſem Haus? Fort ſage ich Ihnen — wenn ſch eine Reit⸗ peitſche hätte, Sie ſollten auch auf der zweiten Wange einen Streich fühlen. Doch wer wird ſich wohl mit — einem Ehrloſen befaſſen.“ „Das ſollſt Du mir büßen!“ rief Linden zäh⸗ neknirſchend und ſtürmte, roh auflachend, an der leichenblaß werdenden Juana vorüber, während dieſe in die Nordenſche Wohnung eilte. Bald hielten ſich beide Freundinnen umſchlungen. „Leopold, meine geliebte Luiſe,“ flüſterte Juana, halb lachend, halb weinend, „man wird ihn ſogleich zu Dir bringen, denn — er liegt nur in tiefer Ohnmacht.“ „O, Juana,“ flehte Fräulein von Norden. „bleibe bei mir verlaß mich nicht — ich bin ſo mutterſcelenallein und fühle mich ſo unglücklich!“ „Aber Dein Vater?“ „Er hat mich verſtoßen — und verwünſcht. Er nennt Leopold ſein einziges Kind und behauptet, ich ſei allein an allem Unglück ſchuld.“ „So will ich bei Dir bleiben, Luiſe,“ erwiederte Juana laut und innig hinzu, „um — Leopold zu pflegen, ſo lange er im Fieber liegt. Der Arzt meinte, das Wundfieber werde bald eintreten.“