blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich; Karl Mollter, urger Allgemeiner Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 8 vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ 10 Pfg., Ladenburg. Aittwoch Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus⸗Zeile oder deren Naum Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. 1892 Nr. 4. Politiſches. Ladenburg, 10. Jan. Der Kaiſer hielt am Sonnabend in Begleitung ſeines aus Riel in Berlin eingetroffenen Bruders, des Prinzen Heinrich und einer Anzahl hierzu eingeladener Herren eine * Hofjagd auf Damm wild im Grunenwald — Der Bundesrat hielt am 10. Januar ſeine erſte Plenarfſtzung im neuen Jahre ab. Nachdem zunächſt der Geſetzentwurf über die Rechtsvethältniſſe der Lehrer in Elſaß⸗Lothringen den zuſtändigen Ausſchüſſen überwieſen worden war, trat der Bun⸗ desrat in die Specialberatung des Trunkſuchtsge⸗ ſezes auf Grund der Ausſchußberichte ein, doch wurde die Debatte ſchließlich abgebrochen. Im wei⸗ Angelegenhelten von untergeordnetem Intereſſe zur Erledigung. f — Im Mittelpunkte der auswärtigen Begeben⸗ heften ſteht der überraſchend gekommene Thronwechſel. welcher in Egypten infolge des Ablebens des bis⸗ herigen Khedive (Vizekönig Mehemed Tewfik einge⸗ treten iſt. Erſt ſchon ſeit dem 31. Dezember ernſtlich erkrankt war, 4 Krankheit für nicht gefährlich, ſonſt wäre jedenfalls ſchon früher etwas hierüber bekannt geworden. Jedoch in den letzten Tagen verſchlimmerte ſich der doppelſeitigen Lungenentzündung ganz bedenklich verſchied der Khedive in ſeiner Sommerreſtoenz lbach. Helouan bei Kairo. Bereits am Freitag Nachmittag l fand im Maufoleum zu Kairo die feierliche Beiſetz⸗ 5 —— — . eee . Bas Geheimnis der Frau de la Mart. 29 Roman von H. v Limpurg. 0 Feſten Schrittes ging der Aſſeſſor hinüber in ö ſeines Vaters Studierzimmer, wo er denſelben in ſeltſamer Haſt mit einer Feder und einem Bleiſtifte ten, hantiren ſah. Ein tödtlicher Schreck durchr'eſelte Leo⸗ — pold, als er ſo den Vater ſah. Ja, das war Wahn⸗ E finn 4 „Lieber Vater, ich komme, um von Dir Ab⸗ ö f ſchied zu nehmen,“ begann er ſo ruhig als nur i a moͤglich, „ehe ich zum Duell mit Baron von Lin⸗ 7 ni den gehe.“ ö „Baron von Linden ?“ frug der Geheimrath gene erſtaunt, „kenne ich ihn auch? Ich bin jetzt ſo be⸗ ſchäftigt mit dem Gutachten für die Handſchrift, daß a ich jeden geſelligen Verkehr vermeide.“ mit, „Du haſt den Baron ja ſelbſt Luiſens Hand . zugeſagt, Pupa, und ich gab es nicht zu, daß ſie 1 dieſem Schurlen geopfert würde.“ ul, Dem alten Herrn ſchien die Wahrheit wieder zu dämmern, er ſagte langſam: „Nun verſtehe ich hülfer⸗ Dich. Luiſe, dies undankbare Geſchöpf iſt an Dei⸗ wetlih nem und meinem Unglück ſchuld. Sie wollte den aun Baron nicht heirathen und behauptete — er ſei ein tobel. Betrüger. O, ich haſſe ſie — ich habe keine Toch⸗ ter mehr., lor. „Daß Linden ein Schurke iſt, ſagte ich ihm teten Verlaufe der Sitzung gelangten verſchiedene jeßt wird belannt, daß der Khedive in ſeiner Umgebung hielt man aber trotzdem die ung der Leiche Thefiks ſtatt, die ganze Bevölkerung nahm in allen ihren Klaſſen an der Beiſetzungsfeier Teil. Während der imposante Leichenprozeſſion bil⸗ deten britiſche und egyptiſche Truppen vom vice⸗ königlichen Palais bis zur Begräbnisſtädte Spalier. Im Mauſoleum wurde der Sarg unter den Ge⸗ beten der mohamedaniſchen Prieſter in die Gruft verſenkt. — Der verewigte Thewfik war im Jahre 1852 geboren und wurde im Jahre 1879 auf den Thron der Pharaonen berufen, nachdem ſein Vater, Homail Paſcha, wegen ſeiner verſchwenderiſchen Wittſchaſt vom Sultan und den Mächten abgeſetzt worden war. Tewfik erwies ſich als ſehr haushälteriſch und ungemein einfach in ſeinen ganzen Ritten, ſein Weſen und Charakter war ſehr leutſelig und gut⸗ müthig. Aber es fehlten ihm alle wahren Herrſcher⸗ tugenden und ſo kam es, daß Egypten unter ſeiner ſchwächlichen Regierung nicht nur den ganzen Sudan verlor, ſondern auch halb und halb zu einem Va⸗ ſallenlande Englands herabſank, ſo daß jetzt die Engländer die eigentlichen Heerſcher am Nilſtrande find. — Den erledigten Thron hat nun Abbas Bey des verſtorbenen Khedive älterer Sohn, beſtiegen, welcher am 14. Juli 1874 geboren iſt. Nach einem Firman des Sultans vom Jahre 1866 iſt die Thronfolge in Egypſen nach abendländliſcher Sitte geregelt, ſo daß die Thronbeſteigung Abbas Bey's tand Tewfiks plötzlich durch das Auftreten einer 5 Sultan hat denn auch Abbas ſofort zum Khedive und in der ſiebenten Abendſtunde des 7. Januar gar keinen Schwierigkeiten begegnen konnte. Der ernannt, obwohl der junge Herrſcher erſt mit Vol⸗ lendung ſeines 18. Lebensjahres, alſo am 14 Juli 1892, großjährig wird. Der neue Khedivi empfing die Trauerkunde vom Ableben ſeines Vaters in Wien, wo Abbas Bey nebſt ſeinem Bruder Mehe⸗ med ſeit längerer Zeit weilte, um ſich juriſtiſchen und ſprachlichen Studien hinzugeben. Die egyptiſchen Prinzen reiſten am Freitag Abend nach Trieſt ab, wo ſie ſich am anderen Morgen auf einem Eil⸗ dampfer nach Brindifi einſchifften, von Brindiſt aus machen ſie auf einer egyptiſchen Pacht die Ueberfahrt nach Alexandrien. Madrid, 9. Jan. Mit Gewehren bewaffnete Anarchiſten aus der Umgegend von Keres griffen heute Nacht die Stadt Xeres an. Die Gensdarmerie trieb ſie zurück, wobei es zu einem förmlichen Gefecht kam, in welchem das Feuern bis zum Morgen dau⸗ erte. Cavallerie verfolgte alsdann die fliehenden Anar⸗ chiſten und nahm die Mehrzahl gefangen. Dieſelben werden vor ein Kriegsgericht geſtellt werden. — Madrid, 10. Jan. Im Miniſterrath wur⸗ den geſtern die Vorgänge von Xeres beſprochen und energiſche Maßregeln beſchloſſen. Den letzten Nach⸗ richten aus Keres zufolge hätten die Anarchiſten auch einen Angriff auf die Kaſernen berſucht, ſeien jedoch alsbald in die Flucht geſchlagen worden. Einer der Unruheſtifter habe einem aus dem Theater kommen⸗ den Bürger mit einer Sichel den Kopf abgeſchnitten und ſei ſofort verhaftet worden. Moskau, 10. Jan. Hier find in letzter Zeit 240 Perſonen, darunter 14 Beamte, 6 Offiziere. 4 Lehrer, 22 Studenten und 8 Frauen wegen nihiliſ⸗ tiſcher Umtriebe verhaftet worden, was in der Be⸗ völkerung große Beunruhigung hervorgerufen hat. In ſechs andere ruſſiſchen Städten find Geheim ⸗ druckereien mit vorräthigen Stößen von revolutionä⸗ ren Proklamationen entdeckt worden. Verſchiedenes. Ladenburg, 12. Jau. Der Geſangverein hier hielt am letzten Sonntag Mittag eine theatr ſelbſt ins Geficht und werde mich mit ihm duelliren. Aber, Vater, ſprich in meiner Gegenwart nie mehr ſo hart und lieblos von Luiſen.“ „Ich habe keine Tochter mehr! Du biſt mein einziges Kind, Leopold!“ „Ja und auch dasjenige, was Dir am meiſten Sorge bereitete. Laß mich Dir, vielleicht zum aller⸗ letzten Male Lebewohl ſagen, Vater. Es bleibt da⸗ bei, ich duellire mich mit Baron von Linden.“ „Nein, barmherziger Himmel, Du darfſt nicht! Leopold, Dein Vater bittet Dich fußfällig, dringend, gehe z nicht.“ Und ehe der Aff ſſor den Vater hindern konnte, war er zu Boden geglitten unn hob flohend das thränenüberſtrömte Antlitz zu dem Sohne auf: „Leo⸗ pold — mein einziges Kind!, „Nicht ſo, Vater, ſtehe auf — und bete zum Höchſten, daß er Dir Deine Sünde vergebe, die be⸗ ſte, edelſte Tochter zu verleugnen. Wenn ich falle — ſo denke daran, daß mein letzter Wunſch, mein ein⸗ ziges Vermächtniß iſt, daß du Luiſen ebenſo wie mich lieben ſollſt. Und nun lebewohl — will's Gott auf Wlederſehen !“ Noch einen Brief an Leuthold beſorgte der da⸗ von eilende Aſſſſſor, dann begab er ſich zu ſeinem Sekundanten, wo ein Wagen ſchon wartete; die Herteu ſtiegen ein und die Pferde zogen an. Man rollte der beſtimmten Stelle des Zweikampfes zu. „Ich habe übrigens,“ begann der Sekundant, „heute früh ein Gerücht vernommen, das auch Sie, Herr von Norden, oder wenigſtens Ihren Herrn Vater betrifft.“ „Ich kann mir denken, was es iſt,“ erwiderte Leopold, „man ſagt, die Handſchrift Sebaſtian Bachs — die mein Vater begutachtete, ſei nicht echt.“ „Baron von Linden hat aber dieſelbe der Uni⸗ verſttät angeboten,“ bemerke der Sekundant. „Allerdings und ich verpfände mein Ehrenwort, daß er um den Betrug wußte.“ „Hm, ein ſonderbarer Menſch,“ bemerkte der Sekundant, „ich bin nicht recht aus ihm klug ge⸗ worden, ob er reich — oder ein Schwindler iſt; er rühmte ſich ſehr geheimnißvoll ſeiner Beziehungen zu der reichen Wittwe Madame de la Mare.“ „Und ich halte dies für eine ebenſo große Schuf⸗ terei als ſeine ſonſtigen Großſprechereien,“ fügte Leo⸗ pold hinzu, deſſen Antlitz ſich hochroth gefärbt hatte. Endlich war man am verabredeten Platze an⸗ gekomen, die Herren ſtiegen aus und befahlen dem Kutſcher, in einer halben Stunde zurückzukommen. „Die HerrenkGegner find noch nicht zur Stelle,“ bemerkte der mitgekommene Arzt, den Mantel abwer⸗ fend, „und doch fehlen nur noch Minuten an der ausbedungenen Zeit.“ „Sie werden ſchon kommen,“ ſagte der Aſſeſſor, „die Uhren gehen vielleicht verſchieden.“ Keiner der Herren hatte im nahen Gebüſch die ſchlanke Frauengeſtalt bemerkt, welche ſich dort ver⸗