— Eberbach, 4. Jan. Geſtern hat ſich das Comite gebildet, welches die Vorbereitungen zu der in dieſem Jahce her ſtattfid enden Bienenausſtel⸗ lung beſorgt. Man nimmt an, daß zu dieſem Ztägigen Feſte etwa 200 bis 300 Imker eintreffen werden. — Karlsruhe, 7. Jan. Herr Oberlandes⸗ gerichtstat D. Heinshe mer, der im verfloſſ nen Jahre wegen hochgradiger Nervoſität bereits 5 Monate außer Denſt zubringen mußte, hat in einem Anfalle von Geiſt sgeſtörtheit den Tod im Rhein gefunden. — Karlsruhe, 6. Jan. Die Hausgewerbe⸗ treibenden der Tabakfabrikation unterliegen ſeit Be⸗ ginn dieſer Woche ebenfalls der Virficherungspflicht nach dem Invaliditäts⸗ und Altersverſicherungsgeſetz. Die Anregung zu dieſer Maßregel iſt ſ. Z. von dem Cigarrenhausarbeiter Schröder in Altona⸗Otten⸗ ſen gegeben und zunächſt in einem am 3. April 1891 vom Herrn Stellboertreter des Reichskanzlets an die Regierungen der Bundesſtaaten erlaſſenen Rundſchreiben aufgenommen worden. Die nach mehr⸗ monatlichen Beratungen in den Bundesratsausſchüſſen IV. und VI. erlaſſenen Verordnungen find unterm 16. Dezember 1891 im Reichsgeſetzblatt veröffent- licht und mit einer vom 21. Dezember datirten Be⸗ kanntmachung des Gr. Miniſteriums des Innern im badiſchen Geſetzes⸗ und Verordnungsblatte ver⸗ offentlicht worden. Die Ausdehnung der Verſtcher⸗ ungspflicht nach dem Indbaliditäts⸗ und Altersver⸗ ſicherungsgeſetz an die Hausge werbetreibenden der Tabakfabrikation wird zwar Ange ſichts der ver⸗ hältnißmäßig ſehr geringen Zahl von Verſicher⸗ ungspflichtigen nicht tief in die Verhältniſſe der Tabakinduſtrie eingreifen, doch glaubt man, daß die Erſtreckung der Wohlthaten des Geſetzes auch auf dieſe Kreiſe als ein Fortſchritt auf ſozialpolitiſchem Gebiete mit Genugthuung wird begrüßt werden dürfen. i — Lebendig begraben. Aus Gerlachsheim Großherzogthum Baden, wird der Neckarztg. vom 29. Dezember gemeldet: In Gerichtsſtetten, A. Buchen, wurde eine junge im Wochenbett verſtorbene Frau zu Grabe getragen. Nachdem die Leiche beer⸗ digt und die Leidtragenden fich zerſtreut hatten, ver⸗ nahm der den Sarg mit Ende b deckende Todten⸗ gräber plötzlich ein ſtackes Klopfen und nahm Riß⸗ aus. Der Pfarrer und einige O tseinwohner wur⸗ den herbeigeholt und als man den Sarg öffucte, lag — ſo wird verſichert — die Leiche umgekehtt, auf dem Sopha fitzend vorfand. Er beachtete ihr Eintreten nicht ſondern ſtarrte unverwandt vor ſich hin, nur die Finger trieben ein unheimliches Spiel mit einigen Federn. „Papa, Papa, komm hinüber zum Mittags ſſen,“ f Luiſe ſanft, „ich habe Dich gewiß ſchon warten laſſen.“ Keine Antwort des Geheimraths erfolgte, nur ſeine Hände arbeiteten raſtlos fort. „Hörſt Du mich nicht, lieber Vater? Komm 75 mir, Leopold iſt gewiß ſchon dal“ fuhr Luiſe ort. Endlich blickte der Geheimrath auf — aber Luiſe erſchrack vor den irren Augen des Vaters. „Laß mich — ich kenne Dich überhaupt nichtl“ ſchrie der Geheimrath. „Ich muß beweiſen, daß die Handſchrift doch echt iſt!“ „Denke nicht an dieſe Sache, lieber Papa!“ „Wer biſt Du?“ frug er unheimlich u. blickte ſtarr in ihr Geſicht, „ich meine, Du ſiehſt aus wie ie — die man eine Tochter nennt und die mich und den Bruder verrieth: Nein, nein — nun habe ich leine Tochter mehr — aber wo iſt mein Sohn — mein einziges Kind?“ Wie Dolchſtiche trafen ſeine Worte das Herz des unglücklichen Mädchens, mit Mühe nur ver⸗ mochte ſie die hervorſtürzenden Thränen zurückzu⸗ drängen. ö „Sprich nicht ſo, lieber Papa, ich bin nach wie vor Deine treue, gehorſame Tochter, die gewiß Alles nach Deinem Wilen thun wird — und Dich ſehr lieb hat.“ „Aber Du wollteſt den Baron nicht heirathen und Leopold hat ihn mit der Reitpeitſche geſchlagen, nun wird er kommen, um mich als Betrüger anzu⸗ klagen — o, mich, den berühmten Gelehrten! Siehſt 3 die Haare waren wier durcheinander, das Geſich verkratzt u. . w. Das Vo kommnis erregte in der Bevölketung großen 1 19 Die Frau ſoll nur f tarrkrampf gelegen ſein. . 5 5 1 1 (Bil, 8. Im. Geſtern vormittag iſt eine Felspartie am Jungfernſprung herabgeſtürzt, wodurch ein an dem Felſen ſtehendes Hus einge⸗ drückt wurde. Die Bewohnerin des Hauſes, Witwe Engel, wurde durch ih te Tochter gerettet. i — Pirmaſens, 4. Jan. Ein: rohe Tpat wurde dahier veillbt. Nichts wurde an den Fenſter⸗ läden des Tünch'r Jager'ſchen Hauſes geklopft. Als letzterer aus dem Bette aufgeſtanden war und Licht angezündet batte, krachte vor dem Haus plotzlich ein Schuß. Dieſer hatte j denfalls Jäger gegolten, denn die Kugel war durch den Laden hindurch abgefeuert worden, hatte das enſter durchſchlagen und fie vor dem Bett nieder, ohne ſonſtigen Schaden zu thun. 5 — Holzgerlingen, 4. Jan. Wie leicht⸗ gläubig noch manche Leut auf dem Lande ſiad, da⸗ von liefert der folgende Vorfall einen draſtiſchen Be⸗ weis. Zu einem Bauern, der vor ſeinem am Ende des Dorfes gelegenen MWohnhauſe beſchäftigt war, trat ein von Tübingen her kommender gut gekleideter Mann und erzählte dem Bauern von einem großen Mißgeſchick das ihm wiederfahten ſei. Auf der Ei⸗ ſenbahn ſei ihm, während er ein bischen geſchlafen habe, ſein U berzieher ſamt dem aus 1800 M be⸗ ſtehenden Jahalt geſtohlen worden. Der Mann gab ſich für einen ſehr wohlhabenden Bäcker Namens Schwandner aus Hall aus und verſprach dem Bau⸗ ern eine fürſtliche Beloh nung falls ir ihn mit der ihm zur Heimreiſe nötigen Summe ausrüſte. Der Bauer, gerührt durch das Mißzeſchick des Fremden gab demſelben, nachdem er ihn noch gehörig bewir⸗ tet hatte, einen weit größeren Geldbetrag als jener verlangte. Als nun der Bauer grängſtigt durch das wochenlange Stillſchweigen ſeines Haller Gaſtfreundes ſich in Hall erkundigte, mußte er die leidige Erfahr⸗ ung machen, daß ein Bäcker dieſes Namens dort nicht exiſtiere. 8 Danzig, 7. Jan. Das Betriebs⸗Am!l Danzig meldet: Die Strecke Carthaus⸗Lappin iſt ſeit geſtern Abend in Folge Schneeverwehung geſperrt. Die Zäge der Strecke Prauſt⸗Carthaus verkehren bis auf Wei⸗ teres nur zwiſchen Prauſt und Lappin. — War ſchau, 7. Jan. Ja der Stadt Ols⸗ zanka (Gouvernement Radom) hat eine Raäuberbande Nachts das Haus des reichen jädiſchen Kaufmaans — — Du die Gerichtsdiener kommen? Geh fort, ſage denn die ihnen, daß ich nicht mitkommen köane, Handſchrift ſei echt — dort der Baßſchlüſſel.“ Und wieder verſank der unglückliche Mann in dumpfes Brüten, wieder irrten ſeine mageren Finger auf der Tischdecke umher; Luiſe, nicht mehr im Stande, ſich aufrecht zu halten, ging leiſe aus dem Zimmer und brach, in dem ihrigen angelangt, wei⸗ nend zuſammen. „Wahnfinnig,“ flüſterte ſie, „auch das noch, o mein Gott; was kommt alles über uns! Es iſt zu viel für das arme, ſchwache Menſchenherz!“ Ruhelos ſchritt indiſſen Leopold im Zimmer umher; auf dem Tiſche ſtand ſein Piſtolenkaſten ge⸗ öffnet, er hatte eine der Waffen auswählen wollen zu dem bevorſtehenden Zweikampf, aber ſich in dieſer Beſchäftigung wieder unterbrochen, um Briefe zu ſchreiben. Es war ein eigenthümliches Gefühl, daß ihn ergriff, als er nun ſo vor Tod und Leben ſtand! Ein wohlgezielter Schuß des Gegners, der die erſte Kugel hatte, und Alles war aus, Sonne und Schatten, Glück und Leid! Er griff mit der Hand an die Stirn, er öffnete das Fenſter und lehnte ſich weit hinaus in die winterlich ſonnige Mitagluft. Ja. wenn es um et⸗ was Großes, Edles geweſen wäre daß er ſein Leben aufs Spiel ſetzte, doch einem elenden Abenteurer die Bruſt zu bieten — das war ſchwer, fuichtbar ſchwer. Und dann — ſte, die er liebte, wie ſonſt nichts auf Erden — in dieſer Stunde empfand er von neuem die ganze Tiefe ſeines Gefühls — fie hing an dem Abenteurer, ſie liebte ihn! Denn es war doch eben nur Eferſucht geweſen, was ſie zum Zahlen jener Summe bewogen unter der Beding⸗ ung, daß er die Freundin nicht heirathen moge; o nein, er täuſchte ſich nicht, nur die Liebe zu Felbel überfallen u ganze Familie, aus 8 Per ſonen beſtehend, ermordet. Alles Geld und die faͤmmt lichen Koſtbarkeiten wurden entwendet. Von den Rau bern, die theilweiſe maskirt waren, hat man bishe keine Spur. Die Polizei iſt in eifrigſter Thätigkeit — Eine entſetzliche Entdeckung iſt am Neufahrz tage wie der „Peſt. Ll. berichtet, in Budapeſſ de einem Lumpenſamler gemacht worden. Derſelbe hat auf dem ſtädtiſchen Kehrichtablagerungsplatze eine großen Laib Brot gefunden, welcher ihm weg 'n ſeſ ner außergewöhnlichen Schwere auffiel. Zu ſeine nicht geringen Schrecken entdeckte er in dem Brot eing⸗backen den zerſtüäckelten Leichnam eines neu geh renen Kindes mannlichen Geſchlechts. Er entfernſe d Teighülle von den Leichenteſten, wuſch dieſelben un trug letztere ſodann zur Franzſtädter Bezirks haupt mannſchaft. Die Unterſnchung ergab nun, daß da Kind vorerſt zerſtückelt und gebraten, ſodann aber eine Teigmaſſe gewickelt und letztere gebacken wurd Von der Leiche fehlen die unt ren Extremitäten un ein Schädelſegment. Selbſto erſtändlich wurden ſoſort die umfaſſendſten Recherchen nach der entmenſchte Mutter eingeleitet. — Ein großer Ictum der Juſtiz macht in Ro viel von ſich reden. Vor etwa ſt ben Monaten wurde der Cavaliere Tirelli Coſei Büreauchef der Posten und Telegraphen, wegen angeblicher Uaterſchlagungen und Fälſchungen in Haft genommen. Seine Frau erſchrack darüber ſo, daß ſie ſtarb. Nachdem der Mann 217 Tage im Gefängnis war, wurde er als gänz⸗ lich unſchuldig entlaſſen. Der Miniſter hat ihn wie⸗ der in ſein Amt eingeſetzt und den rückſtändigen Ge⸗ halt ausbezalt; das war die einzige Genugthuung, die er erhielt. — New ⸗ York, 7. Jan. In der Nähe don Alladin (Illinois) ſtießen infolge dichten Nebels zwel Perſonenzüge zuſammen. Die Locomotivführer ] und Heizer beider Züge find todt. Die entgleiſten Wag⸗ gons geriethen in Brand, wodurch vier italteniſche Arbeiter den Ecſtickungstod fanden, Zahlreiche Paſſa⸗ giere find verwundet. i Seiden-Wengaline (chwarze, weiße u. farbige) Qual.) verſendet roben⸗ und ftückweiſe porto ⸗ und zollftei das Fabrik⸗D pot G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. ie jenem Elenden hatte Juana zu dem Schritte be⸗ wogen. Sein Athem ſtockte, ſchmetternd warf er das Fenſter zu und trat zum Schreibtiſch. Da lagen die Ab ſchiedszeilen, welche er für Juana niedergeſchrieben! Eine Thräne rann auf ſeine feſten, eleganten Schrift⸗ züge, ein Seufzer entrang ſich der Bruſt. „Lebewohl, Juana,“ murmelte er. Dann nahm er mit feſter Hand die Piſtole aus dem Koſten und unterſuchte ſte von allen Seiten. der Schwelle und er ſtreckte ihr in aufwallendem Em⸗ pfinden beide Hände entgegen. „Romm her, mein Liebling,“ ſagte Leopold, „laß uns Abſchied nehmen. Es iſt ein ſonderbares Empfinden, ſo mitten im vollen Leben ſſehend, dem Tode engegen zu gehen.“ „Nicht dem Tode, L-opold,“ flehte ſie außer ſich, „ſprich nicht ſo. Was ſollte ich wohl ohne Dich beginnen? Der arme Vater redet im Wahnfinn!“ „Im Wahnfinn? Allmächtiger Himmel! So mag Gott der Herr Dir helfen, wenn ich falle!“ Lange, lange ſtanden ſie in inniger Umarmung ſchweigend da, endlich machte der Aſſ ſſor ſich ſanft aus den Armen der Schweſter frei und ſagte einſtz „Nun wird es Zeit, Luiſe, ich muß noch zum Vater um Abſchied zu nehmen. Falle ich, ſo gieb jenen Brief dort an Juana ab.“ a „Lebewohl, Leopold — und Gott ſei mit Dir!“ Aber trotz dieſer zuverſichtlichen Worte ſank das arme Mädchen doch ſchluchzend zu Boden, als der Beuder das Zimmer verlaſſen hatte. Fortſetzung folgt.) glatt, geſtreift und gemuſtert — (ea. 32 verſch. . — r * * * 2 X * * — * * 2 — 8 4 Lelſe pochte es an der Thür. Lulſe ſand auf 55 * 7 * — 2 2 S i 4 ——