doch dem Steinbrink zu helfen. Statt dies entfernte er ſich mit den Worten: „Laß ihn man verſaufen!“ Steinbrink iſt denn auch er⸗ trunken. Das Gericht erkannte gegen den Angeklagten wegen Körperverletzung mit Todeserfolg auf eine Gefängnisſtrafe von 18 Monat. — Kreuznach. 3. Jan. Ein blutiges Neu⸗ jahrsfeſt bereitete der Zmmermann Joh Mann ſich und ſeinen Kindern. Mann ein wüſter, dem Trunk ergebener Menſch, drang geſtern früh in die Wohnung des Maurers Kleindienſt mit Revolver und Axk ein, feuerte ohne zu treffen, auf den im Bette liegen⸗ den, ſchwer erkrankten älteſten Sohn Kleindienſts u. ſchlug auf die ihm entgegentretende erwachſene Tochter des Kleindienſt mit dem Rebolber ein, ſo⸗ daß ſie aus einer kloffenden Kopfwunde blutend zu Boden ſank. Darauf verließ Mann die Klein⸗ dienſt'ſche Wohnung, und begab ſich in ſeine eigene Behauſung, die er verſchloß und verammelte Im⸗ merfort feuerte er nun zum Fenſter hinaus Schüſſe ab. Als er Schutzleute kommen ſah, ſchoß er noch einmal, darauf wurde es ſtill. Nachdem die Thür erbrochen war, fand man ihn mit zerſchmettert em Kopfe am Boden liegen, neben ihm eine Reiter⸗ piſtole, die er offenbar mit Waſſer geladen hatte da der Kopf auseinandergeriſſen war, und die Teile desselben im Zimmer umherlagen. Auch auf ſeine Kinder batte Mann die Waffe gerichtet, die 2 jüngeren lagen, aus mehreren Wunden blutend, am Boden wahrend die beiden älteren unverſehrt waren. — Berlin, 3. Jan. Ein entſetzliches Ver⸗ brechen iſt in Coepenick verübt worden: der 55jährige iktualienhändler Joſef Biſte wurde an geſtriegen Freitag in ſeinem Bette ermordet vorgefunden. n — Eine deutſche Dienerin Dom Pedros, aria Schreiber, aus Oberſchlefien ſtammend, folgte in voriger Woche in Liſſabon ihrem Herrn in den od nach. Wie man uns von dort ſchreibt, hat s eigenartige Schickſal dieſer Dienerin und das Verhältniß, in welchem ſie zu dem verſtorbenen Kaifer und deſſen Gemahlin lange Jahre hindurch ſtanden, allgemeine Teilnahme erweckt, und die eutſchen in Liſſabon gaben ihrer alten, treuen andsmännin faſt vollzählig das letzte Geleite. Die erſtorbene kam im Jahre 1853 als elfjährige Waiſe Rio de Janeiro an, da ihr Vater, mit welch m e die Heimath verlaſſen, während der U⸗berfahrt arb. Das Mädchen war untröſtlich und in Rio aß ſie wochenlang weinend in dem Einwanderer⸗ geklagten, zu thun, nabm fl: kaum zu ſich, ſo daß fle nahe datan war, vor Entkräftung zu ſterben. Der Kaiſer Dom Petro hörte von dem ung ücklichen Kinde und ließ es ſo⸗ fort in ein Pfleghaus bringen, wo es jedoch trotz der liebevobſten Behandlung weiter hinfichte. Dee Kaiſer kam ſelbſt mehrfach um ſich nach dem Be⸗ finden ſeines Schützlings zu erkundigen, doch dauerte es noch Jahre, ehe das Mädchen wieder ihre Ge⸗ ſundheit erhielt. Sie wurde alsdann auf ihre wiede r⸗ holten Bitten als Dienerin der kaiſerlichen Familie angenommen, welcher fie eine rührende Anhänglich⸗ keit zeigte. Die Kaiſerin ſchenkte ihr das vollſte Ver⸗ trauen, und das Mädchen hatte auch niemals einen andern Wunſch, als in der Nähe der kaiſerlichen Familie zu ſein, Verſtärkt wurde dieſes Gefühl noch, als Dom Petro die Dienerin, auf welche ein Paar ſcheu gewordene Pferde einſtlürmten, mit eigner Hand von dem Verderben rettete. Als das Kaiſerpaar am 15, November 1891 in Exil gehen mußte, blieb die Dienerin bei der Kaiſerin bis zu deren letzten Stunde. Nachdem die Kaiſerin in Liſſabon beigeſetzt war, fand die Dienerin dort in einem Hospiz Auf: nahme, aber täglich ging ſte zweimal zu der Ruhe⸗ ſtätte ihrer Herrin, um zu beten. So harrte ſte dort aus, als endlich auch die ſterblichen Ueberreſte ibres Herrn zu derſelben Stätte geleitet wurden. Acht Tage lang war es ihr noch vergönnt, an dieſer für ſie geheiligten Stelle für Beide zu beten, bis der Tod auch ſie mit ihnen vereinte. — Berlin, 2. Jan. Das von Penſacola mit Holz nach bier beſtimmtr ſchwediſche Schiff Ale ⸗ rander iſt auf Calantoge geſcheitert und gegenwärtig als Wrack zu bezeichnen. — Münſte r, 4. Jan. Der Arbeiter Heinrich Schötteler in Großrecken erſtach ſeinen Vater. Der Mörder iſt flüch sig. — Wilhelms hafen, 3. Jan. Der letzte geſtri ge von Bremen beſtimmte Perſonenzug ließ nahe bei Reiherholz mit einer leeren Lokomotive, deren Führer das Halteſignal mißverſtand, zuſammen Lolomotive, Führer und Heizer wurden zermalmt. Von dem Perſonenzug find nur die Maſchine und der Poſtwagen entgleiſt, mehrere Beamten find ver⸗ letzt, die Paſſagiere blieben unverlezt. Heute find die Geleiſe frei. — Antwerpen, 2. Januar. Der Dampfer „Tuskar“, welcher auf der Fahrt nach Bremen war iſt geſcheitert. Die ganze aus Baumwolle beſte hende Ongree wurde das Haus des Bürgermeiſßers durch — Brtſſel, 2. Jaf. In der Induſtſefhadl einen unbekannten Thäter mittels Dynamitz in die Luft geſprengt. Drei Perſonen wurden dabel getödtet. — Peſt, 2. Jan. Großes Aufſehen erregt der Selbſtmord des erſten Kaſſiers der erſten vater⸗ lündiſchen Sparkaſſe Ludwig Piu ſchſkl. In einem binterlaſſenen Zettel teilt Piuſchik mit, er habe daz Vertrauen der Sparkaſſe ſchändlich mißbraucht und die ihm anvertrauten Werte zu Privatſp⸗kulatio nen verwendet. In der vaterländiſchen Sparkaſſe wurde während der ganzen Nacht ſkontrirt. Werte in der Höhe von 36 Mill. waren Piuſchik anvertraut. Nach der Revifion ſämtlicher Beſtände bei der Hand⸗ kaſſe wurde ein Abgang von 55000 bis 60000 fl. feſtgeſtellt. Hingegen hat Puſchil aus der Sppzial⸗ reſerve 4proz. Papierrente im Betrage von einer Million defraudiert. Piuſchik iſt mehrfacher Hausbe⸗ ſitz r. Er galt als Millionär, trieb große Baſſſeſpe⸗ kulation großen Aufwand, ſoutenirte Theaterdamen und war ein Geldg⸗ber im Stillen. Er war Com⸗ pognon des ungariſchen Volkstheaters. — Paris 1. Jan. In Toulon wurden 2 Frauen, Mutter und Tochter, in Dijon ein Khe⸗ paar, Namens Noy, ermordet und beraubt. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müſterchen des Stoffes von dem man kaufen will, und die etwaige Ver⸗ fälſchung tritt ſofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuſelt fo fort zuſammen, verlöſcht bald und hinterläßt wenig Aſche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälſcht: Seide (die leſcht ſpeckig wird bricht) brennt langſam fort, namentlich glimmen die „Schlußfäden“ weiter (wenn ſehr mit Farbſtoff erſchwert) und hinterläßt eine dunkelbraune Aſche die ſich im Gegenſatz zur ächten Seide nicht kräuſele ſondern krümmt. Zerdrückt man die Aſche der ächten Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der verfälſchten nicht. Das Seidenfabrik⸗Debot von G. Henneberg K. u. K. Hoflief.) Zürich verſendet gern Muſter von ſeinen ächten Seidenſtoffen an Jedermann u. liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto⸗ und zollfrei in's Haus. Doppeltes Brieſporto nach der Schweiz. 5 l, Voll Angſt und Qual hatte Luiſe ſtets Licht darin bemerkt, ſtets ein leiſes Gemurmel oder grelles Auflachen vernommen. Der Geheim⸗ rath öffnete auf kein Pochen, kein Flehen der Tochter die Thür. 5 Am folgenden Morgen, nachdem ſie den Bruder geſehen und dieſer ihr alles mitgeteilt, die falſche⸗ Handſchriſt, den Fehltritt des Vaters und jenne räthſel⸗ loſe Tilgung der Summe bei Olfers, erklärte Luiſe entſchloſſen: „Ich muß Juana ſprechen, denn ſie allein hat den Schlüſſel zu dem Räthſel — und ſie iſt trotz aller Zweifel gut und edel —“ 5 „Aber ich kann ſie nicht ſehen, habe Erbarmen, 5 Schweſter,“ rief Leopolh ſinſter, „auf den Knieen wollte ich ihr abbitten, wenn ich ihr mit Linden Unrecht thue, aber — es iſt doch wahr, ſte liebt ihn und wollte nur mit mir ſpielen.“ „War ſchon ein Sekundant des Baron bei Dir 2, frug Luiſe zögernd, „ach mein Bruder, der Gedanke, daß Du um me inetwillen Dein Leben in Gefahr bringſt, iſt grauftg.“ ö „Sei ruhig, mein Herz, unſer aller Ehre er⸗ fordert es. Aber er wird den Vater nun preisgeben, das glaube ich ficher. 1 . „Der Baron hat jene Kaufſumme von der Aniverſität geſtern gezahlt erhalten,“ erwiederte Leopold. „Sie ſoll und muß alles wiſſen. Gott helfe Dir, Bruder Du — gehhſt doch nicht ehe ich heim⸗ komme? Luiſe wir müſſen noch Abſchied nehmen, es könnte auf Tod und Leben ſein! Als Luiſe aus dem Hauſe trat, begegnete ſie dem Telegraphenboten, welcher ihr ein Tele⸗ 0 einhändigte, entſetzt riß fie es auf und as: „Iſt dies Dein zweiter Brief an mich oder erhielt ich einen gefälſchten? Tauſend Grüße. f Leuthold.“ Wie das arme, ſchwergeprüfte Mädchen zu der Freundin gekommen, wußte ſie ſpäter kaum weinend ſank fie dieſer in die Arme, als ſie im Salon ſtand. Mitztauſend'ſüßen Koſenamenſſuchte die junge Wittwe Luiſe zu tröͤſten, denn ſo unglücklich hatte ſie die ernſte, ſtille Freundin noch nie geſehen. „Was iſt geſchehen, Liebſte?“ frug Juana endlich ſanft, „ich ſah Dich ſchon mehrere Tage nicht und fürchtete ein Unglück; geſtern traf ich Deinen Bruder — doch er ſah genau ſo finſter drein — als neulich, da er mir einen verlornen Brief wieder⸗ brachte. Aber ſetze Dich, Liebling, ruhe Dich aus Du ain 5 dan außer Dir.“ i „Ach, Juana,“ jammerte Luiſe, völlig aufge⸗ loſt in Schmerz, „wo ſoll ich anfangen, 0 ir 100 Man wird ſich an den Vater halten —“ 15 5 „Großer Himmel, dann find wir verloren! mein Elend zu ſchildern. Lies dies Telegramm!“ Ladung iſt veiloren und acht Perſonen find er⸗ auſe, ohne ein Wort zu ſprechen: auch Nahrung trunken. 8 2 eee Gefängnis oder in's Irrenhaus „Eine Botſchaft von Herrn Baron von Linden, Naz und nach erfuhr Madama de la Mare uunhe f 2 meldet eintretend der Diener, „der Herr wartet ] Alles. Ihre Züge veifinſterten ſich meht dabei, D 7 draußen.“ ſie endlich auffprang und zornig ausrief: „Und ez 14 Nase die kom⸗ „Geh zu Juana, mein Herz,“ bat L-opold J iſt wieder und immer wieder Linden, meines Lebens ahn gien mende Nacht durchwacht. Auf den Zehen war fie ſich erhebend, „vielleicht wird ſie Dir Aufklärung] Unſtern. Aber nun iſt's genug, nun läuft das Maß A u des Vaters Studierzimmer geſchlichen und hatte geben.“ meiner Geduld über. Noch heute ſoll der Schänd⸗ 0 * liche entlarvt werden!“ „Er wird ſich heute mit Leopold duelliren, der ihn vor Zeugen mit der Reitpeitſche züchtigte.“ i „Ah, brab, ſehr brav von Deinem Bruder! a n Meg Es thut mir nur leid, nicht dabei geweſen zu ſein,“ alaal ſagte Juana drohend. „Für Linden hat eine Ent- 150 ehrung freilich nicht die Wirkung wie dei andren 10 n Männern, ſo iſt nun ſeine Stellung doch vernichtet. dan la . 0 a 1 Aber iſt es denn wahr — er duellirt ſich — mit 0 N Leopold?“ 1 0 0 „Als ich unſer Haus verließ kam der Sekun⸗ uf dant.“ . 5 „O, Allmächtiger! Wenn — ein Unglück ge ſchehe!“ „So liebſt Du den Elenden alſo doch immet noch, wie mein Bruder behauptet ?“ frug Luiſe bitter und richtete ſich empor, „Juana, das hätte ich nie von Dir gedacht!“ „Ich — ich ſollte inden lieben?“ fuhr Frau de la Mare auf und ihre Augen bleßzten. „Denkſt Du denn wirklich von mir ſo niedrig, Luſſeß“ „Ich mußte faſt annehmen, daß Du Linden.“ „O nein, nein!“ unterbrach Juana haſtig die Freundin. „Ich verabſcheue Linden, aber ich liebe — Deinen Bruder, auch wenn er mich dberachlet, ihm gehört mein Heiz, mein Sinnen und Denken ſeit der erſten Stunde, daß ich ihn ſah.“ „Juana, iſt das wahr?“ jubelte Lulſe, für einen Moment alles Weh vergeſſend. ek. 2