2 Hatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 103 burger Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und erſcheint jeden Dienztag und Freitag Abend. preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: e Dru Amgegend⸗ die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Naum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 222 Mitwoch den 0. Dehemder 1891 Abonnementseinladung. Mit dem 1. Januar 1892 beginnt ein neues Quartal ds. Bl., wozu freund⸗ lochſt einladet. . Die Expedition. Zum neuen Jahrel Im ewigen Strome der Zeit bedeutet ein Jahr nur einen kleinen Schritt, aber im Leben der Menſchen und Völker iſt ein Jahr immer ein des einzelnen Menſchen wie auch in der Entwickelung in der Nation, welcher er angehört, vollziehen und diese Möglichkeit in Verbindung mit dem Bewußt⸗ fein, daß die Zukunft für jeden Sterblichen mit einem dichten Schleier verhüllt iſt, verleiht dem Hahrezwechſel einen gebeimnisvollen Reiz und ent ⸗ ſoct dem Gemüthe des hoffenden und zagenden, kümpfenden und ſorgenden Menschen Augenblicke der weihedellſen Stimmung. Denn, mag ſchon der Eräbler, der Schwarzſeher und der Schuldbeladene mit langen Befürchtungen der Zukunft entgegen⸗ ſchauen, fo ſagt doch ſonſt der geſunde Menſchen⸗ berſtand, daß es thöricht iſt, fich in Bezug auf das neue Jahr nur düſteren Ahnungen und traurigen Gedanken hinzugeben. Die tägliche Erfahrung wie auch der Verlauf der Weltgeſchichte lehren, daß die ſchlimmſten Befürchtungen im Menſchen⸗ und Vöͤl⸗ lerleben ſich meiſtens doch nicht erfüllten, daß es aus Angſt, Noth und Gefahr, Verwirrung und Sünde für den treuen Kämpfer eine Rettung gab, oder daß dem im Kampfe erliegenden Streiter doch eine ſchone Hoffnung leuchtete, die ſeinen Geiſt er⸗ wichtiger Abſchnitt. Gewaltige Umwälzungen können in der Zeltſpanne von 12 Monaten ſich im Daſein hob über Erdenſcherz und Erdenleid. Mit guten Hoffnungen und froher Zuverſicht ſollen wir daher auch das neue Jahr begrüßen, denn es iſt vielleicht gerade in dieſem Jahre, wo wir ein ſchon lang erſehntes Ziel erreichen, einen ſchon lange gehegten Wunſch in Erfüllung gehen ſehe n. Nicht unerfreulich find auch die Ausſichten der Zukunft im politiſchen und wirtschaftlichen Leben der Volker und beſonders unſerer Nation. Das Friedens⸗ bedürfnis iſt bei allen Regierungen doch zur Grundlage aller Politit geworden und daraus ergeben ſich ſchon für alle Culturarbeiten, für Induſtrie und Handel, Landwirtſchaft und Gewerbe, Künſte und Wiſſen⸗ ſchaften große Segnungen. Das geſamte Wirtſchafts⸗ leben leidet allerdings noch ſehr unter dem Drucke einer durch eine teilweiſe Mißernte hervorgerufenen Lebensmittelvertheuerung und unter den Folgen einer noch nicht überwundenen Induſtrie⸗Kriſts. Das neue Jahr bringt aber für die maßgebenden Staaten ö Mitteleuropas eine handelspolitiſche Annäherung und damit auch wahrſcheinlich eine Milderung für die wirtſchaftliche Uebelſtände der Gegenwart. Auch hoffen wir im neuen Jahre vom Segen des Himmels eine gute Ernte für die Landwirtſchaft und damit ö in Verbindung ſtehend eine Hebung des allgemeinen Wohlſtandes. Mit hoffnungsvollem Vertrauen dürfen wir daher die Schwelle des neuen Jahres über⸗ i ſchreitenl 0 Verſchiedenes. ö — Ladenburg, 29. Dez. Wie wir ber⸗ nehmen, haben die hieftgen Pfarrämter mit Rückſicht auf den abſcheulichen Lörm, welcher in der Neu⸗ jahrsnacht 1890/91 hier gemacht wurde, fich ent⸗ ſchloſſen, das Geläute zur Mitternachtsſtunde auf telten ihre Hilfe — unentgeldlich oder gegen Gebühr ein einmaliges Zuſammenläuten zu beſchränken. Auch iſt in Ausſicht genommen, wenn ſich der 5 Roman von H. v Limpurg. Schone mich.“ „Erbarmen?“ frug er rauh, für die Deinigen? Du weißt, unſer Stolz iſt, daß ich nicht und Du woll teſt für ihn kein Opfer bringen. „Alles,“ flehte fie, „alles, mein Vater, thun, nur von ihm kann ich nicht laſſen!“ ternde Tochter am Handgelenk in Höhe., Du es wagen, noch an jenen Mann, den im — Zuchthaus ſehen — und Dir lagen: Ich bin Schuld an ihrem Elend! Ich beſde — aus Selbſtſucht geopfert?“ unbarmherzige Vater in das arme und endlich — war ſie bezwungen; as Gehtimnis der Frau dt la Mart. „Vater, o mein Vater!“ flehte ſie „Muß ich un das Opfer ſein? Habe Erbarmen — Erbarmen: f mit gerunzelter Stirn, und weshalb willſt Du Dich nicht opfern daß Dein Bruder leben kann ohne ihn will ich „Von ihmf“ höhnte Norden und riß die zit⸗ Wie kannſt ich ab⸗ wies, zu denken? Ich ſage Dir, heute noch wirſt Du an Lindens Arme im Theater erscheinen — od. win Du den Bruder am Bettelſtabe, den Vater dann immer habe ſie Immer dringender, immer herriſcher redete der Mädchen hinein das blonde Haupt geſentt, die eiskalten Hände über der Bruſt gefaltet, fiand ſie da und ſagte, die Stimme von Thränen erſtickt: „Ich will Vater, helfe mir, den Willen auszuführen!“ Erleichtert athmete der Geheimrath auf, haſtig ſtrich er mit der Rechten über den blonden Scheitel ſeines Kindes und ſagte freundlich: „Siehſt Du, nun biſt Du vernünftig! Das Aber nun verſprich mir noch Eines! Sage Leopold nicht, daß Du um ſeiner Schulden willen den Baron heiratheſt. Er iſt leicht ſonderbar, weißt Du und — überhaupt vorläufig etwas — gegen den neuen Schwager eingenommen.“ „Ich verſtehe, Papa,“ ſagte Luiſe bitter „und werde mich danach richten. Nur bitte ich Dich, für heute den beabſichtigten Beſuch im Theater mit Linden zu unterlaſſen, denn — ich fühle mich noch nicht wohl genug dazu.“ a „Wie Du willſt, Luischen. So wollen wir mit zwei oder drei guten Bekannten heute Abend das frohe Ereigniß feiern. Wenn Linden kommen ſollte, bitte, nimm ihn freundlich auf und — gieb ihm Dein Jawort.“ g „Wie Du befiehlſt, Vater,“ ſagte Luiſe me⸗ aniſch. 1 5 0 und nun wollen wir gemeinſam früh⸗ ſtücken, Kind. Gib mir Deinen Arm. Sie war doch ziemlich aufregend, dieſe Scene, aber jedes Mädchen weigert ſich anfangs, ihre Freiheit zu opfern.“ „Vergib mir, Papa, mein liebes Herz, freut mich herzlich. Carqus find für die heutigen geſteigerten Verkehrs ⸗ 5 verhältniſſe am wenn ich Dich nicht be⸗ d gleite,“ erwiederte Luiſe, „ich muß noch einen Brief be⸗ Lärm diesmal in gleicher Weiſe wiederholen ſollte, das Läuten künftig ganz einzuſtellen. 8 — Laden dur g, 29. Dez. Vom 1. Januar 1892 verkehrt der Lokalzug 63 der Main⸗Neckar⸗ Bahn von Ladenburg nach Mannheim (ab Ladenburg 708, an Mannheim 75 Bm.) nur noch Werktags. — Schriesheim, 28. Dez. Die ſeitberigen Poſtdienſträume im Hauſe des Gaſtwirts Herrn hiefigen Platze zu eng geworden. In Anbetracht dieſes Umſtandes iſt die Kaiſerliche Ober⸗Poſtdirektſon in Karlsruhe (Baden) mit dmm Privatier Herrn Joh. Pf. Hübſch wegen Erſtellung eines neuen Poſtgebäudes in Unterhandlung getreten. Der Neubau geht ſeiner Vollendung entgegen. Die Eröffnung des Poſt⸗ und Telegrapbenbetriebes in demſelben wird am 5. Januar 1892 Morgens 83 Uhr ſtattfinden. 5 — Karlsruhe, 28. Dez. Das Reichsve ſicherungsamt hat folgende für weitere Kreiſe b deutſame Entſcheidungen getroffen: 1) Eine von der Gemeinde angeſtellte Hebamme unterliegt nicht der Verficherungspflicht, hat deshalb auch keinen Anſpruch auf Altersrente; denn die Thätigkeit der Hebamme iſt überhaupt nicht derart geſtaltet, daß ſie in ein Verhältnis der Abhängigkeit von den ihre Dienſte in Anſpruch nehmenden Perſonen gebracht wird, ſie iſt vielmehr als ſelbſtſtändige Unternehmerin zu betrachten. Den Karakter des ſelbſtſtändigen Unter⸗ nehmens verliert ihr Gewerbebetrieb dadurch nicht, daß ſie als Gemeindehebamme angeſtellt wird, d. h. gegen eine aus der Gemeindekaſſe zu zahlende Ver ⸗ gütung ſich verpflichtet, ſpeziell im Gemeindebezirke ihre Thätigkeit auszuüben und dabei auch Unbemit⸗ — angedeihen zu laſſen. Die Anleitung des badiſchen ä —— —u— —- — und Gott enden der mir ſehr am Herzen liegt. Auf Wieder“ ſehen bei Tiſche!“ „Nun, wie Du willſt, Kind; aber höre, ſprich doch mit Leopold, damit er vernünftig wird und uns keinen Querſtrich durch die Rechnung macht. Linden iſt wirklich der angenehmſte Menſch — und Ihr dürft nie vergeſſen, daß Euer Vater zum erſten Male ein Opfer von Euch fordert, für alles, was er an Euch gethan hat.“ Das war wieder der eiskalte, drohende Ton und jener irrfunkelnde, lauernde Blick, welche die junge Dame ſo entſeßzten. Als der Vater gegangen, fiel Zuiſe von Neuem zu Boden und weinte ſo bitterlich wie noch nie in ihrem ganzen Leben. Als die Mutter geſtorben, da hatte Luiſe auch gemeint, nun ſei alles Glück für ſie todt, nun könne die Sonne nie mehr hell ſcheinen und die Blumen Schwarz un 'öde war damals alles um ſie her geweſen, aber heute fühlte fie ſich noch tauſend Mal elender. Mitten hinein in ihr liebearmes Daſein, welches nur Leopolds brüderliche Freundſchaft erwärmte, war wie ein blendendes Himmelslicht die Liebe zu dem ſchönen, ſtattlichen Offizier getreten; in ſeinem ernſtem Blicke. ſeinem warmen, huldigenden Worte fand das junge Mäd⸗ chen Alles, was ihr fehlte, und als ſie endlich die Gewißheit erlangte hatte, auch von ihm wieder ge⸗ liebt zu werden, da meinte ſie, es gäbe lein glu nicht mehr duften,