blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Nr. 102 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. a 10 en burger Allgemeiner Anzeiger Erſcheint jeden Dienstag unb Freitag Abenb. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ e 7 „ für Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Torpus-Zeile oder deren Naur 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Moliter, Ladenburg. 1 Forpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Mittwoch den 23. Dezember 1891 Abonnementseinladung. Mit dem 1. Januar 1892 beginnt ein neues Quartal ds. Bl., wozu freund⸗ lichſt einladet. Die Expedition. Politiſch es. Ladenburg. 19. Dez. Der Kaiſer wohnte m Freitag der Einweihung des neuerbauten Kreis⸗ krankenbauſes in Berlin bei. An den Weihakt ſchloß ein Feſtmabl an, dem der Monarch ebenfalls bei ⸗ wohnte, Auf das Hoch, welches die Feſtverſammlung auf ihn ausbrachte, erwiederte der Kaiſer mit einer bemerkenswerten Rede. In derſelben betonte der er⸗ u tg dn . 0 Mae Hennfrn n M. 400 0 tu und Joi 828i td ſchlichter preußiſcher General in zwei Jahren ber⸗ 1 back, enden babe, ſich in ſelbſt für Eingeweihte ſehr — 10 1 ce 5 Fuba lhnen, 015 f , Ni ö Arme , 1 . lauchte Redner, daß hoffentlich nicht nur die Land⸗ werte speziell der Provinz Brandenburg, ſondern überhaupt des ganzen Reiches die Empfindung degten, er, der Kaiſer und ſie, die Landwirte müßten nach wie vor miteinander arbeiten und mit einander lüblen. Noch bob der Kaiſer hervor, daß das Hohen⸗ zollernwork „Jedem das Seine“ ſtets und im hoͤchſten Maße auch auf die Landwirtſchaft anzuwenden ſei. In unmittelbarem Anſchluß hieran hielt der Kaiſer ne nochmalige Anſprache, in welcher er unter Hin⸗ eis auf die ihm ſoeben zugegangenen Nachricht on der Annohme der Handelsverträge im Reichs tage die Mitteilung machte, daß er den Reichs⸗ kanzler v. Coprivi in Anbetracht der mannichfachen boben Verdienſte deſſelben, speziell was das Zu⸗ ſtandekommen der Handelsverträge anbelangt, in den Grafenſtand erhoben habe. Der Monarch trank am Schluſſe dieſer ſeiner zweiten Rede, in der er u. A. auch darauf hinwies, wie es Caprivi als ſchwierige Themata hineinzuarbeiten, auf das Mohl Generals Grafen Caprivi. Am Freitag Abend em⸗ pfing der Kaiſer eine Anzahl Reichstagsabgeordneter faſt aller Parteien im neuen Palais, hier bei Tafel nochmals die Verdienſte Coprivis preiſend. — Mit einer hochwichtigen Entſcheidung, mit der Annahme der Handels verträge Deutſchlands mit Oeſterreich⸗Ungarn, Italien und Belgien, iſt der Reichstag am Freitag in ſeine Weihnachtsferien ge⸗ gangen. Die Schlußabſtimmung über den öſterreichi⸗ ſchen Handelsvertrag war eine namentliche, ſie er⸗ gab 243 Stimmen für und nur 48 Stimmen gegen den Vertrag, die Minderheit wurde von 35 Conſer⸗ vativen, 3 Freikonſervativen ſowie 5 Nationalliberalen und den 5 antiſemitiſchen Abgeordneten gebildet. Ohne beſondere Abſtimmung gelangten dann noch die Viehſeuchen⸗Uebereinkunft mit Oeſterreich, ſowie die Handelsverträge mit Italien und Belgien zur definitiven Annahme. Die entſcheidende Sitzung ward mit einer nochmaligen Generaldebatte einge; leitet, die indeſſen trotz ihrer mehrſtündigen Dauer nach keiner Seite hin mehr etwas beſonders Neues oder wichtiges darbot. Die dann folgende Spezial⸗ beratung war deſto kürzer, da fich lediglich bei Art. III (Tarif) des öſterreichiſchen Handelsvertrages eine nochmalige Discuſſion erhob, die indeſſen eben⸗ falls nicht weiter belangreich war. — So hat denn die große, acht volle Sitzungen umfaſſende Rede⸗ ſchlacht im deutſchen Reichstage über die neuen Handelsverträge denjenigen Ausgang genommen, der ſich gleich von Beginn dieſer zoll⸗ und handels⸗ politiſchen Debatten an vorausſehen ließ. — Die Verträge find von der parlamentariſchen Vertretung des deutſchen Volkes mit gewaltiger Mehrheit gutgeheißen worden. Dieſer unumſtößlichen That⸗ ſache gegenüber müſſen diejenigen, welche nach wie Das Geheimnis der Frau de la Mart. 24 Roman von H. v Limpurg. „Frage nicht, Luiſe — ich werde handeln, wie rfichern!“ „Ja mein armer Bruder,“ flüſterte ſie, die um ſeſnen Hals ſchlingend, „ich weiß es, denn Friedrich und ich bleiben einander treu.“ — „Doch nun noch eins, Schweſter. Der Vater wird ohne Zweifel mit Dir über Linden reden.“ — Die Geſchwiſter wurden in dieſem Augenblicke eſtört, denn der Diener brachte einen Brief an das gnädige Fräulein; es waren die Abſchiedsworte Leut⸗ holds, und als Luiſe, welche des Geliebten Hand⸗ 1 . ul. chrift kannte, dieſelbe geſehen, ward ſie noch bleicher 1 10 g ls zuvor. Lolz g „Entſchuldige mich beim Vater, Leopold, wenn er zum Frühſtück kommt — ich muß Friedrichs Brief leſen und gälte es meiner Seele Seligkeit! Vielleicht — löſt er mir das Räthſel.“ „Armes Mädchen,“ murmelte der Aſſeſſor, als die Thür ſich hinter der davoneilenden Schweſter geſchloſſen, „ſie kämpft heldenmüthig mit ihrem Jam⸗ mer, während ich meine unglückliche Liebe noch imt mer nicht einſargen kann. Juana! O, wäre ſie tod euthold es für ſelbſtverſtändlich annimmt, aber reden enn ich nicht über das Schreiben. Du biſt tauſend⸗ al beſſer daran als ich Luiſe, das kann ich Dir mir trage, in der That zu Fleiſch und Blut ge⸗ — ich wollte mich glücklich preiſen, denn dann dürfte ich fie lieben; dann ſchwebte ſie mir rein und ſchön vor wie ein hoͤheres Weſen. — Doch ſo! Es iſt zu entſetzlich! Iſt es denn möglich, daß dieſe wunder⸗ vollen Augen lügen, daß ſie falſch iſt? Falſchheit, Dein Name iſt Weib! Haha, warum trauere ich dieſer bitteren Wahrheit nach? Konnte ich denn denken, daß jenes Ideal einer Frau, welches ich in worden wäre!“ Die Thür öffnete fich und der Geheimrath trat ein. Er ſah ſehr bleich und zerſtreut aus, ſuchend irrte ſein Blick im Zimmer umher und die Hand, welche ein Papier hielt ſank ſchlaff herab. „Wo iſt — Luiſe ? frug er. „Ich muß ſie ſprechen. „Lulſe läßt ſich entſchuldigen.“ „Hm, ſo kann ich mit Dir die fatale Geld⸗ ſache abmachen. Hier haſt Du jene Summe, von der Du ſprachſt. L'opold. Aber laß Dir ſagen, daß nie mehr von heute an Schulden werde für Dich zahlen konnen. Es iſt mein — letztes — Geld und wurde mir — ſehr — ſchwer l, „Papa, lieber Papa, wie ſoll ich Dir danken,“ rief der Aſſeſſor gerührt und betroffen von dem ſelt⸗ ſam gepreßten Tone des alten Mannes, „mein Ehren⸗ wort, daß ich nie mehr ſpielen will; o, es drückt mir das Herz ab, wenn ich überlege, was Du für mich thuſt!“ — — — vor Gegner des geſammten Vertragswerkes, ode auch nur einzelner Teile deſſelben, find, ſich einſt weilen beſcheiden. Erſt die Zeit kann lehren, und inwieweit die vielfach gehegten Beſorgniſſe und Befürchtungen wegen der neuen Handelsverträge Deutſchlands wirklich gerechtfertigt waren. Vorläufig muß an der Hoffnung feſta⸗halten werden, daß das mit der Zuſtimmung des Reichstages nunmehr per fect gewordene große Einigungswerk auf wirtſchaft lichem Gebiete zwiſchen den mitteleuropäiſchen Staate dem deutſchen Volke und Vaterlande nur zum Sege gereichen werde und in dieſer Ueberzeugung hat die weit überwiegende Mehrheit des Reichstages iht Votum zu Gunſten der Verträge abgegeben. Die nächſte Sitzung des Reichstages findet am 12 Januar 1892 ſtatt, auf der Tagesordnung ſteh die Fortſetzung der 2. Etatsleſung. 8 Karlsruhe. 21. Dez. Anläßlich der end giltigen Annahme der Handelsverträge ſchreiben di Hamb. Nachr. an leitender Stelle! Ein Theil der Preſſe feiert die Annahme der Handelsverträge als weltgeſchichtliches Ereigniß, das eine neue Epoche all ſeitigen Heils inangurire und richtet an die Urheber der Verträge Dankesergüſſe, als ob dieſe das Vater land gerettet hätten. Wir vermiſſen dabei die Be⸗ rückfichtigung des Umſtandes, daß die Handelsver⸗ träge bis jetzt doch nur „Druckerchwärze auf Papier“ und die Erwartungen, die in Bezug auf ſie gehegt werden. doch eben nur — Erwartungen find. Uns ſcheint, daß die Preſſe mit der Verherrlichung der Handelsverträge beſſer gewartet hätte, bis die Wirk⸗ ung, die man ihnen zuſchreibt, wirklich eingetreten iſt? ſie könnte doch auch ausbleiben. Die Such der Preſſe. Erfolge zu bejubeln, die noch gar nich vorliegen, iſt zwar typiſch für die neue Zeit, von der jetzt in der Preſſe ſo viel die Rede iſt, aber auch „Du biſt doch mein Stolz und mein Liebling,“ flüſterte Norden unruhig. „Für Dich gebe ich All hin, Gold, Ehre, Ruhe und Glück!, „Sprich nicht ſo, Papa. Es ſoll andere werden, und — habe nochmals Dank.“ „Komm jetzt zum Frühſtück,“ ſagte der Pro⸗ feſſor haſtig, „aber zuvor noch eins. Haſt Du Luiſe geſprochen?“ „Ja, ſie iſt ſehr unglücklich, denn Leuthold, deſſen Bewerbung um ihre Hand Du adbwieſeſt, iſt geſtern Abend plötzlich abgereiſt.“ „Ah,“ und wie ein Seufzer der Erleichterung klang dieſer kurze Ausruf, „ſo wird ſie auch Ver⸗ nunft annehmen und — meinen Wunſch, den Baron betreffend, erfüllen. Er iſt ſehr dringend und — und — ich habe probeweiſe die Verlobungsanzeig der beiden aufgeſetzt. Sieh her, es klingt wirklich recht gut.“ Ohne den Sohn anzublicken, beinah ſcheu legte der Geheimrath jenes Blatt, das er in der Hand gehalten, auf den Tiſch, und als Leopold es mit den Augen überflog, ſchwoll ihm die Zornesader auf der Stirn. „So willſt Du jenem — Betrüger die Hand Deines Kindes dennoch geben, Vater? frug er grollend. „Weißt Du auch, daß ſie mit ihm ſehr unglücklich werden wird 2, „Nun, ſo ſchlimm kommt es gewiß nicht. Was 3