N Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. b viertelfährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Fir die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg Samskag den 19. Dezember Abonnementseinla dung. Mit dem 1. Januar 1892 begin ein neues Quartal ds. Bl., wozu 1 lichſt einladet. Die Expedition. Jranſtreich und der mitteleuropäiſche Jollbund. Die Thatſache, daß ſich die verbündeten mittel ⸗ kuropäiſchen Großmächte Deutſchland, Oeſterreſch und Nalien durch die neuen Handels verträge auch wirt⸗ schaftlich genähert haben und daß dieſem Zollbunde die Schweiz, Belgien, Serbien und wahrſcheinlich auch noch Holland beitreten werden, hat in Frank⸗ teich wie eine ſehr unangenehme Ueberraſchung gewirkt, und die meiſten Pariſer Zeitungen erheben jetzt ein Zedergeſchrei gegen die kurzſichtige franzöſiſche Han ⸗ Felspolitik. Allgemein hört man in Paris ſeßt laute Klagen darüber, daß durch den mitteleuropäiſchen Zolldund Frankreich wirkſchaftlich iſolirt wäre, daß die hohen Schußzölle Frankreichs Handel nicht belebten und der einheimiſchen Produktion einſeitig dienten, aber zu der Erkenntnis der wahren Urſache, weßhalb Frankreich durch die zollpolitiſchen Verſtändigungen der mitteleuropäiſchen Mächte wirtſchaftlich auf den Molirſchemel geraten iſt, erhebt fich keine einzige franzöfiſche Stimme. Es iſt dies ein neuer Beweis dafür, wie einseitig, wie verblendet und wie lahm die ganze franzöfiſche Politik geleitet und natürlich auch ebenſo von der öffentlichen Meinung beeinflußt wird. Oder haben vielleicht die Franzoſen während der letzten 6 Monate, in welchen die Handelsver⸗ agsverhandlungen zwiſchen Deutſchland, Oeſterreich * Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zelle oder deren Naum 10 Pfg., Lokale Seſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. f 17 5 Corpuszeile. Reclamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Moliter, Ladenburg. 1891 Italien, der Schweiz u. . w. ſpielten, geſchlafen? hätten die Franzoſen, zuual in oinbick 15 die enorm hohen Schutzzölle Amerikas, nicht die Hand zu einer weiteren europäiſchen Zollverſtändigung bieten können, wenn ſie gewollt hätten. Bei den Franzosen wird ja jeder politiſche und wirtschaftliche Entſchluß von der Revanche⸗Idee beinflußt und da⸗ bei paßt ihnen eine extreme Schutzzollpolitil nach der Art der Amerikaner und Ruſſen vortrefflich in den Kram, denn dadurch glaubten die Franzoſen ja auch am ficherſten dem ihnen verhaßten deutſchen Reiche ein Bein ſtellen zu können. Die Revanche⸗ Idee fitzt eben den Franzoſen ſo feſt in den Köpfen, daß ſie dabei jeden ruhigen ſachlichen Verſtand ver⸗ loren haben und gar nicht in Befracht zogen, daß gerade ein Induſtrie⸗ und Weinland wie Frankreich durch hohe Schutzzollmauern den eigenen Export unterbinden muß denn wenn die Franzoſen vom Auslande u öͤglichſt wenig einkaufen wollen, ſo wird auch das Ausland an Kaufkraft für franz öfiſche Artikel verlieren. In welcher handelspoliſch 'n Finſter⸗ nis die Franzosen berumgetappt find, das geht ja auch aus dem famoſen Wiederſpruche hervor, in welchem ſich gegenwärtig die Regierung und die Ge⸗ ſetzgebung in Frankreich auf zollpolitiſchem Gebiete befinden, während nämlich der franzöſiſche Senat ſeit Wochen darüber Beratungen hält, wie der fran⸗ zoͤfiſche Zolltarif noch erhöht werden ſoll, hat ploͤtz⸗ lich die franzöfiſche Regierung einen Geſetzentwurf vorgelegt, welcher dieſelbe ermächtigen ſoll, Handels⸗ verträge nach ganz freiem Ermeſſen, alſo ohne Rück⸗ ficht auf den Zolltarif zu ſchließen. Nun vielleicht erlernen auch auf zollpolitiſchen Gebiete kennen, daß Frankreich auf eine Annäherung an Mitteleuropa angewieſen iſt und daß der Mangel einer ſolchen Annäherung Frankreich neue Nachteile bringt. Dieſe Erkenntnis könnte vielleicht doch zu einer wirtſchaft⸗ lichen Verſtändigung zwiſchen Frankreich und ſeinen öſtlichen Nachbarn führen und dadurch dürfte auch die politiſche Spannung zwiſchen Frankreich und dem Dreibunde gemildert werden. Die wirtſchaftliche Nothwendigkeit bringt vielleicht Suropa in dem Wendepunkt einer neuen, friedlicheren Zeit, denn es iſt eine alte Erfahrung, daß neue nach dem Grund⸗ ſatze des gegenſeitigen Entgegenkommen abgeſchloſ⸗ ſene Handelsverträge den Frieden zu ſtützen pflegen. Verſchiedenes. Ladenburg, 18. Dez. Bei der Chriſtfeler unſerer hieſigen Kleinkinderbewahranſtalt tritt, wie aus der heutigen Anzeige hervorgeht, diesmal inſo⸗ fern eine Aenderung gegen früher ein, daß zum Zutritt in den Zuſchauerraum Einlaßlarten erfor⸗ derlich find. Solche Karten werden von Seiten des Frauenbereins in größerer Zahl ausgeteilt. Es wird dieſe Maßregel von allen Einſichtigen gutgeheißen werden. Denn bei den Beſcherungen der letzten Jahre machte ſich der Uebelſtand fühlbar, daß durch den Zudrang unberechtigter Neugieriger der Platz ſo angefüllt war, daß für ſolche Perſonen, die durch ihre Beiträge zum Gelingen der Beſcherung mitge⸗ wirkt hatten, kein Platz übrig blieb. Daß dem jetzt abgeholfen werden ſoll, kann deshalb nur gebilligt werden. 5 — Weinheim, 17. Dez. Geſtern Vor⸗ mittag brach in dem Neubau des Herrn Chr. Ehret an der Bergſtraße ein Gerüſt zuſammen, wodurch 3 daſelbſt beſchäftigte Spengler herabſtürzten. Zwei derſelben kamen mit leichten Verletzungen davon, während der Dritte ſchwere Verwundungen erhielt. 5 — Walldorf, 14. Dezbr. Von einem Schickſalsſchlag wurde dieſer Tage der hiefige Land⸗ Das Geheimnis der Frau de la Mart. 23 Noman von H. v Limpurg. Drinnen ward haſtig eine Thür geöffnet, leichte Soltte kamen näher. Das Schloß flog auf und eine ehrwürdige Dame breitete halb jubelnd, halb ſchluchzend die Acme aus, indem ſie rief: „Mein 05 mein Friedrich, Gott grütze Dich im Mutter⸗ auſe!“ 8 „Mama, da bin ich, Gott ſei gedankt, daß ich Dich noch habe,“ erwiederte Leuthold und lange Nellen ſich Matter und Sohn umſchlungen. Dann richtete ſich die Frau Nath von Leuthold auf und „Und nun komm ins ſagte vor Freude zitternd: Zimmer, Fritz. Du mußt ganz erfroren ſein von der langen Nachtreiſe. Hier iſt Dein Zmmmer. Als ſch geſtern Abend Dein Telegramm erhielt, ließ ich es gleich heizen. Lege ab, Fitz, und dann komm ins Wohnzimmer, der Kaffee iſt gleich fertig.“ Mie diel that dem unglücklichen Manne der herzliche Empfang, das ganze traute Heim der Mutter. Bald ſaßen Mutter und Sohn beim Kaffeetiſch. „Und nun ſprich, mein lieber Fritze Was iſt Dir widerfahren?“ frug Frau von Duthold. Der Hauptmann blickte traurig in die treuen Mutteraugen, dann begann er, das Antlitz mit der Hand beſchattend, von ſeiner Diebe und ſeinem Schmerz zu erzählen. Es war ein langer, trüber werden, bringen als neue Kämpfe Frühſtück hatte fie den Bruder allerdings geſehen, doch er blickte ſo finſter drein, Bericht und die Mutter ließ eine Thräne nach der anderen über ihre Wangen rollen. Zättlich legte ſie dann die Hand auf des Sohnes Arm und ſagte: „Mein armer Fritzl So haſt Du ſchon jetzt er ⸗ fahten müſſen, wie das Glück zerfließt gleich einer Seifenblase! Aber, faſſe nur Muth! Die arme Luiſe, von der ich geſtern einen liebevollen Brief erhielt, iſt ſelbſt unglücklich, denn ſie liebt Dich wirklich. Thue was Du kannſt, um den Abenteurer zu ent⸗ larven. Paß auf, Fritz, er hat jedenfalls den Ge⸗ heimrath beſtochen, das Manuſcript für echt zu er⸗ klären ſelbſt gegen ſeine Anſicht! Vielleicht brauchte Herr von Norden Geld. Des Geldes halber iſt ſchon mancher ſchlimme Handel abgeſchloſſen worden.“ Da ſprang Leuthold auf wie vom Blitz ge⸗ troffen und ein Schleier fiel von ſeinen Augen. Ja, das — Geld! Leopold von Norden halte ja Schulden! Alſo darum mußte die Tochter dom Vater geopfert um den Sohn zu beſreien. „Du haſt vielleicht Recht, Mutter!“ erwiderte er dann bitter. „O daß ich es nicht eher errieth. O meine arme, theure Luiſe, Du darfſt nicht elend werden durch den liebloſen Vater.“ dae Luiſe von Norden dem kommen⸗ Was würde er anders und neues Leid! Beim Traurig blickt: den neuen Tage entgegen. daß ſie nicht wagte zu reden. Noch ehe der Vater kam, ſtand Leopold auf, um fort zu gehen und reichte voll ungeſtümer Zͤrtlichkeit der Schweſter die Hand. „Gott helfe uns. Luiſe!“ ſagte er halblaut, „ſel ſtandhaft und bleibe Friedrich treu! Und, wenn der Vater Dir nochmals befiehlt, jenen Schuft zu heirathen, ſo lehne ab und verzage nicht — ich ſchieße ihn wie einen böſen Hund über den Haufen, darauf verlaß Dich.“ „Leopold'“ rief Luiſe entſetzt, „was iſt vorge fallen? O, mir ahnt ein furchtbares Unglück!“ „Fluch über diejenigen, welche es heraufbe ſchworen,“ murmelte der Aſſ ſſor finſter. „Weißt Du — daß Leuthold geſtern Abend abgereiſt iſt?“ Entſetzt zuckte fie zuſammen, denn das ſchien ihr unmöglich! Er konnte ſie jetzt nicht verlaſſen mitten in der Gefahr. 5 „Ich weiß nichts,“ ſtammelte ſte tonlos,“ „ 1 nichts. O. Leopold, ſage mir alles was Du weißt. i „Es iſt nicht viel,“ meinte der Aſſeſſor bitter, „Friedrich ſandte mir geſtern einen Brief — den ich brauchte und mit demſelben wenige, traurige Zeilen des Abſchiedes. Hier, lies ſelbſt.“ Mit Entſetzen griff das arme Mädchen. nach dem Briefe des Geliebten und las, was er geſchrieben; dann hefteten ſich die Augen angſtvoll auf den Bruder und ſie frug zitternd: „Was meint Fried⸗ rich, wenn er ſagt, ich könne Dir eröffnen, weshalb er geht Und jener Brief? Von wem iſt er?“ (F. f.) Wee — — —