Abwägung der deutſchen Zugeſtändnſſſe ſetlen die da⸗ für eingetauſchten Vorth ile einheitlich zu betrachten. Durch die Verttäge der deutſchen Induſtrie das Abſatzgebiet im Weſenklichen erhalten und der Land⸗ wirtſchaft ein lohnender Vertrieb ihrer Erzeugniſſe geſichert. — Berlin, 7. Der deutſche Zolltarif enthält folgende Poſitionen in Pfennigen: für 100 Kilo Weizen 350, Roggen 350, Hafer 280, Hülſenfrüchte 150, Gerſte 200, Mais 160, Malz 360, Gerber⸗ lohen frei, Faßdauben 30, Bretter 80, Hopfen 1400, Wein und Moſt 2000. Butter 1600, Eier 200, Fleiſch 1500, Schwein fleiſch 1700, lebende Schweine 500 per Stück. 5 London. 7. Dez. Der Daily Chronicle meldet aus Shanghai, Telegramme des Vizekönigs und anderer glaubwürdiger Perſonen beſtätigen die Niederlage der Aufſtändiſchen. Die Schlacht fand fünf Meilen von Chaoyang zwiſchen 4500 kaifer⸗ chen Truppen und 3000 Aufftändiſchen ſtatt, deren Kavallerie ſtärker als die kaiſerliche war. Die In⸗ anterie der Aufſtändiſchen iſt dezimirt. Die Kovallerie rgriff die Flucht, kein Pardon wurde gegeben, die Verwundeten wurden getödtet, insgeſammt fielen 1109 Mann. Die Aufſtändiſchen plünderten und brannten Alles nieder auf der Flucht. Die Zahl er bei dem Blutbade umgekommenen eingeborenen riſten wird auf 500 angegeben. Verſchiedenes. — Ladenburg, 8. Dez. Am Sonntag dend hielt der Gefangverein hier im Gaſthaus zum chiff eine thꝛatraliſche Abendunterhaltung ab, welche ahlreich beſucht war. Die einzelnen Stücke wurden ufs Beſte ausgeführt und fanden allſeits reichen Beifall. — Ladenburg, 8. Dezember. Sonntag den 13. Dez. l. J. nachmittags halb 3 Uhr findet in Edingen (im Reſtaurationsſaale der vorm. Gröfl. Oberndorff'ſchen Brauerei) eine Ratſchreiberver · ammlung ſtatt, bei welcher, außer dienſtlichen An⸗ elegenheiten, hauptſächlich Beratung gepflogen wird, egen einer an den jetzt verſammelten Landtag ein⸗ zureichenden Petition um geſetzl. Regelung der Für⸗ ſorge für dienſtunfähige Gemeindebeamten und deren Hinterbliebenen. Da den Ratſchreibern die Reichs⸗ geſetze: Krankenkaſſe, Invalitäts und Altersverſorg⸗ ung nicht zu gute kommen, ſo iſt das Beſtreben der Ratſchreiber, in dieſer Richtung geſetzliche Regelung zu erlangen, gewiß kein unbiliges Verlangen und wünſchen beſten Eefolg. — Mannheim, 6. Dez. Letzte Woche wurde hier durch Herrn Pol'zeikommiſſär Meng eine Diebesbande dingfeſt g macht welche die ganz: Pfalz und die Städte bis Cöln unſicher machten. — Weinheim, 6. Dez. Ende voriger Woche iſt der ſeit bisher angeſtellte Kaſſſendiener, Schneider Stregen, mit einer beträchtlichen Summe der von ihm erhobenen Gelder circa 1000 1500 Mark durchgebrannt. Derſelbe genoß das voll: ſtändige Verkrauen; Kaution ſoll er keine geſtellt haben. — Heidelberg, 6. Dez. Ein äußerſt frecher Einbruchsdiebſtahl wurde in der Cantine des hiefigen Cementwerks vrrübt. Noch nicht ermittelte Thäter erbrachen nämlich die zu den Wirthſchafts⸗ raͤumen führende Thüre, nahmen alle vorhandenen Eßwaaren an ſich, ſteckten ein Faß Bier an, d ſſen Inhalt ſie ſich gut ſchmecken ließen räumten über⸗ haupt in einer Weiſe mit den vorhandenen Nahrungs⸗ und Genußmitteln auf, wie ſie gründlicher kaum ge⸗ dacht werden kann. — Aus Baden, 4. Dezbr. In Oberkirch wurde eine aus Lehrlingen beſtehende Diebsbande entdeckt und 5 Perſonen bereits verhaftet. Der Wert der geſtohlenen Gegenſtände — die ein förm⸗ liches Warenlager bildeten ſoll über 400 M. betragen. In Mannheim unterſchlug ein in einem Holzgeſchäft angeſtellter Commis einen Geldbrief mit 1160 M. und brannte durch, wahrſcheinlich nach Amerika. — Der wegen Ermordung und Be⸗ raubung des Wirts Dühmig von Borthal in Unter⸗ ſuchung genommene Mann, welcher ſich bisher als Johann Wagner, Viehhändler aus Insbruck, aus⸗ gab, iſt, wie man der „Karlsr. Ztg.“ anſcheinend offiziell meldet, jetzt in ſeinen richtigen perſönlichen Verhältniſſen erkannt. Er iſt der ſchon ſchwer vor ⸗ beſtrafte ledige Schuhmacher Michael Reiter aus Angkofen, Kgl. Bezirksamts Pfaffenhofen a / Am. Bremen, 7. Dezbr. Die Gebäude der Aktiengeſellſchaft Bremer Oelfabriken find heute nacht total niedergebrannt. — In Roſchach ſtarb dieſer Tage ein vermoͤg⸗ licher Mann; derſelbe vermachte dem Männergeſang⸗ verein „Helvetia“ 1000 Franken unter der Veding⸗ ung, daß dieſer Verein ihm am Grabe das Göthe'ſche Led „Es war ein König im Thule“ finge. Dieſem abſonderlichen Verlangen entſprach jedoch die „Hel⸗ vetia“ nicht. Trotzdem iſt von den Erben des Ver⸗ ſchiedenen die vermachte Summe von 1000 Franken an den Verein ausgezahlt werden. i — Saint Etienne, 6. Dezbr. In den 10410 Kohlengruben fand eine Exploſton ſchlagender Wellen 00 ſtatt. Man befürchtet 60 bis 80 Opfek, 4 5 — Saint Ctienne, 7. Dez. Die Auf N gat findung der in Folge einer Explofſon ſchlagender Wekter Verunglückten iſt ſehr ſchwierig, man befürchten 83 Todte. Das Vorkommniß iſt dem Stlllſtand des Ventilators zuzuſchreiben. — Eine gräßliche Mordthat, iſt geſtern (5) am noch lichten Tage in einem Hauſe des Boulevard fle 5 du Temple in Paris verübt worden und perſetzt die 4 Stadt in große Aufregung. Die 70 jährige Baronnn Dellard, Mutter des gleichnamigen Unterbureauvor⸗ a ſtandes im Keiegsminiſterium, wurde in ihrer Wohn⸗ weihne ung von einem feingekleideten jungen Manne, der i geklingelt hatte, ſofort, nachdem ſie ihm geöffnet hatte, em überfallen und mit Meſſerſtichen getödtet. Derſelbe zue aus griff auch das eben mit einer Lampe eintretende b Dienſtmädchen an und brachte demſelben mehrere uke ſchwere Wunden bei, floh aber, als das Mädchen ſuhe mt laut um Hilfe ſchrie. Der Mörder beſaß die Dreiſtſg⸗ uta keit, beim Verlaſſen des Hauſes zum Hans meister 115 Ci zu ſagen: „Schließen Sie doch die Thüre zu, ez 1 geht etwas in Ihrem Hauſe vor.“ Während der me, von den Nachbarn geholte Polizeikommiſſär den Thalſtand aufnahm, brachte ein Diener des Kriegs⸗ miniſteriums einen Brief des Barons Dellard, feine int Mutter benachrichtigend, daß er mit Freunden den Abend zubringe und daher nicht zum Eſſen nach . Hauſe komme, Der Komm ſſär legte die Siegel an t die Wohnung, um dem Sohne den entſetzlichen An⸗ N blick ſeiner im Blute liegenden Mutter zu erſparen, und ließ die Leiche nach dem Leichenhauſe bringen. — Das Dienſtmädchen war heute (5. Dez) im Kranken⸗ hauſe ſo weit wieder zu Kräften gelangt, den Her⸗ gang berichten und den Möeder beſchreib en zu können. FFC Seidenſtoſſe (chwarze, welße u. farbige) v. 95 Vf. bis 18.65 p. Met. — glatt, geſtreift u. gemuſtert (ca. 380 verſch. Qual. u. 2500 verſch. Farden) — onze verſendet roben⸗ u. ſtückweiſe porto⸗ u. zollfrei das u hen Fabrik⸗Depot G. Henneberg (f. u. K. Hoflief. Zürich. Muſter umgehend. Doppeltes Brſeſports ad n nach der Schweiz. I Seidene Fahnen⸗ und Steppdetkenſto e, 120 Ctm. breit. 2 Ironie, „außer uns beiden ahnt kein Menſch dieſe Thatſache.“ „Uns beiden? Sollten — Sie darum gewußt aben?“ frug der Geheimrath erſchrocken. 5 „Ich? Natürlich nicht, Herr Geheimrath, doch ſagten Sie mir es eben.“ 5 „Und Sie könnten wirklich meinen — daß ich — ein Falſtkat für echt beſtätigen ſollte ? Herr Baron, das wäre — Schurkerei!“ „Nicht ſo haſtig,“ beſchwichtigte Linden, deſſen kriechend höfliches Weſen mit einem Male in eine gewiſſe Ueberlegenheit umſchlug. Weshalb wollen Sie eine ſolche Bagatelle mit dieſem Schmähworte belegen?“ „Für einen Ehrenmann giebt es nur einen ge⸗ raden Weg.“ „Aber beſter Herr Geheimrath, regen Sie ſich doch nicht ſo auf! Wenn Sie die Handſchrift für echt erklären — “ „Ich kann es nicht — es wäre für mich ein moraliſcher Ruin.“ . „Aber beſter Herr von Norden, nach Ihrer ein⸗ gehenden Unterſuchung jenes Bach'ſchen Liedes wird es Niemanden einfallen, deſſen Echtheit anzuzweifeln. Mir — iſt viel daran gelegen, es an die Univer⸗ ſttät zu verkaufen und — hm, ich will mich auch gerne erkenntlich beweiſen.“ 1 Bei dieſen wie beiläufigen Worten nahm er ein Packet Banknoten aus der Taſche und zählte fie langſam vor dem völlig erſtarrt daſtehenden Profeſſor auf. Es waren — 10,000 Mark, juſt die Summe, welche Leopold zur Tilgung ſeiner Schulden bedurfte. „Nun, beſter Freund, was meinen Sie jetzt zu dem Manuſcript? Haben Sie Ihre Anſicht etwa geändert und meinen nun doch, es fei echt,“ „Ich — weiß — nicht — ſtammelte der Gelehrte, aber es mag ſein, daß ich mich täuſchte, als ich Bleiſtiftſtriche zu unterſcheiden glaubte.“ „Bravo, Herr Geheimrath, allerdings täuſchten ſich, als Sie die Handſchrift für gefälſcht hielten. Hier iſt das Ihnen gehörige Geld und ich bitte Sie, mir die Gutachten zu zeigen, welche Sie heute der Univerſität vorlegen werden.“ „Ich habe — noch keine entworfen,“ antwortete Sie ö der Geheimrath gedrückt, und — werde es in einiger Zeit thun.“ „Nicht ſo! Zeit iſt Geld,“ ſagt der Engländer, „und je eher wir die Sache abmachen, je beſſer wird es für uns ſein. Bitte, ſchreiben Sie!“ Die zitternden Finger des Geheimraths griffen gierig nach den bunten Banknoten. Das Raſcheln derſelben that ihm wohl, denn es überzeugte ihn, daß er nicht träumte und wirklich im Beſſtze jener heißerſehnten Summe war. Brieftaſche geborgen, athmete e hellte ſich und er wandte ſich ſeinem Gaſte. „Sie ſollen ſich nicht in mir täuſchen, Baron Linden. Morgen haben Sie jenes Geld in Händen — und die Univerſität beſitzt jene Handſchrift!“ „Ah, das iſt recht, lieber Geheimrath. Nun ſchreiben Sie erſt das Gutachten — ich warte darauf.“ f 0 5 ö Als er ſie alle in der uf, ſein Antlitz er⸗ der Thür wandte er ſich nochmals um und ſagte⸗ ruhig: „Morgen früh hole ich mir das Jawork, bis nur in des Geheimraths Inneren erhob ſich ein ge⸗ Linden lehnte ſich ruhig in den Fanteufl zu⸗ rück, ſpielte mit den Troddeln deſſelben und beob⸗ achtete dabei heimlich die gebückte Geſtalt des Schreiben⸗ den, der ab und zu innehielt und endlich nach dem letzten Zug die Feder hochathmend beiſeite legte und aufſtand. „Hier haben Sie die gewünſchte Beſcheinig⸗ ung, Herr Baron,“ ſagte er, ohne Linden anzuſehen, „ich werde in Ihrer Gegenwart das fragliche Ma⸗ nuſclpt einpacken und fortſchicken. Morgen — darf ich Ihnen ſodann die Summe einhändigen, welche ut aft m het ict die Univerfität ſich zu zahlen bereit erklärte.“ ib „Sehr ſchön, Herr Geheimrath. Die Geſchäfts⸗ m 7 angelegenheit wäre nun zur Zufriedenheit zwiſchen uns erledigt. Nun kommt noch die Herzenſache! u ih Wie ſteht es mit Fräulein Luiſe? Wird ſie ein⸗ ali willigen, meine Gemahlin zu werden? 15 „Ich — denke, Herr Baron. Die Frauen 110 find ja oftmals wunderlich launenhaft und behaupten, 0 ohne Liebe ſei eine Ehe undenkbar.“ 3 „Aber ich habe der Liebe genug für uns beide, beſter Herr von Norden, und will das Fräulein be⸗ 8 fitzen.“ 1 „Gewiß wird meine Tochter wollen; ſie muß it! für den Vater Alles thun.“ N „Sie werden ihr alſo ſagen, verehrter Herr — Schwiegervater, daß Luiſe meine Werbung — od. U ſagen wir meine Liebe annehmen muß!“ Ein leiſes, teufliches Lachen ſchlug an das Ohr des gequälten Mannes, dann ging der Baron. In Wü dahin leben Sie wohl!“ a Der Geheimrath blieb allein zurück; draußen verhallten die Schritte Lindens, es wurde ganz ſtill, wattiger Sturm, Was war geſchehen, daß ſeine Stirn brannte, die Lippen ſich feſt zuſammenſchloſſen und eine Stimme in der Bruſt gellend rief: Be⸗ trüger!“ O, Gott; bisher war hoch erhob nen Haupt- durch das Leben gegangen, auf jeden herabſehend, der in der Noth des Daſeins vom richten Wege ab⸗ i — und nun! (Fortſetzung folgt.) a 90