N , f i in . 9 55 in bie be 1 110 ue 0 rh U Ut! 04 In * 70 9 um cl 15 nur mit mir. 5 blatt Mk. 1.40 frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 99. udenburge Allgemeiner Anzeiger brſcheint jeden Dienztag und Freitag Abend. Preis viecteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unterhaltungs⸗ . für Ladenburg und Imgegend. 5 x 50 Anzeigen: die 1⸗ſpaltige Corpus-Zeile oder deren Naum g 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Druck und Verlag von Rarl Molitor, Ladenburg. Corpuszeile. Neclamen 20 Pfg. Samstag den 5. Dezember Nr. . Folitiſces. ) Ladenburg, 4. Dez. Im Reichstage folgte am Dienſtag der dreitätigen Generaldebatte Ader den Etat, die nach verſchiedenen Richtungen ſo bemerkenswerte Momente darbot, eine kolonial⸗ polſtiſche Debatte. Dieſelbe knüpfte äußerlich an den vorgelegten Etat für die Schutzgebiete an und wurde mit einer kurzen Rede des Schotzſekretärs Malt zahn⸗ Galz eingeleitet, welcher den Colonialetat der wohl⸗ wollenden Beurteilung des Hauſes empfahl. Als keſter Redner aus dem Hauſe ſprach der freifinnige Abgeordnete Bamberger, der aus ſeiner bekannten Abneigung gegen die Colo nialpolitik Deutſchlands kein Hehl machte. Der freiſtnnige Redner zeichnete ein in ſehr dunkeln Farben gehaltenes Bild von der Lage in den deutſchen Colonien, hierbei die perſchiedenen Mißgeſchicke aufzählend, welche die deuiſche Colonialpolitik in letzter Zeit getroffen kaben. Herr Bamberger äußerte dann die Anſchau⸗ ung, daß die vielen Opfer an Geld und Menſchen⸗ leben, welche die deutſchen Colonialunternehmungen ſchon gekoſtet hätten, in gar keinem Verhältnis zu den bisherigen angeblich geringen Erfolgen der lehteren ſtünden. Auch behauptete Abg. Bamberger, daß der frühere Colonialenthuſiasmus im deutſchen Holle gewaltig im Schwinden begriffen ſei. Er ſcloß ſeine langausgeſponnenen Darlegungen mit der Aufforderung an die Centrums partei, dieſelbe möge, als die Hauptſtütze unſerer Colonialpolilik, ihren Einfluß zu einer Einſchränkung unſerer kalonialpolitiſchen Beſtrebungen verwenden. Regier⸗ ungsſeitig trat Geh. Legations Dr. Kayſer den Ausführungen Dr. Bambergers in einer Reihe ein⸗ ener Punkte entgegen, ohne ſich indeſſen in allge⸗ einern Erörterungen einzulaſſen. Auch der konſer⸗ bative Abgeordnete Graf Armin bekämpfte die peſſimiſtiſchen Schilderungen Dr. Bambergers vonſder Lage der deutſchen Colonialpolitik, doch brachte der konſervative Redner nichts beſonders Neues vor. Nach ihm ergriff Geh. Legitationsrat Dr. Kayſer nochmals das Wort und verſuchte, die Behauptung zu entkräften, daß die Expedition im Süden von Kamerun, bei welcher Freiherr v. Gravenreuth den Tod gefunden, vom Reiche nicht genügend ausge⸗ rüſtet geweſen ſei. Hierauf ſprachen noch im kolo⸗ nialfreundlichen Sinne die Abgeordneten v. Strombeck (Centrum). und Scepio (nat.⸗lib.), worauf die Debatte unter perſönlichen Bemerkungen geſchloſſen wurde; der Colonialetat ging an die Budgetkom⸗ miſſion. Schließlich gelangten noch einige Rechnungs⸗ ſachen zur Erledigung. Am Mittwoch beſchäftigte fich der Reichstag mit verſchiedener Initiativanträgen. — Im Auswärtigen Amte zu Berlin wurde am Dienſtag der deutſch⸗belgiſche Zoll⸗ und Han⸗ dels vertrag paraphirt. Die Paraphierung des gleichen zwiſchen Oeſterreich und Belgien abgeſchloſſenen Virtrages ſteht unmittelbar bevor. N — Die jüngſte Auslandsreiſe des Leiters der auswärtigen Politik Rußlands, des Herrn v. Giers, wird j tzt vom „Journ. de St. Peterb.“ in einem längeren Artikel kommentirt. In demſelben wird die Zuverſicht ausgedrückt, daß die Zuſammenkünfte Giers mit den leitenden Staatsmännern Italiens, Frankreichs und Deutſchlands zur Klärung der Lage zur Beſeitigung von Mißverſtändniſſen und hiermit zur Aufrechterhaltung des Friedens beitragen würden. Bemerkenswert iſt, daß Herr v. Giers alsbald nach ſeinem Wiedereintreffen in Petersburg dem deutſchen Botſchafter v. Schweinitz einen mehr als einſtündigen Beſuch abſtattete. Karlsruhe, 2. Dez. Das Zentrum brachte 1891 einen Geſetzentwurf, betreffeud die Einführung direkter Landtagswahlen, ein. Paris, 1. Dez. Die franzöſiſche Abgeord⸗ netenkammer nahm eine Beſtimmung an wonach die nach Frankreich kommenden Ausländer, die daſelbſt vorübergehend oder dauernd ein Berufsgeſchäft aus⸗ üben wollen, gehalten ſein ſollen, binnen 8 Tagen eine entſprechende Erklärung an das Bürgermeiſter⸗ amt der Gemeinde zu richten, in der ſie dauernden Aufenhalt nehmen wollen. Verſchiedenes. — Mannheim, 1. Dez. Als Eigentümerin der vor einigen Tagen von einem Dienſtmädchen auf der Straße gefundenen 10 Stück Tauſendmark⸗ ſcheine hat ſich nunmehr die Firma „Mannheimer Oelfabrik“ erwieſen. Dieſelde hat die Ehrlichkeit des Mädchens in wahrhaft hochherziger Weiſe mit einem der gefundenen Scheine belohnt. — Karlsruhe, 2. Dezbr. Die ſoeben er⸗ ſchienene Ne. 24 des Geſetzes⸗ und Verordnungs⸗ blattes veröffentlicht das von beiden Kammern be⸗ ſchloſſene Geſetz, betr. die Steuererhebung in den Monaten Dezember, Januar und Februar. Damit hat die von der großh. Regierung in Vorſchlag ge⸗ brachte Steuerermäßigung Geſetzkraft erlangt und es werden alſo für die nächſten drei Monate nur noch erhoben werden an: Einkommenſteuer 2 Mark für je 100 Mark Steuerkapital, Grund und Häuſec⸗ ſteuet 15 Pfennig von je 100 Mark Steuerkapital Gewerbeſteuer gleichfalls 15 Pfg. und Kapitalrenten⸗ ſteuer 10 Pf. von je 100 Mark Steuerkapital. — Offenburg, 2.3 Dez. In Frieſenheim brach ein großer Brand aus, dem einige Häuſer u. vier gefüllte Scheunen zum Opfer flelen. Im Hauſe des G. Wieber ſoll das Feuer entſtanden ſein. Weiter wurden von dem Brandunglück betroffen: Nath⸗ Das Geheimnis der Frau de la Mart. und reichte es dem Sohne, der es ergriff und da⸗ 19 Noman von H. v Limpurg. Einen Moment ſchwieg der Aſſeſſor. Wie ein ſcharfer Dolchſtich drang wilder Schmerz durch ſeine Seele, er mußte an den Blick jener unergründlichen U 0 dunklen Augen denken, er hörte von neuem die ſüße, berlockende Stimme Juanas? Aber dann richtete et ſich jah empor, wiederum blitzte ſein Auge im Zorn und er entgegnete rauh: „Nein Vater und nochmals nein! Sie iſt von falſcher Art und ſpielt Aber laſſen wir dieſe Dame und teden wir von Marie Luiſe.“ „Mein Wille ſteht ſeſt, fuhr der Geheimrath abermals auf, „ſie heiratet Linden; ich mag ihn gern, er wird durch die Handſchrift ein berühmter Mann, iſt reich.“ „Haſt Du daft irgend einen Anhalt, Vater? Er kann ebenſo gut ein Abenteurer — als die Hand⸗ ſchrift eine Fälſchung ſein.“ „Still, mein Sohn! Ueber letzteres laß uns 3 urtheilen, Du kannſt davon nichts ver⸗ ehen.“ „Wer weiß, Papa, ich hege die felſenfeſte Ueber ⸗ zeugung, daß jenes Bach'ſche Nied unächt iſt. Zeige mir doch, bitte, das Manuſcript.“ „Weshalb, mein Sohn, es lann für Dich kaum don Intereſſe ſein.“ Etwas zögernd nahm Geheimrath von Norden das ihm von dem Baron zurückgelaſſene Manuſeript mit ans Fenſter trat. Prüfend hielt er es gegen's Licht und nahm haſtig das Vergrößerungsglas. „Haſt Du ſchon bemerkt, Papa, daß die Tinten⸗ ſtriche genau und hoͤchſt mühſam über Bleiſtift nach gezogen ſind? Man merkt es nur an den Haar⸗ ſteichen der Noten, bei dennen ſich die Unficherheit verräth'“ „Vorurtheil, lieber Eugen; ſolche grobe Täuſch⸗ ung würde uns Gelehrten wohl nicht entgangen ſein.“ „Ah und dieſer Baßſchlüſſel; er müßte doch jedenfalls Dir aufgefallen ſein, beſter Vater!“ „Om, er wird nur etwas flüchtig ausgeführt ſein, an dem Rande iſt er ſicherer.“ „Auch der Grundſtrichbogen ſieht dick und natür⸗ lich aus, während der an dem Liede hier augen⸗ ſcheinlich Über Bleiſtift nachg zogen iſt. Bitte fiehe, ob ich Recht habe.“ 5 Finſter und zögernd ergriff der Geheimrath das 8 gelbliche Blatt, dann, nachdem er dem Wunſche des Sohnes nachgekommen war, ließ er es finken; ſein Antlitz war erdfabl, ſeine Hände zitterten und die ö Augen quollen faſt aus den Hohlen. „Wenn Du recht hätteſt Leopold,“ ſtöhnte der Geheimrath entſetzt, „ſo wäre mein Ruf dahin, ich würde für einen Thoren gelten.“ „Nein, Papa, ſondern für einen gewiſſenhaften Gelehrten, welcher genau prüft, ehe er ſich ent⸗ ſcheidet.“ „Laß mich allein, Leopold,“ rief der alte Herr außer ſich, „ich muß von Neuem beginnen zu unter⸗ ſuchen. Mein Kopf iſt wirr und ich fühle wie das Blut in den Adern fiedet.“ „Wirſt Du nun Dein hartes Wort Luiſen gegenüber zurücknehmen, Vater?“ „Nein,“ lautete die ſchroffe Antwort, „denn Linden iſt ficher unſchuldig an dem Betruge und er liebt ſie aufrichtig. Zudem ſein Reichtum.“ „Iſt vielleicht ebenſo erfunden und unecht als die Handſchrift.“ „Kein Wort weiter, mein Sohn; ich wünſche und fordere Gehorſam von meinen Kindern.“ „Vater, ehe ich gehe — habe ich Dir noch eine Mitteilung zu machen,“ begann Leopold, ſicht⸗ lich mit ſich kämpfend, „ich weiß wohl, ſie wird Dich ſchmerzlich berühren, deshalb ſchwieg ich ſo lange es anging.“ „Du haſt — neue Schulden?“ frug der Ge⸗ beimrath ath mlos, und es war, als wollte ſeine Stimme vor ungeh'uerer Angſt verſagen. „Wenn Du es errathen haſt, Papa — nun denn ja! In vierzehn Tagen ſpäteſtens muß ich — 10,000 Mark zahlen.“ Mit einem Aufſchrei des Entſezens kaumelte der Geheimrath zurück, dann ſtarrte er mit ſchmerz⸗